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Aus der Heimath. Ein naturwissenschaftliches Volksblatt, 1859, No. 51.

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Ein naturwissenschaftlichrgVolksblatt MkausgrgrtiennnnE. »A.Rohmäszlen

Wöchentlich1Bogen.DurchalleBuchhandlungenundPostämter für vierteljährlich15Sgr.zubeziehen.

Nd.51. 1859.

Osiin CCizciushcihn.«---)

VonIz. Elz. K.

ZumeinergroßenFreude fand sichbeidemneuerkauf- tenHausundGarten einallerliebstesHühnerhöfchenzhin- tenmiteinerwohlverwahrtenKammer zumAufsitzen,vorn miteinerGitterthür indenGarten undaufderSeitedurch dieSpalieredieAussicht aufdengroßenschönenNachbars- gartenzurRechten.EssaheinemSalon sehr ähnlich,und wenn ich späterdemTreiben darinruhigzusah,wollte es mich oftbedünken, alsspiegelesichdarin einStückchender großenWeltab.

Jchhattebald sechs schöneHühnchengekauft,dieich einwenig beschreibenmuß,umsie unterscheidenzu können.

««)EsnahtderTag,vondeinesheißt, daßerumeinein-Hahn- fchreizugenommen habe. AlsoschonausdiesemGrunde wäre obigerArtikelindieserNummer ganzanseinem Platze.Mehr nochaberisteresalsWeihiiachtsgeschenk.Allewollen wir einander amWeihnachtsabende erfreuen, und daßdieLebens- eschichtedesHaushahps aARE-seineLeserundLeserinnener-

reuen werde,desbingewiß. Letztere,meineliebenLesekin-

nen, werden ohne ZweifelhemUsiUhlemsokönne nur eine Frau schreiben,denn nureineFraukönneso feinund«sinnig dieNaturverstehen.Siehaben recht gefühlt·Undwenn dann diegeftrengen HerrnMannerkommen und ungläubig lächeln, so mögen sienur einmal dieProbeaufderFrauB.B.K.

Exempelmachen. Man beobachte! DieFrauBerfasserin mögeesmeinem strengenRedaktionsgewissenzu Gutehalten, daß»ichihreMittheilungenvordasstrenge ForumderWissen- schaft»—sie hateinRecht,«essozunennen —- geschleppthabe, unddieses dazubeifülllggenickt hat. Jch habeimmer ge- dacht,aberfnieGelegenheitgehabt,es uerproben,daßder Hühnerhofeinergiebiges Feld furNatursiudiensei, seitich in Masius’hatte. »Natukstudien«dieSchilderungdesHaushahnsgeksen.

Einswareinfachschwarzmitlebhaften Augenundstarkem Kamm,daszweite weißmitschwarzenFlügeln,dasdritte weißmitschwarzemKopfundschwarzemSchwanz,das viertegoldbraun,dasfünftebraungesprenkeltmit braunen Flügeln,dassechsteschwarzmiteinemkleinenFederhäub- chen.Siewaren allenochganzjungundunerfahren,und hattennochwenigvon derWelt gesehen.Nun fehltenoch der-Hahn und ichwußte, daßdarin dieWahl schwerist, weilman oftdurch GestaltundFarbenspielverleitet, einen feigen, charakterlosenoderfalschenundeigensüchtigenGe- sellen wählt,vor denendieHennenkeinenRespekt haben, undentweder inHaderuntereinander gerathenodersich verlaufen,wenn siekönnen.

Dahörteich zufällig, daß eine FrauinderNachbar- schaft ihren schönenHahn verkaufenwolle,weilersietäg- lich ärgere. Erwolle keinanderes ThieraufdemHofe dulden alsnur seine Hennen,undbinde selbstmit dem Hundean, andererTücken garnichtzugedenken. Ichging ihn anzusehen,undwar erstaunt. Eswar bei weitem der schönsteHahn,denich je gesehen.Groß mitstarkem,kur- zemSchnabel, prachtvollemKamm, dickundhochempor- stehend, ngdgelbem Gefiederunddreilangen goldgrünen schöngeschwungenen Schwanzfedern,die Beine kurzund starkmitmächtigensingerlcingenSporen. Dabei blickte ermitleuchtendenAugenumsich,alsgehöreihmdie ganze Welt. Ichwar entzücktundzahltewas dieFrauver- langte;alsichaberdieThürmeinesHöfchensfür ihnöff- nete,betrübte esmich, daßichdiesem prächtigenGeschöpf nichts besseres anzubieten habe.Aber erhatte sichbald

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eingerichtetundschienganzzufrieden.Jchbemerktebald, daßerbei allerFürsorgeeinstrengesRegiment führe,und daßerfür jedeArtdesVerweisesoderBefehles für seine Hennen einen andern, stark betontenLauthatte.Vonwas

erlebte,habe ichniebegreifenkönnen, dennwenn ichdas Völkchenfütterte, thaternichts,alsschöneKörnchenoder StückchenBrotsehr ostensible aufzupickenundmöglichsthoch herunterfallenzulassen,wo denn dieHenneneilten,sie wegzunehmen. Pünktlichumneun UhrVormittagswurde dieWahlderTaghenne,Dame dujour,unter vielemGe- schreiundGackern getroffen,wobei sichderHahnaber durchaus passiv verhielt.WährendvierundzwanzigStun- denhatte ihm diesestetszur Seite zu seinundNachtsneben ihmzusitzen, dochkonnteich deutlichbei denlebhaftenVer- handlungenbemerken,daßdieHennendiesesEhrenamtnur ungern annahmen,denn diejenige, welchedaran mußte, schriegewöhnlichalswenn's ihransLebenginge. Wenn ich früh MorgensdenLadenvomSchlüpflochzog undda- mitdieErlaubniß gegebenwar, sichim Garten zuergehen, sowar esganzkomisch,daßumneun Uhralles wiederin denHof zurückeilte,umdieWahl vorzunehmen,als wäre das draußenweder thunlich noch passend. Gedachtes Schlüpflochvermittelte, nachdemerlangescheuundmiß- trauischgegenmichgewesen,desHahnes Freundschaftzu mir. Jchhatte schon öfterbemerkt,daßerimmermehr- mals ansetzte,um herauszukommen;einesTagesaber schienesihmganzunmöglichund erliefdaher,als alle Hennenhinauswaren, ingroßerUnruheimHofeherum.

Dafielenmirseine mächtigenSporen einundich öffnete daherdieThür,um ihn heraus gehenzulassen. Jedes andereThierwäredaraufseines Weges gelaufen;mein Hahnaberging erstlangsamundnachdenklichheraus,dann bliebervormirstehen,alswollteermichanreden,und ging endlichmitmirbisandieHausthür.Seinganzes ThunundBlickendrücktendeutlichaus, daßermirso vielEinsichtnichtzugetrauthatte,nun aberzufriedenmit mirsei.

Vondaanwar ernichtmehr scheu,stelltesichoftvor michhinodergingmirzurSeite, undbemühtesichnach Kräften meineWünschezuerfüllen.UnserVerständniß machte überraschendeFortschritte,indem ich kurzundnach- drücklichmitihm sprach,ermirabermitausdrucksvollen Geberden antwortete. Wenn,was jedochseltengeschah, eineHenneindenBlumenbeeten gescharrt hatte, so schalt ichihn, daßernicht besserAufsicht halte, worauferdirekt aufeineHenne zuging,undihr nachdrücklichundauf her- rischeWeise solchenUnfugverbot. JaeinesTages, als ich fand, daßderBraunen undSchwarzköpfchensEierfehl- ten, machteichihn wegen-dem muthmaaßlichenVerlegen derselbenverantwortlich, indemichzweiEiervor ihnhin- legte.Erverstand mich sogleichundlief schreiendundkol- lernd denHennen nach.Alsich stehenblieb,umzuzusehen, kamenbeideHennendenGarten herauf,eineliefsogleich zu einemkleinenSchuppen,wosiestehenblieb,dieandere liefgackerndnebenmirher,alsichdahin ging,undichver- stand,daß siedasNest schonbesetztgefundenunddeshalb weiter gehen müssen,wasfreilich-nureineAusfluchtwar.

Im Schuppenfandich ihreEierin einemKasten beisam-

men liegen· s

Wenn man Acht giebt, so erstauntman wiesichdie Thiere, welchenur einegeringeAnzahlvon,artikulirten Tönenhaben, dochallessogenaudurchBetonen undMo- duliren mittheilenkönnen. JstdasOhr darauf eingeübt, so verstehtman siefastnoch eheralsz.B.einenMenscher-, dereinefremde,unsunbekannte Sprache spricht.Vielleicht weilihreGeberdeneinfacherundangemessenersind.

804 WennichGeflügelfürdieKüche,umesetwas aufzu- füttern, indenHühnerhofbrachte, sowar dasdemHahn immersehr verdrießlich,obwohleresduldete,nachdem ich ihmnachdrücklichgesagt hatte,erdürfe sich nicht dagegen auflehnen.War’s indesseneineHenne, sokamerbaldund kollerte galant,indem erdenlinkenFlügel schleifenließ.

Hähne, TruthühnerundEntenwürdigteerkeinesBlickes, doch mußteamMorgenerst alleshinaus, eheerseinenHof verließ,undin der Kammer durftesichkeinessehen lassen, ebenso wenigbei derWahlderTaghenne.

Jch brachteeinmaleineschwanzlose,sogenannteKaul- henneindenHof, welche sogleichlinksundrechtsaufpickend vorwärts ging, währendderHahn emporflogunddiesechs Hennensichzusammendrängten.Dawandte sichdieFremde etwas zurSeite undsogleichsefdieSchwarze aufsie zu:

Duhast jakeinenSchwanz,gackerte sie, wiegehtdenndas zu?Nun liefen auchdie andern herbei,undeswar ein GackernundFragen, daß sichdiearmeKaulhenne nichtzu lassen wußte, auch drehtesiesichnur mißmuthig hinund her, ohnezuantworten. Siewußteesvielleicht selbstnicht.

DerHahnkam zwar baldherunter,abererblieb ihrdie HuldigungdesFlügelschleifensschuldig, vermuthlichum

sichkeinemSpottauszusetzen.

ZweiweißeHähneund eindichtesHimbeergebüsch -machtenihm,denichnun zurUnterscheidungdenGold-

gelbennennen will, vielVerdrußundHerzeleid. Zwar vgtrieberdieHähne sovielerkonntevom Futter,undsie durften sichdenHennen durchaus nicht nähern;aberhüte daeinerzwei weißeHähneundsechsdurchtriebeneHennen!

AmTagehielten sichdieWeißenvielinjenem Gebüschauf, undeheersichsversah,war eineHenne verschwunden.

Nachdemerdaunddortsichumgesehen,eilteerdann mit ausgebreiteten Flügelnund rachedürstend in diefatalen Büsche,aberdakamen dieWeißen aufderandern Seite heraus,undweiter obenschlüpstedieHenne hervorund pickte längst anscheinend harmlosaufdemnächstenBeete, wenn derHahn wuthentbranntwiederherauskam. Frei- lich stellteersiedann heftigzurRede, sie aberwar schnip- pisch;siewisse nichtwas erwolle,gackerte sie wegwerfend, sie gehe ruhig ihrerNahrungnachund kümmeresichnicht

umdiefremdenHähne;wolle sieimmerbeiihmbleiben, daseienihrerzu viel,dakämesiezu keinemWürmchen, unddamit nahmsiewohleinThierchenvom Bodenauf undließeshochfallen, zum Beweise,daßsie ganz inihrem Rechte sei. Indessenkamesdoch dahin, daßderGoldgelbe selbstdieNäherungandieHimbeerbüscheganzverbot. Am AbendließeralleHennenvoraus indenHofgehen,dann folgteergemächlichnachundsetztesichzuerst aufdieStange, woraufdieHenneninraschemAufflugfolgten.Dieshatte einmaldie Goldbraune benutzt,umwiederherauszuschlüpfen, undeilendenLaufesging’sindieBüsche.NacheinigenMi- nuten ertönte einhelles KrähenausderKammer, dann wiederundwieder, immergrimmigerunddrohender,und endlichkamermitgesträubtenFedernwiederheraus.Aber dieGoldbraune war schon längstwieder amSchlüpfloch, undmachtesichdaherumzuschaffen,alswäresiegarnicht weiter gewesen;derGoldgelbe- beruhigte sichdabei aber nicht,dennnachdemersie indenHofgetrieben,flogeraufs Dach,um nachdenWeißenzuspähen.Die aber kamen ebenlangsamimGarten herauf,umihren Schlafplatzim Hofe aufzusuchen.

DaßderGoldgelbedieWeißenimmer vomFutter nach Kräftenvertrieb,undihnendabei balddieHälsenackt ge- rupft hatte,war einerschönenTruthenne sehrunangenehm, sie wollteinRuhe essen, zumalgenugfüralledawar, sie gabdeshalbdemGoldgelbendurchmanchenunsanftenStoß

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mitdemSchnabel ihre Unzufriedenheitzuerkennen,und baldflüchtetensichdieWeißen hintersie,wosie imSchutze ihrerhohenund breiten Personsichbequem sättigenkonn- ten. Nun weiß ich nicht,ob derGoldgelbe deshalbStreit mitderTruthenne gesucht hatte,abereinesNachmittags sahichsieschnell durchdieWege laufenundalleHennen mitgroßemGeschrei hinterher. Icheiltehinausundfand, daßsie mitdemoberenTheil ihres FlügelsdenGoldgelben geschicktumdenHals gefaßthatte, so daßerdemErdros- selnnahe, sichnicht rührenkonnte,unddabeihacktesieer-

grimmtimmer aufseinenprächtigenKammlos,so daß dasBlut vonallenSeiten herabrieselte.EskosteteMühe ihnzubefreien,und dasieeinige Schlägedabeierhalten hatte,sodrückte siesehr deutlich ihr unwilliges Erstaunen aus, inihrem gerechten Strafverfahren gestörtworden zu sein.DerGoldgelbeaber,obwohldenKopfunddieBrust in Blutgebadet,trat ihr sofortkeckgegenüber,ungewiß- oberihrdenvollenKropf aufreißenoderdieAugenaus- hackensolle. Ichtriebsie auseinander unddesUnfriedens müde,ließ ichbald nach einander dieTruthenneunddie WeißenindieKücheabholen.

SohattederHahnmitseinen sechsHennendasdritte Jahrangetreten,Undichwar mitseiner Aufsichtsowohl zufrieden,daßermitihneninjeder JahreszeitdenGarten genießendurfte. KratzenundScharrenderHennenkam nur seltenVor, unddannwar derGoldgelbe sehr böseund verbotesnachdrücklich.Ichhattesiesämmtlich, nachdem ichihm einstmalsdenUnfug gezeigthatte, einige Tage im Hofe eingesperrtgehalten. UmdasBrüten zuverhüten, nahmichtäglichdie Eier aus demNeste, indem ichein frischgelegtesmitRöthel gezeichnet zurückließ.DadieEier sich durchausnichtso vollkommen ähnlichsehenalsman

gemeiniglichglaubt, vielmehr jedes seine Besonderheit hat, so wußte ichbald, wieoft dieseoderjene aussetzte. Zur Nachzuchtwar derHofzukleinund zudemmitSteinen belegt,imGarten aberhätteeineGluckhenneallzuvielver- dorben, dasienieaufhörtzuscharren,umdiequecksilberigen Hühnchenum sichzuversammeln. DerHahn hättedas nichthindernkönnen, die Mutterliebe hättenicht auf ihn

ehört.

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ImIunimachteich eine Reise,undhattemeinenDie-

ner sowohlmit demFüttern als Sammeln derEierbe- traut. Als ich nach vierzehn Tagen zurückkehrte,lieferte mirderselbenur sechsEierab, indemerversicherte,die Hennen hätten sofort nachmeiner Abreise aufgehörtzu legen» Ichverbotnun sieherauszulassen, schloßdieThür ab,undfandzumeinemErstaunen mehrere Tage gleich- fallskein Ei imNeste.Esschienmirunmöglich,daherum zuVerlegen, ohnedieEiersindenzukönnen;dochwar’s nichtrichtig,denn die Hennen, diesonst sozahmwaren, daß sie sichstreichelnließen,miedenmichsichtlich;alsich dahermitdemHahnealleinin der Kammerwar, saher hinaufnachderDecke. Ia dabefandsichfreilicheinhüb- scherkleinerWinkel,einVerschlag, welcher vielleicht für Tauben gedienthaben mochte.Ich stieghinauf,Undda fand ich die ganzeBescheerung beisammen. Mehrals70 bis80EierlageninKreis gelegt aufder Diele,undnun

stürmteauch diegroßeSchwarze,dieBruthenne, herauf undlegte sichmit ausgebreiteten Flügelnmitten auf die Eier.*) BeimFütternhattesiesichnicht vermissenlassen.

«) HierfälltmireinHennengefchichtchenein, welchesmir vorzwei Jahrenmeinein Nordamerika verheiratheteTochter schrieb. Längere Zeithindurchkamjeden Morgeneine von ihrenmitvielerSorgfaltgepflegten Hennen an ihrKammer- fenstergeflogenund w·ccktemitPickenan dieScheibemeineH Tochter-,bissie eingelassenwurde. DannflogdieHenneimmer«"

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Vielleicht,umnichtverrathenzu werden,hatte siesichbe- müht,bisaufdiekürzlichgelegten Eier,alleauszubrüten.

Dabeikonnten natürlichnurfauleEiererzieltwerden,ich ließ sie daher,trotz demheftigen WiderstandederHenne, wegnehmen,denVerschlag vernagelnundnacheinigenTa- genwar alleswiederin deraltenOrdnung, mitAusnahme derBruthenne, welche nicht legteundmireinige Tage zürnte,so daßsie mir kein BrotausderHandnahm.Die Eieruntersuchte ichundfanddiemeisten faul,viele ange- brütetundnur wenige nochbrauchbar. Abgesotten liefer- tensiemehrere Tageeinbegierig gegessenes Futter. Ein unbeschädigtesEi,selbstwenn esfaulist, rührendieHüh-

nernichtan, eingesprungenesoderzerbrochenesdagegen speisensie mit Vorliebe auf.

MeinNachbar zur LinkenhatteeinPaar hübscheTöch- ter,welcheoftNachmittagsin einerGloriette arbeiteten, welche gleiche HöhemitderGartenmauer hatte. Wenn ihnendieHühner näherkamen, sowarfen siezuweilenBrot herüberundmachtensie damit sokirre,daßderGoldgelbe alleMühe hatte, sievomHinüberfliegenabzuhalten, zumal

ervielvonseinerAutoritätverloren,seit sieihnunterdem FlügelderTruthenne gesehen hatten. Als aberspäter mehrereHähne hinzukamen, welchedieHerrschaftdesGold- gelbennichtanerkannten,konnteeresnichtverhindern, daß eine oder dieandere Hennemitüber die Mauer entwischte, freilichnuraufkurze Zeit,dennder Gärtner drübenjagte siebaldmitSteinwürfenzurück.

Unter jenen Hähnenwar einerschwarzundweißge- sprenkelt,hochbeinigundmager, aber dabeieindurchtrie- benerBursche.DemFutter näherteersichnicht auf zehn Schritte, erließ sichandemgenügen,was erimGrase undBuschefür seinen langen, schmalen Schnabelfand- Gegendie HennenaffeetirteerdieentschiedensteGleichgül- tigkeit,kamihmderGoldgelbein dieNähe, soblieber ehrerbietig stehen,bisjenervorüberwar, undüber die- Mauer flogervollends garnicht.Sokam es balddahin, daßernebendem-Goldgelben hergehen durfte, unddie Hennen fanden auch Gefallenanseiner lebhaftenUnter- haltung, ohne daß sich jenerdarum kümmerte. Seine Kameraden waren baldgroßundrund,undwurden nach einander indieKüche abgeführt,ihm gönnteman das Leben,weilerso magerundlangbeinig aussah.

So kamderHerbst herbei,undeines Tageswaren sämmtlicheHennenwiederüber die Mauer, undich hörte dasLärmen undFluchenvondesNachbarsGärtner,wäh- rend derGoldgelbe rufendundkollerndaufund ablief.Als ichihnwegendesUnfugszurRedesetzte,bewegteerheftig seinen Kopf,alswollte ersagen:siegehorchenmirnicht mehr. DastiegderVerdacht in mir auf,daßderLang- beinigedie Bande desGehorsamsundderOrdnungin allerStille gelockerthaben möge. Ehesieanderen Tages ihren Hofverlassen durften,hatte ich längsderMauer Stangen mitweißen,dicken,mitHeu gefülltenKöpfenauf- stellen lassen,undmittelst schwarzerundrotherKreide fürchterlicheGesichter daraufgemalt. Nun war ich aus dieWirkung sehr neugierig;das Völkchen spaziertewie gewöhnlichvorerstgemächlichauf demRasenVordemHofe, damiteinemMale erblicktderLangbeinigediegrimmigen Köpfeundeiltmitten unter dieHennen,welche sichauch sogleichumihn versammelten. Icherstaunteüber die leb- haften Geberden,mitwelchenerdenHennendiegroßeGe- fahrvonweitemzeigte,man kannFurchtundAngst nicht stärkerausdrücken. Nun kamauchderGoldgelbe mitseiner indasBettzuihrundlegteeinEi. DannverlangtedieHMUE

wiederhinaus. R.

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HenneherbeiundhattekaumdieSache gehört,alserauch schnurstracksmitihr nachderMauer lief;dastellteersich betrachtendeinigeSekunden vor einenPfahl,dannfloger mittriumphirendem Krähen dichtnebendengähnenden Kopfunddannüber die Mauer,dieTaghenne.hinterdrein.

Eswardies dasersteMal,abererwar sichtlichvonblin- demMuthundEhrgeiz hingerissen.Hierwillichgleich einschalten, daßwenn erzumZweckeinerStrafedieHähne odereineHenneaufsuchte,dieTaghennestetszurückblieb, hier aber,wovielleicht Gefahr drohte, hattesieihn willig begleitet.Er kamnach kurzer Zeitwieder mitihr herüber undschritt stolzundgravitätischnachdemRasen,woder LangbeinigemitdenHenneninbanger Erwartungstand.

Vorerstverwies erdiesem seineelendeFeigheit,dann be-«

ruhigteerdieHennen,jazu meinerVerwunderungluder sie ein, mitihmüber die Mauer zukommen,esseiendain frischgegrabenenBeeten dieschönstenWürmer und nah undfernkeinMensch,dersiestören könne. Das drang durchund alle,bisaufdenLangbeinigen,eilten andie Mauer undmithellemFreudenschreihinüber.Aberdarauf hattederböseGärtner nur gewartetundsichdieSteine zurechtgelegt,denn gleich daraufkamen sieinwilder Flucht zurückund demSchwarzköpfchenwar der linke Flügel lahm. Dahätteman nun sehen sollen,wiewich- tigderLangbeinigethatundwieschnödeerdemstillgewor- denen Goldgelben begegnete.Den ganzen Tagginger

von fünf Hennengefolgtingrößter Entfernung von den beköpftenPfählen,beimFutternahmerihnen ohneUm- stände diebesten Bissenwegundfürchtetesichnichtim ge- ringstenmehrvor demGoldgelben. Demaberschiender edleMuthganz gebrochen,er garnichtsundging traurig umher,als sich aberamAbenddieHennenunter vielemGeschreiundGackernausgesetzthatten,kamermit einem ganzjungen Hühnchenwieder aus demHofeund

808 setztesichin demnahen Schuppen auf,woraus ich deutlich sah, daßeinePalastrevolution stattgefundenundsogardie Taghenne ihre Pflicht vergessen hatte. Erwarso lange mein Lieblinggewesen,daß ich ihmdenFlugüber die Mauer gernvergabundbeschloß,andern Tagesdenfal- schenLangbeinigenfortzuschaffenundihndamitwiederin sein gutes Recht einzusetzen.Mittlerweile langte ichmir ihn herunter, nahm ihnmitin meinZimmer,gab ihm gutesFutter, abereswar leider zuspät.Erließalles mitsich machen,aber des andern Tags saßer,denschönen Kopfunter demFlügel,starrundtodtaufderDiele. Sein großesHerzvollMuthundHingebung hatte aufgehörtzu

sckålagemsogroße Treulosigkeitvermochteernichtzu über-

een.

Nunmußteichfreilich vorläufigwegen derHennenden LangbeinigennochamLebenlassen,aberwie ganzanders benahm sichdiesernichtswürdigeGöcker.

DerlöblicheGebraucheinerTaghenne hatte gleichmit ihm aufgehört;beimFuttersuchteersichhastigundmit Ueberblickstets dasBesteaus undaß,alswolleeralles bisher Versäumte nachholen.VondenHennenwaren bald die Goldbraune undFederhäubchenentlaufen, dieandern legten ihreEierwosie eben standen, aufdenRasen,oder mitten imHofe,oderhinterdieKammerthür,siewaren völlig demoralisirtundhackteneinander, wenn sie sich be- gegneten. Jch sah mich also genöthigt,dieGesellschaft vollends aufzulösen,indemich sie nacheinanderdenWeg in dieKüchegehenließ;denLangbeinigen zuerst,dersich unerwartet alstrefflich genährtauswies.

Mit demVorsatze, frühere Fehlerzuvermeiden,spähe ich seitdemnach einemso schönenundunerschrockenenHahn, alsmeinunvergeßlicherGoldgelbergewesen,umaufsNeue meinHühnerhöfchenzu bevölkern. Umsonst,edleNaturen sindauchunter denHühnernselten!

YerVethnachtgbaum

Der Tag, an welchemwirdieGeburt Desjenigen, feiern,derseine AufopferungsfähigkeitfürdasgeistigeUnd sittliche Wohlseiner BrüdermitdemqualvollstenTodebe- siegelte, ist fürunsAlleeinTagdesLiebedienstesgewor- den; undmitten in dieOasedesWinters,indasgeheizte Zimmer,pflanzenwirdenimmergrünenBaum unseres Vaterlandes, deruns ein Sinnbild istvondemnimmer- sterbenden ReichderGewächse,indessenSchooßdiewesent- lichstenBedingungen unseresSeins und Wohlbefindens ruhen· In demSchattendiesessinnbildlichenBaumes breiten wiralledieLiebesgabenaus,diewirauf diesen Tag schon seitMonaten vorausbestimmtenoderdie wir, erstspätereintretenden WünschenundBedürfnissenunserer Liebenvorgreifend, schon jetzt darbringen.Wenn derWeih- nachtsabend ein Liebekultus ist, so isterzugleichdurchden Weihnachtsbaumzu einemschönenGedächtnißunsererKind- schaftderNatur geworden.

Wer vergäßenichtden vor denFensterndräuenden Winter, wenn erdengrünenden, inerquickendem Harz- geruchduftendenWeihnachtsbaummitAepfelnundNüssen behängtund ihn dadurchzueinemBaum desLebens macht,wenn erihn mitkleinenKerzenzumBaum des Lichtes undderErkenntnißmacht derErkenntniß,daß Liebe dasLicht unseresLebens sein soll.

Der BewohnerderfruchtbarenEbene siehtnur zur Weihnachtszeitdas so besondersgearteteGeschlechtder Nadelhölzer,undinihm verschmilzt daherNadelbaum und WeihnachtszeitineinenGedanken;und wenn erim Ge- birgedieragendenTannen undFichten findet, so siehter

Weihnachtsbäumeundhatvor demGebirgsbewohnerdiese kleineFreudevoraus, denndiesemraubtdieAlltäglichkeit diese erinnerungsreiche Beziehung.

DerWeihnachtsbaumist rechteigentlicheinBand,mit welchem unseregefühlvollsteSeite an dieNatur geknüpft ist,unddienachahmendeKunst,dieso oftmitErfolgdurch ihre kostbarenWerkebei demReichendie Werkeder Natur verdrängt,kann gegen denWeihnachtsbaum,wieerfür wenige Groschendem Armen wiedemReichenzugänglich ist, nicht aufkommen;dennnur Wenigesindsonaturver- gessen,daß siesich aufdenWeihnachtstischliebereinekalte Lügestellenlassen,um denzehnMalhöherenPreis auf- wenden zu können.

Dafürsind aberauch die Nadelbäume vor allenande- renzudiesem Dienstewiegeschaffen,undwirwürden,wenn dasWeihnachtsfestin diegrüne Jahreszeit fiele, sicherkei- nen Laubholzbaumsdazu wählen.

UnserheutigesBildzeigtuns einenvon dendreige- treuen grünenBäumen, denen wir unsererstes Bild

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