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Aus der Heimath. Ein naturwissenschaftliches Volksblatt, 1859, No. 37.

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Academic year: 2022

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Ein naturwissenschaftlichegVolksblatt Bei-ausgegebennonE. S. Roßmäßten

Wöchentlich1Bogen· DurchalleBuchhandlungenundPostämter fürvierteljährlich15Sgr.zubeziehen.

No.37.

Mensng Der 14.September1859. Männ- YEBWMMÆHMWMJWJQWÆJ 0

DerTag,anwelchemAlexander von Humboldt sein neunzigstes Lebensjahr zurücklegenwürde,war fur vieleTausendeeinTagehrfurchtsvollerErwartung. Es liegteinmal in desMenschen Gemüthsnatur so, daßer nichteinenTagwieden andern, einJahrwie dasandere sein läßt, sondernin derFluchtderZahlen iliuheplmkke sucht,woerseineGedanken undEmpfindungensammelt- sievonderselbst erst geheiligtenZahl weihen läßt-

Der 14.September ist gekommen,eristderGeburts- tagdieserNummer unseresBlattes —— Alexander von Humboldt ruhtim Garten desHauses,wovor neun- zigJahren seine Wiegestand. DieweiteKreislinieist zuihrem Ausgangspunkte zurückgekehrt

Wie Viel umschließt dieserKreis!

Ein Welteroberer, dermitHumboldt ineinem Jahre geborenwar, mußte seinen Kreislaufvielfrüher schließenundhinterließnur dieNachrede,daßerunter Strömen vonBlutdieWelt nichteroberthatte. Hum- boldt,dreiMenschenlebenlebend, hatden Kosmos er- obert,erhatKeinesHeimathverwüstet, sondernAllen einegemeinsame Heimath gegründet.

Ja das hat Alexander von Humboldt gethan,

erhatAlleneinegemeinsameHeimath gegründet.Sein Kosmoss istdasFlurbuch dieser Heimath Darin sind ihre Grenzen verzeichnet, welchedieGrenzendesErden- rundessind.

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1859.

Vorihm gabeswohlallerleiNaturwissenschaftenz

erhat sie allesammt verschmolzenzu der einen undallge- meinenNaturwissenschaft·

EinMenschenalter lang haterimMittelpunktedie- ser seinerSchöpfungalsordnender Geist gethront,vom 3.November 1827, woerseine kosmifchen Vorlesungen vor einergemischten Zuhörerschaftin Berlin begann,bis zuseinemTodeam6.Maidieses Jahres.

Wenn wirdiewissenschaftlicheBedeutung Humboldts begreifenwollen,so müssenwirsieimSinnedieserWorte auffassen;undwirdürfendas, wirdürfen,unddasbe- friedigt unsere eigeneMenschenwürde,unsfreuen, daß einMensch soGroßes geleistet hat-

AlsderMorgendes14.September1769 anbrach, strömtezwarbereits einfrischesBlutindenAdern der Naturwissenschaften,neu belebtdurchdiereichlicheNah- rung, welche ihmdieLinne«scheZeit zugeführthatte;

aberdieUmstände, jadaszunächstBefriedigungheiz schendeBedürfnißbrachteesmitsich, daßaneinErstre- ben desHöchstenin derNaturwissenschaft,einereinheit- lichen AuffassungderNatur, noch lange nicht gedacht werdenkonnte.

Biszu Linnehatteman sogar noch nichteinmalver- standen,eineknappe Formzufinden,umihralledie vie- lenTausendevonGestaltungender belebten und unbeleb-

tenNaturanzupassen,so daßman nundieseGestaltungen

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nebeneinander hätte gegensätzlichhervorheben,siespeciali- sirenkönnen. BlosdasVolkhattedamals erstdenThie-

ren und PflanzenundSteinen Namen, unterscheidende

.Namen gegeben,dieWissenschaftkanntenoch keine Namen für dieselben, nichteinmal dieWissenschaftjeder einzelnen Landessprache, vielwenigerdieallgemeine,dietrennenden Sprachgrenzen aufhebende Wissenschaft Name undBe- schreibungwar damals nochEinsundesleuchtetein,daß diesdieunterscheidendeKenntnißderNaturkörper nicht

nur sehr erschweren, sondernauchsehrunsichermachen mußte.An einennaturwissenschaftlichenVerkehrdersprach- getrenntenNationen war kaumzu denken.

Unendlich groß istdarum Linne«sVerdienst,indemer dienaturwissenschaftlicheNamengebung erfandund, ge- trenntvondieser,diekunstgerechte,aufdaswirklichunter- scheidendeNothwendigste beschränkteBeschreibung lehrte.

Unendlich groß ist sein Verdienst,indem erinderNatur- wissenschaftdieBegriffe GattungundArtscharfunter- schied,wiewirdiesinNr. 16,S.246, kennengelernt haben.

VorLinne«glichdas Thier-undPflanzenreicheiner überfüllten Schatzkammer,wo dieTausendundAbertau- sendKleinodien buntdurcheinanderlagenund worinein

Jeder sichzwarnothdürftigzurecht sindenkonnte, aber Jeder nach seiner besonderenWeise· Linne brachteeine

feste Ordnunghinein,die alleWeltmitFreuden annahm, dennalleWelt konnte nun darinmiteinander verkehren, undimVerkehreinander verstehen.

Wirbegreifen leicht, daßLinne«’sArbeit unddie der nächstenJahrzehendevorwaltend formeller, systematischer Natur sein mußte.DasChaos mußtein eineFormge- brachtwerden.

Nachdem diesgeschehenwar, erfreueteman sichlange Zeitandergewonnenen Ordnung. Man bauteSystem aufSystemundfandkeineZeit,nebendersichtendenZu- sammenstellungdervielenTausendevon Einzelheitenan denZusammenhang derselbenzueinemgroßen Ganzenzu denken·

JndiesemZustandefandHumboldt dieNaturwissem schaftodervielmehrdieNaturwissenschaften,diezahlreichen einzelnen, unabhängigvon einander verwalteten Provin- zendeszurEinigung berufenen Reichs. Unsere Wissen- schaft glichdamals unserem Deutschland,siewar ein Staa- tenbund,aus demerstHumboldteinBundesstaatgemacht hat. Möchte auch für Deutschlandbald einHumboldt erstehen!

Humboldts ErziehungundVorbereitungzueinem tieferenStudium war keineswegs aufdienaturwissen- schaftlicheRichtung zugeschnitten-,vielmehr hätten jene, wenn nichtspätere innereundäußereAntriebe ihm diese Richtung gegeben hätten,ihnindiediplomatischeLauf- bahn weisen müssen.WohlaberwarHumboldtsgeistige Vorbereitungganzdazu geeignet, ihn großeAnschauungen unddietiefe Gründlichkeitgewinnenzulassen, die bisan

seinenTodseine umfassendenLeistungenadelten.

»Wir müssenuns hier versagen,einewenn auchnur kurzeLebensbeschreibungHumboldtszugebenund be- schränkenunsaufeineSkizzeseiner geistigen Persönlichkeit undauf HervorhebungderEinflüsse, welcheausihmdie staunenerregende Kraftentwickelten,dieihnzu einerso sel- tenen ErscheinungimMenschenlebenmachte.

Wieerselbstamtiefstendavondurchdrungenwar,daß MenschenwieVölker nur unter äußeren Einflüssen ihr Geistes-«undCharaktergeprägeerhalten, so sprichtsichdiese WahrheitanHumboldt selbstauf dasdeutlichsteaus.

EsistvorallenDingen nicht unbeachtetzulassen, daß

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dermitreichenMitteln ungewöhnlichumsichtigundauch indenpolitischen Wissenschaftenvorbereitete junge Hum- boldt zuderselbenZeitindasMündigkeitsaltereintrat, wodas Zeitalter derVolksmündigkeitunter überallhin dringendenStürmen hereinbrach.EsistkeinemZweifel unterworfen, daßdersein ganzesLebenlangdasWesen überdieFormstellendeHumboldtebenhierdurchvor der Gefahr geschütztwar, über den Greueln derfranzösischen Revolutionderensittliche Berechtigungzuübersehen.Die Jahrevon 1787 bis1789, wo erinFrankfurta.d.O., Berlin undGöttingendenStudien obgelegenhatte,bis zumAntritt seiner transatlantischen Reise1799, festigten

inihmdenmannhaften, freiheitliebendenCharakter,dener bisanseinenTodfesthielt,woran freilichdiejenigen nicht glaubenwollen, die inHumboldt nichtsweiter sahen,als den»KönigderNaturforscher«und den ordenbedeckten GeheimerathundKammerherrn zweier Könige. Hatte

erdoch bereits amSchlusse dieserzehnjährigenPeriode,die manHumboldts Lehrjahrenennen könnte,mehrfachan diplomatischen Sendungen Theil genommen.

Doch «warbeiunseremgroßenLandsmann Lehr-und Wanderzeitschonvon frühean innigmiteinander ver- bunden.

Dieersteausgedehntere Reise istinmehrals einer Hinsicht ohneZweifelvon mächtigem Einfluß auf Hum- boldts Lebensgang gewesen. JnMainz, damals ein Glanzpunkt unabhängigerForschung, trafermitGeorg Forster, demBegleiterCooks aufdessendritter Welt- umsegelung, zusammenundbegleitete ihnauf einerReise denRhein entlang durch Belgien, Holland, Englandund Frankreich. Diese Reisenennt erselbsteine»schnelle,aber überauslehrreiche«,undsicherwar sieihm diesesin viel- facher Hinsicht,dennsietrugjedenfallsviel bei,daß Hum- boldtandemdamals bereitsfertigen Charakter Forsters, denMoleschottalsden,,NaturforscherdesVolks« sotreff- lich gezeichnethat,sichbildete. Nichtnur Forstersgroße Geistes-und Charakterpersönlichkeit,sondernwohl auch dessen Reiseschilderungenund dererste AnblickderSchiff- fahrt sindvon mächtigemEinflußaufHumboldt gewesen, sp daßerselbstsagt, daß aufdieser Reise,,einegroße,plötz- licherwachteLeidenschaftfürdasSeewesenunddenBesuch fernertropischerLänderdenbelebendstenEinflußauf Ent- schlüsseäußerte,dienachdemTodederMutter einstzur Ausführungkommensollten.«

Jmmer nochzurdiplomatischenLaufbahn bestimmt,be- gabsichHumboldtnachdieser Reiseauf dieHandelsakade- mie inHamburg,um eineVorlesung überdenGeld- umlauf zuhören.Dort botihmderUmgangmitvielen jungenAusländernundmitVoß,Claudius,Klopstockund denbeidenStolbergGelegenheit,sich indenneueren Spra- chen zu üben undseinen Geistauch in denschönenWissen- schaftenheimischzuerhalten. Nachdemerzuletzt1791 noch8Monate langdieBergakademiezuFreiberg benutzt hatte, erhielter1792 seine ersteAnstellungalsAssessor imBergdepartementdesdamals preußischenMarkgrafen- thumsBaireuth.

Schon1788 hatteerimUmgangmitseinem schon damalsberühmtennoch jungen FreundeWilldenow bo- tanischeStudiengemacht,und1790erschiendannsein erstes gedrucktesBuch ,,überdieBasalteamRhein«,denn die gewöhnlichfür sein erstes Buch gehaltene »F10H,-IWHA-

ranea Fribergensis« erschien, obgleich1791 geschrieben,

erst1793.

DerEintritt indenStaatsdienst gönnte ihm ebenso wenigeinruhigesVerbleiben beiseiner,von ihm selbst erbetenen,amtlichenDienstthätigkeit,alsdiediplomatischen

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Unterbrechungen vermochten, ihn seinen naturwissenschaft- lichenStudien abwendigzumachen,dieihn1796, nach seinerMutter Tode,zuletzt vermochten, sein Dienstverhält- nißfür immer zulösen,,,umalleindemStudium der Na- turzu leben«. Theils durchvorbereitende Reisen,diesich bisSicilien ausdehnten, theils durch eifriges Nachholen ihmnochmangelnder Kenntnisse verschaffteersicheinegei- stige Ausrüstung,wiesievor ihm nochkeinReisender sich angeeignet hatteundvielleichtauch nach ihmkaumjewie- der eineraneignenwird.

So kamunter mancherlei Kreuz-undQuersprüngen seines Geschicks,unter mehrmaligen Durchkreuzungenund Täuschungenseines großenReiseplanesder5.Juni1799 heran..Hatman schon oftmitvollstemRechteHumboldt denzweiten,denwissenschaftlichenEntdeckerderneuen Welt genannt, so haterauch sonstindenbegleitendenNeben- umständenmitEolumbus mancherleiAehnlichkeit. Nicht nur, daß mehrmalige Hindernisseihnimmer wiedervom Antritt seiner Reise zurückwarfen,sowar esauch Spa- nien, von wo erseine Reiseantrat, undwelches ihmin seinentransatlantischen BesitzungenmitgrößterLibera- litätdieWegeebnete,was erselbstmitbesondererAn- erkennunghervorhebt; während jedoch hier geradeeine Unähnlichkeithervortritt,daColumbus vonSpaniennach demGelingen seinesVorhabens HindernisseundUndank erfuhr.

Am5.Juni1799 bracheineneue ZeitderNatur- forschungan,dennandiesemTage schifftesich unser zweiter Columbus am Bord derFregattePizarroein. Jhnbe- gleiteteAime Bonpland, einjungerBotaniker, derbis zumFrühjahr1804seintreuer Gefährteblieb.

EinjungerMann von dreißigJahren,inwelchem sich glühenderEifermit derzügelndenBesonnenheit reifenund umfassenden Wissensverband,segelteerhinaus nichtblos geistig, sondern auch äußerlichfreiundunabhängig,denn keinesFürsten,keinergelehrtenKörperschaftUnterstützung hemmteundbestimmtedieRichtungunddenFlugfeIUEV Forschung. Sein eigenesbedeutendes Vermögenwendete er auf,um derMenschheiteingeistigesErbezuhinter- lassen,wieesnoch nie einMensch gesammelt hatteundnie wiedersammelnwird. Einreicherjunger Aristokrat,dem diehöchstenZielederdiplomatischen Laufbahn zugänglich waren, wählte Humboldt»dasFreie-OdenGenußder ,,freienNatur«, wieeresmirnoch inseinem86.Lebens- jahreeinmalbrieflich recht freudigbetonte.

VieleSeitenwürdenerforderlichsein,wolltenwirjetzt demmitdemAdlerblicke derWissenschaftUmschau halten- denEntdeckerfolgen.JndenfünfJahrenundzweiMo- naten hat Humboldtmitseinem Genossen mehr fürden inneren Ausbau derNaturwissenschaft gethan,alsin viel längeren Zeiträumenvor ihmalleForscher zusammen.

Dieunvermeidlichen Drangsale tropischerReisenabgerech- netwar Humboldtinderganzen Zeitvom Glückbegün- stigt,und entging mehrmalsdengrößten Gefahren für Leben undGesundheit;selten liestman daherinseiner Reisebeschreibungvon fehlgeschlagenenwissenschaftlichen Plänen.

Was aberistderSchatz-den Humboldtam3.August 1804, inBordeauxwiedereuropäischenBoden betretend, mitheim brachte? Sind esgefüllteKistenvollniege- kannterThiereundPflanzen? Felsarten,umsie mitden euwpäischenzuvergleichen?Soreichansolchenerwieder- kehrte, so istdochdiesesnichtderSchwerpunkt seinerEr- oberungen· Thiereund Pflanzenund Steine sammeln könnenauch untergeordnete Geister; durch solchenDienst

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verdientman sichwohldasHabdankderSystematikerund Anatomen, abernichtdenRuhmeinesHumboldt.

Esist schwer,inkurzenWorten esallgemein verständ- lich auszudrücken,worin dieSumme der Reiseerfolge Humboldts lag. Sagenwir: erzogum dieTausende von bereits bekannten und von ihmneu aufgefundenen GegenständenderNatur denKreis einheitlicher Auffas- sung-,erlehrtedieKunstderBeobachtung;erklärte das Verständnißvon derBedeutungderMittelwerthe oftwie- derholter,inMaaßundZahlvoneinander abweichender, Wahrnehmungen;er zeigtedieBedeutungvon Maaß, ZahlundGewichtinderNaturforschung,undwenn man

seine Reisezuseinen späterenLeistungen,zuseinemSchwa- nengesang,dem Kosmos, inBeziehung bringenwill,so mußman sagen,ersammeltedieBausteine,ausdenen er

nachherimletztendervon ihm gelebtendreiMenschenalter denKosmos aufführte,d.h. jenes Buch, ,,welches« wie erseinStrebzielin der Vorrededesselbenbezeichnet »die ErscheinungenderkörperlichenDingeinihrem allgemeinen Zusammenhange,die Natur als eindurchinnereKräfte bewegtesundbelebtes Ganzes auffaßt.« Erfährtdann anjenerStellefort undbezeichnetdadurch besser,als ich eskönnte, denGeist,derihntrieb, derihninjedem Augen- blickeseiner Reise beseelte: »ichwar durchdenUmgang mithochbegabtenMännern frühzuderEinsicht gelangt, daß ohnedenernsten Hang nachderKenntnißdesEinzel-

nen allegroßeundallgemeine Weltanschauung nur ein Luftgebilde seinkönne. Es sind aberdieEinzelheitenim Naturwissen ihreminneren Wesennachfähig,wiedurch eineaneignendeKraft sich.gegenseitigzubefruchten.Die

.beschreibendeBotanik, nicht mehrindenengenKreis der BestimmungvonGeschlechternundArtenfestgebannt,führt denBeobachter,welcher ferne Länder undhohe Gebirge durchwandert, zuderLehrevon dergeographischenVer- theilungderPflanzenüber denErdboden, nachMaaßgabe derEntfernungvom Aequatorund dersenkrechtenEr- höhungdesStandortes. Umnun wiederum die verwickel- tenUrsachen dieserVertheilung aufzuklären, müssendie GesetzederTemperatur-VerschiedenheitderKlimate,wie dermeteorologischenProcesseimLuftkreiseerspähetwerden.

SoführtdenwißbegierigenBeobachter jede KlassevonEr- scheinungenzueineranderen, durch welche sie begründet wirdoderdievonihr abhängt.«

Derbleiche NebelfleckamnächtlichenHimmel,derKäfer aufdemBaumstamme, diehimmelanstrebende Spitzedes Chimborazo,derewig gleichePassatwind,dasSchwanken derMagnetnadel, die wandelvollen Wärmezuständeeines Ortes, wiedieHeimathsangehörigkeitenderThiereund Pflanzen,dieSchmelzpunktederMetalle,dieAusdehnungs- MaaßederStoffewiedieGesetzederLichtbewegung,die ZahlderStaubgefäßeeinerBlütheunddieSchwingungs- zahleinesGlockentones,wie dieZahlderSterbefällevon Londonoder Berlin Alles,Alleslehrte Humboldtals zusammenhängendeGlieder einesGanzen kennen, deren mankeineshinwegnehmen darf, ohnedieEinheitdes Gan-

zenaufzuheben. O

Humboldtverließ,wieerselbst sagt, »ungernden neuen Kontinent, an Sammlungen, besondersaber an

Beobachtungen ausdemGebietederNaturwissenschaf- ten, derGeographieundStatistik vielleichtreicherals irgendeinfrühererReisender·«Erwähltenun Pariszu seinemdauernden Aufenthaltsorte,»weilvielleichtkein Ort derWelteinengleich zugänglichenSchatzvonwissenschaft- lichen Hülfsmittelndarbot,keinerebensovielegroßeund thätigeForscher einschloßalsjene Hauptstadt.«

Dienun beginnendeGeistesarbeit Humboldtsist viel-

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leichtdiegrößte, umfassendfteund erfolgreichstegewesen, welche jemalseinMenschübersichgenommen hat.Hatte

erauchin denPersonenvonBonpland undKunth für diesystematisch-botanischenWerke,Undfürdieberühmte Arbeitüber dieHöhenmessungenin AmerikainOltmann s thätigeGehülfen, sosindderen BeiträgezuderRiesen- arbeitderHumboldtschenLiteratur dochnur verschwindend klein,denndieseumfaßtnichtwenigerals 59Bände. Diese Werkebehandeln außerderReisebeschreibungnichtnur die dreiNaturreiche,alseigentlich sogenanntenaturgeschicht- licheArbeiten,sondern auchdieGeschichteundBaudenk- mälerderaltenVölker Amerika’s,ausführlicheundgründ- licheAbhandlungenüber dieGeschichteundPolitikmoder-

ner Staaten, astronomischeBeobachtungen(z.B.mehrals 700 astronomische Ortsbestimmungen), trigonometrische Meßarbeiten, barometrische Höhenbestimmungenu.s.w.

Dennochtrat erbaldnach seinerRückkehrwiedereinige größereeuropäischeReisenan,theilsalsForscher,nament- lichinBegleitungvonGay-LussacundLeopoldv.Buch- theilsalsDiplomat. NachdemerimJahre1810 es ab- gelehnt hatte,an derStelle seinesälteren Bruders Wil- helm,deralsGesandter nachRomging, preußischerKul- tusministerzuwerden, ,,um sicheinefreie unabhängige LagealsGelehrterzuerhalten«,nahmererst1827 auf dendringenden WunschdesKönigsvon Preußen seinen dauernden Aufenthaltwiederin Berlin.

Aberschondas Jahr 1829 riefdenunermüdlichen Forscherwieder neun Monate lang hinausauf dasuner- gründlicheFeld seiner Thätigkeit. Jn Begleitung»von zwei seiner gelehrten Freunde« Gustav Rose und Ehrenberg, durchreisteerimAuftragdesKaisersNico- lauseinenTheildesrussischenAsien,woer, wieervor- ausvermuthethatte, außertropischeFundstättenvonGold undDiamanten undPlatina aufschloß. Nachherweilte Humboldtinzwei Absätzenvon 1830 bis1835 nochge- gen vierJahre langinParis,umüber diepolitischenZu- ständeFrankreichs nachBerlin zuberichten; zuletzt noch einmalauf einigeMonate desJahres1847.

Einer beschaulichenRuhederSichtungundVerarbei- tungseiner Reiseausbeutekonntesich alsoderheimgekehrte Entdecker wahrlich nichthingeben!Und dennoch istin vorstehenden Bemerkungen sichernur derunbedeutendere Theilderäußerenanihn ergehenden,und seineStudien immer wieder aufsneue unterbrechenden, Anforderungen angedeutet. FastzweivolleMenschenalter hindurchister derstets bereitwillige RatherundWegweiser fürAltund Jung, für MeisterundJünger aufdemGebieteder Natur- forschung gewesen;diewesentlich durch seine Entdeckungen einenvorherniegeahnten Aufschwungnehmendenindustri- ellenund commerziellenUnternehmungenaller Länder nahmenzuihm ihre Zuflucht,wenn-«sie sichnichtzurathen wußten.KeinZweigder Naturwissenschaftwar mehr, dernichtinderoderjener Weise durch ihneinenneuen Anstoß,eineneue Auffassung,manchesogareinegänzliche Umgestaltungoderselbsterstihr Dasein erhalten hätten.

WasWunder also, daß Jeder,derirgendeinenZweig sich zumausschließendenodervorzugsweisen Gegenstand seines Forschens gewählthatte,vor allenDingen sichanHum- boldtwendete? Dies überhäufteHumboldtmiteinemso unermeßlichenBriefwechsel, daßalleindiesem jederAndere unterlegen seinwürde. Wer dieGeistesfüllekennt,welchedie zahllosenHumboldtschenBriefebis zu denletztenTagenzu werthvollen wissenschaftlichenBeiträgen macht,derkann nichtanders alsHumboldts Arbeitskraftwunderbar nennen.

Umdies ganz zuwürdigen,mußhier nochnachdrücklichher- vorgehobenwerden,daßHumboldtnicht zu denbequemen

584 Schriftstellern gehörte,welche sich ihreArbeiterleichtern,in- demsiedieQuellennachweisungenAndereraufTreu undGlau- benhinnehmenundnachschreiben. Humboldt ging stets selbst

andie Quelle, undhatbeiseiner außerordentlichenSprach- kenntnißeinegroßeMengevon wissenschaftlichenQuellen- nachweisungen geliefert,wofür fast jedeSeitedesKosmos Zeugnißablegt.Wennein neuesterCommentatorHumboldts sagt, daßeineSchilderungseiner wissenschaftlichenLeistungen dasselbe seinwürde, wie eineGeschichtederNaturforschung derletzten70Jahrezuschreiben,soahnenwirdieGröße einerZiffer,derZiffer, welchedie Summe derBriefeaus- drückt,welche Humboldtmitgleicher Geläufigkeitinden SprachenallergebildetenVölker in alle Welt hinausgehen ließ.Bekannt ist, daßerselbst wenige Wochenvor seinem Todeeine1000 übersteigendejährlicheSummeseiner Briefe angab,zuwelchenihnzumTheil allerdings zudringlicheBrief- schreibernöthigten,und von derererlöstzu werden bat.

WoHumboldtaberin einemihmvon unbekannter, unbe- rühmterHand zugehendenBriefeeintüchtigesernstes Stre- benundinneren Beruf fand,dahaternie unterlassen,in kürzesterZeitdemAnfragerundBittstellerAntwort,Rath, Aufmunterung,Unterstützungzugewähren. Unterlassen wires,eine schätzendeSummezu nennen, denneskommt unshierdie kalteZahlwieeineEntheiligungderunbe- grenztenLiebeHumboldtszurWissenschaftundzuderen unbedeutendstenJüngernvor,diesichmehr,oderwenigstens fürdieTausende Betheiligter frischer, wohlthuender noch inseinen Briefenalsinseinen schönstenWerkenausspricht.

Hervorhebenaber,mitbesondererWärmebetonen mußte iches,daß ebensowie impersönlichenUmgang,namentlich inseinen Brieer einunerschöpflicherSchatzvonLiebesich kundgiebt.

Sofreudig auch,wie derFuß nachdemfernenVater- hause,dieFederfürbas schreitet, welcheHumboldt schildern soll, so istesdochindiesem Augenblickemirsoum’sHerz;

alshabe ich ihmundmeinenLeserndenschlechtestenDienst geleistet,weilichfühle,daßesmirdochnichtgelingenwird, einähnlichesBild von ihmzumalen. Und dennocher-

scheintesmirwieeinePflicht,nichtgegendengroßen Mann selbst, sonderngegenmeineLeserundLeserinnen, diesendasvolleVerständnißvon HumboldtsGrößezu vermitteln.

Möge in dem»ZeitalterderVolksbücher«,indemwir leben, bald einBerufener sichdaranmachen,um dasVolks- buch »AlexandervonHumboldt«zuschreiben,ehedie Alles abnutzende Zeit dazwischenkommt unddie unklare, wenn auch nochsotief anstaunende Verehrung,diesichfastblos anden Namenknüpft,veraltet undverbleicht. Nochkennt inHumboldtdasVolknichtden Volksmann, dererwar undwovon ich hierausderallerjüngstenZeit,zumTheil wenige WochenvorseinemTode, dieschlagendstenBeispiele erzählenkönnte,wenn esnichtwie eine ArtVertheidigung desgroßenMannes gegenüber mindestens kurzsichtigzU

nemxendemVerkennen aussähe,dieseiner unwürdig sein würe.

SchonindemHumboldt durch einheitlicheAuffassung dergesammtenNatur dieNaturwissenschaftÜber das alte NiveaudesStückwerkserhobundzu einemwürdigenGe- genstand geistigenundgemüthlichenErfassens machte schondadurchisterein Mann desVolkes,demerdadurch eineneueWeltanschauungbot. Eristes aberauch mehr nochnachdemgangbaren Wortsinnedadurch, daßerder Begründerdersogenannten populären DarstellungWat- derBegründerundzugleich Meisterdarin. Das ister selbstim Kosmos überall da,wonichtderGegenstandan sicheineleicht faßlicheDarstellungverbietet.

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tRiex.«an11m.·von IumboldtgGrab imSchloßgartenzuTegel.

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der sogenannte Maischproceß statt, das heißt, es werden hier die ge- mahlenen Kartoffeln mit Wasser und Malz möglichst innig vermischt und dadurch folgender chemischer Vorgang

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