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Aus der Heimath. Ein naturwissenschaftliches Volksblatt, 1859, No. 35.

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Ein naturwissenschaftlichenBalkghlatt BrranggrgrlirnnonE. »A.Uokmäszlen

Wöchentlich1Bogen. DurchalleBuchhandlungenundPostämterfür vierteljährlich15Ngr.zubeziehen.

1859.

No. 35.

pas täglichecliebenderVögel

VonDr.A. E.Brehm.

(Schluß-)

FDas Wasserbadwirdvon dergroßenMengeinsehr verschiedenerWeise ausgeführt. MancheArtenbadensich oft,andere selten; einige sprihen sichdasGesieder fluchtig ein,andere nässenessogründlichdurch, daß sie nachbe- endetemBadekaumfliegenkönnen. DieLandvögellaufen zum Baden an einerseichtenStelleinsWasserund»Ver- ursachen hierdurchSchlagenmitdenFlügelneinendlchten Regen, zucken auch wohl einzelne Federn nochbesonders indasWasser; dieWasservögelbesorgenesgleichIm Wasser selbst.

NachbeendigtemWasserbade beginntdassorgfältigste PutzendesGesieders Der Landvogel fliegtdazuauf einendernächstenBäume,schütteltdieHauptmassedes amGesieder hängendenWassersab,ziehtnun dieFedern durch denSchnabel durch, legtsie inOrdnungundöltsie schließlichausseinen«Bürzeldrüsenein. DasLetztereist fürdieSchwimmvögelnochvielnothwendigeralsfürdie Landvögel,und wirddeshalbvon ihnen auchweitaus- führlicherbesorgt.TrotznhrerzweckdienlichenBeschaffen- heitnimmt dieFederbeilangewährendemSchwimmen undTauchen Nässean, undmuß dahervonZeitzuZeit wieder zuneuem Gebrauchehergerichtetwerden. Der Wasservogel muß alsodasGeschäftdesPutzens täglich mehrereMale vornehmen.Es geschiehtbeiihm theils währenddesSchwimmens, theilsundhauptsächlichauf dem Lande. JederSchwimmvogelrichtet sich, sobalder dasfesteLandbetritt, gerade aufundschütteltdurchleb- hafte FlügelbewegungenundZuckender Haut so vieleder

anseinemGefieder hängendenWassertropfenab, alsmög-

lich.Sodann lockertermit demSchnabeldasganzeGe- fieder aufundschüttelteswiederab, Undfährt hiermit so lange fort,bisihm sein FederkleiddengeeignetenGrad vonTrockenheitzuhaben scheint.Nunhebterdie über seinen Fettkästchen,den beidenBürzeldrüsen,liegenden Fe- dernaufundpreßtmitdemSchnabeletwas von demdurch dieseDrüsen abgesondertenOeleheraus, welchesdann auf beideJnnenseitenunddasAeußeredes unteren Schnabels aufgetragenwird. Jede Feder, welchederEinölung bedarf, wirdeinzeln durchdenSchnabelgezogen,dabeizugleichge- glättetUndzurechtgelegt. DiegroßeBeweglichkeitseines Halses machtesdemVogel möglich,alleFedern seines Körpers, mitalleiniger AusnahmedererdesKopfesund Oberhalses, einzufetten; diesewerdenaberso lange aufden bereitsgefetteten FedernderBrust,desVorderflügelsUnd Nackens eingerieben,bissieebenfallsdienöthigeMenge Oelempfangen haben.FlügelundVorderbrustwerden immermitganzbesondererSorgfalt behandelt, nichtmin- derdiewichtigenSteuerfedern,an denengewöhnlichdie ganze Arbeitbeendetwird.

NachvollendetemBadeund Putzenfühlt sichderVogel ungemein behaglich.DieReinigungist ihmeinwahres Lebensbedürfniß;ererkrankt, wenn ersie nicht verrichten kann.SosorgsamersonstdasWassermeidet undnament- lichvordemRegen entflieht-H solebhaft sehnterseine

’«) AußerdenSumpf- und Wasseroögelnmachen hiervon nurdieSchwalben, WelchegernnochimRegen jagen,und DieTauben- Welchesichoftgeradezuhinlegen,umsich bereg- nenzulassen,eineAusnahme.

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Waschungen herbei.Wenn dann nun auchdas Putzge- schäftbeendetist,verträumt ergerneinStündchenim Voll-.

genußderäußerenundinnerenWärme. Daher siehtman vieleVögel, namentlichdieGeier, Hühner, Jbisse, Tauben undandere gernsichsonnen,wobeisie sich oft höchstgemüthlichplatt aufeine Seite oderaufdenBauch legen,oderaber, wieesdieScharben undSchlangen- halsvö gelthun,reihenweiseanrechtwarme Felsenwände undähnlicheOrtesetzenundmitdenFlügelnwedeln. Ganz leises Flüstern, welchesman indieser Lagevernehmenkann, scheintdiehöchsteBehaglichkeitauszudrücken.

EinTheildesTageswird,wenigstensvonVielen,der Geselligkeit gewidmet.Auchdiegrößtentheilsnur paar- weiselebenden Vögelkommen gernaufeinige Zeit zusam- men, jedochnicht,odernur inuntergeordneter Weise, wäh- rendderBrutzeit,weilihnendannzusolchenDingen keine freie Zeitbleibt. Manche,z. B. die Kolkraben, statten sich förmlicheBesucheab. Jedes Paar dieserstattlichen undschlauen Thiere bewohnt nämlich,wiediemeistender einsamlebenden Vögel, seinen scharf begrenztenKreisUnd duldet innerhalb desselbenkeinanderes Paar seinerArt.

Nach geschehenerMahlzeitbesuchensichaberdieNachbarn aufeinStündchen,plaudernundspielen,d.h. fliegenm herrlichen Schraubenlinien zusammen herumund kehren dannnach Hause zurück.·Raben-, Nebel- undSaat- krähen,Geier, Milane, Staare undandere gesellig lebende Vögel halten ihre Zusammenkünftemeist gegen AbendvordemSchlafengehenab. DieNeuankommenden werdenvon derbereits versammeltenGesellschaftdannmit lautem Schreien, ja selbstmittanzartigenVerbeugungen begrüßt; letzteres habe ich wenigstensvondenKönigs- kranichen inAfrika vielfach beobachtet.Essiehtunge- mein spaßhaftaus, wenn eineHeerdedieser stolzenund schönenVögeleinenVorüberfliegendenihrerArtbemerkt.

SeinFlugwird sorgfältig beobachtetundjeder Rufdes Fliegendenmiteinerlauten Einladungbeantwortet. Hat diese Erfolg, sodrückenfastalleihreFreude durch sonder- bare,nur mitdemTanzzuvergleichendeBewegungenaus;

dann laufen siedemAnkömmlingentgegenundschwatzen garangelegentlichmitihm. MancheArten fliegendensich Nahenden wohlauch entgegen;alledrückenjedenfalls auf irgendeine Artihr Vergnügenaus,ihnzusehen.

Wenn einederartigeZusammenkunftzumZweckder Versammlungvor demgemeinschaftlichenSchlafengehen stattgefunden hat, währtsielängeralsgewöhnlich.Die männlichenSingvögelvertreiben sichinzwischendieZeit mitGesang,zuwelchemsie durch ihreNebenbuhlerindieser edlenKunst aufdasLebhaftesteaufgemuntertwerden;die nicht Stimmbegabten lassenbloseinzelneTönehörenund ordnensichdabei, wie zurUnterhaltung, nochdasGefieder.

VonMinute zu Minute vermehrt sichdieSchaarderVer- sammelten; siekommeneinzelnoderpaarweiseausdem ganzenUmkreise herbeigestogen Jedenfallssind sieschon vorhergenau über den Ort derZusammenkunftunter- richtet;denn man sindet auchbei denen,welchevonfern- herzurVersammlung aufbrechen,eineentschiedeneSicher- heitinderzuwählendenRichtungdesFluges. Große, erhabenodereinzelnstehendeBäumeundBaumgruppen, unbebaueteFelder, InselnundFelsenrissesind solcheWahl- Plätzezsie sind immermitSorgfalt ausgesucht. «Manche Singvögelliebensie so,daßsiedieselbenauchzurZeitdes Brutgeschäfts besuchen, währenddie Gattin imNest auf denEiernsitzt; sie kehrenaber dannpflichtschuldigstnach Hause zurückund schlafen nicht gemeinschaftlich,wie außerdem.

548 NachdemEintreffenallerMitgliedereinerzusammen- schlafendenGesellschaft beginnendieVorbereitungenzum Zu-Bett-Gehen. Nurdie ganzharmlosen Vögel brechen ohneWeiteres zuihrenSchlafplätzenauf;alleVorsichtigen lassen sieerst genauvonSpähern durchsuchenundwarten dasErgebnißderForschungenderselbenab,ehe sieihren Sammelplatz verlassen. Raben und Kraniche, die schlauestenGesellen, welcheichkenne, sind,zumalwenn sie einmalgestörtworden waren, miteinmaligem Aussenden derKundschafter noch nicht zufrieden, sondernunterwerfen derenAussagenregelmäßigeinernochmaligen Prüfung durchandere erfahreneMännchen. Erst nach erlangter UeberzeugungderSicherheit erhebt sich plötzlichdie ganze GesellschaftmitGeschrei, welchesabersofort verstummt, undfliegt geräuschlosdemSchlafplatzezu,woallevorsich- tigen Vögelvollkommen still sich niederlassen.Nur die auf Jnselnoder inBrüchen,Seeenundsehr dichtenBäu-

men schlafendenundsorgloseren Vögel schwatzenundlär- men nach lange nach ihrer Ankunftfort, manche inwahr- haft ohrzerreißenderWeise. ZuBettgehendeSperlinge zankensich entsetzlich,bevorsiesicheingerichtethaben;in reichbewohntenSümpfenvernimmt man ein Lärmen, Schreien,Qualen,Schnattern, Pfeier, Zwitschekn,Trom- meln,Kreischen,KrächzenundRufen,daßman taubwer- denmöchte,bistiefindieNacht. Erstnachundnachwird esstiller.DasGeplärrsinktzumGeplauder,dasGekrächz zumGeflüsterherab. EineStimme nachderandern ver-

klingt. UmMitternachtsindalleTagvögelverstummt undauchdieNachtvögeLweilsiegerade beimFressensind, ruhig;nachkurzer ZeitbeginntdasLebenneu sichzu regen.

DerSchlaf istbei allenkurzundleicht, erfordert auch beieinigeneinegewissefortdauernde Bewegung. Dieauf Bäumen undder.Erdeschlafenden Vögelhabenzwar, wie bereits bemerkt,einHerabfallenimSchlafe nichtzube- fürchten,wohlaberdieaufdemWasser schwimmendruhen- denein Antreiben andasUfer.Siemüssensich also durch gleichmäßigesunbewußtes Rudern soauf einer Stelle er-

halten,daß sie durch WindundWellennichtvondemOrte abgetriebenwerden. DieaufBäumenSchlafenden sitzen mitstark zusammengebogenenFersengelenkenaufeinem Aste,vieleauf einemBeine,wobeidanndasandereBein indenBauchfedern,derKopfin denRückenfedernversteckt ist;blosdieZiegenmelker legen sichderLängenachauf einenstärkerenAst,was sie,dasie Tagschläfersind,zu- gleich sehrvorEntdeckungsichert. Höhlenbrüterschlafen gerninBaumlöchern:inunseremGarten hat sichz. B.

einGrünspecht einenStaarkübelvorgerichtet,undbe- nutztihninAbwesenheitseinerrechtmäßigenBesitzer regel- mäßig. MancheWadvögelschlafen aufdenFußwurzeln hockend,andereaufbeidenFüßennebenundim Wasser stehend-,einzelnelegen sichwohl auch platt aufdenBauch nieder. DieeigentlichenTagschläferwählenstetsdie ver- stecktestenPlätzezuihrem Schlummer,undsuchensichwäh- renddesSchlafes möglichstandienächstenGegenstände anzudrücken

EineStörungderNachtruhewirdvonallenVögeln sehrübelvermerkt.Die meisten erhebeneinentsetzliches Geschreiundfliegen auf,wagenes abernichtweitzu gehen, sondern lassen sichsehrbaldwiedernieder, kehrenauchoft zuihrem früherenOrte zurück.VorsichtigeoderMiß- trauischeschlafen nacheinerStörung nichtwieder, und durchfliegen ruhlosdieNacht. AlleplötzlichErwachte sind entschiedenschlaftrunkenundtaumeln bewußtloshin undher; einzelneArtenfassen sichaberschnellundwissen dannauchderGefahr noch gewöhnlichzu entrinnen.

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Beiruhigem Schlafeträumen dieVögel oftund leb- haft,wieman anStubenvögelnbemerkenkann. Aus ihremBenehmenkannman einigermaaßenaufdenInhalt desTraumes schließen.DerzurZugzeit flatternde Vogel träumt gewißlichvon derFerneundderWanderlust,der imFrühling leise zwitscherndevon GesangundLiebe.z

550 Wassiezu andern Zeitenträumenmögen,weißichnicht;

wahrscheinlichaberwebt ihnenderTraumgottgar bunte BildervordieSeele,vonFliegenundSchwärmen,Sin- gen undLieben,Leben undGlücklichsein,wasAllesihnen vielleichtschonder kommendeMorgen bringt.

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HeognostisclseLandschaftsskizzen

(Granit.) Von F.W.Grünen

Pfingstenwar eingezogen;einheiterer Junimorgen hobmanchesniedergedrückteGemüthunwillkürlichempor zu desHimmelsRäumen,sichstärken zulassen durch frische sonnengeklärteLebensluft. DieNatur strahlteimFeier- kleide. Auchmich triebesmächtigan,wiedereinmalaus

demSumpfdesAlltagslebens allmäligdienächstvorlie- genden Bergezuersteigen,unddann wieder abwechselnd hinab,bisendlichdesWissensDurstgestillt,dasHerzmit Friedenerfülltunddann derWanderstabwieder in die ge- wohnteEcke zu legensei.

Das Reisezielwar vorläufigvon Zwickau über Kirchberg genSchneeberg, nachher umkehrendüber Wiesenburg derMulde entlangheim.So bekannt mirauch diese Gegendwar undso vielalteErinnerungen an frühereWanderzüge angesichtsderLandschaftinmir auftauchten, soneu undaußerordentlichreizendimauf- strebendenFrühjahrsschmuckbotsich dochdieselbemeinem spähendenAugedar—- unddasZiel erweiterte sichzu- sehends.

Jawelch’ unendlicheAbwechselung, Aufheiterungund erhebende Manchfaltigkeit liegt doch eingewobeninden Charaktereines Mittelgebirges, gehoben ringsum durch Berg-, Hügel-undFlachland! Was denn, Cha- rakter imSteinreich ?! Das istFabel,wirdderLeser murmeln man suchtja jetztwelchen beiMenschenver- geblich,wiesollergarin dieGebirgsköpfe gerathen?Ge- mach,Jhr Zweifler!undobendrein einstandhafterUnd ehrenfester! Hierzu gehörenBeweismittel. Gut,sie kom- men vonselbstSchrittfürSchritt;sieberuhen auf ewigen Urkunden;siehda,meineunverwerflichen Zeugen sind ja dieseerhabenenSäulen hierundjeneabgeplattetenAltäre dort,diesichdiegroßeMeisterinNatur aufgebaut, gegrün- det einheiligerGeistfürwahr ziehtin die Seeledessen- dersolchesrechtwürdig,ernst, fürwahre Weihe empfäng- lich überdenkt, mithinPfingsten geistig-natürlich,innigge- nießt. Dakehrtwie inderPsingstepisteleinneuer Lebens- strom indessenBrust,undwenn erweiter nichts erübrigt vonbehaglicherLust, so trägt dochjeder Tritt nun eine Er- oberungvon süßemFriedenein«Ohne Begleiterist’sfrei- lich bloshalber Genuß,indem man alleinnicht sich eröff- nen, diehehren Empfindungenmittheilen, Wonnegefühl austauschen kann. Meinjunger,treuer Gefährte,denich mitnahm, theilte indeßsolcheeinmüthigmitmir;wir kost- tentraulichselbander DasHeerderGräserstandjustin

vollerBlüthe.

»Wiedochdiezahllosen GrashalmeundRispenblüthen zittern,wiedorthinüber wallendeKornfelder gleichsam lebendeWellenlinien gleiten!«sagte ich entzücktzu meinem

andachtvollenBegleiter ,,weißtDu, was Alexander vonHumboldt füreinenerquickendenTrostspruchunshin- terlassen?«—- »Nein.w »Er äußerte:es bleibtdem Deutschen,wieerschönundbedeutsaminseiner Sprache sagt, »das Freie«,das ist die Luft,derGenußderfreien Natur ...« Nicht wahr,denkannUnskeinPolizei-Gebot rauben?« »Ja,dasisteinerquicklichwahrer Ausspruch desheimgegangenengroßenMannes; undso laßunsda- vonvollenGebrauchmachen,«erwiedertemeinjungerBerg- steiger »ichfühleunsaglichvielWonnein derFreiheit.

DieErdnatur kanninihrer gewaltigen GrößeUndäuße-

renSchönheit nicht umfassendererkannt undlebhafterer-

griffenwerben, als indem man ihr innerstes Wesenbe- lauscht, dasheißtsieerkennen lernt ,,anKernundSchale«, dieMeisterGöthenichtvon einander getrenntwissen mochte.«

»Hast Recht,« bestätigteich sein freudigesVertrauen aufmunterno ,,siehe,daisteinrecht anziehendesStück- chenvondeutscher Erde,woringsum Felsennatur, Wasser- laufundWaldestiefe jedem sinnigenWanderer erquicken- denGenuß bietet;einPanorama ist’s,worinHöhenund TiefenvollgöttlicherhabenerArbeitunaufhörlichwechseln.

Laßuns sogleich auf dieses TempelsnatürlicheZinne treten,Rundschauzuhalten!«

Noch istesnicht7Uhr Morgens.SchonziehenLand- leuteihren bestenStaat aufdemLeibeschaarenweismit uns zurKirchean derCulitzscherHöhe.DasKirchhofs- thvristnoch verschlossen,wirpilgernweiteraufwärts nach jenem Höhepunktund haltenunsereAndacht auf freier Gotteserde. ,,Schau hin,umDich!DastreueUmsicht- bilddes halben Erzgebirgesliegtda. NichtsalsWellen Vonhinterundüber einander geschobenenKuppen,lauter

«

Jnselhäuptertauchenausvertrocknetem Meeresgrund auf, SchluchtenundGipfelsind bisweilenNachbarnderwellig- gefalteten Hülle.Darunter stecktderverborgene Vorgang, das tiefeGeheimniß unseresganzen andachtfordernden Schauspiels HierhastDudiegrundkräftigeArchitektonik derErdeUndbekommstdavon wahrenGrundbegriff.

—- WVhlan- junger Freund,packeinDeinRänzchenemsig StuffeaufStuffe,Petrefacten zwischenRunenstäbezum Andenkenderheiligen Pfingsten,aufdaß auchwirsolches verkündigenmitfeurigen Zungen,einHerzundeine Seele.

Lug’aus,dortobenragen undtagenumden Centralpunkt unseresErzgebirges, zwischenWiesenthalundGottesgab, aufgethürmtdieausgezeichnetenFichtel-,Keil-, Aueks-, Scheiben-UndBöhlbeksezWerkewohl,diemeistenandern sindKugelabschnitte,seltenerTafelnundHochebenenab- gebend,eineKappe steckthinterder andern,welcheverkettet

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zugleichmitihrenRücken alsWasserscheidendienen. Von der Kette aus laufen manchsacheAesteundZweigeeines vorherrschendverwandten Stammes. DieklareMulde, ihren durch Gebirgsspaltenoder ausgewaschene Längs- thäler vorgeschriebenenWeguralters verfolgend, verbirgt sichbaldneckischhinter Felsvorsprünge,balderscheintsie jählingsalseinsilberglänzendesSahlband; siewirdsicht- lich verstärktanbeidenUferseiten durchdasSchwarzwasser, denSchlem-, Kirch-undZschockenbach,welche ihr sämmt- lich krystallreine Quellwasser zurieseln.« »Mich fesselt jetztinsonderheitdasTreibenlebenderWesen,möchtesagen diepflichttreueRegsamkeitvonallerhand Geschöpfen,«warf meinGesellschafteraufgewecktein. ,,Horchundschau,fwie lustigdieSchwalben schwirren,undMückenfangendIhre rothen KehlenandenTeichspiegelpfeilschnelltauchen,wle dortimSchwarzwalddieFinken schlagen,imUnterholz

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552 phien.Sokannmänniglichleicht steinreichwerden·Wir stehen just aufUrgebirg,imversandetenNiederlande müssen sie erstlangeundweiltdarnach streben.DieWandlungen desErdbaues undihre Mauerveste sollenunszur Stunde beschäftigen,dieGestaltungderMaterie. DeinFuß steht soebenauf Blöcken oderKnochenvon Urthonschiefer,einige hundert Schritt tiefer trittstDuauf Gneis,seitwärtsun- weitguckt Grünstein herausund hinterdemtiefenThal unten nichtsalsGranit. Alsoweiter. DieLuft ist frisch undrein,demMarschegünstig;wirgelangenunterhäu- sigen Besuchenvon winzigen Steinbrüchen nachNieder- Crinitz hinaufindemreizenden Thal nach Wolfersgrün, HirschfeldundLauterbach,einenHaken schlagend aufden Bohr-,dannaufdenhohen GeiersbergbeiKirchbergVon hier reichtinSüdwestbisinsVoigtland hineineinezahl- lose, gleichsamvom HimmelherabgesäeteMengeunge-

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GranitfelsenbeiWolfersgrüninSachsen·

derPirol dreitönigpfeift,unten amUfersteineineBach- stelzezettschert,imBauernhofdieHähnekrähen,wogegen dort aufhoherErle einPlattmönch schmettert, während esimKrähenholzrabrab krächzt, jedes nach seinerArt.

Dazu GlockenklangundLerchensangimhöhernChor.Und wasfangenwirhieroben an? Jch·dächte,wiederweise Salomo predigt: »Es istallesThun sovollMühe, daß Niemand ausreden kann.Das Auge sieht sichnimmer sattunddasOhr hört sichniemals satt. Geschiehtauch etwas, davon man sagen möchte:Siehe,dasistneu?

Denn esistzuvorauchgescheheninvorigen Zeiten,die längstvor unsgewesen. Alles Vornehmenunter dem Himmel hat seineStunde. Steine zerstreuen,Steine sammeln hat seineZeit.«Gelt, wir wollen flugsSteine klopfenundihre Jnschriften lesen, anstatt Leichen-Epita-

heurer Granitstücke·HiervonBohrbergaus kannman dasweiteGebietdieserFormationrechtüberschauen.Wir wandeln also hierobenvöllig auf anfänglichemUrgebirg und stellen ernste Betrachtungenan über diesichtbarsten Spurenvon ErdrindebildungWiediemerkwürdigeEnt- stehungderverschiedenenGebirgsarten innerlichbeschaffen, gleichsolegen sich auchdieäußerenVerhältnisseundFor-

men bedeutsamdarin Structur, Absonderung,Schichtung, Lagerungu.dergl.m. DieGestaltderLandschaftistwe- sentlich davon bedingt. ZuGrundeliegtdieUrgestein- masse hier ist sieunszuHäupten schon gewachsen diese giebtdas Gebälkoder Gerippe ersther;Geröll, Sand, LehmschichtundHumus geltennur zumAusputz.

VerrottetanabertausendStellen, liefert diesesstarre Ge- rüst zerfallend allmäligdasantikeKnochenmehl,denersten

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Bau- undNahrungsstoff für Pflanzen-,dann für Thier- welt,ohne Dünger,wirkt aberselbstalssolchervermöge seiner dienlichen Bestandtheile.«

»WasfürSpielarten giebtesdochselbstingleich-« namigen Gesteinen?« wardichgefragt ,,sinddiehier so gewachsenoderausgewaschen?«

»Wir habeneshiermiteinerderweitverbreitetsten Urfelsartenzuthun,diefastzugleicherZeitaus einer feurig-flüssigenMasse durch ruhige Auskrystallisirungge- bildetwurde undebendeswegeneinkrystallinisch-körniges Gemengevon Feldspath, Quarzund Glimmer ist. Je nachdem einerdieser dreiHauptbestandtheileüberwiegtoder verschwindet,indemMaaßestelltsichauchVarietätheraus.

Alsfremde BeimengungenerscheinenamhäusigstenSchörl, Granat, Pinit, Hornblende, Magneteisen,Schwefelkies, seltener Apatit, Pistazit, Beryllu.a.m. Nichtseltensieht

man denGranit in andereGesteine verlaufen,wieunser Umganglehrenwird. Durch UeberhandnahmedesGlim- mersundgleichlaufend geordnete Lagen desselben gehter in Gneis, durchAbnahmedesQuarzesundVermehrung derHornblendeinSyenit undGrünstein über, durch BerschwindendesGlimmers undEinmengungvondichtem Feldspath verläufterinWeißstein. Eristüberdengan- zen Erdball verbreitet,setzt riesige Massen zusammenund erhebt sichbiszu dengrößtenHöhen aufdenAndes,am

Himalaya, Montblanc; diewildherumliegendenBlöcke aufdemmysischenOlympsindnichtsals Granit. Gleiches Beispiel liegtvor Augen. Einvon Glimmer- und Thonschiefer umhülltesSystem mehrererKerne von feldspathreichen, insbesonderevon granitischen Gestei- nenistdasgemeinschaftlicheGeprägeinderArchitekturdes ErzgebirgesundFichtelgebirges,welche beide inBeschaffen- heit ihrer GesteineundFormationeneinGanzesdarstellen.

Von Böhmenaus über Karlsbad bishierher sich fort- ziehendundvieleInselnbildend,stelltderGranit insei- nem Vorkommen undVerhältnißzumSchiefergebirgman- cherleigroteske Formen,Ruinen,Grateec.dar, wieam KrönitzbergbeiSchönheyde,weißenSteinbeiHundshübel- dieFelsenmeerebis Lauterhofen2c. Die Kirchberger Granitpartie wechselt fortwährendausThonschiefermlt Gneis, Quarzschiefer, Eisenkieselab. Dieallgemeinen SchichtungsverhältnissedesSchiefergebirges lassenvoraus- sehen, daßkeinGranitstockeingelagert, sondernetsteres gehobenworden undvoll zuTagegelegt ist. Selet die imEibenstock-KirchbergerGranitgebietauftretendensechs JnselnausGlimmer-, Thon- undSchörlschieferdürften nur als größere Ueberresteeiner ehemaligen Schieer bedeckungzubetrachten sein.Der Granit istim Revier mehrfach durchGrubenbaue unter demSchiefererreicht worden, sogarmittenoderzwischenalsGebirgsmasseUnd nichtblos alsGang liegendundzwar in111Lachter Teufe.Erzieht sichinziemlich geringer Tiefeunter letzte-

rem fortund ragtintreppenförmigenKuppenempor- dabeisinddieSchieferschichten nicht wesentlich erschreckt.

Dochhateroberseits CUlinchUndCunnersdorfdieKiesel- schieferderbaufgescheitelt,was auchdie etwasverschlackten Trümmer bezeugen. JndersogenanntenHöllebei Nieder- Crinitz liegteraufGneis, imübrigenGeländemeist kahl zuTage.«

Wirwaren unterdessendenBerg herabinsStädtlein gestiegen,wouns dasimsogenanntenKellervorgesetzte schaleLagerbier(dasberühmteKirchbcrgerWeißbierwar ganzausgegangen) hurtigwiederaufdieFersenbrachte,und gelangten sounterstetem Meinungsaustausch unmerklich wiederhöherdemschönenLängsthalentlang,woeinsilber- glänzendheller Bach rauscht, herrlicheWiesenanüppiger

554 Grasfülle wetteifern,undgranitischeGehängeparallel fort- laufenddieThalsohle vorzeichnen.Ueberallherrschtefeier- liche Stille; nur einePapiermühleinHartmannsdorf klappertelebhaft,derenBetriebwirbesichtigtenumAndern davonerzählenzu können.

AmHirsch ensteingeht’snun vorüber;dasist noch einsehr gewaltiger Granitgipfel,wie derbenachbarte son- derbare Jiidenstein beiWernesgrün,wo Gneis und Granit Unmittelbar aneinander stoßen.Ebenauf dessen Scheitel siehtman deutlichdenGneis,wie inCunnersdorf

anderBachsohle, ebenfallsdemGranit aufliegen; dessen Ausläufer durchsehenhierzu LandeöftersdenThonschiefer undmachen ihngneisartig,wo nun derFeldspathund Glimmer schieferigesGebirge geben,derQuarz zuweilen ganzfehlt. Jst dieserüberwiegend,so geben offenbar Feld- spathkrystalleihmdanndenPorphyr-Charakter Aufdie GemengtheileundGluthkraftkommt sichtbarlich, sowie nachher aufdenGangderAbkühlungundErstarrungbeim breiartigen Schmelzprozeß,zuletztalleStructur an. Feld- spath macht grobkörnigeVarietäten; ihre Feldspathkrystalle sindbisweilen2bis3Zoll lang,undmachen sie blumig- blätterigoderschöngroßblätterig. Auch sinden sichKry- stalleundKörner,welche gänzlichzerstörtundinKaolin oderSteinmark feinverwandelt sind. Ganz feinkörniger festerGranit enthält kleinsteGemengtheile fast wieSand- stein; je feinervermengt, destohärter.AmKuhberg bei Schnarrtanne·nähertersichdemGreisen, indemdiese Abart fastganz auskrystallinischenQuarzkörnernmitein- zelnenGlimmerblättchenund sehr sparsamen Feldspath- körnernbesteht.Dort kommtwiederholt Topas,Kyanit undApatit vor, welche doch großentheilsaus Thonerde undTalkerde bestehen.Quarz erscheintdurchgängigvon ein undderselbenBeschaffenheitingraulichweißenKörnern, derenGrößezwarmitjenerderFeldspathkörnerim Ber- hältnißsteht,abergewöhnlichhinter denselbenzurückbleibt.

Mit denselben istimmerschwarzerTurmalin oderSchörl verwachsen.Granit trittnochüberall, aber etwas ver- decktundinMetamorphose auf,bisin dasgroßeEiben- stockerGebiet weitnachBöhmen hinein, großartigent- wickelt. DienäherePartiebei Aue undSchlemawollen wirnochbesprechen.EinmächtigerEisensteingang,der rotheKamm, trennt rechtsvonOber-SchlemadenGranit vom Schiefer.Dieserwirdzwaroft sandiginderNähe des Granits, istaberimmer vondiesem durcheinscharfes Sahlbandgetrennt, undderEisenstein ist zwischeninnezu härtestemGlaskopf geschmolzen.SoauchbeiSosa.

»Hier hastDudenSchlüsselzudemganzen vorliegen- denGebirg,schließdasJnnerenur selbstbedächtigauf undDu findestdieworttreuen selbstredendenUrkunden unversehrt aufbewahrt,wie imfeuerfestenGeldschrank!«

SteinmetzmeisterFörsteraus Wolfersgrün,dermir.

dievorzüglichstenFundortevonBlöckendesFelsenmeeres weithin zeigteundjeden ColoßdesBezirksbisSchwarzen- berggenau kennt,war mitdieser Darstellunggarwohl zufriedenund fanddenHergang völligerklärt. Erbe- schäftigtvieleSteinmetzenauf allenfündigenPunkten,und läßtdieoffen daliegendenLängswürfel,Kluftbänkeund haushohenBlöckeje nachBedarf überTage gleichzurich- teninglatte Platten, zuTrottoirs, Fußgestell,Getäfel, SäulenundQuaderlagerzu Brücken,Wehren, Maschinen- undOfensockelnu.s.w. Denn eigentlicheBrüche giebt eshier nicht;alleerforderlichenWerkstückesindvon der Natur so zugerichtetundhingebrockt,daßderSteinarbeiter nurauszuwählenbraucht- Nur klagtderMeisterfreilich sehrüber vorkommende Härte mancher Gattung;so ist z. B. derschwarze feinkörnigeGranit mitdenfestesten

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