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Aus der Heimath. Ein naturwissenschaftliches Volksblatt, 1859, No. 2.

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Academic year: 2022

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Ein naturwissenschaftlichenVolksblatt Brriiiirgrgrlirunun E.FA.Unsiinäszlen

Wöchentlich1Bogen. DurchalleBuchhandlungen und Posiämter für vierteljährlich15Ngr.zubeziehen«

No. 2. 1859.

Yag Eebirggdörfchen

Eine Perspektive indieNaturgeschichte des Volks·

2. DieCominission.

Jm Wirthshause erfuhren unsere Freunde, daßsie vondem BadeorteW.,ihremgegenwärtigenAufenthalts- orte,nicht soweit entferntwaren, alssiegeglaubt hatten- Siehatten,wieesEinemim Walde leicht begegnet,eine ziemlich geringe Entfernung durch mehrmaliges Abweichen vondergeradenRichtung sehr ausgedehnt.DerTheildes

Gebirges,inwelchemsiesichvon derWaldprachtimmer weiterhattenverlockenlassen,bildeteeinsanft gewölbtes Hvchplateau,welchesinweitem BogenderGebirgsbach Umspannte,derselbe,anwelchem anderthalbStunden We- gesweiterunten der Badeort lag.

DerWirthsagte ihnen, daß seinHaus schon einigemal VVUMAJEVNbesuchtgewesen sei, welchevonhierausnach denUfmllegendefnWaldungenAusflügegemachthatten,um StudienzlkzeichneteWirbefindenuns mitdenbeiden Reisendenin einem TheiledernordöstlichenAusläufer desS.chwarzwaldes,wonamentlichdie Tanne,unbestreit- bardie-erhabensteunserer deutschenNadelholz-Arten,am großartigstenihre Pracht entfaltet.

WährendderAbendimbißbereitetwurde,ließ sichder Geheimerathmit deniWirthein einGesprächein,umüber denMann etwas zuerfahren, aufdenseineganzeNeu- gierde,allerdingsvoneinemedlenBeweggrunde getrieben,

gerlchtetwar. - .

d, »Sie werdenihnbaldsehen«,sagtederWirth,»denn

UseHerrensindzufälliganeinemWochentage gekommen,

aboe·NTHElichgebildeterebeimir zusamiiienkommtkTheildermännlichenDorfbewohnerum sichüber Allerlei, meistuberGegenständederNaturlexunterhalten; abson-

«

derlich heuteAbends wird’s etwas Besondereszuverhan- delngeben«

»Dabeiführt wohl HerrMüller vorzugsweisedas Wor.t?«fragtederGeheimerath

»Jetzt nicht mehr. Vorsieben Jahren,alserhier- hergezogenwar, war diesallerdingsderFall. Seitdem aberhaterhierAltundJungmit seinerLiebefürdie Naturwissenschaften,daß ich mich soausdrücke,angesteckt, so daß Einige sichimmer tieferin einsoderdasandere Fach derselben vertieften,und dahernun auch schonein Wort initreden können. Jch selbstbin nicht freidavon geblieben. Dass kleineSchränkchendort enthälteine SammlungvonMineralien undVersteinerungen,dieich nachundnachausunseren Bergen zusammengebrachthabe- zumalausdenSchichtendesschwarzenJura,die wirnicht weitvonhier auch haben.«

»Nun——,sindSie dennhier so naheam JUra?«

fragtederGeheimerathmitVerwunderung ,,EntschuldigenSie«, erwiederte lächelndderWirth,

»ichmeinenichtdasJuragebirge, sonderndieGebirgs- schichten,die derGeognost nach jenem, welcheszumeistaus ihnen gebildet ist,dieJuraformationnennt.«

Der Geheimerath,der bis vor Kurzem lediglich Justizmann gewesenwar, fand sich durch dienatur- WissenschaftlicheBlöße,dieersich gegeben hatte,gegen- über demschlichtenManne mitderweißen Schürzeund demgrünenSammetkäppchenetwas beschämt,war aber soehrlich,mitgutmüthigemLachenzu erwiedern:

»Mein Glückssternscheint michindieses abgelegene Gebirgsthal geführtzuhaben,umrecht nachdrücklichdaran

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l

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erinnert zu werden,wie vielunsereiner entbehrt,der keine Zeit hat, sichmitdenNaturwissenschaftenzubesassen.«

DemWirth ging allerdingsdiefeinere Umgangsbil- dung soweit ab, daßerjetztinseiner Unschulddemarmen GeheimerathedieEntgegnung nicht ersparte:

»Du lieberGott! unsereinshat auch nichtdiehäu- sigsteZeit. DurchdieSägemühleunddenEisenhammer habe ichvielAusspannungunddamuß ichimmer bei der Hand sein.Aber wozuman Triebhat, dazuwirdimmer noch Zeit.«

Dereintretende Reinhard erlöstedenGeheimerath ausderVerlegenheit,inwelche"ihndiesenaiveEntgegnung desWirthes versetzenmußte.Erhattein allerEileeine mehr bachabwärtsgelegenePartiedesThales besuchtund thatnun seinen Beschlußkund,einigeTage hierbleibenzu wollen,um von einersehr malerischenFelsenwandeine ausgeführteFarbenstudiezu malen.

»Das ist unsre Naumannswand,«bemerktehierzu derWirth. »Jadieistaberauch fürdieErdgeschichte sehr wichtig«

»Dashabe ichebengesehen-·fügteReinhard hinzu, ,,eshatdort eineVerwerfungderSchichtendesbunten Sandsteinsunddesdarüberliegenden Muschelkalkesstatt gefunden;unddurchdieSchichtenstörungisteben dasma-

lerischeDurcheinander jener Felsenwand entstanden.Aber worauf gründet sichdenn derName derselben;istetwa einmalJemanddortverunglückt?«

»Onein,« erwiederte derWirth,»das hateinen ganzanderen Grund. Seitsichinunserem Thale durch HerrnMüller dieLiebhabereifür Naturgeschichteeinge- nistethat, habenwireineMenge Punkte unserer Umge- bungentheils umgetauft, theilsneu benannt undzwar nachMännern,meist Deutschen, welcheinderNaturge- schichteeinengroßenNamen haben. JeneWand trägt denNamen desberühmtenGeognostenNaumann. So habenwireineHumboldts-Spitze, eineBronnsgrube,ein Linnegärtchen,eineEhemnitzschlucht,einenSchrötersteich, einHedwigs-Moos,einenNaumannshorstunddergleichen mehr. Dieser zweiteNaumann istderbekannte Vogel- kenner, dennaufdemNaumannshorste,einereinsamund tiefim Walde gelegenenFelsenkuppe, nistet aufeineralten knorrigen Föhreeineseltne Falkenart. Jedebenannte Stelle zeichnetsichallemal durchetwas aus,wasaufdie WissenschaftdesMannes Bezughat. Soistz· B.das LinnegärtcheneineWaldwiese aufderungewöhnlichviele seltne Pflanzen wachsen.DieBronnsgrube istein Stein- bruch,inwelchemvieleVersteinerungengefundenwerden u.s.w. Wenn essichirgend machen läßt, sowirdder Name der StellemitgroßerSchrift angebracht.«

»Das ist hübsch,dasgefälltmir!«fielderGeheime- rath nicht ohneeinegewisseRührung ein,»dasisteine schlichteaberinnigeund sinnige Weise, unsere großen Männer zuehren. Ichwerde immer begieriger,Euren HerrnMüllerkennenzu lernen, deresverstanden hat,aus einem GebirgsdörfcheneineStätte derWissenschaftzu

machen.« "

Dies schiendemWirtheeinenBehelfzugeben,die Herren zIIfragkwsie kämenwohlweither;undalsihm darauseinebejahlendeAntwort wurde, so schiendiesihn sichtlichzubefriedigenundmiteinem,,besten Appetit«zog ersichdann zurück,daman inzwischendenHerrendas be- stellteAbendbrod gebrachthatte.

WährendsichderGeheimerathundReinhardwirk- lichmit,,bestemAppetit«desselbenannahmen,traten nach undnachmehrereMänner ein,welcheebenso aufmerksam diebeidenFremden musterten,als esdiesemitjenen»

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thaten,dennnamentlichderGeheimerath suchteausihnen denMann seiner gespannten Erwartungherauszufinden.

DerUmstand, daßermitReinhard abseitsbeim Abend- imbiß saß, gabBeidenum so bessereGelegenheit,diesich sammelndeGesellschaftunbemerktzubeobachten.

Unterdessenwaren ReinhardundderGeheimerath mitihrenGedanken beschäftigt.Jn letzteremrangseine UnbekanntschaftmitdemallerWeltzugänglichenTheile derNaturwissenschaftmitdem Glauben andem,was sich hierunten allmäligvor ihm enthüllteund-worin erim- mernocheinegewisseunnatürlicheErzwungenheiterblicken zumüssenglaubte,einZurschautrageneinerVertrautheit mit der Natur, welcheerbishernur fürdasErgebnißtie- ferStudien gehalten hatte. Es war diesnichtzuver- wundern, dennnur Wenige-würdeninseinerLageanders geurtheilt haben.DieEintretenden waren lauter schlicht aussehende Leute,darunter selbst einige,dieihren nicht weißzuwaschendenFäusten nachzuurtheilen,demHam- merwerkeangehörenmußten.

Nachundnach füllte sichdiegroßeGaststubeimmer mehran;auch einige Fuhrknechtesammelten sichum einen TischineinerentlegenenEcke. DieAnwesenheitder bei- denFremden,dieeine ziemlich seltneErscheinungsein mochten, namentlichdasvornehme AeußeredesGeheime- rathes, legte,wie es insolchenFällen gewöhnlichgeschieht, dereinheimischenGesellschafteinen kleinenZwangauf;

es kam inihr nichtzu demfrischen FlußderUnterhaltung und eswar demGeheimerathum so weniger möglich, HerrnMüller herauszufinden.Der Wirth gingnur ab und zu undso verstrichdenHarrendendieZeit ziemlich langsam.

Jetzttraten zugleichdrei Männer ein,unter denen derErwartete sicher sein mußte,dennsiewurden vonden Anwesenden besonders achtungsvoll begrüßt.Alledrei zeigtenziemlich übereinstimmenddasGeprägehöhererBil- dung, alledrei schienen auchziemlichvon gleichemAlter zusein. Sie standenetwa inderMitte derdreißiger Jahre.

Derjenige, welcher durch seine männlicheSchönheit dieAufmerksamkeitam meisten auf sich ziehen mußte, zeigteeinefastgebieterischeHaltungundseinblitzendes, dunklesAuge, sowiedervolleschwarzeBarthätten seinem Gesichtetwas Wildes gegeben,wenn nicht seine hoheedle Stirn undeindenvon demBarte doch nichtganzver- hülltenMund umspielender ruhiger ErnstDemzuentschie- denwidersprochenhätten.Erzeichnetesichvor den bei- denAnderen durchetwas gewähltereKleidungaus. Sein Auge ruhete langemitforschendemBlickeoffenundunver- hohlen aufdenbeidenfremden Gästen, namentlich aufdem

"·Geheimerathe.

DerZweiteundDritte zeigteninjeder Hinsichteine aufsallende äußere Uebereinstimmungund Aehnlichkeit, währendsie äußerlichwenigstensgegen denErsten grell abstachen.Beidetrugenwiepuritanische Rundköpfeihr blondesHaar ungewöhnlichkurz geschorenundausihren sonngebräuntenGesichtern schienjede Spur einesBartes mitSorgfalt beseitigtzusein.Es waren ebenziemlich alltäglichedeutscheblauäugigeBlondin-Gesichter,dieerst durchdieRedeAusdruck undInteresse gewinnen müssen.

MankonntebeidefürBrüderhalten.Abereintrauriges Kennzeichenhatteder Einevor demAndernvoraus;Beide trugen kurzegraueRöckevon ganzgleichemSchnitt,aber indemschlaffherabhängendenrechtenAermelfehltedem Einender Arm.

DieseDreischienenebennur noch gefehltzuhaben, dennder ganze Männerkreis derum einengroßenrunden

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.Schuldenkommenließen.

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Tischherumsaß,gabdie bisdahin halblautgeführtenEin-

zelgesprächeaufundwendete ihnen seineganzeAufmerk- samkeitzu. Alleschienenvonihnen,odervon einemvon Ihnenetwas zuerwarten. Keineraber,dersWirthetwa ausgenommen,mochte ahnen, daß außerihrem Kreiseeine noch gespanntereAufmerksamkeitauf diesedrei gerich- tetwar.

EswardemGeheimeratheindurchausneues und UngewohnltchesErlebniß,hierindemWiethshauseines abgelegenenGebirgsdörfchensneben einemTische,anwel- chemFUhrkUechteundTagelöhnersaßen,eineTafelrunde VorsichzUsehen,vorwelcher,wiees allenAnscheinnahm,

Ergerldollte. eineVerhandlungernsteren Inhaltesbeginnen Sieließauch nicht lange auf sichwarten.

DerGeheimerathUndReinhard mochten vielleicht, ohnegegeneinanderdarüberetwas zuäußern,erwartet

theU-daßman, nachdemdasEßzeugvorihnenwegge- rauint·,eVeU·IsaMUngwordenerlösewar,undsieinihnenirgendmiteinereiniger Patriarchiali-Formausihrer tat,diemanallerdingshier hätteerwarten dürfen,irgend- wieentgegenkomme. Esgeschaheabernicht.Diebeiden Fremdenwaren vondenEinheimischen,wiesie eingetreten warenundzuletzt auchvondendreiHauptpersonenfreund- lIchgegrüßt worden;aberdaswar auch Alles;weiter

schlenman sich nichtum siekümmernzuwollen. Der Kreis warsich offenbargenug; esfehlte ihmderAußen- WeltgegenüberanEhrgeizundanAchtsamkeit

» EswardemGeheimerathnichtzu verargen,daß ihn dieseNichtbeachtungseinereinigermaßenverdroß. Zum Glückwar ernichtblosGeheimerath sondern auch Mensch, ein braver Mann durchunddurch,underließesgeduldig übersich ergehen, daß hier offenbar gebildeteMännersich gegenihnundseinenGefährteneineRücksichtslosigkeitzu

DasreinmenschlicheInteresse, wasrtseitinihmdemregeBegegnengewordenmitwar,dem kleinenüberwogSteffen für diesenweitaus allean- dernRücksichten.ErentschuldigtesogardieHauptperso- nenderGesellschaft,ebenweilsieMänner vonBildung zUseln schienen,damit, daß siezuihrem sonderbarenBe- tragensichereinenbestimmendenGrund haben müßten, denersichfreilichnicht enträthselnkonnte,undbewährte sichdarnitselbstambestenals Mann vonwahrer Bildung.

, DieVerhandlungbegann.Dererstevon denzuletzt emgetretenenDreierstattete einen Bericht,derdie beiden

FgägdeteanlluhörerinhohemGrade überraschteundes

zweie osma te, da der Beri t d e-

suchteMüller seit ch ß ch erstatter erg

»HeuteschlägtdiegroßeStunde derErlösung,«hob derSchwakszpfan, »welcheJhrer Neugierde naheBe-

frledIgUUsVersprichtundwelcheinden Annalen unseres Dorfes einenneuen Abschnittbezeichnet,indemsieesdicht nebenPMB,LondonundNewyorkstellt-«

DIeseNMltkomischerSalbung gesprochenenWor- tetsidurchwelchesichdie beidenaufmerksamstenZuhörer beinaheeinenMoment getroffengefühlthätten, folgteein schallendesGelächterund einallgemeinesHändeklatschen, WelchessichdiebeidenFremden nicht rechtzudeuten wußten.DasVerständnißsollte ihnenabersogleichwer-

X.

8 den. Der

Sprecherfuhr fort:

»Als.BerichterstatterIhrerAussiellungskommission

Habe1chMlchzunächstdesangenehmen Auftragszu entle-

algetyn denanwesendenundnicht anwesendenTheilnehmern Unserergroßen Vorhabendenanerkennungsvollsten erfUedanrcUlszusprechemdaßSieallesammt Ihre Zusage

haben, Ihre Neugierdezubändigen.Soweitwir

22 eswenigstens beurtheilenkönnen, habenSiealleWort gehalten, sichnichtzubekümmern,wasAnderederKom- missionzurAusstellunggeben würden,undihre eigenen Ausstellungsgegenständeebensoden Andern zuverheimli- chen.Wahrhaftigdaswillvielsagen, namentlichin An- betracht dessen,daßviele unter uns beweibtsind-«

Neues GelächterundneuesBeifallklatschenderfröh- lichenLeutefolgte diesenWorten,denennun eineernster gehalteneFortsetzungdesBerichtes folgte.

»Der größteRaum,der imDorfe auszutreiben war, eingroßerhellerBodenmeinesHammers,faßtkaumdie Gegenstände,welcheunszurAusstellung übergebensind- undich sageeszugleichim Namen meinerbeidenEollegen inWahrheitmitStolz,eswürdemanche größereGe- meindeuns beneidenumdieZeugen unseresvielseitigen, jaman kannsagen erfindungsreichenFleißes, welcheSie morgen ausgestellt sehenwerden undunter derenfMenge ManchervonIhnenMühe haben wird,dasSeinigeher- auszusinden. Zwar werden nichtschaulustigeScharen herzuströmen,keinePreismedaillenundöffentlicheBelo- bungen,keineZeitungsartikelwerdendasammeistenHer- vorragendeehren.Aber das ebenist gut. Wir sind nichtumeinenäußerlichenPreismiteinander Ringende, wirsind nach gleichemZiel,ingleichemGeistStrebende.

UnserZielaberist Ausbeutungder in unsundaußeruns liegenden Kraft, unser Geist istderGeistdesfürdie Na- tur offenenSinnes. EsstehtdasinEinklangmitdem unseremkleinenKreiszur Richtschnurdienenden Wahl- spruch; »stillfüreinanderundmiteinander.« Wirsehnen uns nachNiemandes Anerkennung.Wir wollen uns selbstgenügen.«

DieletztenWorte waren stark betont undoffenbar fürdieOhrenderbeidenFremdengesprochen.Siekonn- tendieseabernicht verletzen, sie sprachennur, mit einer voneinem GebildetennichtzumißdeutendenBestimmtheit aus, daßman dieOeffentlichkeit,die-Oeffentlichkeitim verführerischenSinne, nichtwolle. Wenn aber die Worte von den beidenFremden dennoch mißverstandenworden wären, so hätten sienun ihren Jrrthumundihr Unrecht einsehenmüssen,denn derSprecher fuhr fort:

»Undnun wende ich michan diebeidenHerren, welcheeineigener Zufall gerade heuteundhoffentlichauch fürmorgen, inunser Thalgeführthat, gewissermaßenals die Vertreter dergroßenWelt, vordersichunserStreben zwarnichtzuverbergenbraucht,aber die wirnochweniger suchen.Erlauben Sieuns,daßwiralsdieHerrendieses ThalesSie inunserer Mitte,inderEiner fürAlleund AllefürEinen steht,willkommen heißen,indem ichUUr

nochdie Bitte anschließe,daßwenn Jhnenbei unsMan- chesanders alsdraußenerscheinenwird,Sie darüberin Ihrem Jnnern eingerechtesund wohlbedachtesUrtheil.

fällen mögen.«

Indem sichdieAngeredetendurch diese unvorherzuse- hendeWendungsoplötzlichherbeigezogensahen,würde vielleichteinAnderer dadurch verblüfft gewesen sein,der GeheimeratherwiederteabermitderUnbefangenheiteines Weltmannes:

·

»Daswas wirgehört haben,meinHerr, schreibt Unsso nothwendigunser Urtheilvor,daßesdieserBitte nichtbedurfte,undwasunsbereitsheuteNachmittagoben aufdemBergevon einem kleinenZiegenhirtenerzählt wordenist,läßtdas,was wirebengehörthaben, einfach.

alsdieBestätigungeinerallerdings auf Ungewöhnliches gefaßtenErwartungerscheinen.Wir danken Ihnen- auchmorgen eineFortsetzungdieserBestätigung ersahren zusollen.«

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»Die Herren sind ohne ZweifelmitSteffen,dem kleinen naturwissenschaftlichenFamulus unseresMüller zusammen gekommen. Jchkannmir’sdenken,daßSie derJungeüberraschthat. Wirhabenabermehr seines Gleichen.Dasliegt sobei unsin derLuft.«

NachdiesenWorten machtederBerichterstatter,wie

erscherzendsagte, GebrauchvonseinemRechte,dieSitzung aufzuheben,theilsweilnoch Mancherlei fürmorgenvorzu- bereitensei,theilsumsichnichtinweitererUnterhaltung Andeutungen entfallenzulassen, welchediemorgende Ueberraschung beeinträchtigenkönnten. Nach wenigen

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Minuten sahen sichderGeheimerathundReinhardallein undsiehatten Muße,zurathen,ob der mitzweioder der miteinemArme Müller sei;denn daesihnenderWirth nichtfreiwillig sagte, so mochten sie nicht so neugieriger-

scheinen, danachzufragen. Ueberdieswurde ihnendas kleine Abenteuer durchdiejedenfalls absichtsloseBeigabe desGeheimnißvollengewürztund sie nahmen sichbeim Schlafengehenvor, auchmorgen nichtzufragen, sondern dieEnthüllungdes,,unser«Müller Genannten demZu- fallzuüberlassen.

(Fortsetzungfolgt·) W

Quellender

Schonder TitelunseresBlattes mußunsdieErdge- fchichte,alsdieGeschichteunserer »Heimath,«ineinem bedeutsamenLichteerscheinenlassen,undwir werdendarum nichtfehl greifen,wennwirunsschonin einer derersten Nummern desgeschichtlichenTheiles seinerAufgabeerinnern.

Jede Geschichte,magman ihrzurnäherenBezeich- nungein Wortvoroder-nachsehen, welchesman immer wolle,gewinntnurdannunseredauernde Theilnahmeund gewährtnur dann demDenkenden einewahre Befriedi- gung, wenn sieunsvorgetragen wird alsSchilderung von VorgängenundBegebenheitenin demnothwendigen inneren Zusammenhangevon Ursacheund Wirkung.

Ohne daßwir unsdessenimmerbewußtwerden,huldigen wirdemGesetzderNothwendigkeit.Esistes,was uns dasGeschichtsstudiumverklärt. Wir werdennur dann über eingeschichtlichesEreignißvollkommen aufgeklärtund nur dann gewährtuns seine KenntnißeinenwahrenGe- nuß,wenn wirerfahren,aus welchen vorausgegangenen UrsachenesentsprangundwelcheFolgenesnachsichzie- hen mußteunddaher auchzog. NurderbeschränkteKopf begnügt sich,zuwissenwie etwas ist;derDenkendewill wissen,wieesgewordenistundwas weiterdaraus und dadurchwerdenkann.

Wasistesdenn, wasuns in einemAntikenkabinett so geisterhaftfeierlich anweht? Es istderGeistderGe- schichte.DieverstümmeltenUeberresteeinervielleichtnoch sehr stümperhaftenKunstundIndustrie an sich sindes nicht, auchdieEhrwürdigkeitihresAlters istesnicht,was unsere beinahebiszurEhrfurcht sich steigerndeAufmerk- samkeitansiefesselt—— esistvielmehrdasstumme Zeug- niß,wasdieAlterthümer ablegenbaldvon demgroßen Abstandeder WerkeehemaligerGeschlechtervon denendes unsrigen,baldvon demRückschritte,den wirgemachtha- ben, odervonderüberraschendenGleichheitalterundneuer

ErzeugnissederschaffendenMenschenhand. Auchderwe- nigerGebildete fülltsichdann diegroße Kluft zwischen EinstmalsundHeute mit einzelnen ZügendesKultur- gangesdesMenschengeschlechtsaus,mögen dieselbenim- merhinmdenmeistenFällenzu keinem auchnur einiger- maßenzusammenhängendenBildewerden.

Esnstundenkbar,daßselbst derUngebildetste,wenn erUUVmcht Elng gefühllosist,eineauf deutschemBoden gefundenerömifcheMünze ansieht, ohnedarinetwasmehr zusehen,alseinStück Silber mit einem abgegkissenen Männerkopfund einigenunleserlichenSchriftzeichenEr

siehhtodermehr nocherahntdarineingeschichtlichesMerk- zeien.

O«z«trdgescljiclste.

Esist derselbeFallmitdenVersteinerungen, welche einglücklicherVergleich »die DenkmünzenderSchöpfung«

nennt. NurdieAlltäglichkeitvermag ihnenins den Au- gen derMengedenReizdesBeachtenswerthenzu rauben, derAlltäglichkeit,welche für Diejenigen vorliegt,deren Wohnsitz aufeinerüberschwänglichversteinerungsreichen Gebirgsformationen liegt,dereneinige auchdendeutschen Bodenbildenhelfen.

SogroßistderZauberderVersteinerungen,den sie auf empfänglicheGemütherausüben, daßzuallenZeiten GelehrteundUngelehrte ihre oft wunderlichenGedanken anihnenübten. JaingewissemSinne kannman sagen, daßdasUrtheilderMenge,oder dersievertretenden Ge- lehrten,wenn diesesWort hier nicht zuweilen mißbraucht ist, über dieVersteinerungenein Gradmesser derjedesma- ligenZeitbildungist.Wirbegegnen allerdings auch heute nochingewissen VolksstämmenundVolksklassenmittelal- terlichenUrtheilenüber dieVersteinerungen;abereswird nicht gefehlt sein,wenn wirdiese VolksstämmeundVolks- klassenselbstmittelalterlichenennen, welchewie Ruinen in unserer Zeit stehen.

Wenn wir inderKürzediebemerkenswerthesten AuffassungsweisenderVersteinerungenüberblicken wollen, so begegnenwirzunächsteiner, welche auchindemLichte desneunzehnten Jahrhundertsbei vielenEinzelnen spukt undwelchedieVersteinerungenNaturspiele nennt. Es sollder Natur gefallen, zuweilen sich selbst nachzuahmen!

AusSteinmassesoll siewiedurch Zufall Thier-und Pflanzengebildeentstehen lassen!—- DieNatur spielt nicht;sieverfährtnachunwandelbaren Gesetzen.

Fast nochwunderbarer istdievonLeibnitzverspottete Ansicht, welchedieVersteinerungen Jdeenkeime nennt.

Dabeimeinteman vielleicht,dieFormgedankenderschaf- fendenNatur führenwieGeisterimReichederStoffeum- herundverkörpertensichzuweileninstarrer Steinmassezu thier-oderpflanzenähnlichenGestalten. Vielleicht so dachteman wahrscheinlich—führtdieNatur die,nur vor- läufiginSteinmasse niedergelegteJdeefrüheroderspäter einmalzu einemlebendigenThieroderGewächsaus, was . jetzt nochin derLebensreihederselben fehlt. Dieser jeden- falls sichsehr weisedünkendenkindlich-philosophischenAn- sichtlag wenigstensderthatsächlicheAnscheinderRichtig-·

keit zum Grunde, daßdiegroßeMehrzahlderVersteine- rungenvon ThierenundPflanzenherrühren,welche jetzt längstvom SchauplatzedesLebens abgetreten sind,und dieman dahernur, währendsiederErdvergangenheit angehören,in dieErdzukunftversetzte

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X-

25 26

« «Verwandt mitdieserAuffassungderVersteinerungenderSchriftwerkeerkennen, soerkennenwirausden Ver- Ist ekneandere,welcheinihnen verunglückte Versuche steinerungendieAltersfolgederFelsschichten,in denensie erblickte,ausKeimen, welcheindenSchoosderMutter sichsinden.

ErdesieleU-IeibhaftigeThiereundPflanzen entstehenzu · VieleTausendevonlängst ausgestorbenenThier-und lassen,dieesabernichtweiteralsbiszuräußerenForm Pflanzenartenhabenuns versteinerte Ueberreste hinter-«

gebrachthätten.DenAnlaßzudieser geistigen Mißge- lassenundindemwirdieselbenmitBenutzungderhöheren burtgaben Vielleichtdieglücklicherweiseäußerstseltenvor- odertieferen LagederGebirgsschichten,indenen sie sich kommenjfenMißgeburtemdieman Molen nennt. finden,in einechronologischeReiheordnen, gewinnenwir

»M1tdemGlaubenandenleibhaftigen Gottseibeiuns dieUeberzeugung, daßdie WeltderOrganismen nichtzu Vertra8t«sichendlichjeneverwirrte VersteinerungstheorieallenZeiten dieselbeundniemals derheutigen gleichge-

VortresslIch-»Welchein denVersteinerungendiemißrathe- wesensei; sondern daßinderFolgevonMillionen Von nen-NachaffungenUngeschickterundunmächtigerGeister JahrendasThier-und Pflanzenreich wichtigeUmgestal- erbllckæ

tungenerfahren habe,inwelcheneingewissesAufstreben Kurz-man hat sichJahrhunderte langallemöglichezuhöhererVollkommenheitderWesenunverkennbar ist.

Vtthetstandmßgegeben,unsetwasheutzutagefalschzuselbstverständlichverstehen, dessenrichtigesist. Uns nicht dieHier seieinzigen Geschichtsquellennur noch erwähnt, daßderGeologie sind.dieVersteinerungenVon

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Fig.l.2.Fähktenabdrückevorweltlicher Amphibien.—- Fig.3.4.Vogelsährten,anFig.Z.diezusammengehörigen durchLinien verbunden.

sinddlePersteinerungendie inSteinmasseumgewandelten anderen werden wir zu einer andern Zeitunsunterhalten oderWenigstensinsolcherabgeformtenundabgedrückten «Heute solluns unser Holzschnittnur noch erzählen- Ueberresteeinstlebendiggewesener ThiereundPflanzen. daßdieVersteinerungenuns nichtblosKunde von der

Jn diesemAugenblickewiderstehenwiraber demver- Gestaltund oft auchvom innern BauderThiereund lockendenWunsche,erfahren überihre Entstehungetwas NäheresPflanzen geben, sondern sogarvonderen vorübergehender

zU wollen. Wir begnügenuns vorläusigdamit, AnwesenheitaneinerOertlichkeit.

uns derlBedeutungklarzuwerden,welchedieVersteine- DerWaidmann labt sein AugeimVorgefühleines rUtlgengen sindmTltkschlchtedemselbenSinne,WaffendersurGeschichtsquellendieMenschheitundErdgeschichteGeräthschafteywiesind·altehaben.DenkmäkekfürGeschichtsquellenDiedieErdgeschichte,Versteinerun-UndMünzen,derGe- glücklichenkundigerhekndlog,,Hirsch,«Apiswie viere EndenBlicksichSchussesein,,schwacher«dererkenntVersteinerungskundigeandarin,seinderoder einGeweihFährteobes,,braver« sei, jadeszähle.einHirsches»Thier«vornehm wissen-DerPaläontwundoder einannä-sein

lNuran derHandderVersteinerungskundeistesschafglchnennt)hatinseinerreichen Wissenschaftseiteini-

hthegtgeworden,dieErdgeschichte(Geologie) aufdie genaFahrzehndenein kleinesGebiet, welchesihnzumvor- Wiew»UfederAusbildungzuheben,diesie jetzteinnimmt. weltlichenWaidmann macht. .

undselt·1rGutenberganderFormanderderFormSchriftzügederBuchstabenalter PergamentedasAlter Gelehrte Dunean, daßGenau vor30Jahren,erauf1828,denPlattenmeldeteeinesderenglischeStein-

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Einer beschaulichenRuhe der Sichtung und Verarbei- tung seiner Reiseausbeute konnte sich also der heimgekehrte Entdecker wahrlich nicht hingeben! Und dennoch ist in

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