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Ein naturwissenschaftlichenBolkoblatt
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MeranrgrgehennnuE. »A.Noßmäszlrn Wöchentlich1Bogen.DurchalleBuchhandlungenundPostämter fürvierteljährlich15Ngr.zubeziehen.
Nu.36. 1859.
Arnere Angriffe aufdenVald.
Es wirdbei meinenLesernhoffentlichkeinebesondere Rechtfertigung bedürfen,wenn hiermitBezugnahmeauf denArtikelin Nr.26d.Bl. (eininternationaler Congreß derZukunft) nochmals aufdieBedeutungdesWaldes zu- rückgekommenwird.
DienächsteVeranlassung hierzu gabeineandie Re- daktionderGartenlaube (wojenerArtikelzuerst abgedruckt erschienenwar)gerichtete Gegenschriftgegendenselbenaus derFedereinesinseinem Fache—- demderKunstgärt- nerei— inhoher Achtung stehendenMannes inDresden.
Jn dieser Gegenschrift,welchesichzum Abdrucknicht eig- neteundauch dafürgarnicht bestimmt schien,wurdeich herausgefordert,dieinjenemArtikel (ein intern.Congr.
derZukunft)demWalde zugeschriebeneBedeutungzuer-
weisen.Da jedochdie Gartenlaube mehreinUnterhal- tungsblatt ist, sokonntederenRedaktion hierauf nichtein- gehen.
ObigerTitel, »He-UmAngriffe aufdenWald-»Osoll sichjedochnicht aufdieZuschriftmeinessehrehrenwerthen GegnersinDresden beziehen;dennabgesehendavon,daß
man dasbrieflicheUrtheileinesPrivatmanneshierkeinen Angriffnennen kann, so lagindiesem auchdieredliche Absicht, sicheinesBesseren überzeugenlassenzuwollen.
Die Angrifse kommen von einer anderen Seite und sind durchdieQuelle, aus der sie stammen, sehr besorgnißerregenderNatur.
Indemgenannten Artikel (in Nr. 26)war einesBu- ches gedachtWallås,ödndessur lesjnondations leurs
causes etleurs elkets. Paris 1857), auf welches mich
Humboldt brieflichaufmerksam gemacht hatte. Jchbin
seit einigen Tagen durch freundschaftlicheGesälligkeitin Besitzdieses Buches gekommenundbegreifenun, weshalb derseitdemvon unsgeschiedeneMeister mich gerade auf dieses Buch aufmerksammachte·Esscheintberufen— ich zweiflekaumdaran — inFrankreich inder aller- nächsten Zukunft eineRolle zuspielen.
WiedieJahreszahl zeigt, istdasBuch— eine »ge- krönte«Preisschrift—- denberühmtenLyonerUeber- schwemmungenimJahre1856fast aufdemFuße gefolgt, jenen Ueberschwemmungen,welchedenKaiser NapoleonIll.
zuderbrieflichenWeisungandenMinisterdes Ackerbaues anregte,welcheinfolgendenWorten enthalten ist:»was dasallgemeine System betrifft, welches ergriffenwerden muß,um fürdieZukunft unsere reichenThälervor den schrecklichenLandplagendersiedurchschneidendenStröme zusicherm so mangelteinsolches zurZeitnoch,und esist nothwendig, daßesdurchaus undsofort (absolu- ment et immediatemeny gefunden werde·« Diese kaiserlichenWorte hat HerrVallis derEinleitung seines BuchesalsMotto vorgesetzt,und erbringtindemselben diesesmitsovielemNachdruck geforderteneue ,,System«
aufdenMarkt: eingroßartiges Systemvon Deichen, Schleußen,Wasserbecken,Kanälen 2c., wofürereineHer- stellungssummevon 350 Millionen Franes ausrech- netundhinzufügt,daßdieAusführungdieser Arbeiten nothwendigeinesehr eilige (rapideexåcution destra- vaux)sein müsse.
Wemfällt hier nichtdie,,Milliarde«derjüngstenRe- denseiner Majestät ein- ,,WodurchderWohlstand Frank-
;reichs (solauteten ja wohl ungefährdie Worte) enorm ZR
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gesteigertwerdensolle«? Wirwerden balderfahren,ob HerrVallesdenTriumph feiernwird,dieväterlichenGe- dankendesKaisersim Voraus errathenzuhaben.
Esversteht sichwohlvonselbst, daß HerrBalle-s,in- gånieuren chefdespontsetchaussåes, inseinemBuche einentüchtigenundsachkundigenundsicher auch nützlichen Planvor dieOeffentlichkeitbringt,undeskannmirnicht einfallen,dies immindestenzubemäkeln;esist sogar wahr- scheinlichzuzugeben, daßFrankreich früheroderspäter diese großeAnstrengungwirdmachenmüssen,umseinenAcker- bau zusichernund dieBeschiffung seinerStröme zu reeln.
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Aber esmußdenUnwillen einesjeden Besonnenen erregen, wenn erindemBuchevon Vallesdaslange Ka- pitel über denEinflußdesWaldes aufmeteorologischeUnd klimatische Verhältnisseindiefolgenden bündigenSchluß- worte,wie in einneues Evangelium zugespitztsindet: ,
»Es istunsgestattetaus unserenStudien dendrei- fachen glücklichen Schlußzuziehen, daß— imGegen- satzzuderherrschendenMeinung— dieEntwaldung (dåboisement)uns
mehr jährlichenRegenniederschlag, weniger reißendeWasserläufe(d’eaux torrentielles) mehrGetreide gewährt-«
DieseWorte,unter den begleitenden Umständen und in einer gekrönten Preisschrist, so nacktund uneingeschränktherauszusprechen,magHerrValläs selbst verantworten. Wieaberwerdendievorsichtig erwägenden deutschenNationalökonomen diese EntfesselungderWald- Devastation aufnehmen?Waswerdendiejenigen deutschen Regierungen dazu sagen, welche,undzwarnichtblosder nachhaltigenHolzerzeugungwegen, mit allerSorgfaltüber denStaatswaldungen wachenundsogardenPrivatbesitzer
anderVerwüstungseiner Waldungen hindern?Wassagt z. B.dieköniglichsächsischeForstverwaltungzufolgendem Satzevon Valles: »wirwerden essehr vernünftig, sehr nützlich, sehr nothwendig sinden, daßeine Nation, welche nichtgenugLandfürGetreideundFutter hat, ihre Wälder inFelderundWiesenverwandle ?’«Zu welchen lächerlichenConsequenzen diese,auf materiellem Unabhän- gigkeitsbestrebenderNationen zuseparatistischfußende,An- sicht führt, liegt aufderHand.
Wenn man den,,dreifachen glücklichen Schluß-·
desHerrnVallesliest, so möchteman glauben, daßbis zum Erscheinen seines BuchesdieganzeWelt ineinem blinden Wahngelebt,gerade dasGegentheildesRichtigen fürdasRichtigegehalten, daß HumboldteineDummheit gesagthabe,indem erim 3.Bande seinerReisenaus- spricht:»durchFällenderBäume,welchedieBerggipfel undBergabhängebedecken, bereiten dieMenschenunter allenHimmelsstrichendenkommenden Geschlechterngleich- zeitigdiedoppeltePlage: Mangelan Brennstoffund Wassermangel.«
Ohne auchnur wenigstenseinartigesMitleid fürdie solangeundso allgemein Jrrendenzufühlen, ohne auch
nur einWort gegendiemöglicheUebertreibung seines Evangeliums, ohne überhaupteinfühlendesWortfürden Wald zuhaben,sucht HerrValleszubeweisen,waseben vorheralssein,,dreifacher glücklicher Schluß« mit- getheiltwurde,daßderWaldindieserRichtung theilsbe- deutungslos, theils sogar schädlichsei.
Seine Beweisführungistgewandtundhat«denAn- scheinwissenschaftlicherGründlichkeit,istabernicht gründ- lich.WennMan sie liest, so mußman glauben, daß außer drei oder vierFranzosen,die Herr Valles citirt, keinMensch weiterüberdiesehochwichtigeFrage nachgedachtundge-
564 schriebenhabe,Esist wahrlichabernichtzu vielverlangt, wenn man von Einem,derdenWald bedingungslosder Axt preisgiebt,-erwartet, daßerdiese furchtbare Lehre durch gründliche Widerlegungaller derselbenentgegen- stehenden Anschauungenund Erklärungderanscheinend gegentheiligeu Erfahrungen erhärte.EinedeutscheForst- wirthschaftundForstwissenschaftexistirt für HerrnValläs gar nicht,und auchaus Frankreichwerden Thatsachen ignorirt, diefreilich nichtzuwiderlegen gewesen seinwür- den, wiez.B.dieMittheilungenvonBlanqui. Diekleine treffliche SchriftdesBerner KantonsforstmeistersMar- schand führteineMenge Fällevontraurigen Folgender Entwaldungan, diesich auf Frankreich beziehen,und die derFranzose Vallesunerwähntläßt,wieihmüber- haupt diese Schriftund dieganze deutscheeinschlagende Literatur entweder unbekannt oderunbequem ist. Esist in demgefährlichenBuche,denndieseBezeichnungverdient es,außer einigen tropischennurdurch französischeBeispiele bewiesenundganzaußerAcht geblieben, daß Frankreich, dasbeinaheeinJnselklimaunddemnachanNiederschlä- gen keinenMangel hat, sehr ungeeignet ist,umdamitzu beweisen, daßderWaldohneEinfluß aufdieNiederschläge unddenQuellenreichthum sei.
Man wundere sichnicht,daßich hierin derHauptsache einKapitelausdemWerkeeinesFranzosenzumGegen- standederBekämpfungindiesem,demfriedlichen Verkehr mitder Natur gewidmeten,Blatte mache.Man denkt jetztzuleichtan eine,,rettende That«,wenn jen- seitdes Rheins etwas geschieht,undsokannman
auchindieser Frageaneinesolchedenken. JeneMotto- WortedesKaisers,jene ,,Milliarde«undderfixundfer- tige PlandesHerrnVallis zu derrapideexåcution des travaux, eignen sichzugut,um dieBestandtheileeiner
neuen ,,rettendenThat«zuwerden, einer That, deren
geistigeBasissein würde: esist kein Grund, die Wälder zuschonen.
Wenn dieserGrundsatzin Frankreichmaaßgebend wird, unddas istunter demJmperialismus leichtmög- lich, sokann dasmit RechtsoberühmteInstitut»das pontsetchaussees« leichtdasRecht aufden erstenTheil seinesTitels verlieren,ähnlichwie inSpanien, woman
fastaufjederTagesreise aufeineBrückeohne Wasserund aufeinGewässerohneBrückestößt.
Nocheinmal: man wundere sichnicht, daß diese Zeilen sich fastnurmitHerrnValliesodervielmehrmitSeite 419bis494seines Buchesbeschäftigen.DieSeiten tra- gen zusehrdenStempeldesGemachten, siehabenzu viel Tendenziöses,um nichtdurch sie besorgt gemachtzu werden,
Willich auchnicht in Abredestellen, daß einigeder vonVallis vorgebrachten,aus demZusammenhangder Wissenschaft gerissenen, Beweisegegen deninmeinem früherenArtikelbehauptetenEinflußderWaldungen zu beweisenscheinen, so liegen doch aufderanderen Seiteso vielehaarsträubendeBeweise fürdenselbenvor, daßes mindestenseinleichtfertigesGebahrenzunennen ist, letz- terevollkommenunbeachtetzu lassen.
DieKornkammer Roms, Sicilien, ist diese entfernt nicht mehr, seit diese ehemals so herrlicheJnselentwaldet ist,undinFolgedavonihre Flüsseverarmt sind.
Zum Schluß hebe ichnur eineinziges Beispielvon den vielenhervor, welcheichimsüdlichenSpanien beobach- tethabe.
DieTagereisevonMureia nach Eartagena,deralten Carthago nova. die die Römer sicher nichtineiner öden Gegend gründeten, führt, nachdemman das bewässerte
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ParadiesvonMurcia durch UeberschreitungderMontana delPuertode Cartagenaverlassen hat, lange Zeit durch einefast baumlose, fast völligunfruchtbareEbene. Etwa eine Stunde vorderStadt bemerktman diegutnivellirte EbenevonBewässerungskanälendurchschnitten,inwelchen zunächstgarkeinWasser fließt,diesichimGegentheil erst näher nachderStadt hin allmäligetwasmitWasser füllen.
JndemselbenMaaßstabe zeigte sichdie weiteEbeneauch immer mehrzunehmend grün, je näherman Cartagena kommt. Mansahdeutlich,daßman eshiermitdemschwa- chenReste einervormals reichenBewässerungzuthun hatte. Mein Freund,DonAngelGuirao, Professorder NaturwissenschaftinMurcia, hattemirkurz vorherer-
zählt, daßer,ein Mann von damals etwa 40Jahren,die bei der Stadt liegendeSierra deCartagenanoch vollkom- men bewaldet gekannt habe.Jetzt istsiebuchstäblichkahl, ich hättemir inihrkeinenStockabschneidenkönnen.
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WiemanchesMal binich halbe Tage langinRam- blas (ehemaligen Flußbetten,diesichjetztzuholprigen Fahrstraßenhergeben müssen) gereist,an derenSeiten man nochaus derMaurenzeit jetzt wasserloseKanalbau- tensieht.DieHöhenan den Seiten derRambla delas Lumbreras bei LorcabestehenausThonschiefer,dereinen trefflichenWaldboden bildet, aberjetzt standkeinBusch mehr auf ihnen. BeiLorca selbst,beiAlmeria wieder- holte sichdieErscheinungvonEartagena.
Sind etwahier EntwaldungundVerarmung, ja gänz- liches VerschwindenderFlüssebloseinzufälligesZusam- mentreffen zweiervoneinander unabhängigerErscheinun- gen?Undwenn nicht,wenn vielmehrdieersteredieUrsache derletzteren ist,sohatdasmißhandelteSpanien Tausende vonAckernfruchtbarenLandes fürimmer verloren,denn dortistkeinemenschlicheMachtim Stande,in demglühen- denBodenwiedereinenWald zuerziehen.
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Yet Zaunkönig fTrogloilYiesdomesijous.)
VonDr.A.E.Vrehm
»MangiebtmireinenFärstentitel.
ZLBUFMYZHLIBMMHEITZITSgut-,Mit-»a, Undbinauchnicht sostolz,alsmancherItalien-ohn- DerBettler, welchenGeizundHabsuchxvonsichstießen, Schläftruhigoftzu meines ThronesFuße-n .
(Langbecn.) Nicht eineinziger unsererkleinen gefiederten Haus- undGartenfreundevermages, demHelden obigerStrophe gleichzu kommen. Kaumeiner bleibtdemMenschen,wie er,treuer Gefährteim Sommer oderWinter,Schneeoder Regen, FrostoderHitze;kaumeinerbegleitet ihn soweit nachSüdenundnachNorden, alser; kaumeineristdas BilddesheiterstenFrohsinns,derniegetrübtenLaune,wie unserFreundderKindheit,derJugendzeitunddes Alters:
unserZaunkönig. Erumjubelt, umsingtundumtanzt desMenschenHaus inRußlandwie inSpanien,in Grie- chenlandwieauf Jsland: erist in ganzEuropaheimisch, inganzEuropadesMenschentreuer Genosse.Treuer noch als dieSchwalbe, ziehternichtblosbeiihmein,son- dernbleibt auchdannnochbeiihm,wenn diese sich schon längstimwarmen Südensonnt.-EristderLieblingaller Völker,welcheihn kennen;eristüberallgeschütztoderwe- nigstens geduldet;erverstehtes,sich nichtnurAllerHerzen zugewinnen, sondern sie sichauchzuerhalten. Eristder
glücklichsteallerKönige;dennerhat,unter denMenschen wenigstens,keinen Feind-
EswäreAnmaaßungvonmir,wenn ichihnbeschrei- benwollte. JedermeinerLeserkenntihnvonKindheit an, Jederhat ihn hundertMale gesehen,wenn errasch wieeineMaus durch BuschUndHecken schlüpft,immer munter, immer beweglich,immersangfertig,lustig, heiter.
Oft kommterja auchin’sGehöft selbst herein, seht sich aufeinenhervorragenden Punkt,
»Undweis;inallerEik EinkräftigLiedzuschmettern;«
aberschnell isterwiederverschwunden,und hastig geht’s weiter. Dasist sein LebenvonTagzuTage,vonJahr zuJahr!
Gewiß Jedermannkenntihn persönlichundkenntihn im Liede.DieVolksdichtungverherrlichtihn hundertfach:
seinName allein isteinGedicht. Jnmeiner Heimath Uetmtman ihn ,-Schneekönig«,— werverständenichtdie- senNamen. EinKönigimSchnee: einKönig, selbst wenn desWinters Strenge ihmmitSchneedieTafelzu- deckt,unddamit seineNahrung ihm verbirgt; einKönig
anReichthum,weilsein Frohsinn selbstdasWenigebe- singt,wasdannnoch ihmblieb. Wieprächtigkennzeich-
nen ihn folgende Strophen:
»Heiße wohl König, Hab’aberwenig;
. Hab’ wohleinsichres Haus, Bin aberlieberd’raus, SchweifendinFeldern, JubelndinWäldern!
Lustig ohn’ Unterlaß Scheuich nichtkaltnoch naß, Frohundgesellig, Flinkund anstellig, Treib’ichdieJägerei Sommer undWinter frei.
BleibefeinhübschimLand- G’ni·ig’michanmeinemStand- Heiß’ ich gleich König, Hab’ ichgleichwenig:
Wißt,daß in meinem Sinn Ich docheinKönig bin!«
Eristaberauch einKöniginderSage, ebensowohl inderHeimathals inandern Ländern. Anastasins Grün·hatuns inseinem,,RomanzeroderVögel«eine garreizende Sageüberliefert,derenerste Worte ichmit ihmallenKindern, großenundkleinen,zurufenmöchte:
»IhrKinderlaßtmirverschont ZaunkönigsNestUndZelle- DennwoeinEdlerwohnt, JsteineheiligeStelle!«
Werwissenwill,warum derKönigedelgenanntwird, magnur imRomanzeroweiternachlesen;erwirdsichge- wißverwundern, daß wir dem kleinenVogel soVieles danken. Und esgiebt nochviele andereGedichte, welche seinLobpreisen.SeinemKönigsthum,seinerBescheiden-
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heitunter derLastder Krone,seinerMenschenfreundlichkeit, GenügsamkeitundFröhlichkeitgelten sie fastalle.
Uebrigenswurdeer,wiewirAlle vondemMärchen wissen, wirklichgekrönt.Daswar damals,alsdieVögel DenzumKönig wählenwollten, welcheramhöchstenflie- genkönnte. Nur derAar konnte gerechteAnsprücheauf dieKroneerheben;aberdennoch mußteererstdenProbe- flug bestehen.ErrüstetesichzumKönigszuge; dochwas
thatder kleineWicht? ,
»Er flog auf seinenRückenohneSchwere, Ja,erbegannausvollerBrustzusingen, Sobald ersah ihn hochundhöher dringen Fern dieserWelt inätherblaueLeere.
Ergrimmt, daß aufihmEinerSolcheswagt, FuhrblitzgeschwindderAarzurErdenieder, Festaberhieltersich,derUnverzagte.
MitJubelgrüßte ihndasWaldgesieder AlsKönig, ihn,Zaunschlüpfer sonst,undsagte:
Sing’nun imLenzundWinter Königslieder!«
UndKönig istergeblieben seither,undwird’swohl auchferner bleibeninunsern Augen. Wirhaben seinen
-Jus-»H- J«
568 aufdiehöchsteSpitzeeinesBusches. Sein Gesang ist einfach,aberangenehmundsehr kräftig:man begreiftgar nicht,wiesoeinhelles, schmetterndesLied in der kleinen Brustgeborenwerden kann.BeimSingen machtes aller- liebsteBewegungenundbreitetdasStumpfschwänzchenaus.
Jedes PärchenbrütetzweiMal imJahre undbaut sich dazueinprächtigesverhältnißmäßiggroßesNestchen.
Gewöhnlichstehtesin kleinenErdhöhlen,unter überhan- gendemRasen,oder abwärtsgeneigten Baumstumpfen, zwischenWurzelnundanandernähnlichenOrten. Esistder GrößedesHohlraumes, indemessteht, angepaßt,oben zugewölbtund miteinemEingangsloche Versehen. Fast immer hatderkleineBaukünstlerMoos alsBaustossver- wendet und dabeistetsdiesorgfältigsteWahl getroffen;
dennnur genaudasinnächsterUmgebungdesHauses sich Findendewirdbenutzt;— derKönigspalast darsnichtauf- fallen! ZuweilenwirddasNest wohl auchausdürren Blättern undGrashalmen zusammengefügtAberauch imdichtestenMenschengewühlbautsichdasThierchenver- trauend seinHaus. Sohatman beobachtet, daßeinPär-
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DerZaunkönig.
Werth bessererkannt alsdieJsländer, welche ihnblos ,,Mäusebruder« nennen.
UnserSchneeköniglebtpaarweisefastüberall in Europa.
Jn Deutschlandisterda, wo’sdichte Hecken,vomWasser eingerissene,mitBuschwerkausgekleideteSchluchtengiebt, immer anzutreffen.Seine dichteBesiederung läßt ihndie strengsteKälteertragen;blosbeisehr tiefem Schneegehter
zuweilenanNahrungsmangelzu Grunde. Erlebtbeständig .anderErdeoderdicht über-ihr,läuftwie eine Maus rasch
aufihr hin, durchkriechtalle Hecken undnimmtdabeige- wandt seineNahrung auf. Siebeeht hauptsächlichaus Kerbthierenundderen Larvenund kern,welcheergeschickt aus RitzenundKlüftenund vom abgestorbenen Holze nimmt und selbstindenverborgenstenWinkeln zuer- spähenWeiß; dochnimmt erwohl auchmitfeinen Säme- reienvorlieb. BeideGatten einesPaareshalten treulich zusammen; jedochtrifftman auchkleineGesellschaftenan.
Wenn dasMännchensingt,— unddasgeschiehtalle Mi- nuten langeinmal, obschonimWinter seltneralsim Frühlinge— verläßtes die Erdeundsetztsichdanngern
chenineiner,naheamSchulgebäudestehendenEhrenpforte brütete,trotzdem daß durch sie hindurch tagtäglichdie SchaarderKinder lärmendging. Ebensokommt es vor, daßeinungepaartesMännchen sicheinNestallein her- richtetunddabei so lustig singt,alshätteesseinliebes Weibchenbeisich. Solche Einsiedler,wiesiedas Volk nennt, verstehennun freilichgewöhnlichdasBauen gar nicht recht:dasMännchen,dessenich gerade gedenke,hatte sichnichteinmaldieMühegenommen eineigenes Nestzu bauen, sonderndasverlasseneeinerHausschwalbebenutzt, esanstattmitMoos,mitHeuundStroh ausgebautund sechsWochenlangandiesem Kunstwerke gearbeitet.
Jm AprilUndimJulilegtdasWeibchensechsbis elf weiße, wenig roth bespritzteEierindaswarme Nest undbrütetsiealleininzwölfbisdreizehnTagenaus,wo- bei esvom Männchengesüttertwird. BeimAufziehender Jungenhilft Letzteres treulichmit. NachdemFlüggsein derKinder bleibtdieFamilie nocheineZeit lang zusam- men; dann denkendieEltern andiezweite Brut,oder überlassenihreKindersichselbst.
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MankanndenZaunkönig leicht fangen,aberschwer
andieGefangenschaftunddasFuttergewöhnen.Gelingt dies,dann hatman auchim Bauerseine wahre Freudean demprächtigenKerlchenund seinen vollsten Genußan
dessenherrlichemGesang. Dieser ähneltentfernt dem eines sanftschlagenden KanarienvogelsundhatinderMitte derStropheundgegendasEndederselben hineinenflö- tenden,sehr schönenTriller. LeidersingendieZaunkönige«
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in derGefangenschaftnicht so anhaltend,alsimFreien.
Unddeshalbdenkeich:
Esist allerliebst,denkleinenBurschenimmerbeisich zuhaben; schönernoch istesaber, ihnum sein Haus herum fliegenzusehen, zumalimWinter: dazeigtersich inseinerganzenLieblichkeitundFröhlichkeit,derliebe, liebe KönigimSchnee!
Yrennereioder Hpiritusbereitung
Von Pollmar.
Um denVorgangdesBrandweinbrennens zuver- stehen, genügtesnicht,dieGerätheeinerBrennerei anzu- sehenundsichdieReihenfolgederinihnen vorgehenden Umwandlungendes zumBrennen verwendeten Stoffes herzählenzulassen. Jn diesenbaldstark,baldmäßigge- heizten,baldkünstlichkaltgehaltenenTonnen-,Helm-und Schlangenform tragenden Geräthen gehtein chemischer Proceßvor, derklarundbündig geschildertwerdenkann und derAnspruch daraufhat,von jedemGebildeten be- griffenzusein.
Versuchenwires,diesenBegriffzugeben.
UnterSpiritus verstehtman bekanntlicheineMischung vonWeingeist (Alkohol)undWasser. Obgleichman im Stande ist,denWeingeistfür sich,vollständigwasferfrei, darzustellen,sobegnügtman sichdoch indenBrennereien mit derDarstellungeineswasserhaltigenAlkohol,dadieser imgewöhnlichenLebenseine häusigsteVerwendung findet·
Esgiebtnur eineeinzigeSubstanz, welche sichzur unmit- telbarenErzeugungvonAlkoholeignet,dasistderTrauben- oderStärkezucker. JndemSafte süßer Früchte istder Traubenzuckerbereits alssolcherenthalten,undman be-
nutztdaher dieseinsüdlichenLändern (z. B.Frankreich, Spanien)zurBereitungdesSpiritus. Jn Deutschland hingegenverwendet man zudiesem Zwecke fast ausschließ- lichstärkemehlhaltigeSubstanzen,indemnämlichdie Stärke, ein in derorganischenNatur sehr häusigverbreiteter Stoff, durchverschiedeneMittel mitLeichtigkeitinTraubenzucker umgewandelt werdenkann. Ich gedenkenun hieretwas näher aufdieBereitungdesSpiritus ausstärkemehlhal- tigenSubstanzen einzugehen. Zudenletzteren gehören namentlichdieKartoffelnundGetreidearten, und gegen- wärtigsindesdieKartoffeln, welchebeiunsfastaus- schließlichdasSpiritusmaterial liefern.DerGrund hier- vonliegtdarin,daßeskeinePflanze giebt, welche aufeiner gegebenenBodenflächemehrStärkeproducirtalseben die Kartoffel.Das ganzeVerfahrenderSpiritusbereitung aussolchenkannman nachdendabeistattfindendenchemi- schen Vorgängen eintheilen:
1.in dieZuckerbildung
· 2.in dieGährung, 3.in dieDestillation.
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DieErfahrunghat gelehrt, daßesnichtetwavortheil- haft ist,dieStärkevorherausdenKartoffeln abzuscheiden undinStärkezuckerumzuwandeln, vielmehrwird der Zweckvollkommenerdadurch erreicht,wenn dieseUmwand- lunginmitten allerübrigenBestandtheilegeschieht.Die
Kartoffelnwerden deshalb vorhernurgewaschenundals- dann ineinembesonders dazu eingerichtetenFasse,dem
»Dampffasse«, durchhineingeleitete Dämpfe gekocht.
Hierauswerdensiesofort mittelst enggestelltereisernerWal- zenmöglichstfeingequetschtundfallenindiesem Zustande ineinenunterdenWalzen befindlichenBottig,den»Vor- maischbottig«. Jndiesem sindetnun. dersogenannte Maischproceß statt,dasheißt,eswerden hierdie ge- mahlenen KartoffelnmitWasserundMalz möglichstinnig vermischtunddadurchfolgender chemischerVorgangherbei- geführt:indembeigemengtenMalze nämlichistein bis jetzt noch wenigbekannter Stoff, Diastase, enthalten, derlediglichdurchseine GegenwartoderBerührung (Con- tact)dieVeranlassunggiebt, daß sichdie Stärke inZucker umwandelt. Esistdiesdie sogenanntekatalytischeWir- kungderDiastaseoderdieWirkung durchContact. Eine möglichstvollständigeZuckerbildungsindetaber nurzwi- schen gewissen Temperaturgraden statt, nämlich zwischen 490—520 R. Hatman bei demMaischproceßdie ange- gebenen Temperaturgrade nicht erreicht,oderhatman sie bedeutendüberschritten,sowar dasUmwandlungsprodukt derStärke nicht Stärkezucker,sondern Stärkegummioder Dextrin.
Wir kommen hier aufeineErscheinung,diesichsehr häusigin derorganischenNatursindet,ichmeinedenIso- merismus. Wir nennen nämlich zwei Substanzen iso- mer,wenn sie beiganzgleicherchemischerZusammensetzung dennochverschiedeneEigenschaftenzeigen.Stärke, Stärke- gummiundStärkezuckerhabeneinegleiche chemischeZu- sammensetzung,unddennochwieverschiedensind diesedrei Körper inihren Eigenschaftenvoneinander! Dieeinzige Erklärung,die wirgebenkönnen,bestehtdarin,daßwir annehmen,dieVerschiedenheitdieserKörper beruheineiner verschiedenenGruppirung ihrerAtome. (SieheNr. 14, S.224amEnde.)
2.
NachbeendeterZuckerbildung,derenallmäliges Fort- schreitensichanderZunahmedessüßenGeschmackesder Maischeerkennenläßt,unddieman nach Verlanvonun- gefähr2Stunden alsbeendetannimmt, beginntman den zweiten chemischenHauptproceßeinzuleiten, nämlichdie Gährung. Hierunter verstehtman dieZersetzungdes StärlezuckersinAlkoholundKohlensäure.Zu diesem ZweckewirddieMaischeeinermöglichstschnellenAbküh- lungunterworfen, wozu man in den Brennereien dasso- genannteKühlschiffbenutzt.Sobald man nun eine TemperaturerniedrigungderMassebisauf140— 160R.