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Aus der Heimath. Ein naturwissenschaftliches Volksblatt, 1859, No. 39.

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Academic year: 2022

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Ein naturwissenschaftliche-Volksblatt

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MranggegehennnnE. »A.Roßmäszlkn Wöchentlich1Bogen.DurchalleBuschhandlungenundPostämter fürvierteljährlich15Sgr.zubeziehen.

skn39. 1859.

YerAaturwunderglaulie

UebersehenwirzunächstdenWiderspruch nicht, welcher indem WorteNaturwunder liegt. Natur undWunder schließeneinander aus, dennunter einemWunder pflegt

man das zuverstehen,was außerhalbderGrenzender wahrnehmbarenNatur undihrer Gesetzeliegt,was»Uebek- natürlich« ist.Uebernatürlich?Welch sonderbaresWort!

Könnenwirdenn etwas erkennen,was über derNatur liegt?

Das WortunsererUeberschriftsoll daher nichtsweiter, alsmeineLeserundLeserinnenüber denGegenstandVer- ständigen,welchemdasNachstehendegewidmet ist.Der Glaube, daßausRoggenkörnernTrespenpflanzen erwach- sen, istsolch einNaturwunderglaube,dennerbetriffteinen Gegenstandderuns umgebenden wahrnehmbarenNatur.

NachdemwirdurchdieMittheilungenüber»dasKei- men der Samen« (Nr. 29·),umandasTrespen-Beispiel anzuknüpfen,den BauderPflanzensamenunddieGesetze derKeimungkennengelernt haben, so findenwiralle den Trespen-Glauben,wie ichdortsagte,,,geradeso klug,als wenn man glaubenwollte,daßausHühnereiernFasanen ausgebrütetwerden könnten.« Warum glaubtLetzteres keinMensch?Eswäredafür dochindenAugenderwun- dersüchtigenMenge wirklicheiniger Schein vorhanden.Der Grund liegtvorAugen,eristdiealltäglicheErfahrung.

AberauchdieTrespen-Männerberufensichja aufdie Er- fahrung. DieThatsache steht fest, daß auseinemFelde, aus welchesman reines Saatkorn gesäet hat,oftfast mehr Trespen-alsRoggenpflanzenausgehen.Warum solldenn nun diese Erfahrungnichtsgelten? Deshalb sollundkann sienichts gelten,weilsieaufeinermangelhaften Be-

obachtung beruht.DieBeobachtung ist mangelhaft,weil siegroßeSchwierigkeitenhat,dennNiemand kanndie ein- zelnenSaatkörner imBoden beiihrer Entwickelungbe- obachten,undnochweniger jede HandvollAckererdeunter- suchen,obvor derAussaatnicht vielleicht Tausendevon Trespensamendaringelegen haben. DasBebrüten von einer Henneuntergelegten10Enteneiern unddieausdie- sen ausschlüpfenden10Entchen(wenndieEierallegut gewesensind) ist eine leicht zumachendeBeobachtung, daheresNiemandeingefallen ist,der brütendenHenneeinen ausströmendenbedingendenEinfluß aufdieGestaltungen im Eizuzuschreiben.Man trägt sich doch sonst sogern mitsogenannten»dynamischenEinflüssen-C,,magnetischem Rappvrt«. Nunespaßt dochganzvortefflichin dieses reicheKapitel, dertreuen Brütmutter einensolchendyna- mischenEinfluß zuzuschreiben!Der Glaube daran hat abernicht aufkommenkönnen, weil diealltäglicheBe- obachtungesverhindert hat·

Mangelhafte Beobachtung istalso die eine Wur- zeldestaturwunderglaubens

EsistabereineBeobachtung, auf welcheeinentschei- dendesUrtheilineinernaturwissenschaftlichen Fragege- gründetwerdensoll,keine soleichteSache,wieman vielleicht glaubt· Indenmeisten Fällen mußdazumitallen,jede Täuschungausschließenden,Vorsichtsmaaßregelnein Ver- such,einExperiment, eingeleitetwerden,dieser Versuch muß nach Besinden mehrmalswiederholtundderGegen- versuch, gewissermaaßendieProbeaufdasExempel,ge- macht werden. Das Experiment isteineFrage an dieNatur. Esist bekanntlichnicht so leicht,wiees

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aussieht, gutzufragen,d.h. so seine Fragezustellen, daß sie richtig verstandenund daraufdierichtigeAntwort ge- gebenwerden kann. DieNatur istkeinaufmerksamer Schüler,derdiehalb ausgesprocheneoderunklar gefaßte Frageseines Lehrers erräthundrichtigbeantwortet; sie antwortet genausowiesie gefragtwird,aufeine unklare Frage giebtsie unklareAntwort.

JnderTrespensachewürde einentscheidendes Experi- ment nicht sogarleicht sein. DerUeberzeugunglebend- daßman solchtief gewurzelten Volksaberglauben nicht durch verächtlichesJgnorirenvon Seiten derWissenden heilenkönne,daßdiesnur durcheingehende belehrende Versuche möglichsei, schlug ich schon1843 beiderVer- sammlung deutscherLand- undForstwirtheinAltenburg vor, daßman durcheineCommission allgemein geachteter Männer bezüglicheVersuche anstellen lassenmöchte. Da- malsereignete sichetwas, was mich sehrunangenehmbe- rührte,es wurdemeinAnsinnen mit einervornehmen-«sich in dieBrustwerfendenEntrüstung zurückgewiesen,gleich- samalswärein derzahlreichen ehrenwerthenGesellschaft garkeinMensch, welcherdemTrespenaberglauben huldige.

Wiewenigman hierin Recht habe, wußtenicht blosich, wußtenalle meineGegner, wußteambesten Mancherder Anwesenden,der dabeisoehrlich gewesenist, im Stillen in sichzu blicken. Jchtrageum sowenigerBedenken, dies heute nach sechzehn Jahren nochauszusprechen, alsdie Schande dieses Aberglaubens nicht aufdiefällt,dieIhn hegen,alsvielmehraufdiejenigen, welcheihn durch Lehrer- Unterlassungssündenverschulden. Man hältanvielen Orten dieLehrevonderErbsündeundvon demGottsei- beiuns füreinenwichtigerenUnterrichtsgegenstandin den DorsschulenalsdieLehrevondenLebensgesetzenderland- wirthschaftlichenPflanzen.—-

Daß einige naturgeschichtlicheKenntnissezurAnstel- lungeinesVersuchsund einerauf diesen sich gründenden Beobachtung erforderlichseien,bedarfkeiner weiterenWorte, ebenso wenig, daß mithin Unwissenheit eineweitere WurzeldesNaturwunderglaubens sei. NatürlichesWis- sen verbreiten helfen, istdemnach daswirksamsteMittel der Aufklärung, sowiederen unheilvollster Feindeben das mystischeHangenanhunderterleiwunderbaren Dingenist, vondenen namentlichdiesogenannten Bauernregeln in besonderemAnsehenstehen. Diese stehennicht blosbei den Landleuten,sondernauseinemsehrnaiven Grunde beson- dersbeidenStädtern inAnsehen. ,,J(I,« sagen letztere,

»der Landmann hat mehr Gelegenheitundmehr Ursache, dieNaturerscheinungenzubeobachtenalswir,diewirin unserenengenMauern stecken, besondersdieSchäfer,«

welcheman sichdannmit demStrickstrumpsinderHand unddengekrümmtenSchäferstabim Arme, dentreuenHund nebensich,garidyllischausmalt.

Jneinigen Fällen ist allerdings Wahres in’diesen Bauern- undSchäferregeln,dennsieberuhen gewöhnlich aufErfahrung, freilich,wiewirgesehenhaben, wohlimmer von mangelhafter Beobachtung Oftaber beruhen sie auchblos auf Ueberlieserunglängst vergessener Beobach- tungen,diebekanntlichbeidenenleichtzuhohen Ehren kommt, welchen über das Ueberliesertekeingründliches Urtheil zusteht.

EineganzerklärlicheNeigungdes niederenBildungs- standes hat diese sogenannten Bauernregelnin« einmysti- schesGewand gehüllt. AufdemLande,woselbstin pro- testantischenLandenvieleHeiligen-TagenochinAnsehen stehen,unddieHeiligen-NamenhäufigeralsMonats- Namen undZiffernzurBezeichnunggewisserTageange- wendetwerden,erhielten dieseBauernregelnebenhierdurch

610 eine kirchlicheEhrwürdigkeit. ,,Mattheis bricht’sEis, find’terkeins,so machtereins,« undzahlreicheähnliche Sprücheerfreuensicheinerfast ehrsurchtsvollenGeltung.

So entstandendiesogenannten ,,Loostage«, durchderen Feststellungman Anfangs wahrscheinlich nichtsweiterbe- absichtigte,alsdieungefähre ZeitderBeobachtungzu bezeichnen.Man brachtesie zuUnterstützungdesGedächt- nissesineinenReimoder inFormeineskurzenrunden Spruches,undwahrscheinlichbaldbliebman andembe- stimmten Heiligen-Tagekleben,biszuletztderHeilige

selbs:zumPatron derbetreffendenNatur -Erscheinung wur e.

So wirdMißverständnißundGedankenlosig- keitzueinerweiterenQuelledesNaturwunderglaubens Oderistesnichteinsolcher,wenn man auf,,Pancratius undServatius« einenSpätfrost setzt? Der Gangder Luftwärme hängtvonso mancherleiuns großentheilsnoch völligunbekannten Bedingungenab,daßeseinWunder annehmen heißt,wenn man aufdiese Nachtallendiesen BedingungenzumTrotzeinenFrostannimmt. »Man mußdenRübsenamManasse-Tage säen,dannkommtder Erdfloh nicht« sagtman. Jstdas etwas Anderes als Wunderglaube? .

DerlächerlichsteNaturwunderglaube,derzugleichdas einleuchtendsteBeispielvonGedankenlosigkeitist, ruhtin demGlauben andenhundertjährigen Kalender· Es gehörtnur eingeringesNachdenkendazuunderfordert kein besonders naturgeschichtlichesWissen,umzubegreifen, daß garkeinvernünftigerGrund vorliegt, geradeeinehundert- jährige Wiederkehrder Jahreswitterung anzunehmen.

DieserheilloseHundertjährige,derleiderimmernochals einSchandpfahl fürdieBildungunsererZeitinfastallen Kalendern steht, istderGötzederkrassestenWundergläubig- keit. Mitderselben Zuverlässigkeitwieanihnkannman daran glauben, daßallehundert JahreindemLandeN.N.

geradesooderso viel LeuteDas oderJenes thun,z.B.

sicherhängenodereineReiseaufgemeinschaftlicheKosten

ma en·

chUnsereganzeWeisheitundProphetereivom Wetter beruht beinahe lediglich aufNaturwunderglauben,und wenn man jenemitder nüchternenNaturbeobachtung vergleicht,so bleibtvoneinemPfund nochkein Quentlein Wahrheit übrig.

EsbleibtnocheineWurzeldesNaturwunderglaubens, dieich deshalb zuletztbetrachte,weilsie erfreulicherer Art istunddieHoffnungderHeilungvon jeneminsich trägt.

Jndemkindlichen Natursinn desVolkes lebt ein sotiefer Respekt vor der Macht der ihmunbe- kannten Naturgesetze,daßer diesen alles Mög- licheund Unmöglichezutraut.

GeradederUmstand, daßdasVolk eineMengeNatur- erscheinungen sieht,derenBedingungenundUrsachenes nichtdurchschaut,macht essehr begreiflich,daßesdiese BedingungenundUrsachengernaufsindenmöchteUnddie- selben oftinErscheinungengesundenzuhaben glaubt- welcheeseinigemalineinergewissen ZeitbezithngMit jenenNaturereignissengefunden hat; währenddoch diese Zeitbeziehungeinereinzufälligeist Undaufgar keinem ursächlichenZusammenhange beruht·Dieser JrrthUM, zweiErscheinungen,welchenur ineinemZeitzusammen- hange stehen,ineinenFolgezusammenhangzubringen- obgleichzwischenbeidenErscheinungen vernünftigerund naturgesetzmäßigerWeisegarkeinZusammenhanggedacht werden kann,istum soverzeihlicher,weilnicht wenige Naturerscheinungenexistiren,derenBedingungenzwar be- kannt aberselbstfürdenNaturforscher,umwievielmehr

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fürdenUnunterrichteten,in demWesen ihresWirkens noch unergründetsind.Jedermannz. B.weiß,daßstarkeRei- bungWärme-undElektrizitäts-Erscheinungenhervorruft, wiediesabergeschieht,weißNiemand.

Nebendieserundvielenanderen ähnlichenErscheinun- genistesgarnichtwunderbar, daßdasVolk,welches ohnehindie das Staunen erregende dereinfachenErklärung vorzuziehenliebt, daswunderlichsteZeugfür baareMünze nimmt, wenn esihm darauf ankommt,eineNaturerschei- nungzu erklären.

Gewißaberist diesetiefe Achtungvor der Macht der Naturgesetzeebensoerfreulich,wiesieallerdings selbstver- ständlichist,undesbleibt denLehrerndes Volksnurübrig, diesezumWunderglaubengemißbrauchteGeistes-undGe-

6»12 müthsanlagedesVolkesdurchdenrechten Gebrauchinein Heilmittelzu verwandeln.

Wie esfürdenForscher nach Wahrheit überhauptkein Wunder giebt, sondernnur Naturerscheinungen,welche in ihrem Bedingtseinnoch unerklärtsind, so istunsauchder Naturwunderglaubenun keinWunder mehr,dennwir haben ihnuns ebenjetztvollständigerklärenkönnen, wir haben ihn begriffenundebendeshalb müssenwirihnver- zeihen. Aberebenso nothwendig müssenwir durch VerbreitungvonWissenimGebietedernatürlichenDinge demNaturwunderglaubendasRechtunddieBedingungen seiner Existenznehmen. Und weil wir dies müssen, aus sittlichenGründen müssen, drum laßtuns aucheswollen.

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cLin Pubiläum

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Als,derherrschendenMeinung zufolge,in derUrzeit dasamerikanischeFestlandvon innerer Gewalt getrieben

»ausdemUrmeere emportauchte,dabliebenseinebeiden großenHälften,die wirnun Nord-undSüdamerika nen- nen, durcheinenlschmalen Landstreifenverbunden. Wir würdenesliebergesehenhaben,derdünneFaden,welcher diezwei kostbarenvonColumbus gefundenen Perlendes Oceans verbindet, wärevollends durchgerissen,damit wir nun nichtvergeblichunsere kleine Kraftabmühenmüßten, dasHindernißzubeseitigen,um schnellerandieWestseite

derneuen Weltgelangenzukönnen.

Es istaber als wollederFeuergeist, welchemdie WissenschaftimErdinnern einenThron aufgerichtethat, sein Versäumnißzuletztnoch nachholen;denngerade auf jenerschmalen Landenge unterhälter zahlreiche offene Wunden, aus denenunter heftigen Zuckungen fortund fortdasfeuerflüssigeBlut derErdeausbricht,alssollezu- letztdas dünne Gelenk zwischenNordundSüd gänzlich

zerstörtwerden. «

NeunundzwanzigVulkane, von denen allerdingself seitderMitte desvorigen Jahrhundertsinverrätherischem Schlummer ruhen,stehenaufdemkleinenRaume bei- sammen, zwischendem9.0 und-19.0 nördl.Breite. Sie fallen,vonSüdnachNordaufsteigend,aufdieGebiete der FreistaatenvonCostaRica,Nicaragua, Honduras,GUT- temalaundMejicoundzwar, wodiesesGebiet einehin- länglicheBreitegewinnt,aufdessenwestlichenKüftenrand Nureinige liegen mehr nachder Mitte hin,undnur zwei näherderOstküste.

DielangeschmaleErstreckungderLandenge bringt nichtblosvon selbsteinereihenförmigeAnordnung dieser Vulkane mitsich,sondernauch aufdiesem schmalenRaume befolgen sie großentheilseingesuchtreihenförmigesNeben- einander. Diese VertheilungderVulkane istaber nicht blos hier,sonderninauffallender Weise aufderganzen Erdoberflächebefolgt,und verhältnißmäßignur wenige Vulkane, dieman deshalbalsCentralvulkane den Vulkanreihen gegenüberstellt, liegen einzelnoderin kleinenabgerundetenGruppen regellosüber den Erdkreis zerstreut. DieseVertheilungsweiseder Vulkane hat schon vor vielenJahren Leopoldvon Buch,denlangjährigen FreundundForschungsgenossenHumboldts, zuderbe- rühmtgewordenen Vulkantheorie geleitet, nach welcher dieVulkanreihen tiefen Spalten entsprechen sollen, welche

dieinnere Seite derErstarrungsrindederErde durch- furchen, so daßdas Centralfeuermitseinen Schmelz- massenin diesen Furchen näheran dieOberflächeder Erdeherauftrittundalsohieramleichtestenundaufdem kürzestenWegeeinenAusgang findenkann.

EingläubigerBekenner desCentralfeuers mußdie Buch’scheTheorie billigen;wiraberfindenunshierver- pflichtet,an dieneueren Angriffe auf dasselbe, namentlich durch G. H. Otto Volger, uns wenigstenszu erinnern.

Sicherem Vernehmennachsoll auchvonBischoffinBonn, derauf diesem GebieteeinegeltendeAutorität ist,innäch- sterZeiteineausführlicheStreitschriftgegendie Central- feuer-Theoriezuerwarten sein. Wasalsdann Männer, welche dieser wichtigen erdgeschichtlichenFrageihre beson- dereForscherthätigkeitwidmen,alsvorläufig, schwerlich endgiltig, feststehendeLehrmeinunghinstellen, sollinunse-

renSpaltengewissenhaftmitgetheiltwerden.

Doch unsere UeberschriftkündigteunsjaeinJubiläum

an. Esfällt aufdenTag,anwelchemdieseNummer die Presseverläßt, aufden29.September1859. Esistdas Jubiläum desmejicanischen Vulkans Jorul lo,- welcher am 29. September 1759 das Lichtder Welt erblickte, mitDonnergepolter sichunter seinen älterenBrüdern einenPlatz erzwang.

Humboldt, der demnochjungen Feuerkopfeim Mai 1803den

ersten wissenschaftlichenBesuch machte, giebt nach zuverlässigenNachrichtenvon Zeitgenossen jenes gewalt- samenEreignisseseineanziehendeSchilderungdavon im 4.Bande des Kosmos, dieichindemFolgendenim We- sentlichenwiedergebe.

»JneinerReihedermejikanischenVulkane istdas größteund, seitmeiner amerikanischenReise,berufenste PhänomendieErhebungundderLava-Ergußdesneu er-

schienenenJorullo. DieserVulkan,dessenaufMessungen gegründeteTopographie ich zuerstbekannt gemacht habe, bietetdurchseineLage zwischendenbeidenVulkanenvon Toluca undEolima,und durchseinenAusbruchaufder großenSpalte vulkanischerThätigkeit, welche sichvom atlantischenMeere bisandieSüdsee erstreckt,einewich- tigeund deshalbumsomehr bestrittene geognostischeEr- scheinungdar. DemmächtigenLavastromfolgend, welchen derneue Vulkanausgestoßen,istesmirgelungen tiefin dasInneredes Kraters zugelangenundindemselbenJn- strumente aufzustellen.DemAusbruchineinerweiten,

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lange friedlichenEbenederehemaligen Provinz Michuacan inderNachtvom 28.zum29.September1759,über30 geographischeMeilen vonjedemanderen Vulkane entfernt, gingseitdem29.JunidesselbenJahres, alsozweivolle Monate langeinununterbrochenesunterirdisches Getöse voraus. Eswar dasselbe dadurch schonvondenwunder- barenbramidos von Guanajuato verschieden, daßes- wieesgewöhnlicherderFall·ist,vonErdstößenbegleitet war: welchedersilberreichenBergstadtimJanuar 1784 gänzlichfehlten.DerAusbruchdes neuen Vulkans um 3Uhr Morgens verkündigtesichTages vorher durcheine Erscheinung, welchebei anderen Eruptionen nichtdenAn- fang, sonderndasEndezubezeichnenpflegt. Da, VJV gegenwärtigdergroßeVulkan steht,war ehemalsem dichtes Gebüschvon der,ihrer wohlschmeckendenFrüchte wegenbeidenEingeborenen sobeliebtenGuayava (PST- dium pyriferum). Arbeiter ausdenZuckerrohr- Feldern (caöavera1es)derHacienda desanPedro Joru110, welche demreichen,damals inMejico wohnendenDonAndres Pimentelgehörte,waren ausgegangen, um Guayava- Früchtezusammeln. AlssienachderMeierei (hacienda) zur"ückkehrten,bemerkteman mitErstaunen, daßihre großen StrohhütemitvulkanischerAschebedecktwaren. Eshat- tensichdemnach schonin dem, was man jetztdas Mal- paisnennt,wahrscheinlichamFußderhohenBasaltkuppe elCuiehe, Spaltengeöffnet,welchediese Asche (Rapillj) ausstießen, ehe nochinderEbenesichetwas zu verändern schien.AuseinemindenbischöflichenArchivenvon Val- ladolid aufgefundenen BriefedesPater JoaquindeAuso- gorri, welcher3Wochen nachdemTagedeserstenAus- bruchesgeschriebenist, scheintzuerhellen, daßderPater JsidroMolina, aus demJesuiter-Collegiumdesnahen Patzcuaro,hingesandt,,,um denvon demunterirdischen GetöseunddenErdbeben aufs äußerstebeunruhigtenBe- wohnernder Playasde Jorullo geistlichenTrost zugeben,«

zuerstdiezunehmendeGefahrerkannte unddadurchdie Ret- tungderganzenkleinenBevölkerungveranlaßte.

Jndenersten Stunden derNacht lagdieschwarzeAsche schoneinenFuß hoch;allesflohgegendieAnhöhenvon Aguasarcozu,einemJndianer-Dörfchen,das2260 Fuß höherals diealteEbenevonJorulloliegt. Vondiesen Höhenaus sahman (sogehtdieTradition) einegroße Strecke Landes infurchtbaremFeuerausbruch,und»mitten zwischendenFlammen (wie sichdieausdrückten,welchedas Berg-Aufsteig enerlebt) erschien,gleicheinemschwarzen Castell (castillonegro), eingroßer unförmigerKlumpen (bultogrande).« Beidergeringen BevölkerungderGe- gend(dieJndigo-undBaumwollen-Cultur wurde damals nur sehr schwachbetrieben)hat selbstdie Stärkelangdau- ernderErdbebenkeinMenschenlebengekostet,obgleichdurch dieselben,wieichaushandschriftlichenNachrichten ersehen, beidenKupfergrubenvonJnguaran, indemStädtchen Patzcuaro,inSantiagode Ario, und viele Meilen weiter, dochnichtüber S.Pedro Churumuco hinaus, Häuserum- gestürztwordenwaren. JnderHaeienda de Jorullo hatte

man beiderallgemeinennächtlichenFluchteinentaubstum-

men Negersklaven mitzunehmen vergessen. EinMestize hattedieMenschlichkeitumzukehrenundihn,alsdieWoh;

nungnochstand,zu retten. Man erzähltgernnochheute, daßman ihnknieend, einegeweihte KerzeinderHand, vordemBilde deNuestra Seüora deGuadalupe gefun- denhabe.

Nachder weitundübereinstimmendunter denEinge- borenenverbreiteten Tradition sollindenerstenTagender Ausbruchvon großenFelsmassen, Schlacken,Sand und Ascheimmer auchmiteinem Ergußvon schlammigem

614 Wasser verbunden gewesensein.Jndemvorerwähnten denkwürdigenBerichtevom 19.October 1759, dereinen Mann zumVerfasser hat, welchermitgenauer Localkennt- nißdasebenerstVorgefallene schildert, heißtesausdrück- lich:»daßder genannte VulkanSand, AscheundWasser auswerfe.«AlleAugenzeugenerzählen(ichüberseheaus derBeschreibung, welchederJntendant,OberstRiaüo, und derdeutscheBerg-Eommissar Franz Fischer,derinspani- scheDienste getretenwar, über denZustanddesVulkans vonJorullo am10.März1789 geliefert haben): »daß, ehederfurchtbare Berg erschien,dieErdstößeund das unterirdischeGetöse sich häusten;amTagedesAusbruchs selbstaber derflacheBoden sichsichtbar senkrecht erhob, unddasGanzesich niehroderweniger ausblähte,so daß Blasen erschienen,derengrößteheutederVulkanist.Diese aufgetriebenen Blasen, von sehr verschiedenemUm- fangundzumTheil ziemlichregelmäßigerconischerGestalt, platzten späterundstießenausihren Mündungen kochend heißenErdschlammwieverschlackteSteinmassenaus, die man, mitschwarzen Steinmassenbedeckt,nochbisinun- geheure Ferne ausfindet.«

Diesehistorischen Nachrichten,dieman freilichaus- führlicherwünschte,stimmen vollkommen mitdemüberein, wasichausdemMunde derEingeborenen14Jahre nach derBesteigungdesAntonio deRiaöo vernahm. Aufdie Fragen,obman »dasBerg-Castell« nach Monaten oderJahren sichallmälig habe erhöhensehen,oderobes gleichindenersten Tagen schonalseinhoher Gipfeler-

schienen sei?war keineAntwort zuerhalten. Riano’s Behauptung, daß Eruptionen nochindenersten16bis17 Jahren vorgefallenwären,alsobis1776,wurde alsun- wahr geläugnet.DieErscheinungenvon kleinenWasser- undSchlamm-Ausbrüchen,die indenerstenTagengleich- zeitigmitdenglühendenSchlackenbemerktwurden,werden nachderSagedemVersiegen zweier Bäche zugeschrieben, welche,an dem westlichen Abhangedes Gebirgesvon Santa Jnes, also östlichvom Cerro deCuiehe, entsprin- gend,dieZuckerrohr-FelderderehemaligenHaeienda de san Pedro deJorullo reichlich bewässertenundweitin Westen nachderHacjenda de laPresentacion fortströmten, Man zeigt noch nahebeiihrem UrsprungedenPunkt,wo sie ineinerKluftmitihren einstkaltenWassernbeiEr-

hebungdesöstlichenRandes desMalpais verschwunden sind. Unter denHornitos weglaufend, erscheinensie(das ist dieallgemeine MeinungderLandleute)erwärmt als zweiThermalquellenwieder. Da dergehobeneTheildes Malpais dortfastsenkrechtabgestürztist, sobildensiedie zweikleinenWasserfälle,dieichgesehenundin meineZeich- nung aufgenommen habe. Jedem derselben istderfrühere Name,RiodeSanPedro undRiodeCujtimba, erhalten worden. Jch habeandiesem PunktedieTemperaturder dampfendenWasser«520,7gefunden.DieWassersind an ihrem langen Wegenur erwärmt, abernicht gesäuertwor- den.DieReactiv-Papiere,welcheichdieGewohnheit hatte mit mirzuführen,erlitten keineVeränderung;aberweiter hin, nahebei der Hacienda de laPresentaci0n, gegen die sjerra delasCanoas zu,sprudelteine mitgeschwefeltem WasserstoffgasgeschwängerteQuelle, dieeinBeckenvon 20FußBreitebildet.«

«

Jnneuerer ZeithatteeinBeobachterdesJorullo, E.Schleiden, dieEntstehungdesMalpays(zUdeutsch- schlechtesLand)alseineBodenaufblähunginZweifelge- zogenundsiealseineLava-Aufschüttungerklärt. Jedoch hatBurkart dieHumboldt’scheAuffassungmitüberwiegen- den Gründenaufrecht erhalten.

DievonHumboldt erwähntendampfendenhornitos

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der sogenannte Maischproceß statt, das heißt, es werden hier die ge- mahlenen Kartoffeln mit Wasser und Malz möglichst innig vermischt und dadurch folgender chemischer Vorgang

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