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Die Zukunft, 1. Februar, Bd. 38.

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Berlin, den 1.Februar t902.

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Mutterrechte.

ÆusBelgien isteineüberraschendeNachrichtgekommen.Diesozialistische

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Linke derVolksvertretung verlangtunterAndrohungvonGewalt das allgemeine,gleicheWahlrecht.Die klerikaleRechteantwortet mitderDrohung, fallsdasgeforderteRecht eingeführtwürde,seineAusdehnung aufdasweib- licheGeschlechtzubeantragen.DasVorgehenderRechten istnur konsequent.

Mit derEinführungdesallgemeinenund gleichenWahlrechtes anerkennt man lesalseinnatürlichesRechtdesMenschen«Da nundieFrauen Menschensind, so ist ihr Ausschlußvon diesem natürlichenRechtin der That nicht prinzipiellzubegründen;ihre politischeMündigsprechungwird lediglich,wieBelgien zeigt,zu einerFragederNützlichkeit.

BevorwiraufdieSache eingehen, habenwiraberwohlzuunter- scheidenzwischenaktivemundpassivemWahlrecht,zwischenWahlrechtund Wählbarkeit.Für daspassiveWahlrechtdürftebeivorurtheilloserBetrachtung selbstdemJndividualistendieFrau ungeeigneterscheinen.DerJndividualist, derdasnatürlicheRechtbetont,wirdschondurch diese Bezeichnungdaran erinnert,daßerdie Natur insAuge fassen soll;diese»abersagt ihm, daß sie nicht unabsichtlichMann und Weibverschiedengestaltet habe. Verschiedene Naturaufgabenbedingen verschiedenepsycho-physischeAusrüstung. DieseVer- schiedenheitschließtGleichheitaus. Daherkann-es sichbei derZutheilung

VVUPflichtenundRechtenan dieGeschlechternichtdarum handeln,vsumma- rischzuverfahren, sonderndarum, zuunterscheiden,nichtAllenunterschiedlos Nachderselben SchablonedasSelbezugeben, sondern Jedem,wasihm zukommt.Suum cuiquel Was ihmzukommt: Daszusentscheidenzist abernichtinunser Ermessengestelltunddamit derWillkür,pre,isgegeben;

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184 DieZukunft.

wirhaben vielmehreinen festen Maßstab dafürinderNaturaufgabeder Geschlechter.Was einGeschlechtzuseinerNaturaufgabeinWiderspruch setzt,kannnicht»das Seine«sein;was esdagegenzuihrer Erfüllungge- schicktmacht, daherdieHarmoniedesGanzenfördert,Das wirdihmzu- kommen. DieNaturaufgabedesWeibes nun, dieMutterschaft, bedingt Rücksichtnahmen,diemitderThätigkeitdesAbgeordnetenunvereinbar sind.

Wersichwählenläßt, mußMonatelang häuslichenPflichten entsagen.Das kanndieHausmutternicht.UndderDurchschnittderFrauenlebt(wenig- stenseineZeit lang) thatsächlichinderEheundderDurchschnittderEhe- frauen gelangtzurMutterschaft; fürdenDurchschnittaberwerdenGesetze gemacht.Der Mutterberuf,dieNaturaufgabedesWeibes,ist alsothat- sächlicheinpositives HindernißfürdieWählbarkeitderFrau.

DerEinwand,daß auch männlicheAbgeordneteihre politischeThätig- keitaus Gesundheitrücksichtenunterbrechenmüssen, übersieht,daß dies Vor- kommnißeinergänzlichanderen Beurtheilung unterliegtalsdieMutterschaft.

DerUrlaubdesAbgeordnetenisteinebedauerlicheStörung,einunerwünschtes Hinderniß,dasman vernünftigerWeise nichtinRechnungzustellenbrauchte.

Bei derEhefrau istesdagegendasNormale, daß sieMutter wird,und derUrlaub,densiezumAntritt dieses Berufes braucht,wirdnichtalseine bedauerlicheStörung,alseinunvorhergesehenesHindernißbewerthet,sondern imGegentheilalsdergrößteDienst,densiedemStaate leistenkann. Jn diesemDienst ist sie absolut unersetzlich,imAbgeordnetenhausenicht, obwohl nicht geleugnetwerden kannundsoll, daßin dengroßenRedehäusernmanche klugeFrauKluges sagenwürde. SiehataberWichtigereszuthun. Sie mußMutter sein,nichtnur Mutter werden,sie mußmitdemErlebnißdie rechteGesinnung,mitdernatürlichendieideelle Seite, mit derMutterschaft dieMütterlichkeitverbinden· UndeinerechteMutter sein, isteineAufgabe, die den ganzenMenschen beansprucht.Aberselbstwenn wirnur die rein natürlicheSeitederweiblichenAufgabe,dieMutterschaft, betrachten, sokönnen wiruns derEinsicht nicht verschließen,daß sieanWerthundWichtigkeit einepolitische ThätigkeitdesWeibes übertrifft.DieMutterschaft istdie conditio sine quanon allesWachsthumsdesStaates. DasVolk, das keine Müttermehr hat, sinktwieein Feuer, dassich selbst verzehrt,wieder SpiegeleinesFlusses, dessenQuelleversiecht.NöthigeralspolitischeRednerinnen sindderNationMütter,die mitEorneliastolzihre gut gerathenenKinderzeigen.

Aber selbstwenn wirdieWählbarkeitderFrauausscheidenunduns aufdasStimmrecht beschränken,berührtdieFrageVielenoch befremdend.

Das leise Unbehagen,das sie selbstdemvorurtheillosen, wohlwollenden Manne einflößt,magzumgutenTheil durchdieEmpfindungbewirkt werden, siebedeuteeinen unvermittelten Eingriffinruhende,durch Ueberlieferung

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Mutterrechte. 185 SeheiligteZustände;und:quietanon movere! AuchfehltesnichtanSpöttern, für die dieganzeAngelegenheiteinenaristophanischenBeigeschmackhatunddie über die modernen EkklesiazusenundderenklerikaleBeschützerbillig witzeln.

Wirwerdenabergleich-sehen,warum geradedieKlerikalen amEhestendie PolitischeBesserstellungder Frau insAuge fassenkonnten. Danebenjammern PeffimistenundFrauenverächterüber diePreisgabe christlicherGrundsätze undmännlichenSelbstbewußtseins,sie fühlendieGrundmauern desStaates erzitterm sehen ThronundAltarwankenund weissagenunter Kassandra- schmerzendenUntergangderFamilieund damit der Kultur. KeinerleiSchwierig- llkeit bietetdagegendieFragedesFrauenstimmrechtesdemJndividualisten.

DieTheorievomnatürlichenRecht istdasSchwert,dasdenKnoten glatt durchhaut.Wernun abermeint, dabei kommenichtsalsZerstückelungund Zerstörungheraus,man müssevielmehrdenKnotenlösen,Derwirdzuerst untersuchen,ob inunserm organischenStaatsganzendasFrauenstimmrecht Ehatsächlichnuralswillkürlich-mechanischesAnhängseldenkbarist, bestenFalls sals eineLuftwurzel,oderobessichorganischentwickelnkönnte.Wir wenden Uns suchendan dieVergangenheit,obwirentweder direkt anknüpfen OderwenigstensdenAnhalteiner vorbildlichen Institution findenkönnen.

Direkte Belehrung giebtdieGeschichteuns nicht, wohlaberfindenwir Ge- meinschaften,die dasWeibmehr begünstigenalsderStaat: Das sinddie kirchlichenInstitutionen. Haltenwirunsandiechristliche(katholische)Kirche, vhtlezu verkennen,daßderJudaismusähnlicheZüge aufweist.DieKirchehat seit qikMemBestehendenruhenden Polin derFluchtdereuropäischenErscheinungen rgebildet.Siedarf berechtigtenAnsprucherheben,ihre bewährtePraxiserwogen

—-zUsehen, nichtnur wegenihres ehrwürdigenAlters, sondern speziellwo Die Frauenwelt inFragekommt vielmehr nochwegenihresErfolgesder sweiblichenMenschheithälftegegenüber.DieKirche hatdasweiblicheGeschlecht Unstteitigzuihrer festerenStützegemacht.DieGeistlichenallerBekenntnisse bekundenüberdiesen Punkteineseltene Einmüthigkeit.

DieStellungdesWeibesinderchristlichenKircheist soaltwiesie selbstDer StifterderchristlichenReligion hat ausdrücklichdenMann, NichtdasWeib,mitder kirchlichenAmtsgewaltbetraut· Freilich hater damitwederdieUnwürdigkeitderGattungWeibnocheinedaraus folgernde Unterordnungunter dieGattungMann festgestellt. Weise Arbeitstheilung erforderte,daßderMann dasApostolatdeskirchlichesAmteserhielt.Das Weibhattebereitssein Apostolat:denMutterberuf,denUrquell altruistischer GefühleAndieser Arbeitstheilung hältdieKirche fest, machtaberdamit innerhalbihrer Grenzen keineswegsdasWeibrechtlos, noch auch befreit sieesvon Kenntnißund Uebungder kirchlichenPflichten.Mann und Weibstehendem VertreterderKircheunterschiedlosgegenüber.DieBezeichnung

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186 DieZukunft.

LaiegiltBeiden. Andersin derstaatlichenOrganisation. Auch hier,wiein.

derKirche, istderMann zurobrigkeitlichenSpitze berufen; selbstdiekühnste weiblichePhantasiewirdnicht-ernstlichVoneinerRückkehrzumMutterrecht,von engerenundweiterenGemeinschaftbildungenmitweiblicherSpitzeträumen-.

DasZeichenderObrigkeitistdasSchwert.DerMann ists,deresträgt. Jhm hatesdieNatur mitderVaterschaft zunächstzurVertheidigungder Seinen indieHand gegeben;mitdemKampfschwertauchdas Richt-und das Henkerschwert.Andieser Arbeitstheilung hältderStaat fest.Das Weib-—

gehörtso wenigzudem bunt wie zu demschwarzuniformirtenHeere,esführt wederdasweltlichenochdasgeistlicheSchwert. Selbstdassalische Gesetz hebt nichtdieArbeitstheilung zwischendenGeschlechternauf, sondern läßt dasWeibnur inErmangelung männlicherNachfolgezu. Aberbeidieser grundlegendenArbeitstheilunghatesim StaatenichtseinBewen-den. Während- inderKirche,vom geistlichenAmtundRegiment abgesehen,dieLaienwelt gleichePflichtenundgleicheRechte hat, hatdemStaat gegenüberdasWeib-- nur Pflichten,keineRechte.Es istUnterthan zweitenGrades. Es hat Steuern zuzahlen, Kriegerzugebärenundzuschweigen.Der Kirche ist.

dasWeibSelbstzweck,demStaate Mittel zumZweck.

DieVerhältnissezwingen vielleichtdenbelgischenStaat, alsersterin EuropaeinewesentlichepolitischeBesserstellungder Frau durchAusdehnungdes aktivenWahlrechteszuversuchen.Sicherwürdedieser AnstoßdiePropa- ganda fürdiepolitischeMündigsprechungdesWeibesinverschiedenenKultur- ländernneu beleben. JnEnglandund indenVereinigtenStaaten von- Nordamerika istdiesZielimvorigenJahrhundert nicht mehrausdenAugen verlorenworden. AlsderindividualistischeGeistam Endedesachtzehnten JahrhundertsvonphilosophischerFeinschriftzu dermarkerschütterndenSprache weltgeschichtlicherEreignisse überging,horchten auchdie Frauen auf.Jn EnglandundinFrankreich erschienenEndedesachtzehntenJahrhundertsdie:

erstenindividualistischenKundgebungenvonFrauen, beideaufden,,natür- slichen Menschenrechten«fußend;1791 unterbreitete OlympedeGouges dem Konvent eine,,ErklärungderFrauenrechte«,1792 veröffentlichteMart) Wollstonecraft ihre»RechtfertigungderFrauenrechte«.DerVerlauf der WirksamkeitdieserbeidenFrauensollte für ihre NachfolgerinneneineLehre ergeben.·Das BuchderEngländerin,eineFrucht selbständigenUrtheils, hatunter demSchutzeines geordnetenStaatswesens undreligiösdsittlicher Normen dauernd einenreformatorisch anregenden Einfluß ausgeübt. Nicht sodiefranzösischeKundgebung,diemännlichemThun suggestivnachgebildet war. DieMänner derRevolution, die mitderRechtendasBanner der Freiheit,GleichheitundBrüderlichkeitschwenkten,schlossenmitderanderen Handhöchst-unbrüderlichden Frauen denMund; ihre Versammlungenwurden

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Mutterrechte. 1 87 verboten, ihreKlule geschlossen;sokonnten siedaheiminMußeüber Frei- heitundGleichheitinTheorieundPraxisBetrachtungenanstellen. (Wem fielen nicht GoethesWorteein: »Dennwodie Sitte herrscht,daherrschen sie,undwodieFrechheit herrscht,dasind sie nichts!«)

JnDeutschland istdasThemaderpolitischenMündigsprechungder FrauzuverschiedenenZeitenerörtert worden,soinderMittedesvorigen Jahrhunderts(Fichte:GrundlagendesNaturrechtes),in densiebenzigerJahren naOhMills Buchvon derHörigkeitder Frau(Sybel:UeberdieEman- zipationderFrauen)undimsozialdemokratischenProgramm. Aberbisin dieneunzigerJahre sind auchdieFrauenüber dieakademischeErörterung Nichthinausgegangen,ja,dererstedeutsche,nichtderWohlthätigkeitgewidmete Frauenverein,dervonLuise Otto-PetersundAuguste Schmidt gegründete iiAllgemeineDeutsche«,lehntbiszurStunde dieAgitation für politische VesserstellnngderFrau ab. Der VereinFrauenwohl dagegenhat,unter MinnaCauers Leitung, diese Agitation auf AnregungvonLilyBraun im CetztenJahrzehntdesvorigen Jahrhunderts ausgenommen. AuchdieVor- iitzendedesBundes Deutscher Frauenvereine,Marie Stritt, isteineüber- IHieUgteVorlämpferinpolitischerFrauenrechte; Helene Lange hat ihre Ansicht IIIdemVortrage »Frauenwahlrecht«ausgesprochen.EsbedarfkeinesHin- WeifesydaßdiesozialdemokratischenFrauenorganisationen, geführtvonKlara Zetkin,völligepolitischeGleichstellungderGeschlechterfordern,währenddie Anderen genanntenVorkämpferinnen,sovielich weiß,alserstenSchrittdie

AusdehnungdesaktivenWahlrechtesinsAuge fassen.Nur von diesem, dem aktivenRecht,wirdinFolgendemdieRedesein-

Welchesindnun dieGründe, die gegen dieErtheilungdesWahl- Uchtesandie Frauen insFeldgeführtwerden?

Der oberflächlichstedürftedersein,dasWeibseizupolitischemVer- itändnißintellektuell unfähig. Einiges Nachdenkensollte diesenEinwand sUUmöglichmachen.Die Geschichtezeigtuns unter derZahlregirender FrauenallerZeiteneinenüberraschendhohenProzentsatzpolitisch wirksamer GestaltenWennaberauchnur eineEinzigeunter ihnenbedeutend als Staatsmänningewesenwäre,sowürdedamitderBeweis erbracht sein, daßdasGeschlechtkeinabsolutes Hindernißbildet,daßderthatsächlichin weitenFrauenkreisenvorhandene MangelanpolitischemInteresse nichtaus ungenügenderAnlage, sondernaussehlenderSchulungzu erklärenist.Einen

ishlagendenBeweis liefernübrigens auchdiesozialdemokratischenFrauen, dleeinzigen,die mitMännern politischarbeiten.

» Nichtminderoberflächlichalsdieseraltmodische,vomDr.Möbiusvergeb-

ElchaufgewärmteEinwand vonderUnfähigkeitderFrau, erscheintder,daßder Mann wählt,weilterSoldat istundseinLebenfürdasVaterland indie

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188 DieZukunft.

Schanze schlägt.Erruft derFrau zu: Wollt Jhr wählen,müßtIhr- dienen! UebergehenwirdenUmstand, daß MilitärdienstundStimmrecht keineswegszuallenZeiten ursächlichenZusammenhang gehabt haben,und haltenwirunsnurdaran,daßder Mann, der zurVertheidigungdesVater- landesdas Schwert ergreift, seine Naturaufgabe,dieRitterschaft, erfüllt,zu:

derer psychophysischausgerüstetist.AufderweiblichenSeite aberwird- diese Aufgabe durchdieMutterschaftmindestens aufgewogen,wenn nichts überholt. JederMann, derseinVaterland vertheidigt, hateineMutter gehabt,dieihrLebenindieSchanze schlug,alssiedemVaterlande einen Vertheidiger schenkte. Ohne MutterschastkeineRitterschaft.Wenn nun.

aberdasmännlicheGeschlechtimDeutschen Reiche fürdieErfüllungseiner- Naturaufgabe belohntwird: warum nichtdasweibliche? Diese Zurücksetzung kannnur billigen,wer dieNaturaufgabedesweiblichenGeschlechtesfür wenigerwerthvoll hältals diedesMannes. VonderBewerthungdes MutterberufeshängtAllesab. Wervon seinerWichtigkeitüberzeugtist, kannunmöglichargumentiren:WolltJhr wählen,müßt Jhrdienen, denn

ersagt sich, daßdasweiblicheGeschlechtseineallgemeine Dienstpflichtin derMutterschaft erfüllt.Weil dieseDienstpflichtanders istals diedes Mannes, ist sie doch nichtminderwerthig.An Alterswürdeüberragtdieall- gemeineDienstpflichtdesWeibes diedesMannes, dennsieistsoaltwie dieMenschheit, währenddieallgemeine DienstpflichtdesdeutschenMannes vor noch nicht fünfzigJahren eingeführtworden ist,obwohl siezuseiner Naturaufgabe gehört.Ju diesemUmstandeliegtdieErklärung. Jahr- hunderte langwar diesePflicht vergessenodervernachlässigtodermitGeld beglichenworden. NunempfindetderMannihre Erfüllungnichtalsdas Selbstverständliche,schlechthinGegebene, sondernalseinVerdienstund so wirderparteiifch gegenüberderweiblichenAufgabe,dieinstillerTreue zu allenZeiten erfülltworden ist. Er setzt seineLeistungalsdenabsoluten Maßstab,verkennt dasWesenderArbeitstheilungundredetdamit einer GleichmachereidasWort,dieblöde,lächerlich,unmöglichist.Denn wohl-·

verstanden:wenn diemännlicheLeistung nichtdereineMaßstab,dieweib- licheLeistungderandereist,wenn diemännlicheLeistungderMaßstab,der Werthmesser ist, so heißt, männlich sein, vollkommen sein. Dann folgt- daraus: je männlicher,destovollkommener,jeweiblicher,destounvollkommenen Damit ergiebt sichfür jede strebsameFrauunvermeidlichdieAnregungzur- Vermännerung Diese Anregung geht nachweislichvon denMännern aus, die mitdemkurzsichtigenEinwande: WolltJhr wählenwie wir, müßt Ihr dienen wiewir (Das heißt:.in derselben Art),diespezifischweibliche Leistungher-absetzenund demWeibedamit thunlichstverleiden. Entgegen solchergeringenSchätzungderMutterschaftwärederGesellschaftvielmehrmit

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Mntterrechte. ] 89 derAuffassunggedient,daßgerade durchtreue, opferwillige Erfüllungder spezifischweiblichenNaturaufgabe Ansehen, EinflußundRechtevonder Frau erworben werdenkönnten, daß derbesteRitter unddiebesteMutter gleich- werthigeIndividuensind. ZumGlückfür unserVolkstecktzu vielgesunder InstinktindendeutschenFrauen,alsdaßsiedieUnterwerthungdesMutter- berufesunddiedarin liegendeSuggestionzurVermännerungbeachteten.

Siefolgen nichtdem Winkder LaacherStimmen (Band58,S.492), Pickel- haube und Tornisterzunehmen, sondernsiesorgenlieberdafür, daßdein VaterlandevonkräftigenFrauenkräftigeVertheidiger geboren, erhalten,er- zogen werden. Siesagen sich:Jeder dieneauf seine Weise. WirFrauen alsMutter. AberJeder achtedieWeisedes Anderen,die dieseine ergänzt.

Nunhateszwar nieanMännerngefehlt,dieWortederAnerkennung-J fürmütterlichePflichterfüllunghatten,aberesist bei den Worten geblieben.

Währendsonst jedePflichtRechteimGefolge hat, stehendenMutterpflichten keineRechtegegenüber,wederimprivatennochimöffentlichenLeben. Gewiß hatesstetsGatten undKindergegeben,diedieMutter geliebtundgeehrt haben,abersie thatenesfreiwillig;Mutterrechte,die derBrutalität gegen- Übergeltend gemachtwerden könnten,giebtesnicht. Erstdasneue Bürger- licheGesetzbuchkennt,,elterliche«Gewalt;bisdahin hattedasehelicheKind nur einenVater; freilichdasuneheliche,das demVater widerwärtigist, dafürnur eineMutter. Wieder istesdieKirche,dieauchin diesem PunktedasRechtderFrau gewahrt hat;inihrem Elementar:Gesetzbuche, dasnur zehnParagraphen zählt, heißtesimvierten: »Du sollstVater und Mutter ehren·«DaßMutterpflichten auch Mutterrechte nach sich ziehen möchten,isteingemeinsamerWunschderFrauenrechtlerinnenallerRichtungen.

JmNamenderFrauensagen sie: AufGrund unsererhohen mütterlichen PflichtenfordernwirRechteundalswichtigstesdasRecht,gehörtzu werden.

UmUnsererSöhne undTöchterwillen fordern wirdasRecht,durchAbgeordnete initzusprechen.Wir wollen bei derGesetzgebungmitwirken, weilwirunsere Kinder nichtnur leiblich,sondernauchgeistig-seelischgesunderhaltenund derVerrohung derJugend entgegenarbeitenwollen-THISUnserePflichtist, so lehrtman uns,ge-

spi)Allerdings begegnetman auchdemGegemhcilsMan spieden LaacherStimmen a.a.O.nach,WieP-V-CathmändieMutterschaftins Lächerlichezieht. Ernsthaft führteraberinseinemBuche»Fraumege«Laum Marholman! DerVerfasser istein Unbekannka MoralphilospphsOberLater Marholmkennt?

M)Alsvereinzelter Beweis, daszdieerziehlicheFürsorgederMänner alleinnichtausreicht,sei aufdieMutoskopeunter demStadtbahnbogeninder

Königstraszehingewiesen.»LustmordimGrunewald«, »Nur für Herren«

iHalbwüchsigeKnabenundMädchenergötzeilsichdarau-

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190 DieZukunft.

sunde Menschen, ihrVaterland liebendeBürger,guteChristenzu bilden. Drei ernsteAufgaben! Zu ihrer Lösung mußdieFrau nichtnur Etwas von Kinderpflege, sondern auchvom Staate undvom Ehristenthum wissenund verstehen.DieKircheist aberdieeinzige Jnstitution,»dieplanmäßigandie Lösungdervon ihr gestelltenAufgabe gehtund,indem sie auf Religion- unterricht drängt, nachderErkenntnißhandelt, daßdieMutter nur dann christlicherziehenkann,wenn sie dazuvorbereitet worden ist. Aufdie beiden anderen AusgabenwirddiekünftigeMutter nichtvorbereitet. Von ratio- nellerPflegedes KindesundderHauswirthschaftlerntsieplanmäßignichts.

IhreKinder undihr Haushaltwerden ihreVersuchsobjekte;auf Erfahrungen fußtsieerst,wenn siesie nicht mehr braucht.VonGeschlechtzuGeschlecht.

erbtsich dieserDilettantismus fort;man setzt stillschweigendvoraus, daß jedeMutter ihrKind,,instinktmäßig«gut zupflegen versteht. Stillschwei- gend setztman auchvoraus, daßdieMutter ihrKindzueinemseinVater- landliebendenBürger erzieht.Niemand wirftdieFrage auf,obsie dieser Aufgabe gewachsenist,wenn sievondemStaatsbau, indemsie selbstein Stein ist, so wenig weißwie dasMörtelkörnchenvon demHaufe,andem esklebt. DieKirche begnügtsich nichtmitstillschweigenderVoraussetzung, sie sorgtvor; auchdieStaatsregirungkönnteSorgetragen,daßdie Bür- gerinnen:Mütterüber Bau und LebenihresStaates wenigstensebensoviel

·wüßtenwieüberdenGrundrißdesErechtheionund dasJnnereAfrikas.

DerStaat, dessenJustizsierichtet, dessenSchutz sie nochimfernstenErden- winkelgenießen,dessen Verwaltung sieSteuern zahlend unterstützen,dessen VertheidigungsieVater,Gatten,Bruder,Sohn opfern, dieserStaat dürfte ihnen näherstehenalsCentralafrika. Sie kennenihn nicht, deshalbinter- essirtersie nicht.Abertrotzdem solldieMutter demSohne Pflichtgefühl gegendenStaat anerziehen!AmSicherstenwürdedasInteressezumWohl desGanzen durch Anregungzur Selbstbethätigunggewecktwerden. Eine solcheAnregungwürdedieErtheilungdesStimmrechtes sein. Aufden Ein- wurf,dieFrauenseienzuwenig geschult,um vondemRechte Gebrauch machenzukönnen,wärezuentgegnenjdaßman nur imWasser schwimmen lernenkann. Waren übrigensdie Landarbeiter inMasurenoderOstpreußen, die friesischenFischer,dieHolzarbeiterimThüringerWalde »geschult«,als

man ihnendasStimmrecht gab?

Manwirdhiervielleichteinwenden,daßeseineUngerechtigkeitwäre, dasStimmrechtnur fürdieleiblichenMütterzufordern.Es wäremehr alsDas: eineGrausamkeitund eineThorheit. EineGrausamkeit,weil geradedieanundfür sichschonwenigerausgefülltenFrauenleben noch mehr»

inSchatten gedrängtwürden. EineThorheit,weil dierechteGesinnungkeines- wegsaneinenphysiologischenVorgang gebundenist,wieja auchdieKircheihre

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Mutter-rechte 191 VertreterPatresnennt undanihre väterlicheGesinnung ohne natürlicheVater- schaftglaubt.DieErtheilungdesallgemeinenStimmrechteskönnte bei dem weiblichenGeschlechteeben so wie beidenMännern nur aneinKriterium ge- knüpftsein, dasdenDurchschnitt trifft. HierwiedawärederGrund die allgemeineDienstpflicht,diederDurchschnitt erfüllt.Wienun auchdie Männerwahlberechtigtsind,dienichtdasGewehr aufderSchultertragen,so müßtenauchdie Frauenwählen dürfen,die keinKindaufdem Armetragen.

Wenn derersteEinwand gegen dasFrauenstimmrecht,derdergeistigen Inferiorität,durchdieErfahrung widerlegt ist;wenn aufdenzweiten:Wollt Ihrwählen, müßt Jhr dienen,zuantworten ist:Wirdienenlängerals Ihr, gebtuns für Mutterpflicht Mutterrechte,—so fällteindritter schwerer insGewicht.DasistdieBesorgniß,dasweiblicheGeschlechtkönnedurch politischeInteressen seiner NaturaufgabeundseinenhäuslichenPflichtenent- zogen werden. WürdediesBedenken von Frauengeäußert,so müßtees Jedenstutzig,ja,unsichermachen; aberzumGlücksindesMänner, dieso sprechen.Männer hegendieBesorgniß,Männer, dienatürlichdie Frau anetnpfindendnach sichbeurtheilenundvergessen,daßsiepsychophysifchanders geartet ist.Männern erscheintdashäuslichePflichtlebender Frau als enge Gebundenheit,sie schreckendavor zurück,wiedie Frauvor dergeräuschvollen OeffentlichkeitunddemrohenKriegsleben.Frauendagegen wissen, daßdas hausmütterlicheDaseinvomWeibealsinnigesGlück, alsUntergrund tiefsten Erlebens empfundenwird. Dem Manne wäredas stillePflichtlebenim UllfcheinbarenFamiliendienst,demwederOrden nochLorber winken,eine Kreuzigung;erist nicht dazu geeignet;in demWeibelöstesdieBefriedigung aus,die dieBethätigungnatürlicherAnlagenmitsichbringt.WiederVogel in derLuft,derFischimWasser-,so istdasWeibimeigenenHeiminseinem Element.WirdesleichtdiesElement verlassen?

Leider giebtesFrauen,dieihrHeim verlassen:dieArbeiterin und dieNichtsthuerin.Der Noth gehorchend,thutsdieErste. Dem eigenen Triebe folgtdieZweite,eineitles,unwissendes Geschöpf.Sie machtdem GattenkeinHeim.DieKinder läßt sieverkommen,betrügtdieGesellschaft damituin Kräfteund bereichertsiemit Kandidaten desLasters.Einim ejgentlichenSinne gemeingefährlichesGeschöpf(trotz großer Beliebtheit, so lWgeesjungundhübschist), unmütterlichunddeshalb unweiblich Welche Wirkungwürdenun diepolitische MündigsprechungderFrau aufdiese beiden Frauenartenhaben?Esdarfwohl dreist behauptetwerden,daß die MehrzahldesweiblichenGeschlechtesmitgenügendemsozialenVerständnißhin- reichendesGemeinsamkeitgefühlverbindet,um vondemWahlkandidaten nach- drücklichcsEintreten für Arbeiterinnenschutzzuverlangen. Jederdurch StaatshilfeundSelbsthilfe, durchGesetzgebungundOrganisation erreichte

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