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Ein naturwissenschaftliches Volksblatt Veranggrgehru
nnnE. El. Roßmäszlen
Wöchentlich
1Bogen. Durch
alleBuchhandlungen
undPostämter für vierteljährlich
15Ngr. zu beziehen.
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Ycl No. s.
zum Geiste
-
1859.
(Fortsetzung.)
lll.
Am andern Tage forderte August seine Frau abermals zu einem Spaziergange auf. Obgleich
erihr das heutige Ziel nicht sagte, so sah sie es doch voraus und freute sich auf diesen weiteren Schritt auf dem ,,Wege zum Gelstfe«, wie sie selbst auf der Heimkehr
vonder Papiermühle diese Gängegenannt hatte. Sie errieth den beabsichtigten Be- such einer Buchdruckerei.
Gelegenheit gab
esin ihrem Wohnorte dazu genug, denn es fanden sich darin einige sehr bedeutende Druckereien.
Jndem sie eine Straße entlang gingen, begegnete ihnen,
vom
Bahnhofe kommend, ein Rollwagen,
dermit Papier-
«ballen beladen
war.Es
waroffenbar Druckpapier,
Inder schlichtenWeise ohne Umhüllungzwischenzwei Bretern festzusammengeschnürt Der Wagen,
anwelchem
2starke Pferde tüchtig zu ziehen hatten, trug
20Ballen und jeder erinnerte aneinen blendend weißenMarmorblock, dem
er anGewicht auch nicht viel nachgebenmochte. August zog ein Papier aus seiner Brieftasche und sagte, indem
eres
Regina in die Hand gab:
«»DieserWagen begegnet uns zur rechten Zeit· Du siehst, was ein Ballen Papier, der
10Ries enthält, sur
ein ansehnlicherBursche ist. Dieser Zettel enthält die AUfzählUng
desmuthmaßlichenjährlichenPapierbedarfs der Leipziger Verleger und dessen, was auswärtige Verle-.
gfer in Leipzig drucken lassen. Mein FVeUnd- d.er Chef eines bedeutenden LeipzigerPapiergefchäfks- der
mir,oder vielmehr Dir den Dienst leistete, schätzt den genannten Be- darf auf ziemlich 11,500 Ballen. Es würde demnach 5,7-5 solcherWagen erfordern,
wenn mandiese M«-Isse Papier-
welche die LeipzigerBuchdruckereienjährlichbedrucken, auf einmal fortbewegensollte. Rechnen wir eine Wagenlänge
nur 9
Ellen mit dem Gespann, so würde dies einen Zug
"
von5175
Ellen oder über eine halbe Stunde Länge geben.«
»Weißt Du mir vielleicht zu sagen, wie viel Drucke- reien dabei beschäftigtsind?«
»Ich habe dafür-gesorgt, denn es
warmein Wunsch, Dir durch eine klare Einsicht in den weiten viel verschlun-
genen,,Weg
zumGeiste« wie Du ihn sinnig selbst ge-
nannthast, Deine Freude
ander Literatur mit einem
neuen
Reiz zu beleben. Leipzig zählt
37Druckereien.
Darin arbeiten —824 Gehülfen und
161Lehrlinge mit
87Handpressen,
79einfachen und
3doppelten Schnellpressen.
Doch wir sind
amZiele.«
Sie traten in eine Druckerei
vonmittelmäßiger Be- deutung ein. August wollte seine Regina nicht durch Großartigkeitverblüffen, wozu in ihrem Wohnorte auch Gelegenheit gewesen wäre, sondern
erwollte ihr einen
ru-higen Einblick gewähren.
»Hier kommt mir
esnicht eben fremd vor,« sagte Re- gina nach der ersten Begrüßung zu dem Besitzer der Druckerei, »denn ich habe schon manchmal beim Vorüber- gehen» einen Blick in Jhre Fenster geworfen. Aber
nunwill Ich mich auch einmal ordentlich und genau umsehen·
Werden Sie
nurnicht ungeduldig über meine Fragen, die ich.thun werde.«
Steblieb bei diesen Worten nicht weit
vomEingange
neben
einemSetzer stehen. An dem pultartig schräg
vorIhm stehenden Schriftkasten
warin einer Klemme das
Manuskript befestigt. Die ganze Arbeit
desSei-ers hatte
115
für Regina etwas Automatisches, Maschinenmäßiges Sie wunderte sichnicht wenig, daß
eraußer einen Blick auf das Manuskript seine Augen beinahe gar nicht zu brauchen schien, sondern die zwei Hände beinahe allein arbeiteten. Als sie diese Bemerkung gegen den Setzer aus-
sprach erwiederte dieser:
« ,»Ja bei unsereinem ist das Gefühl, oder wie wir sa- gen die »Fühlung« die Hauptsache. In den Fingerspitzen, namentlich der rechten Hand, liegt unser Brod. Die Schnelligkeit unserer Griffe geschieht aber nicht blindlings,
»sondern im Gegentheile
von demschärfstenSehen geleitet.
Passen Sie
nurauf. Indem ichjetzt nach einem Buchsta-
ben greife, sehe ich bereits mit dem halben Blicke
indas Fach, aus dem ich den nächstenBuchstaben zu holen habe,
um
zu erspähen, welcher dazu
ampassendsten liegt. Da-
rum
hören Sie auch kaum ein Klappern
der«Lettern, weil ich
nurdie im voraus dazu ersehenen beim Ergreifen berühre.
Der Besitzer der Druckerei überreichteihr ein Blatt, anf welchem ein »Schriftkasten«gedruckt war, wie sieihn
116
linken Hand die Zeilen in dem kleinen Kästchenzunehmen.
Oft kommt es mir so vor, als tauchten Sie blos Ihre Fingerspitzen in die Fächer. Das sieht ja aus wie Hexerei!«
Der Seher, ein bejahrter Mann, lachte über dieses
«
Lob seiner Fingerfertigkeit und sagte ihr, daß
erallerdings für ein Wochenlohn
von4Thalern, was schon ein gutes sei, täglich
9000Buchstaben setzen,
denSalz corrigiren und nach beendigtem Druck wieder »ablegen«, d. h. jeden wieder in sein Fach zurücklegen müsse. »Das sind also«, fügte
ersie ansehend hinzu, »jedenTag für
20Silber- groschen Sehen und Ablegen zusammengenommen, 18,000 Griffe; thut gerade auf
2Sekunden einen.«
Regina horchte-hochauf, denn sie hatte wahrscheinlich geglaubt, daßs- dieses Gewerbe, dem sie so viele Stunden geistigen Genusses verdankte, ein lohnenderes sei. »Ich will auch nicht mehr böse sein« sagte sie mit kindlicher Gutmüthigkeit, »wenn ich auf einen Druckfehlerstoße, über die ich mich manchmal geärgerthabe. Wie leicht ist ein Fehlgriff bei so beflügelter Eile!«
Deutscher Hchiiftliasten.«
Halb- Gewerke-
vor
sichsah. Ihr Mann hatte ihn im voraus für sie be- stellt. Sie staunte, als sie darin
«
die Buchstaben nicht in alphabetischerOrdnung vertheilt sah, sondern bunt durch- einander in großen und kleinen Fächern. Sie wurde be- deutet, daßFachgröße und Nähe zur Hand durch die Häu- figkeit des Buchstaben in der Sprache bedingt sei. Sie wurde aufmerksam gemacht, daß jeder Buchstabe
ander einen seiner langen Seiten einen kleinen runden Ausschnitt,
-die Signatur, habe, welche dem Seher davor schützt,ihn nicht verkehrt zu setzen und die
ermehr fühlt, als sieht·
Ein kleiner länglicherKasten, der Winkelhaken, dessen eine Wand, je nach
derLänge der Zeilen, durch eine Schraube verstellbar war, nahm die mit der Rechten ergriffenen Lettern auf· Der Daumen der linken Hand führte dabei gewissermaßen die Oberaufsicht, indem
ernach der Signa-
turfuhlend den aufrechten Stand der Lettern überwachte Und die wachsendeZeile festhielt. Regina sah eine Weile mit gespannter Aufmerksamkeit
denschnellen Grifer des Setzers zu
undgleichmäßig die Zeile
unterseinem linken Daumen
imWinkelhaken«wachsen sehend, rief sie
ans;,,Halten Sie einmal ein! ich sehe wohl Ihre Griffe in die Buchstabenfächer, aber ich kann nicht sehen,daß Sie etwas daraus mitnehmen und dochseheich unter Ihrer
Gevierte.
Quadra- ten·
,,Hierin liegt der Grund für die Druckfehler
amwe-nigsten,« erwiederte lächelnd der Seher, ,,sondern im Ab- legen, weil namentlich
neueSchriften nach dem Druck oft so fest
aneinander haften, daß sehr leicht ein Buchstabe mit einem andern in ein falsches Fach kommt
nndUns dabei die Finger
vondenscharfen Kanten wund werden«
August hatte einstweilen einem andern Seher, welcher ablegte, zugesehen. Dieser nahm wortweise den Satz auf, und warf die Buchstaben, sie zwischen den Fingern ausein- anderdrückend, einen nach dem andern in ihre Fächer. Es ging noch weit schneller als das Sehen· Er rief Regan än seine Seite
undsagte:
»So mechanisch auch das Geschäfteines-Setzers in seinerErscheinung ist- so Muß
esdennoch
dasNervensystem außerordentlich in Anspruch nehmen, Muß nicht der Seher beim Ablegen gewissermaßen mit den Fingerspitzen lesen,
umdie Theile des Wortes, welches
ereben hält, nicht in falsche eFächer fallen
zulasseng Der Tastsinm in der Fingerspitze des Setzers gewissermaßen geistig ge- steigert, ist eben sosehr ein Ausfluß des Gehirns wie der Gedanke, welchem der Setzer vorher eine metallne Rüstung angezogen hatte, deren
erihn jetzt wieder entkleidet,«
»Nun, dann sehen Sie einmal hier her,« lud der Fak-
117
tor der Druckerei ein,
andie letzten Worte August’s
an-knupfend,- ,,stehen hier die Columnen, Sie würden Seiten oder Pagina’s sagen, dieses eben zum Druck fertigen Bo- gens nichtfda wie HeersäulenGewappneter? Wie sie glanzen
inIhrer
neuenRüstung! Sie kommen heute zum
erstenmale in das Gefecht
— unterdie Presse.«
Diesescherzende Vergleichung, die den tiefen Ernst je- dochdeutlich durchblickenließ, gefiel der geistigen feinfüh- lenden Regina ungemein.
·
»Wie viel Soldaten kommandiren Sie denn unge- fähr?«fragte sie.
»
»O deren sind viel! und wie viele Truppengattungen!
HIEF haben Sie zunächst das Linienmilitär der Fraktur- schriften, dann hier die schwere Reiterei der Antiqua und hier die Sturmcolonnen der ,Eursiv. Von jeder dieser drei Hauptgattllngen giebt
eswieder
20bis
30Untergattun- gen,
vonden-—kleinen Tiralleurs der Perlschrift bis zur alten Garde der fetten Antiqua oder der glänzenden No- belgarde der »Zierschriften«.Ich werde Ihnen nachher
eineProbe meiner Kerntruppen vorführen. Auf einen Eentner
Schrift gehen zwischen 30,000-und 90,000 Stück, so daß
eineeinigermaßen bedeutende Druckerei Millionen
vonLettern haben muß. Die Hauptsache aber bleiben die ,,Brodschriften«, wie wir uns ausdrücken, weil in der Hauptsache sie die brodbringendensind,
dain ihnen der Text der Bücher gedruckt wird. Die halbfetten und fetten
«Sorten
vonFraktur, Antiqua, Eursiv
u.s.
w.nennenwir ,,Titelschriften«. Sie sind also gewissermaßen unsere Vor- posten, die sich
von denTiteln
nurzuweilen einmal in eine Vorrede oder Widmung verlaufen.«
Hier brachte ein Drucker dem Faktor ein frisch gedruck- tes Blatt, Er überreichte
esReginen, die darauf in
dengangbarsten Schriftsorten ihxen Namen gesetzt fand mit
Regan Regina
(Tertca Frakcur.)
Gleis Routiun
1 -
cgllsa
Oceglna
(HalbfetteCiceroAntiqua-)
(MtttelFraktur.) .
.
Regina
Regina
(FetteCorpuö Antiqua-) (Cicero Fraktur.)Regina
Regina
(CprpugAntiqua«)(CorpusFraktur.)
Lege-Ha
Regina
(Eorpug Cursiv.) (Fette PetitFraktur.)Regina
Regina
(PctitAntiqua-)(PetitFkaktur.) ·
· Regina
(Nonparcille
Fraktur.)
(MittclschmaleEghptienne.)
Regina Regina
Gülbfette Cicero Fraktur·) (Fette Col-pas
Egyptienne.)
darunter gesetzter Benennung der ·Schriftsorte- Es Machte ihr viel Freude,« denn es interessirte sie
nun,die Benen- nungen der wichtigsten Schriftsorten zu kennen, nachdem sie bisher
nurzu lachen Ursache gehabt hatte,
Wennsie dann und
wanneinmal
vongelehrten Freunden ihres Mannes
vonNonpareille, Petit, Bourgeois oder Eorpus
und Eicero hatte reden hören.
,»Jetzt möchte ich
nungleich wissen,-- fügte sie»1hr«em
Danke für die erwiesene Aufmerksamkeithinzu, ,,wie diese Sortenbenennungen alle entstanden sind, obgleich·
Voneinigen
esleicht zu errathen sein mag. Aber
nunfÜhFeU Sie uns in die Druckerei. Mich verlangt es,
demPUNI- dem Reinen, Keuschen, wieder zu begegnen, wie es zU
118
Ihnen kommt,
umsichIhnen als Lastträgeranzubieten und dann mit geistigerFracht beladen hinauszuwandern in alle Welt.«
Sie kamen zum rechten Augenblickedahin. Der Drucker beendete eben die »Zurichtung« einer Form,
umdann den Druck auf der Schnellpressebeginnen zu lassen.
Es
wareine illustrirte Zeitung. Der Drucker nahm
vorRegina’sAugen, die mit der gespanntesten Aufmerksamkeit auf Alles achtete, den schon eingelegten Holzschnitt noch einmal heraus und klebte auf eine Ecke seiner Rückseite ein Stückchenfeines Seidenpapier.
,,Wozu machen Sie
denndas?« fragtessie mit großer
Verwunderung
-»Hier ist
anmeinem letzten Probedruck dieseFigur in der Ecke des Holzschnittes noch nicht kräftig genug gekom-
men
und
da«nnterlegte«ich eben.
»Und das StückchenSeidenpapier soll helfen?«
Sie sah, daß
eshalf. »Nun glaube ich auch
andie Wahrheit
desSpottes,« rief sie lachend aus, »wenn man einem kleinen Gernegroßanräth, auf einen Bogen Papier zu treten,
umgrößer zu sein! Doch Scherz bei Seite;
ich bekomme
nun umso größerenRespekt für einen
reinenund scharfen Druck, nachdem ichhier eben sah, wie genau die Kraft abgemessen ist,
vonwelcher die Schärfe des Druckes abhängt. Wie genau muß die Maschine gearbei-
tetsein,
wenndie Dicke eines Seidenpapieres einen Ein- fluß auf die Klarheit oder Tiefe einer einzelnen Stelle eines Holzschnittes ausübt.«
Sie fand hier wieder weibliche Hülfe thätig. Ein Mann
undzwei junge Mädchen bedienten die Maschine in rein mechanischer,taktmäßigerWeise, so daß dabei nichts zu denken
war.Der Mann lieferte die fördersameKraft und die Mädchen die erhaltende Ordnung
unddadurch
er-schien der Gang der Maschine wie ein Gleichniß eines in gutem Gange stehendenHauswesens Der Faktor fand den letzten Probedruck befriedigend und ließ
nunder Ma- schinefreienLauf. Der Arbeiter setzte,
vondem schweren Schwungrade unterstützt, die drehende Kurbel in Bewegung
unddie beiden Mädchen, die Punktirerin und die Bogen- fängerin, begannen ihr Amt. Regina begriff leicht
deneinfachen aber gerade deshalb sie
umsomehr ansprechen- den Mechanismus. Der ,,Schlitten«, in welchem die Schrift stand, glitt ununterbrochen abwechselnd
vorund
»
zurück. Bei seinem Vortreten nahm die Schrift
voneiner elastischen Farbenwalze Druckerschwärze auf und bei dem Zurückgehengab sie dieselbe
anden ausgelegten Bogen ab,
denzuletzt eine Walze
der»Bogenfängerin«gewissermaßen zuwarf. Das Auflegen des Bogens
vorund das Auffan- gen desselbennach dem Druck, wozu
nurein Augenblick Zeit gegeben war, erforderte eine ruhige Aufmerksamkeit und Sicherheit, so daß dadurch die geistlose Arbeit der Mädchen einen gewissen Adel erhielt. August und Re- gina sahen lange Zeit mit Interesse dem ruhigen Gange
der
Maschine zu.
,Es wurde daraus zuletzt eine hübscheGruppe,
anwel-
cher der Besitzer der Druckerei, wie jeder Andere der sie ge-
sehen hätte,
vonfern sein Freude hatte. Der Anblick
einer Bewegung erzeugenden gewaltigen Dampfmaschine
macht auf den unkundigen Beschauer einen ernst stimmen-
den Eindruck. Wenn
mandagegen einer Druckmaschine
zusiehtz wie sie, bedient
vonzwei hübschen MädchenSchrift
UUTJ Yllder auf das Papier hinzaubert, das ruft unaus-
blerlIch cluf dem Gesicht des sinnigen Zuschauers das Lä-
cheln genußvoller Befriedigung hervor, ohne daß dieser
selbst etwas davon weiß. So ging
esauch Regina
undAugust· Arm in Arm standen sie—
da undsahen bald die
119
Punktirerin bald die Bogenfängerin
an,richteten bald auf die komischenBücklinge des Drehers oder auf den vortre- tenden und verschwindendenSchlitten ihr Augenmerk und suchten dann wieder einmal Eines in des Anderen Mienen das Spiegelbild
dereigenen Empsindungen. Zuletzt be- meisterte sich auch der munteren Gesichter der Mädchen das sehr natürlicheLächeln der Betheiligung
andem, was ihre Zuschauer bewegte.
-Die Maschine lieferte eben den ,,Schöndruck«, d. h. sie bedruckte das Papier auf der einen Seite; die andere Seite erhältnachher den ,,Wiederdruck«. Damit die Columnen, wie der Buchdrucker die Seiten eines Buches nennt, im Wiederdruck genau auf dem Rücken des Schöndrucksstehen, erhält der Bogen beim Auflegen zum Schöndruck genau in der Mittellinie durch zwei aufrechtstehendeStahlspitzen zwei Stiche, die Punktirung, welche beim Wiederdruck wie- der genau auf die Spitzen passen.
»Die Maschinen haben die Handpressen zum großen Theil verdrängt,« erzählte der Drucker; ,,überhaupt würde Gutenberg staunen,
wenn erseine Erfindung jetzt wieder- säh. An die Stelle seinerLederballen, mit denen
vonihm und nochlangeZeit nach ihm die Druckerschwärzeaufgetra- gen wurde, ist die Walze getreten, wie Sie sie hier
anderMaschine sehen, die aber auch zur Handpress
eangewendet wird. Sie trägt die Schwärze schneller,feiner und gleich- mäßiger auf die Schrift über. Es ist ein eigenes Spiel des Schicksals, daß zwei Deutsche, also Söhne des Landes der Wissenschaft, die Schnellpress
eerfundenhaben, aber nicht in ihrem censurbedrückten Vaterlande sondern drüben im ,,preßfreien« England. Sie heißenKönig und Bauer und der letztere ist noch
amLeben.«
»Ach wie sonderbar«siel ihm hier Regina ins Wort,
—
«König und Bauer
—drücken diese Namen nicht symbolisch den Dienst ihrer großen Erfindung für alle Stände aus ?«
.
»Sie haben recht,«fuhr
derBesitzer fort, »das ist mir noch nicht eingefallen. Drücken Sie einmal hier aus diese
neue
Walzez Sie fühlen eine weicheelastischeMasse, fast anzufühlen wie die pralle Wange eines pausbäckigen Kin- des und Sie begreifen, wie innig sich diese Masse
andie Schriften anschmiegt
undsie vollkommen und doch zart und dünn einschwärzt. Sie besteht aus einer Mischung
vonzusammengekochtem Leim und Syrup, welche
warmin einer runden Form über eine hölzerneAxe gegossen wird.
Die Schnellpresse allein ist im Stande, dem riesenmäßigen Fortschreiten des Literaturbedürfnisses Genüge zu leisten, indem namentlich für den Zeitungsdruck eine Doppelwa- schine, die zwei Formen gleichzeitig neben einander druckt, in einem Tage bis zu 20,000 Abdrücke liefert.«
»Wie Recht hatte Bode, als
erdie »Buchdruckerw«erk- statt« unter die Sternbilder des südlichenHimmels
ver-setzte,« bemerkte August, »und wie selten denken wir daran,
wennwir eine englischeRiesenzeitung in die Hand nehmen, auf welcher der Inhalt eines Oktavbandes steht, daß all- täglich damit ein kleines Wunder der Schnelligkeit verein-
tetKräfte geliefert wird. Was würde
mansagen,
wenn manheute ein dickleibiges Manuskript und morgen dasselbe als ansehnllches Buch gedruckt in der Hand hätte! Und dpchgeschleht
esin der Times täglich. Wahrlich,
wenneinmal
mEinenDeYkschM zusammen das gleiche Verlan- geFI UcEFh
Wembestimmten Buche laut werden sollte
—- mitHulfe
derStereotypie
unddes Schnellpressendrucks könnte dieser thnsch sehr schnell Befriedigung sindm Sieh, hier steht
einstereotypirter Satz. Du siehst auf Holztafeln aufgenagelte etwa IA Zoll dicke Platten
vonSchriftmetall, auf denen die Schrift ebenso in erhabnen
120
zum Druck geeigneten Formen steht. Es ist ein Abguß einer aus einzelnen Lettern gesetztgewesenen Seite. Eine solcheStereotypie ist natürlich kaum ein Drittel so schwer als die gesetzte Seite und natürlichauch viel wohlfeiler als diese und es lohnt daher bei Büchern,welche zahlreiche
un-veränderte Auflagen erleben, wie z. B. Bibeln, Klassiker, sie zu stereotypiren. Du erräthst leicht, welch ein Be- schleunigungsmittel in der Stereotypie erforderlichenFalls liegt. In wenigen Tagen lassen sichmehrere Stereotypen
voneinem Satz machen, während eben so oftmaliges Setzen viel langsamer geht und viel mehr Kosten macht;
und dann kann nach
nureinmaligemSatz jede Stereotypie desselben auf einer besonderen Presse gleichzeitiggedruckt werden. Eine Stereotypenplatte ist also ein zu Einem Körper vereinter Satz, was auch das griechische Wort sa- gen will.
Inzwischen hatte sich
vorder Bogenfängerinschon ein ansehnlicherStoß aufgesammelt. Die Maschine arbeitete ruhig fort. Dieses und die gehörtenMittheilungen hat-
tenüber das schöneGesicht
derjungen Frau einen be- geisterten Schein gegossen. Jhr leuchtendesAuge siel voll Dankbarkeit auf ihren Mann, der ihr diesenGenuß berei-
tethatte. Sie schien in diesemAugenblicketief zu empfin- den, daß es für eine Frau der durch Reichthumbevorzug-
tenStände etwas Edleres gebe, als im Salon zu glänzen, und vielleicht hatte ihr Mann die Absicht, dieses Gefühl sich in ihr zum sittlichenBewußtseinfestigen zu lassen.
»Der Weg zum Geiste begann in langsamen Schritten und auf einer Unsauberen Flur, aber bald schüttelte der rüstigeWanderer, der wiederum der Geist selbst war, den Staub
vonseinen Füßen und geschäftige Eile beflügeltesie ihm. Hier sehen wir ihn fliegend
amZiele ankommen.
«
Doch nein« fügte Regina sinnend und sich verbessernd hinzu, «hier ist noch nicht sein Ziel. Jch habe mich auch gestern nicht ganz richtig ausgedrückt. Der Weg
desGeistes zum Geiste
—so hätte ich sagen sollen.«
»Du hattest doch Recht, so wie Du
essagtest, meine liebe Regina. Was findet denn zum Geiste den Weg?
Nur wieder der Geist. Er fliegt durch die lange Reihe der Stoffe, indem
erausjedem sein Leben saugt und in jedem Menschenhirnseine Wurzel hat. Du dachtestja dochnicht
an
den Geist Eines Menschen, zu dem sichdurch die Vor- gänge, die wir kennen lernten, die geistige Mittheilung
»
eines Anderen den Weg bahnt. Du dachtest sicher
anden Geist
derMenschheit und zu diesem führt der Weg,
andessen Anfang Du jene beiden Knaben fandest und der sich Dir morgen,
wennDu willst, im Buchhandel ab- schließen soll.«
»Ob ich das will? Wie kannst Du fragen, August!
Jch will noch mehr. Gern säheich, wie die Lettern ge- macht werden. Das würde freilich ein Schritt zurücksein,
dennerhätte eigentlich
demheutigen vorausgehen müssen.
Jch möchte es sehen, wie die kleinen Diener
desGeistes gemacht werden,
vondenen 90,000 auf einen Eentner gehen. Doch laß uns gehen.
—Jch danke Ihnen allen.
Hier diese beiden bedruckten Blätter bleiben mir ein An- denken
andiese lehrreiche Stunde. Besonders dieses Blatt, welches mir in den verschiedenstenSchriftarten meinen
«Namen zuruft, wird mir eine steteAufforderung sein, mich derselben dankbar zu erinnern.« Indem sie den beiden Mädchen die Hand zum Abschiedereichte, sagte sie zu
derBogenfängerin: ,,besonders Sie werde ich nicht vergessen,
denn Sie haben in mir ein schönes Bild wach gerufen,
wasich nie verlieren werde. Wie Sie die Arme ausbrei-
ten,
umjeden bedruckten Bogen zu empfangen, erscheinen
Sie mir als Personisicirung der Menschheit, welche der
-—,---:.
"
N
121
Bildung die Arme verlangend entgegen breitet. Jch stelle das Weib dabei nicht
unterden Mann, denn das Weib ist die Mutter ulnd Erzieherin des Volkes.«
Das Madchen erröthete; aber Regina erröthetenach
122
was Unpassendes gethan hatte. Sie bereute es aber dennochnicht, was sie gesagt hatte. Sie hatte auch keinen Grund dazu. Solche Geistesblihe erfrischendoch immer auf Augenblicke die schwüleLuft des alltäglichenFabrik- ihren Worten selbst- denn
esfiel ihr ein daß sie wahr- treibens. (Fortsetzung folgt-) schemllch hier nicht verstanden worden war, und daher et-
W
Wie bestimmt man das gegenseitige Altersverhältnisz der Yebirggformationew
Die-Natur der Sache bringt es mit
i,da dieLe
render Erdgeschichte (Geologie) zum Theilfähuf uåerwiesknen
und
unerweisbaren Theorien beruhen,
wennwir dabei das als unerweisbar betrachten,
wasnicht mit augenfälligen Und handgreiflichen Beweisenerhärtet werden kann· Dies
Dieser Umstand hat zwei gleichunangenehmeFolgen.
Entweder
erbringt die geologischenLehren bei der, oben-
dreinvielleicht
voneiner dem Forschen feindlichgesinnten Partei eingenommenenMenge in Mißachtung,
oderer—dieser Umstand —gewöhnt das Volk
aneinen blinden Au-
I
mlkß Natürlich mit den Bildungsverhältnissen
vonGebirgs- l toritatsglaubem mitwelchem der Wissenschaft ebensowenig schlchken der Fall sein, derenEntstehung nach allen vorlie- gedlent Ist- der Wissenschaft,welchenicht gläubigesHinneh- gendeu Anzeichen in Zeiträume fällt, bis wohin menschliche
Men-sondern Verständniß fordert.
Ueberlieferungen nicht entfernt reichen, ja in welchen
vonDlese Bemerkung tritt namentlich bei der Altersbestim- dem Bestehen des Menschengeschlechts selbst noch keine Rede mUng der Gebirgsformationen und Gesteine überhaupt
insein kann. Geltung- Wir hören und lesen in UnsererZeit, welche
un-123
ablässig bemühtist, dem Volke das Verständniß der Natur zu öffnen,tagtäglich
vomverschiedenen Alter der Gebirgs- formationen. Wir hören
vondem hohen Alter
derStein- kohlenformation und
vondem nochhöheren der Grauwacken- formation reden; die Juraformation hört
manjünger
nen- nenals die Trias
unddie Kreideformation jünger als die Juraformation
u.s.
w.Die Sache wäresehr einfach,
wenndie sämmtlichen
vonder WissenschaftunterschiedenenFormationen überall in der Zeitfolge ihrer Entstehung übereinander gelagert vorkämen und die Schächte der Bergleute überall oder wenigstens
anmehren Punkten der Erde dieselbensämmtlichdurchsunken und überall in derselbenUebereinanderfolgegefunden hät-
ten.Dann könnte
manleicht sagen: das, was zu unterst liegt, ist das Aelteste und das, was zu oberst liegt, ist das Jüngste.
Dem ist aber nicht so. Man sindet weder überall auf der Erdoberfläche alle Gebirgsformationen übereinander vorhanden, noch viel weniger würde es,
wenndies irgend-
woderFall sein sollte, möglichsein, sie alle bergmännisch zu durchsinken, da dies eine Gesammtschicht
vonvielen
tau-send Fußen ergeben würde, während die tiefsten Schächte bisher kaum
3000Fuß erreichen.
Hierzu kommt, daß die Schichtenfolgekeineswegs überall in dem ruhigenhorizontalen Uebereinanderliegt, in welchem sich die meisten durchWasserabsetzunggebildet haben. Im Gegentheile findet
mandurch Störungen mancherlei Art die geschichtetenGebirgsformationen vielfältig
ausihrer ursprünglichenhorizontalen Lage gebracht, indem sie gebor- sten und durch Einsinken oder Emporheben mehr oder
we-niger in eine geneigteLage gebracht worden sind· Dadurch entsteht im innern Bau der Erdrinde oft ein so buntes Durcheinander, daß
mansichverleitetsieht,
aneine sehr ge- waltsame Veranlassung dazu zu denken, wobei
manzwar in vielen Fällen nicht fehlgreifen wird, in manchen Fällen jedoch auch irren
würde.Wir sehen somit, daß dem Erdgeschichtsforscher
derin Rede stehendeTheil seiner Ausgabe sehr erschwert ist.
Unter
denMitteln
nun,welche dennoch die Bestim- mung
derAltersfolge der Schichtenmöglichmachen,gebührt den Versteinerungen der erste Rang,
vonderen Bedeu- tung wir bereits in Nr.
2.(,,Quellen der Erdgeschichte«) eine gelegentlicheBemerkung einschalteten.
Wenn wir die nach ihren Fundstätten geord-
neten
Versteinerungen einer möglichst vollständigen Samm- lung überblicken, sogewinnen wir die Ueberzeugung, daß zu verschiedenenZeiten
—die wir nach Millionen Jahren schätzendürfen
—andere Thier- und Pflanzenwelten ge- lebt haben
unddaß dabei ein,
wennauch nichtplanmäßig
unddurchgreifendfestgehaltenes, aber doch ein im großen Ganzen sichtbaresFortschreiten zu immer vollkommeneren
«und
den jetzt lebenden immer verwandteren Formen statt gefunden hat.
Durch die Versteinerungengewinnen daher die verschie- denen Gebirgsformationen eigenthümliche Gepräge, unge- fahr wie unsere alten Bauwerke durch ihren Bausiyl ein
bestimmtesZeitgepräge erhalten· Wenn wir
vonletzteren auchvkeme Nachrichten über dieZeit ihrer Erbauung haben- so WIsseN WIV·dVch Nach ihrem Baustyl dieseZeit wenigstens annähernd richtig anzugeben·
Vlele
Mgroßer Verbreitung vorkommende Formationen sind soscharfdurch ihre Versteinerungen charakterisirt, die
nur mIhnen allein vorkommen, daß wir eine Schicht, auf die wir vielleicht in einem bergmännisch
undnaturwiss
en-schaftlichnoch
nieuntersuchten Lande treffen, mit großer Sicherheit nach darin gefundenen Versteinerungen deuten
124
können. DieseVersteinerungen leiten uns auf das Zeit- verständniß der Schicht, und sie werden deshalb Leitfossi- lien (Fossil istgleichbedeutend mit Versteinerung) genannt.
So kommt z.B. in dem Grauwackengebirge, dem älte- sten versteinerungsführenden, eine Thierfamilie
vor,welche in die Klasse
derkrebsartigen Thiere gehört,
undwelche selbst in der unmittelbar nachhergebildetenSteinkohlenfor- mation bereits fast gänzlichfehlt und in noch jüngeren völ- lig verschwunden ist und auch in der Gegenwart nicht mehr lebend zu existirenscheint. Dasselbegilt
vonden Pflanzen-
artender Steinkohlenformation. Der Steinkohlen suchende Unternehmer fühlt seineHoffnungbeflügelt,
wennihmseine Bergleute
ausdemSchacht ein Stück Schieferthon bringen
—
wie
erallerdings übrigens ganz gleich in allen Forum- tionen vorkommt
—in welchem aber Abdrücke
vonBlät-
ternund Stämmen charakteristischerSteinkohlenpflanzen sichzeigen.
Gegenüber
der»Urweltwunder-Literatur«sei hier ge- legentlich
undangelegentlich hervorgehoben, daß dieser Wechsel in
denThier- und Pflanzenwelten durchaus nicht auf wesentlich anders beschaffenenBedingungen und Ge- setzenberuht
— denndiese sind sicher zu allen Zeiten die- selben gewesen
—;sonderndie in diesemWechselsich aus- sprechendenVerschiedenheitenberuhen
nurin den Formen, und auchdieseschließen sichfast immer
anjetzt noch lebende verwandtschaftlich
an.Wer nicht in der Alpenwelt oder wenigstens in dem Gebirgslande, bekannt ist,
werniemals
unterkundiger Führung einen tiefen Schacht befahren hat, der hat wohl ein Recht zu staunen,
wenn erin Büchern oder Gesprächen über das Altersverhältniß
vonGebirgsarten verhandeln hört, als ob die Verhandelnden Augenzeugengewesen wä-
ren.
Geotektonik, d.i. Lehre
vomBau der Erdrinde, heißt
derTheil, welcher diese Seite, eine
derinteressantesten
derErdgeschichte, behandelt. Die Versteinerungskunde (Pa- läontologie)ist gewissermaßen die Belebung der Geotektonik.
Die verschiedenen Gebirgsformationen bestehen nicht aus eben so vielen Gesteins- und Gebirgsarten, so daß z. B. die Juraformation blos aus Kalkschichten, die Kupfer- schieferforniation blos aus Kupferschieferbestände,
undüberhauptjede Formation zugleichauch ihre besondere Ge- steinsart wäre. Im Gegentheile bestehen die Gebirgsfor- mationen oft
aussehrzahlreichenverschiedenen,meist schich- tenweise mit einander abwechselnden,Gesteinsarten und auf
deranderen Seite kommt z. B. Kalk beinahe in allen For- mationen vor; eben so kommen Sandsteine
undSchiefer in vielen Formationen, ja selbst Steinkohlenflötze kommen nicht ausschließend in
dervorzugsweise nach ihnen benann-
tenSteinkohlenformation
vor,obgleich in keiner so massen- haft als in ihr. Ob also ein Kalksteinfelsendieser oder jener Formation angehöre, also dieses oder jenes Alter habe, das müssen eben die Versteinerungenentscheiden, oder
wenn erkeine solchenaufzuweisen hat, dann muß die Ver- knüpsung mit
andernGebirgsarten Auskunft geben. Diese Verknüpfung
derzahlreichenverschiedenenGebirgsarten ist eben der Gegenstand der Geotektonik.
Jm weiteren Verlauf unserer Besprechung
derTitel- frage halten wir uns
nunandie beigegebenenHolzschnitte.
Figur
1ist ein Prosil, d.h. ein senkrechterDurchschnitt
eines Theils
derTiroler Alpen, in dem das Fassa-Thal
(F) liegt. Der Thaleinschnitt rechts bezeichnet das Eisack-
thal (E)- Durch die SchrafsiVUUgsind die sechs wesent-
lichen Gebirgsarten: Dolomit (D), geschichteterKalkstein
(K), Gyps (G),-rother Sandstein (s), rothek Porphyr (P)
und Melaphyr(M), ausgedrückt,welchedieseGebirgsmasse
zusammensetzen. Wir sehen ein buntes Durcheinander ge-
125
schichteter und
un echi teter Ge eine
von veriedenem Entstehungsalter. g s ch st sch
Die geschichtetenGesteine Ic,
Gund
skönnen in den
gebpgenen Und schrägenLagen, wie wir siesehen, sichnicht gebildet haben. Als Schichtgesteine müssen sie sich durch Wasserabselzung ursprünglich horizontal abgelagert haben, und zwar
szuerst, darüber (also später) G, und zuletzt szu oberst) K. Ohne Zweifel haben die jetzt durch
MMin
drei Partien (eine,linke, eine rechte und eine mittle) ge- theilten Schichtengruppen
sGI( ursprünglichzusammen- gehangen Sie sind später zerrissen worden, wobei aus der linkenvPalrtie
Gund
Kverloren gegangen zu sein soder sichursprünglich nicht weiter als bis
andas Fassathal (P) erstreckt zu haben scheinen. Was hat diese Zerreißung oder wenigstens die Störung der ebenen Lage bewirkt?
Offenbar der emporgedrungene Porphyr (P). Sein Alter Ist-also jünger als das
von s G K.Nochjüngerer Ent- stehungist aber der Melaphyr (M), denn
erhat das Werk
desPorphyrs sammt diesem selbst wieder zerrissen in die
dreiTheile zwischenwelche sich die beiden Melaphyrmas
en ein-und emporgedrängt haben.
Daß es bei diesem Melaphyrdurchbruchestürmischher- gegcjngen und
erselbst in flüssigem,wahrscheinlichschmelz- stUssIgem, Zustande gewesen sein mag, ersieht
man anOrt Und Stelle daraus, daß
anden Berührungsflächen Brocken der durchbrochenenGesteine
s G Kin die Melaphyrmasse eingetreten sind,
wasdie Schrafsirung andeutet.
«f
.
Es bleibt noch der Dolomit(D) übrig,
deresvorzugs- weise ist,
worausdie himmelhohen, steilen
undbizarr
ge-stalteten Felsenwände Tirols bestehen· Wir sehen ihn
nur vondem Melaphyr getragen,
zudemund zu Porphyren
er
beinahe überall in einem nachbarschaftlichenVerhältniß steht. Der Dolomit ist in dieserGesteinverknüpfung offen- bar das jüngste Glied·
Fig. 2. führt uns mehr einen einzelnenFall
vor.Wir
sehen ein aus seiner ursprünglichenhorizontalen Lage ge- wichenes Schichtensystem der Steinkohlenformation
cvon einemGrünsteingang (G) durchsetzt Dabei sind die bei- den Schollen, in welche jenes zertrümmert worden, nicht
blos
umdie Breite des Grünsteinganges auseinanderge-
—
trieben, sondern auch verschoben (bergmännisch: s»verwor- sen«) worden, so daß das Kohlenflötz (K) und alle Schich- ten nicht mehr aufeinandertreffen,
wenn manihre Linien- durch den Grünsteinganghindurch verlängert. Entweder Ist das rechte Stück emporgerückt, oder das linke herabge- VUtscht Oben liegen vollkommen eben zwei Schichten
annd
bdes Zechsteins oder Kupferschiefergebirges und des Rothliegenden. Sie haben sich offenbar erst lange Zeit nach dem Grünsteindurchbruch abgesetzt Wir können dies deshalb vermuthen, weil die Unebenheit, welche die Verwerfung des kohlenführenden Schichtensystems
andes- sen Oberfläche zur Folge habenmußte, bereits ausgeglichen war, als sichjene zwei Schichten darauf absetzten Diese Ausgleichung, die wohl
nurWasserfluthen bewerkstelligen konnen,erforderte aber ohne Zweifel eine lange Zeit. An den Flächen,
woder Grünsteingang die Schichten berührt- -zeigt unsere Figur eine Schrafsirung Diese soll andeuten-
daß hier die
vondem empordringenden Grünsteingange Jusströmende Hitze das Gefüge der Schichten etwas
ver-andert hat,
wasmanin solchen Fällen sehr häung sindess
Noch mehr in das Einzelne führt uns Fig.
3.Sie stellt
eineGneiswand dar, in welcher
3Erzgänge verlau- fen. Gänge sind nichts Anderes als Ausfürlnngen von Spalten, welche in einem Gestein entstanden sinds Die
s
Erze kommen meist in Gängen
vor.Wir sehen
3Gänge
126
(1
23)
vonverschiedenemAlter,
wenngleich nicht noth- wendig ist, daß sie im Alter sehr weit auseinander liegen- Gang
1ist der älteste, denn
erist später
vondem Gang
2durchsetzt,ohne dabei verworfen worden zu sein. Gang
3ist
derjüngste, denn
erhat noch später den Gang
2durch- setzt und gleichzeitig verworfen. Bei dieser Bekanntschaft mit den Verwerfungenerrathen wir zugleich,daß dieselben den Bergleuten beim Abbau eines Ganges viel Sorge machen müssen, denn diese wissen dann oft nicht, ob siejen- seits der Verwerfung den verworfenen Gang höher oder tiefer suchensollen Natürlich geht
esmit den
verwor-fenen Steinkohlenflötzen ebenso wie mit den verworfenen Erzgängen. (Fig. 2·)
Nach diesenBeispielen werden uns
nunfolgende Fin- gerzeige für die gegenseitigen Altersverhältnisse
derGe- birgsarten
umso einleuchtendersein.
Eine Gebirgsart, welche in bedeutender Ausdehnung über einer andern liegt, ist jünger als diese, und zwar ist zwischen
derBildung beider ein
umso längererZeitraum verflossen,
wenndie jüngere über der älteren in widersin- niger, d.h. in
denSchichten nicht gleichlaufender,Lagerung aufliegt (wie
anFig.
2.aundbauf c), weil doch ein Zeitraum vergehenmußte,innerhalb welches die Störung
derälteren Gebirgsart stattfand. An Fig.
2.liegen die Schichten asund
bgleichsinnig, d. h. gleichlaufend über- einander.
Ein Gang ist jünger als das Gestein, in welchem
erverläuft.
«Jedes Gestein, welchesAuskäufer und Verzweigungen
insein Nachbargestein ausschickt, ist jünger als dieses;
ebenso
wenn esTrümmer und Brocken seines Neben- gesteins umschließt.
Ein Gestein ist jünger,
alssein Nebengestein,
wenn esersichtlicheVeränderungen (der Farbe, Härte,
desGefü- ges 2c.) in demselbenhervorgerufenhat.
·
Aber noch müssen wir zu diesen Mitteln der Altersbe- stimmung der Gebirgsarten ein weiteres hinzufügen. Es liegt in der Erfahrung.
Wenn wir durch die Versteinerungen eine Uebergangs- oder Grauwackenformation, eine« Steinkohlenformation, eine Trias, eine Juraformation
u.s.
w.als solchecharak- terisirt finden, und wir sinden niemals und nirgends die Grauwacke über
derSteinkohlenformation, diese nie über der Kupferschieferformation, diese nie über der Trias,«
Trias nicht über Jura, Jura nicht über Kreide, Kreide nicht über den Tertiärschichten, so müssenwir wohl die erst- genannte für die älteste und die letzten für die jüngsten halten. Das schließt aber nicht aus, daß wir unmittelbar über der Grauwackenformation die Trias finden können.
Dann haben
andieser Stelle eben die, der Zeitrangord- nUng nach dazwischengehörenden,Steinkohlen- und Kup- ferschieferformationensich nicht gebildet. Finden wir also irgend
wodie Triasformation in großerAusdehnung die Erdoberfläche bilden, so wissen wir, daß wir
aneinem Orte sind,
woseitdem, also seit ungeheuer langer Zeit, keine wesentlichenUmgestaltungen
derErdobersläche statt- gefundenhaben.
Es leuchtet ein, daß
manüberhauptdieseZeitfolge
nUVbruchstückweise aufgefunden hat, denn, wie bereits im Eingange gesagt Wurde das ganze Schichtengebäude,
von denJüngsten Schichten bis hinunter auf die Grauwacken- formation könnte menschlicheMacht nicht durchbohren.
Wir wissen also nicht, ob irgend
woauf der Erde alleFor- mationen über einander auch wirklichvorhanden sind und werden es auch niemals erfahren.
M
128
Heide für osieinen
Die Täuschungen,welchesich die Fabrikaton so oft zu Schulden kommen läßt, indem sie einen geringeren Roh- stoff
unterder Firma eines besseren, z. B. Baumwolle für
—
Leinen, verwendet und verkauft, sind leider
nurzu bekannt und haben unsere einst so blühende und geachtete Leinen- weberei in Verruf gebracht. In diesen Tagen hatte ich Gelegenheit, den umgekehrten Fall zu beobachten, nämlich die Verwendung der theuerern Seide zu einem Stoffe, wel- chen
manfür einen
neuen ausChina eingeführtenBattift ausgab
undsehr theuer verkaufte. Er sollte
voneiner Faser der Banane gewebt sein.
Obgleich die Vermuthung, daßich ein Seidengewebe
vormir habe sofort in mir aufstieg, so hielt ich doch mein Urtheil zurück, bis ich das Mikroskop befragthaben würde.
Ich erinnerte mich, gehört zu haben, daß irgend
woder Versuch gemacht worden sei, aus den Spiralfasern der Spiralgefäße
derBanane (Pisang) überaus feine Gewebe zu fertigen. Ein solcheskonnteich ja vielleichtvor mirhaben.
Das Mikroskop entschied aber sofort für Seide. Durch einen Appret-utstoff,welcher der Kalilauge sehr leicht wich,
warderSeidenglanz einigermaßen verdeckt
undje
9oder
10Eoeon- fäden dadurch zu einem feinen aber festen
undetwas starren Gewebfaden verbunden, so daß
manwohl versuchtsein konnte, eine pflanzlicheBastfaser
vonnoch unbekannter Herkunft
vorsich zu sehen. In den feinen Lyoner broschirten mit Seiden- blumen durchwirkten Florbändern,besteht der Florgrund, welchem das
neuechinesischeFabrikatsehr ähnlichsah, aus Fäden, die wenigstens doppelt so viel Coeonfädenenthalten.
EigentlichmüßtendieseFlorbänder,welche dem Battistnoch viel ähnlicher sehen, die Täuschungsofort entlarven. In ihnen ist’derSeidenglanz durch einen noch viel dickeren Appretur- stoff noch mehr verdeckt und dadurch der Faden noch starrer.
Der vorliegende Fall führte auf den naheliegenden Gedanken, auf ein Mittel aufmerksam zu machen, die Seide auch ohne Mikroskop und chemischeReagentien überall so- fort zu erkennen und also auch umgekehrt Verfälschungen durch Pflanzenfasern zu entdecken.
Dieses Mittel liegt einfach im Verhalten bei der Ver- brennung. Ein Leinen- oder Baumwollenfaden oder ein solches Gewebe verbrennt vollständig und hinterläßt zu- letzt
nurdie geringen Aschenbestandtheile der Pflanzenfaser.
Beim Verbrennen behält ein solches Gewebe anfänglich auch seine Gestalt und
wenn mandie Verbrennung ganz ruhig Und vollständig verlaufen läßt, so sieht
manselbst in der Aschenoch das Gitterwerk des Gewebes.
Ein Seidenfaden und ein Seidengewebe verbrennen, als thierischerStoff, ganz anders. Hält
maneinen Faden Nähseide in eine Kerzenflamme, so verwandelt
ersich
andem brennenden Ende in eine mit dem Vorschreiten -des Verbrennens schnell
anGröße zunehmendeKugel. Das Verbrennen ist mehr ein Schmelzen
zueiner sich aufblä- henden kohligen schwarzbraunen Schlacke. Man kann diese Schlacke in der Flamme lange glühen,ehe sie vol- lends verbrennt und Aschezurückläßt
Ist das Gewebe aus Seide und Pflanzenfaser gleich- mäßig gemischt,so sieht
mangewissermaßen einen Kampf zwischen den beiden beschriebenen Arten
derVerbrennung Die Schlackenbildung des seidnen Bestandtheiles wird durch die Verkohlung der dazwischen gemischtenPflanzen- faser verlangsamt und zum Theil verdeckt.
Reiner Wollenstoff zeigt sich beim Verbrennen der Seide ganz gleich und auch aus Wolle und Baumwolle gemischte gleichen Jhierin
denaus Seide und Baumwolle gemischten.
Kleinere Mittheilungen.
Die
praktische Wichtigkeit
derEntdeckungen auf
deniGebiete derPhysik gebt
z.B·
aus derelektromagne- tischen Telegravbje
hervor.Neuerdings hat Beequerel
dieüber- auswichtige Erfindung gemacht, durch elektrische
Ströme die reinen Metalle aus ihrenErzen
zugewinnen.
Diesist
na-mentlich für
dieSilbergewinnnng
vongroßer Wichtigkeit,
diebisher
zumTheil
nurdurch Quecksilber (Anialgamation)
zubeiverkstelligen
war-Paris liefert durch
dieLuinpensaminler täglich
etwas über60,000 Pfd. (30,0()0 Kilogr.) Knochen
andieLeim-, Knochen- kohlsm
undPhosphor-Fabriken ab, also jährlich
dieungeheure Masse
vonbeinahe
22MillionenPfund,
worinetwa1,7«00,000 Pfund Phosphor enthalten ist,
vondessen Entdeckungsgeschichte unsre
No.4.einige Mittheilungen gab.
Die
sogenannte Jiifusorienerde,
vonwelcher sich
iii dekLüuebukgekHaide zwei große Lager sinden,
daseinevon10»—18,
das andere von 10Fuß Mächtigkeit,verspricht
einewichtigeVerwendung
zugewinnen. Diese
Erdeist beinahe
reineKieselekpe spdck
um eschemisch richtiger auszudrücken: Kiesel- Laure)
iuderfeinsten Zertheiliing
unddaher
zurBereitung
desDas«serglases, welches
eineimmergrößeretechnische Bedeutung gewinnt, sehr brauchbar. Nicht
minderist
eszumPutzen
me-tslllUePtGEgeUstande sehr geeignet. Uebrigens
wäre eswohl
anKikeåcxlledlenEIgamen Jnfnsokienekde
mitDiatomeen-Erde
oderWg
zl-
s-k
e»zzi vertauschen, nachdem
man indenkleinen -ifen,wecheii
diesezierlichen Kieselgebilde
imLeben angehör-
ten,Pflanzen
erkannt d - ,.-
Thiere verlassen hat.
un me
Ehrenbkkgiche Deutung
als DieDauerhaftigkeit
desHof
e.
» . s ller e-
gennber
derSorge fur
denWald
einetzcigllchz driiixeliiedleristwsw
it
Maaßtheil Wasser besteht.
dende
Pflicht. Bekanntlich sind
zudiesem Zwecke
eineMen
everschiedener Stoffe
verwendet worden und ebenso bekannt ist,
daß
man dasVerfahren nach seinen Erfindern
baldKvanisiren
baldBrucheriesiren genannt hat. Nach
einervergleichenden Prüfung
derverschiedenen Evnservirungsmittel
hatman ge-funden, daß
dasChlorzink (l Pfd.
davonauf
90Psd. Wasser)
von allendaswirksamste ist.
Ein der
Galvanoplastik ähnliches Verfahren hat
1857Prof. Böttgeisp
derErfinder
derSchießbaumwolle,
ent- deckt. Erlegte Phosphor
ineinegesättigte Goldchloridlösung
undsand, daß sich derselbe sehr
bald mit einerliniendicken
Schichtvonmetallisch glänzendem
Goldeüberzog.
Dies könnte zu einerneuenHerstellung goldner Schmucksachenführen·
Der
Einfluß
desDüngers auf
diePflanzen spricht sich nach
Mulderauch dadurch
aus,daß sein Geruch sich
denletzteren mittheilt.
StinkenderDünger ist
deinGeruch
des Weinessebr nachtheilig·uiid
derGestank
desFischdüngers,
derinHolland massenhaft angewendet wird, geht unverkennbar
indenBlumenkohl
über.Für
denWeinstocksind Weinblätter
derbeste Dünger.
Für Haus und Werkstatt
Ein
pergamentartiges Papier
vongroßek Festsgkett
nndZähigkeit erhält
mannach
derErfindung
desFkajlzosmä Gaine,
wenn manungeleimtes Papier
ineineFlüssigkeit taucht welche
genauans2Maaßtheilen
concentrirterSchwefelsäuke uns
' W
·Man muß
dasPapier nach
demEintauchcn
indiese Flüssigkeit sofort
wiederherausziehen
Und inWasser ausspülen
und danntrocknen. Kupfekstfche,
Athe-gravhien,
Karten könnendurch dieses Verfahren nachträglich haltbarer gemacht
werden.C.