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Aus der Heimath. Ein naturwissenschaftliches Volksblatt, 1859, No. 52.

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Academic year: 2022

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EinnaturwissenschaftlichenVolksblatt« BeranrgegehruunnE. Jl.Uoßmäszlkn

Wöchentlich1Bogen.DurchalleBuchhandlungenundPostämter fürvierteljährlich15Sgr.zubeziehen-

No.52. s

'

L 1859.

Das freie

deutsche

Cssochstift Wissenschaften,Künste undallgemeine Bildung zuFrankfurt amMain.

Gewohnt,Allesfreudigzubegrüßen,wasVerbreitung undVerallgemeinerungvonWissenundBildung verspricht, begrüßenwiralleauch dieJdeeeinesfreiendeutschenHoch- stifts für WissenschaftundBildung, wiesieVolger hin- stellt,mitHoffnungund Vertrauen aufdieFruchtbarkeit derJdee.

Unmöglichkönnen wirdenerstenJahrgang unserer Unterhaltungenüberdiejedem Denkenden wichtigeAnge- legenheit seinesSeins undseiner Umgebung angemessener beschließen,alsindemwir unseinigermaßenderBlüthen undFrüchteim Voraus bewußtzuwerdenversuchen,welche ein indenSchooßdesabgelaufenen JahresgelegterKeim hervortreibenkann, wenn erineinenfruchtbarenBoden sielundihmSonnenscheinundRegen nicht gebricht.

Seit derAnzeigederkleinenSchriftinNr.38,inwel- cherBolger denPlandesHochstiftesdarlegte, ist dieses bereitsins Leben getreten,undzwgkamTagedeshundert- jährigen JubelfestesderGeburt Schillers,anwelchemdie ,,Satzungen«des begründetenVereins in«s..albe,Zheile Deutschlands versendetwurden.

«

Frankfurt am Main, zusoAverschiedenenZeiten undinso verschiedenemSinne undInteressederpolitische Brennpunkt Deutschlands,derWohnplatzeinernach allen Richtungenhin strebsamen, freienund,wenn siewill,un-

abhängigenBevölkerung,nicht eingeengtinseinem wissen- schaftlichenStreben durchein leidersoleichtzumKastengeist werdendes Universitätenthum«,reich begabtmitLehr-und Bildungsmitteln aller·Art,undbevorzugt durchdasalles

MöglichezurWirklichkeit erhebendeGeld; echt deutschin BildungundVolksthutn,eineWeltstadtzwar unddoch eineVorhutgegendasAndringenderAusländerei; die- ses Frankfurt amMain ist sicherVorallen deutschen Städten berufen,derSitzeinesVereins allerderDeutschen zusein, welcheindeutscherWissenschaft, KunstundBil- dungdiedeutscheEhre,diedeutscheKraft,dieSicherstellung derdeutschenZukunfterblicken.

Das Volger’scheBüchleinmalt inmeisterhaftenZügen dasdeutscheWesen gegenüberfremdländischem,namentlich, wieeresnennt, wälschemWesen,und sindetesinder deutschen Wissenschaft,Kunst undBildung,undindiesen dieGewährderdeutschen Zukunft. Mit scharfemBlick hebterhervor, daßderAusländer wohl unsere staatliche Zerklüftungverspottet,daßeruns aberals dieEigner undPflegerderdeutschenWissenschaftalseineGroßmacht achtetundanerkennt. »Abernichtfürchtet«,spöttelnhier selbstDeutsche, welchedieMachtderWissenschaftnichtbe- greifenundkeinVerständnißdafür haben, daßdasWesen unablässignach seiner Form ringt,bisessie gesunden hat.

Wenn das WesendesDeutschen seine Wissenschaft, seine Kunst, seine Bildung ist,so istundkannnur seindie Formdieses Wesens einheitlicheAbrundung, ruhend auf demSelbstgenügenderinnerenlBerechtigungDerDeutsche ist daher berufen,unddemstrebternach, ausdenWisen-

schaftenundKünstendas lautere Metall der Bildungzu schmelzen.Undwenn das Wort ,,Bildungmachtfrei«

einwahresWort ist, soarbeitet derBildung fördernde

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Deutschedamit zugleichan seinerBefreiungvonjeglichem Hemmniß.

Jstimmerhin auchderWegzu diesemZiele nochnicht zurückgelegt,schüttleman auchdenKopfüberdengrund- gelehrtenunddabeiAllesduldenden Deutschen,nenne man ihn übergründlich,aberdabeiunpraktisch esgehtden- nochderGrundzug durchdendeutschenCharakter, Kunst undWissenschaftzuBildungAller,wenigstensfür Alle zu verwerthen.Undwenn wäredieser Zugdeutlicherhervor- getreten,alsinunserenTagen?

WerBildung anstrebt,werBildung fördernhilft,der setzt seine KraftzurHebungderMenschheitanderrichti- gen Stelle an.

KeineandereNation weist sowie diedeutschebeidieser Arbeit jedeandere Unterstützung alsdieinihrer eigenen Kraftruhende,vonsich.DieFreudeanderUebungvon KunstundWissenschaft,dieBegnügungmitderAnerken- nungdesberechtigtenUrtheils reichthin,umTausendevon deutschenBekennern derKunstundWissenschaftinKum- merundEntbehrungdennochnichtermüdenzulassen.Da-

rumkonnteauchnurDeutschland seinenSchillerund neben ihm sovieleandere großeGeister haben, welchengegenüber Volger mitRecht ausdieneuesteBettelei von Lamar- tine hinweist. »Ja Frankreich,«sagt Volger, ,,willder Künstlerberühmtundreich, inDeutschlandwiller,wenn auchin Stille undArmuth, großwerden;undzum Glück, obwohl Ersteres leichter ist,sohegte doch Deutschland stets mehr großeKünstler,alsFrankreich berühmte.«

Dochpreisenwirunsnicht auf KostenAnderer. Unser Rechtgeht hier nichtweiteralsbiszumInnewerdenunse- rerKraft,die unserVorzug ist,undderVerpflichtung, diese Kraftzu übenunddannnochbiszuderFreude, daßwir Theilandieser Kraft haben.

Diese Kraftzuüben,freiundinungehemmterEnt- faltungzuüben,dazuwilldasHochstiftein Mittelpunkt sein,von demaus dasvon denentferntesten Gliedmaaßen desgemeinsamenVaterlandes zuströmendeBlut wieder zurückströmt,um das BewußtseindesZusammenhanges allerTheilezueinemGanzenzu weckenundzunähren.

Einen Keim nannte ichvorhindenPlandesHoch- stistes, welcherindenSchooßdes abgelaufenen Jahres gelegt sei,einesJahres, welches durch Humboldtsusnd SchillersNamen seit langezueinembedeutungsvollenge- worden ist,undmehrwill derPlan auchvorderHand nicht sein. WirAllehabendieVerpflichtung, ihn pflegen zuhelfen,dennererstrebt nichts Geringeres,alsdemdeut- schenWesenzuseiner Form,derdeutschenWissenschaftund Kunstzu einemeinheitlichenAusdruck undBewußtseinzu verhelfen.DaßindiesemStreben diePflegederNatur- wissenschafteinehervorragendeBedeutung habenwerdeund habenmüsse,ist selbstverständlich;dennvor allenVölkern

»lebtderDeutsche,«wieVolger sagt,»denNaturverhält- nissen treulichnach,«undNiemand fragtsoeifrig,wieer, demGrundederDingenach;und demGrundederDinge nachfragen, das istdochwohldas WesenderNatur- forschung.

Eswirddarum dieangelegentlicheSorge dieserBlät-,» tersein,überdenFortgangunddieWirksamkeitdesHoch- stifteszuberichten. Vorläusig theile ichdas erste.und zweite Hauptstückder am 10.November beschlossenen ,,Satzungen«nachfolgendmit. Unterzeichnetsindsievon Friedrich Hessenberg, Dr.med.FritzKellner, Dr.

phj1.Ludwig Matthes, G.Reichard, Dr.jur. Fried- richScharff undDr· phil. Otto Volger, welcher letz-

820 tereSchreiberdesAusschussesist,unddieAnmeldungenzur Mitgliedschaft entgegennimmt

Erste-Z Hauptfliirii.

Yer Verein

Satz Das Hochstift istein Verein zurPflege

ZeutscherWissenschaft, Kunstundallgemeinen Bil- ung.

Satz2. DerStiftsort undSitz desselben istinder freienStadt Frankfurt am Main.

Satz3. DieserVereinerstrebt,zurKräftigungder einheitlichenGeistesmachtund zurErweckungdesSelbst- gefühlsdesdeutschen Gesammtvolkes,dieSchassungeines deutschen Sammelpunktes für allefreieThätig- keitinWissenschaften,Künstenundallgemeinen Bildungs- richtungen.

Satz4. Zu diesemZwecke hältderVerein erstens amStiftsorte regelmäßige,allenMitgliedern zugängliche Sitzungen:

a) zurErledigungderVerwaltungs-Vorschläge;

b) zurEntgegennahmedervonMitgliedernanerbote- nen wissenschaftlichen,künstlerischenundallgemein bildenden VorträgeundVorzeigungen,anwelche sichreinsachlicheErörterungenanknüpfen können;

c) zurAnhörung schriftlicheingegangener Mittheilun- genvonMitgliedernüber derenThätigkeitenund Erfolge,oderderauszüglichenBerichterstattungen desVorsitzendenüber solche.

Satz5. ZugleichemZwecke veröffentlichtderVerein zweitens, je nachMitteln undUmständen,Berichte über seineVerhandlungen,durchwelchesowohldenmittheilen- denMitgliederndieAnerkennung ihresgeistigenEigen- thumsundihrer Leistungen gewährt,als auchallgemein undzunächstunterallenMitgliedernstetsgeistigeAnregung dargebotenwerdensoll.

Satz6. ZugleichemZwecke machtsichderVerein drittens zurAufgabedieFörderung wissenschaftlicher, künstlerischerundallgemeinbildender Lehrgänge,Hülfs- mittel, Vereine undStiftungen allerArtamStifts- orteselber, mögensolchenun vonseinen Mitgliedernoder vonNichtmitgliedern ausgehenundgeleitetwerden.

Satz7. AlleThätigkeit desVereins wird durch Stimmenmehrheit seinerin denSitzungenanwesenden Mitglieder entschieden; vorbereitet und ausge- führt dagegendurcheinen dazuerwähltenVerwal- tungsrath.

Sweites Hauptstürk

Yie Vitgliedschaft Satz 8. ZurMitgliedschaft ist eingeladenjeder Freund deutscher Wissenschaft,Kunstund allgemeinen Bildung.

Satz9. DieMitglieder zahleneinenJahresbeitrag Ison mindestens2Thaler= 372Gulden. HöhereBei- Lt esindwünschenswerthundwerden alsEhrengaben verdankt.

Satz10. DieMitgliedersindstimmberechtigtin allen allemeinenAngelegenheitendesVereins. Jedochkanndas Stimmrechtnur amStiftsorteundindenVereinssitzungen selbst ausgeübtwerden.

Satz11. Der MitgliedschaftkönnenauchFrauen

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theilhaftigwerden, jedochmit derBeschränkung,daß sie nichtstimmberechtigtsind.

Salz12. AlleMitglieder empfangenmitmöglichster BeschleunigungdieBerichteüber dieVerhandlungen,und

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sindzumündlichenund schriftlichen Mittheilungenüber ihreArbeiten undderen ErgebnisseindenVereinssitzum genberechtigt.

W

Yer Heerwurm

Vong.A.Ritter-

Esisteineigenthümlicher,tiefimMenschen wurzeln- derZug,dieeinfachstenErscheinungeninderNatur,wenn sie nicht sofortihmklarundverständlichsind, miteinem Nimbus zuumhüllenundsofortindasGebietdeskrasse- stenAberglaubens einzureihen. Tausendenvon Natur- erscheinungenundNaturdingen hatderMenschinseinem Aberglaubendiewunderlichsten BedeutungenundAus- legungen gegeben,undjeunnatürlicherundfabelhafterdie ErzählungendieserArtklingen, desto begierigerwerdensie leideroftauchjetzt nochvondergroßenMenge aufgenom- men,mitgroßerHartnäckigkeitfestgehaltenundvonMund zuMund,vonGeschlechtzuGeschlechtfortgepflanzt.Die wildeJagdlebt nochfrischinderEinbildungvielerMen- schenundschwerhältes,solcheThorheitenzubeseitigen.

DieErscheinungderKometen verkündetnochdergrößeren Volksmenge blutigen Kriegund derZufall hateswie- derumsogefügt,daßderprächtigeDonat’scheKometjenem mörderischenKriegeindenherrlichenGefildenOberitaliens voranging. AuchderHeerwurm, denman, weilman

ihn so sehr fürchtet,sogar Wurmdrache genannthat, ist einejener gefürchtetenErscheinungen,die demMenschen- geschlechteKrieg, Pestilenzundwas allesfür Schrecknisfe ankündigt.Glaube man janicht,daßnur dasniedere Volk allein solcher thörichtenFurcht sich hingebe; haben wiresdochvorkaumzehnJahrenerlebenmüssen,daßein vornehmer Mann, indessenGarten sichderHeerwurm zeigte,seinen Bedienten miteinemBeileabschickte,umdie gefürchteteErscheinungzuzerhacken,undwieerdenselben mitdergrößtenAengstlichkeitüberwachte,bisersich über- zeugt hatte,daßnur nochvonderganzenMasseeinHau- fen schlüpfrigerErdezurückgebliebenwar· '

Der Heerwurm hat übrigens schon frühdieAuf- merksamkeitderLeute regegemacht. SchonimJahre1603 schrieb Caspar Schwenkfeldtüberihn,undseine Erschei- nungwar damals inSchlesien besonders Gegenstanddes größtenAberglaubens. GlücklicherWeise legteman seinem Vorkommen eineharmlosereBedeutungbei,denndieBerg- bewohner betrachtetenesalseinVorzeicheneinerschlechten Ernte- Wenn derZug bergan ging, währendsieausder Wanderungvon BergzuThalauf einfruchtbares Jahr schlossen—EsistihmaberNicht gelungen,dieErscheinung aufzuklären,undderAberglaube faßte dahernur umso festerenFuß.Ebensoergingesin der Mitte desvorigen Jahrhunderts demJonasRamus unddemBischof Pon- toppidanus Werthvollere Nachrichten rührenvon Djx KühninEisenachher, welcher seine Beobachtungenin denJahren1774, 1781 und1782 veröffentlichte.Sie habendenNaturhistorikernderGegenwart auchals Quelle gedient,undwasOken in seinerNaturgeschichteüber den Heerwurm mittheilt, haterjenen Beobachtungenentnom-

men. SounbefangenundfreivonallerWunderfucht diese Beobachtungenzwarsind, so hatdieErscheinung selbst

dennochin derneueren ZeitvielenBewohnern Thüringens undanderer GegendenFurchtUndZittern eingejagt,und eswar nochnicht gelungen, völliges Lichtüber denHeer- wurm zugewinnen·

Biszum Sommer desJahres1845 istkeineVerössent- lichungüberihnwiedervorgekommen. Es fehlte somit immernocheinevollständigeAufklärung, obschondie Be- schreibungDr.Kühn’sinBezug auf dieseWandermaden esaußer Zweifel gestellt hatte, daß dieselbendieLarven von fliegenden Jnsekten sein mußten.Dieineinigen zoologischenMuseen vorgefundenen Präparate solcherMa- den inSpiritus, welchedieAuffchrift ,,Heerwurm«tru- gen,ließengleichfallsnurdieFamiliederfliegenartigen (zweiflügligen)Insekten, Dipteren erkennen.

DievollständigeAufklärung diesersovielfach mißdeu- teten Erscheinungverdanken wiraberkeinemGelehrten, ein Beweis,daß Jeder,mitdemrechtenSinn undmitdem echten Eiferbegabt, nichtnurso mancherleiJnteressantes selbst aufsinden, sondern auchderWissenschaftdiewichtig- stenDienste leistenkann. AnGelegenheitundStoff fehlt esnochimmer nichtund wirdesniemals fehlen.Das Verdienst, daßwirjetztdieFragedesHeerwurms vollstän- diginsReinegebrachtsehen,verdanken wirdemk.hannov.

FörsterC. E. Rande, welcherinjener Zeit,alserseine Beobachtungen machte,inBirkenmoor beiJlefeldlebte.

DurchseineBeobachtungenundwerthvollenMittheilungen istesmöglichgeworden, auchdie zumHeerwurm gehörige Fliegezuerhaltenundsie nachGattungundArtzu be- stimmen·

WirglaubendenLesern diesesBlattes keinenbesseren Diensterweisenzu können, alswenn wirdieeigenenWorte diesestiefenNaturbeobachters mittheilen. Jndemerdem Hofrath Berthold zuGöttingen Heerwurmmaden sowohl inSpiritus alsauchlebendiginfrischerErdeübersandte, schrieberihmam21.Juli1845zugleichFolgendes:

»Im Juli vorigen Jahres wurde mir von einigen Leuten,welchedenWegvon Jlefeld nachBirkenmoor passirtwaren, erzählt, daß sie V4Stunde vonhier auf einemFuhrwege,imdichtenschattigen Buchenhochwalde ein wunderbares Thier,inGestalteinerSchlange, gesehen hätten,welchessichganzlangsam bewege,undausMillio- nenkleinerMaden bestände. NachderBeschreibungver- muthete ich sogleich, daßesdersogenanntewunderbare Heerwurm sein müsse,undsuchteihn einigeStunden hin- durch,jedoch vergeblich,andem beschriebenenOrte. Einige Zeit nachherwar dasMadenheervonmehrerenLeutendes Morgens frühwiederbemerktworden; ichkamaberleider abermals zuspät,indemsichderHeerwurmwahrscheinlich wiederinErdeoderLaubverkrochenhatte; hieraufwar er ganzverschwunden.«

»Heute Morgenwurdemirwiedervon einigenArbei- tern,welchedenHeerwurm schonimvorigenJahre gesehen

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hatten, erzählt,daß sichdieses Thierabermals zeige,wes- halb ich mich sogleichanOrt undSelle begab,um diese Erscheinung selbstzubeobachten. Jch fandanverschiede-

nen Stellen zehn Schrittevoneinander dreietwaIX,Linie dicke und 4Zoll langeaus Maden zusammenhängende Würmer,welchesichlangsam fortbewegten.EineStunde daraufwar derStrangschon12Zoll lang,eshatten sich dieverschiedenenZügeineineneinzigenverwandelt, nnd waren eben imBegriff sichin ErdeundLaubzuverkriechen·

DaichineinigenzoologischenWerkengelesenhabe, daßder HeerwurmnochvonkeinemNaturforschervon Fachvoll- ständig untersucht ist, so glaubte ich, daßes vonInteresse seinwürde,mehrere Exemplare nach Göttingenzusenden- Jndemsteinernen Gefäße isteinePartieMaden mitder- selbenErdevermischt,inwelcherichsiegefundenhabe,undich

·hoffe, daß sie aus dieseWeisebisGöttingenkommen. Eine andereParthie habe ich gleichinSpiritusgelegt,wobeies sichalsbemerkenswerth zeigte, daß sichdadurchdasVolu- men der Maden fastum dasDoppelte vermehrt hat.Ueber dieWanderungenwerde ichweitereBeobachtungenan- stellen.««·)

824 wurden,erlitten siesehr schnelldieangegebeneGröße-und Farbenveränderung.

ObgleichderHofrath Berthold nicht hoffenkonnte,die bereits so abgemattetenMaden zurVerwandlungzu brin- gen, so machteerdoch wenigstensdenVersuch dazuund vertheilte sieinverschiedeneGläsermitErde. DieSchim- melbildungnahmabersoschnell überhand,daßbereits am zweiten Tagekeine Made mehramLebenwar. Er wollte jedochdieaufgenommenen BeobachtungendesHeerwurms nicht sobaldwieder fallen lassen,unddeshalbwandte er

sichsofortwiederschriftlichanRaude mitderBitte, bei seinen ferneren Beobachtungenüber denHeerwurmwo- möglichdieVerwandlunginPuppenundFliegen auszu- mitteln, damit man die Artkennenlerne,derdie Maden angehören.

f

Bereits am30.Augusttraf wieder einBriefeinund

zuglegcheineSendungvonPuppennndMücken. Rande

schrie:

,,Gleich nach EmpfangEw. geehrten Schreibens vom 29.Juliverfügte ich michwiederzur Stelle, wosich derHeerwurm täglichgezeigt hatte,undich fandihnda-

Thomä’s Trauerfliege, sciara Thomac (derHeerwurm).

1.DieLarve(derHeerwurmh 2.diePuppe; Z.dieFliege(alle drei sehrvergrößert).

DieinSpiritus enthaltenenMaden stimmtenganz mitdenenüberein,welcheimGöttingerMuseum sichvor- fanden. Siewaren weißgraumitdünnemschwarzenKopfe, gegen denSchwanz hinetwas zugespitzt,5Linien lang, ljzLinie dick, undbestanden außerdemKopfabschnitteaus 13 Ringen,vondenender erstejederseitsmit einemStigma (Athmungsöffnung)versehenwar. DerDarmkanal war durchdenKörper hindurch sichtbar,undinseinemvorderen undmittleren TheilemitdunklerMasse gefüllt,gegen das Endehinabermeistleer. DerTopfmitErde, worin die übrigenMaden enthaltenwaren, warleiderzerbrochen,die Erde bereitsmitSchimmelbedecktunddiegrößteZahlder Maden gestorben.Dienoch lebendenMadenbewegten sich

nur wenig,waren sehrmatt,undunterschiedensichvonde- nen imSpiritus durchdasvollkommen glasig durchsichtige Ansehen ihres Körpersunddurcheineum Ixz geringere Größe.SowieabereinzelneMaden inSpiritus gesetzt

««) Nachrichten von·derG.A.Universitätundderkönigl.

GesellschaftderWissenschaftzuGöttingen. Nr.5. 1845.

selbstwieder. Es wurden daher mehrereMaden in eine blecherne BotanisirbüchsegelegtunddieselbemitErdeund Wurzelnvollends gefüllt.«

»BeiderZuhausekunftwurde dieBotanisirbüchsemit denMaden vorderThüruntereinemBaume aufgehängt, undich hattedesTagesdaraufdassonderbareSchauspiel, daßdie darin befindlichenMaden ihre Wanderungenwie- derbegannen, so daß sie durcheine kleineRitzeaus der Büchse entwicheyqaufderAußenstächederselbenherum- wandertenund endlichwiederdurch dieselbe Oeffnungin dieKapsel einzogens.Diese kreisförmigeWanderungwurde nocheinmal voneinergeringenAnzahl wiederholt(wobei,

übrigens einige abstarbenundganzvertrockneten),bissie sichs-endlichimInnernderKapselruhig verhielten."

»Daich nach achtTagen schonbemerkte,daß sicheinige Maden verpuppthatten,soließ ichdieBotanisirbüchsemit denMaden ruhigvorderThürunter demschattigenLin- denbaume hängenundwar eigentlich nichtganzschlüssig, wo ichdiePuppenwährenddes Winters aufbewahren sollte,als«ich heuteeineMenge EkleineFliegen durchdie

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RitzenderBüchsekommensahundmichdaher überzeugte, daßdieFliegen schon jetzt ausschlüpfen.«

»Es istmirdaher sehr angenehm, daß ichEw·.... Wunschso schnellhabeinErfüllung bringenkönnen,· und ich sende daherineinerSchachteleinePartie Puppenund Fliegen,undwenn letztere auch bei demTransport sterben sollten,sowerden sichdochwohldiePuppen erhalten- Auch habe ich mehrere dieserFliegeninSpiritusmitüber-

endet.«

s

,,Jn Ermangelung größererspeziellerWerkeüber die Zweiflügler, namentlichweilmirdasWerkvonMeigen nichtzu Gebotestand,konnteich allerdings nichteinmal die Gattung bestimmen,und eswirdmirsehr angenehm sein,wenn ichvonEw. den Namen desJnsekteser- fahre."

,,Jnder Erdeübrigensbesindet sichbereits eineMenge kleinerRegenwürmer,und esleidetkeinenZweifel, daß, wenn dieFliegen nicht so früh ausgeschlüpftwären,wohl diemeistenPuppenvondenselben verzehrtworden wären·«

»AuchbemerkteichzwischenderErde eineMengekleine Eier, diewohl schonvondenFliegenwiederherrühren.«

JndermitErdegefülltenSchachtel, welcheBerthold erhielt, fanden sichnur siebenPuppenundeinige Puppen- hüllen.Die Puppenwaren schmutziggermitdunklerer

Schwanzspitze;siebestanden außerdemKopfundBrust- stückeausneunRingen,vondenenvier mitsehrdeutlichem Stigma versehenwaren. Jhre Formwar langoval, aber flach,anbeidenEndenstarkzugespitzt,2bis3Linienlang, V,bis2X3Linienbreit;diegrößerenwaren etwasheller alsdiekleineren und ohne ZweifeldiePuppenderweib- lichenMücken.

Mückenwaren dagenin derSchachtelingroßerMenge, abermeisttodt,einige zerfressen, wenige noch lebendigund dieseso matt, daßsienicht fliegenkonnten und nurlang- samsichfortbewegten.

BeieinergenauenwissenschaftlichenUntersuchungder Mücken, die aus den Maden gewordenwaren, ergabes sich, daßsie einer bereitsbekannten Art,einerTrauer- mücke,sciara Thomae, angehöre.So war denndas gefürchteteUngeheuerindemLichtederWissenschaftals derbis dahinunerkannt gewesene Larvenzustandeiner längstbekannten Mückenarterkanntworden. Aehnlichden bekannten Processionsraupen haben dieseLarvendieEigen- thümlichkeit,in dicht geschlossenenZügenzuwandern- Wirsehen, daßwireinindichterKolonne marschirendes Regiment aucheinenHeerwurmnennen könnten, der weit sicherer KriegundTheurungbedeutet.

» W »O-...—

Das Glas.

Wasistesdoch,was unseinengroßen,wenn nicht dengrößtenTheilderUnbilden unseresstrengen deutschen Winters vergessenläßt?

AehnlicheFragenwiediese habenwirunsindemab- gelaufenen Jahre schon mehrmals vorgelegt,undmeine Leserund Leserinnenwerden längstdarin mitmirüber- einstimmen, daßesfürden, mitklaremBewußtseinim Lebenstehenden,MenscheneinewürdigeAufgabeist, nicht bloszugenießenunddasausdenvollenHändenderNa- tur und denverarbeitenden Händen seinerBrüder ihm Dargebotenealseinschuldiges,erworbenes Opfer hinzu- nehmen, sondern sichdesWerthesdesEmpfangenen recht tiefundinnig bewußtzuwerden, wenn dieVerhältnisse derJahreszeitoderandere Umstände diesenWerth beson- dersdeutlichhervortreten lassen.

FürdasAugeein Nichts,so daßderdemKäsigeent- schlüpfteVogelwiegegen LuftmitderHastdesBefreiten dagegenanfliegtund sichdenKopfzerschmettert, istden- nochdieFensterfcheibedasBollwerk,hinter welchemwir uns vordenAngriffendes Winters sicherfühlen,ohnedie Freudendessonnigen Tagesdagegen preiszugeben.

Vonhundert Anwendungen,inwelchenunsdasGlas einunentbehrlichesBedürfniß ist,steht-tindiesemAugen- blicke dieFensterscheibe,vielleichtmit Eisblumengeschmückt, allenanderen voran.

WelchedunkleNebelhüllegeschichtliicherVergessenheit magessein, welcheunsjetztdieKenntnißdesWohlthä- tersvorenthält,demwirdasGlas verdanken? Wiegern möchtenwirihm durchdastreueste Gedächtnißdafürdan- ken,daßerunsden Winterzugleicherhelltunderwärmt, daßerunshochüber den ZustandderEskimos undLap- penerhoben hat. Pliniuserzähltuns einsonderbares leichtgeglaubtes Geschichtchenvon derErsindungdesGla- ses. PhönizischeKaufleute sollenmiteinerLadungSoda

I-

(mansagt gewöhnlichalpeter) auf demFlusseBelus ge- segelt sein,undumsicheinMittagessenzu bereiten,hätten siesichinErmangelungvonSteinen aus einigenStücken ihrer LadungeinenHeerdgebaut.Dasolldenndie Soda undderSand zu Glas zusammengeschmolzensein. Dies kannaberNiemand glauben,wer einmal dievondemGe- bläseangefachte GlutheinerGlashütte gesehenhat.Sind alsodiePhönizierdieErsinderdesGlases, sowar die Ge- legenheitderErfindung sichereineandere alsdiesGe- schichtchenerzählt,esseidenn,daß ihrerVielewaren und sieeinegroßeMahlzeitbereiteten,zu dersie eingewaltiges

Feuerbrauchten. ·

DieGeschichtswissenschaftweißandie StellederPli- nianischenFabelleidernichtsAnderes zusehen,wasglaub- würdigerwäre, undso istwahrscheinlichfür ewige Zeiten derErsinderdesGlases,derzu dengrößtenWohlthätern desMenschengeschlechtszurechnenseinwürde,unserer Dankbarkeit entzogen, wenn anders Dankbarkeit nicht auch empfundenwerdenkann,auchwenn wirkeinenEm- pfängerunseres Dankes haben. Jstesdennabernicht eineschöneRegungindemGefühlslebeneinesMenschen, wenn erda,wo ernicht weiß,welchemMenschenoder welchemVolkeerdankenfoll,mitdankerfüllterFreudeder Leistungsfähigkeitseines Geschlechtsgedenkt?

DasGlas istfürunsBewohnereinerZonemitstren- gemWinter recht eigentlicheinWeihnachtsgeschenk, undesverlängertja JedergerndieseFreudenzeitbis zum Beginndes neuen Jahres, wo er durch seine besten Wünscheden,fast möchteman essonennen, officiellen Liebeskultus beschließt. Jch thuediesdurchdieseGedan- ken über dasvGlas.

Wirfreuenuns,wenn wirausdemvom Weihnachts- baum erhelltenund vom prasselndenFeuererwärmten Zimmer draußendieweißenFlockenvordemschützenden

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