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Die Zukunft, 14. März, Bd. 42.

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Berlin, den H. März t905.

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Vatikana.

WerBis chof: Episkoposbinich,alsAufsehereingesetztdurchDeiner HeiligkeitWillen;undsollte nicht sehen?Mit MitraundStab,mit demRingunddemKreuz geschmückt;undsolltederSchlüsselvergessen, unterallenWeihkrästenderwichtigsten,andie denTreuen keinsichtbaresSinn- bildzumahnen braucht?VomHauptpfadederPflichtwäreichdanngewichen, einschlechter,eidbrüchigerKnecht. »WasDuausErdenbindest, soll auchim Himmelgebunden sein;undgelösetseidroben,wasDuhieniedenlöstes

Nicht hinterdenletztenHüttender Stadt desTetrarchenPhilippus sollte dasWortverhallen, nichtbisandie KalkwanddesHermonnurtönen;und wahrlich: nichtSimon Petrusnur,Jonas Sohn,wurdendieSchlüsselan- vertraut,die dasHimmelreichöffnenundschließen.SeineHand ließsieuns;

undderFels Petri müßtewanken,wennweltlicherHochmuthauchden klein- stenTheilderSchlüsselgewaltnur verkümmerndürfte. Unser sinddiejura jurisdictionjszundjeder Versuch,siezuschmälern,greiftinapostolisches Urrecht,andasnurKetzersrevelbisheutezutasten wagte. WelcherSchuld also wardichgeziehen?Eingeschärftist mir, nicht,wie einträger Verweser, in blin- demSchlasdiepotestas magisteriimüßigenFingern entgleitenzulassen.

Und demGebothorchtemeinOhr. Entschiedenist: katholischeElterndürfen nicht ohne zwingendenGrund ihreKinder inakatholischeSchulen schicken;

ostexcathedra entschieden.Diese Entscheidungries der-HirtinsGedächt- nißderHeerde;dennihn bangtum dasSchicksalverlaufenerLämmlein.

WeithatderJrrglaubein meinerDiözeseseinesTrugtempels Pforten auf- gethanundZügellosetaumeln hinein.Dasitzensie, unbehüteteMägde,

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nebenKetzerkindern,mitLutherischenaufeinerBank. Lehrern,dienichtaus unserenQuellengetränktwurden, sind sieüberlassen;Lehrern,die nie ge- lernthaben, daß schondieleiseste BerührungmitungeweihterHanddas schwacheFleischzur Sündevergiftet.Jn lustigemTanzdrehtensichLehrerund Schülerinnen.UndinunreinenSchalenwurdeneugierigen Kindersinnenge- reicht,was derGeist gottloserZeit »Bildung«nennt. AlteHeidenbilderaus HellaspriesmanthörichtenJungfrauen,sprachvorihnenvonRenaissance als einerEpochefroherBewußtseinserweiterungundscheutesichnicht,einen Goethe ihnenalsleuchtendesVorbild zuweisen.DemStaat, was des Staates ist.Jn seinen MünzstättenmagerWerthe prägen,dieerinZahl- ungnoth braucht,inseinen SchulenHomerundGoethealsFührer durchs Lebensgestrüppempfehlen.Trauernd fehenwirs;eszuändern, fehltuns dieMacht. DochwaszuunsererGemeindezählt,fügesichunserem Gesetz.

Drum erhobichdieStimme. EurenKindern,sprach ich, steheninunserer gutenStadt christlicheSchulenoffen; nichtzuihnen gehörtdieTöchterschule, dieStaat und Stadt für ihre besonderenZweckegründeten.WervonEuch Eltern dorthindieKleinensendet, ohne unwiderstehlichenZwang, ohneden gegenAnsteckungnöthigenSchutz,DersündigtundsuchtvergebensinBeichte undBuße Absolution.Das Himmelreichbleibtihm verschlossen.Nichts weitersagteich;undließvon allenKanzeln katholischeChristen anflehen, derVerantwortung eingedenkzusein,diesievorGott fürdasGedeihenihrer Leibesfruchttragen. NichtmitBitte undMahnung durfte ichmichbegnügen.

Seitzwanzig Jahrenbitteich, mahneundwarne;dasUnkraut derJrlehre aberwächst.SomußteüberfaulenGärtnerndieZuchtruthe geschwungen werden. WelcheHoffnungreisteuns,wenn wir die Kinderverlören? Jm LagerdesFeindes selbst hat Einer,denihrNarrenstolzeinenPhilosophen nennt, einscharfer Kopf,dervollSehnsucht nachNirwana schielte,mit demhöhnischenGrinsendesGottleugners gesagt: »DieReligionenwenden fich eingeständlichnichtandieUeberzeugungmitGründen, sondernanden GlaubenmitOffenbarungen. Zu Diesem istnun aberdieFähigkeitam Stärkstenin derKindheit:daheristman vorAllemdaraufbedacht, sichdieses zartenAlter zubemächtigen.«DenSatz könnte,ohnedenhäßlichenNeben- ton,auch Unsereinergesprochenhaben.WerfürdieKnospe nicht sorgt,wird sichderBlumenicht freuen.SollNausikaanun, Kalypso, Helenagaram Lebensthor christlicherJungfrauenthronen? GretchenundKlärchensie auf denbreitenBuhlpfadwinken? Im Reigen früh schondesEvagelüstener-«

wachen?DasKreuzrisseichvonderBrustundzerbrächedenheiligenRing,

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ehe ich Solches unthätigsähe.NichtHeidenaufzuziehen,binichvomVater gesandt.Volvitur orbis: statcrux. WasvermagdasTobenAbtrünniger über Rom? NichtzumerstenMale höreich ihr Geheul.Lauter alsheute noch wüthetees, daichimSpiegelschreindasGewanddes-Herrnden Gläu- bigen zeigte;Keinen aberhemmteesaufdemWegezumHeil. Sechshundert- tausendPilgerknietenvordemheiligenKleid. Und wieichdamalsdieSpötter fragte,ob dennsieetwanicht,dieAufgeklärten,Modernen,andie Wunder wirkendeKraftvonRöcken,Schmuckgeräth,Blutmischungglaubten, sofrage ichjetzt,obEinervonihnen,Demokrat oderKonservativer, freiwilligdulden würde, daßihm, seinerWillensrichtung,dasKind inderSchule entfremdet wird.Keiner. Nurvonuns, diedochnicht weltlicher Eigennutz treibt,wird solchesOpfer verlangt.MeineSeeleist getrost. InallenRechtsquellenist meinThun reingebadetundfurchtlos harre ichdesGerichtes.Lumen in coe10,hatteSanktMaleachi,derJre, geweissagt,werde derNachfolgerdes Papstessein,dermitUnfehlbarkeitalsköstlichstemKleinoddiedreifacheKrone ziertezund inungeschwächtemGlanznoch leuchtet diesesLichtüber die Welt hin.Kein Winkelistihm dunkel,keineFalteimHerzendesgeringstenseiner Diener. Jn diesemLichtbinich gewandelt. Nichtzogichaus,Zwietrachtzu säenunddieBrutnachgeborenerDiokletiane zuneuer Verfolgungzureizen.

Sondern ichthat,wasdenEpiskoposderEid zuthun verpflichtet,undthat nicht,wasderRath bequemerWeltglücksjägerinsOhrrannte. Welcher Schuldbinich geziehenP Jch höredasZischeln:AndenStaat mußtest DuDich wenden,DeinerBeschwerdenLast stillvordieRegirendentragen und mitdemüthigemLächelnumErleichterungbetteln. Nimmermehr.Der SchlüsselgewaltunddesLehraussichtrechteswäreich und in mir dieKirche

verlustig.Ecclesiarum omnium mater etcaput:alsichzumStuhl meinesRichtersschritt,lasichanSankt JohannisHausedasstolzeWort.

UnddieMutter nähmevonder entarteten TochterdasRecht,dasHauptge- horchtedemverkrüppeltenGlied?.. HarteZeit ist;undkeines Daumens Breiteräumen wir demanstürmendenFeind.SowillesdergroßePapst.

Der Kardinal-Staatssekretär: SoistseinWille.Undniewird seinerhabenesWortdenDienertadeln,derirgendeinRecht,mageszunächst nochso gering scheinen,desApostolischenStuhlesusque ad effusionem sanguiniswahrt.Niemals. AuchstehtderhochwürdigeHerrBischofnicht alseinschuldigErkannter hier.Waserthat, hieltimKonsistoriumder Prüfung Stand:keinGrundsatzaltennochneuen Kurialrechteswurdever- letzt.DieTöchterschule,dieseineStrafandrohungtraf,bietet desAergernisses

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übergenugunddenanihrLehrendenwird mitFug seit Jahrzehntendie missio canonica versagt. Nichtneues Recht hat Bischof Felixgeprägt;

nur altesvom RostderZeiten gereinigt.Und weitwegzuweisenistdieZu- muthung,derEpiskopos sollteinstreitigen FällendenStaat alsRichter anrufen.Eineinziger Richterlebtihm.Adtaum,Domine Jesu,tribu- nalappello.DieserEinesprichtinSanktPetermitseines Statthalters Zunge.DemGeschehenenkonnteimHeiligenKollegiumnichteineStimmedas Placet weigern. AuchandererAnschuldigungsanken dieStützeninsNichts.

DieKlagewar,demnationalen EmpfindenwerdenichtgenugRechnunggetra- gen ;derBifchoffühlesichnichtalsDeutschen.Wir kennendieWeiseundlächeln, so ost sieüber dieBerge klingt.AlsGregor aufdemrömischenSklavenmarkt zumerstenMalAngelsachsenfahundbeschloß,demkräftigenVolkdesKönigs OffadasEvangeliumkünden zulassen, alsdieAngelndenneuen Glauben aufs Festland,insFrankenreich trugenundBonifaziusdiewestfränkische Kirche schuf:wardadieser heiligenMännerAbsicht,dieewige Lehremit deutscheroderbritischerNationalfarbezutünchen?SollenMetempsychosen sein,dannmögendie Seelender demHeilgewonnenen Völker nacktnachRom wandern;dennhier wohntderVater. DasGewissensexamenläßtkeinen Zweifel bestehen. Einer, der, eheerderVersuchung erlag,zu denstärksten Streitern derKirche gezähltwerdenmußte,Jgnatius Döllinger,hatinfei- nenfrommen Tagen geschrieben:»UnserChristenthum darfundfollkeinen nationalen Beigeschmackhaben;essoll nicht, gleichjenen feurigen, künstlich gebrannten Getränken,denGaumen diesesoderjenesVolkes kitzeln;

unsereLehreundreligiöseUebung soll-seinundist reines,klaresWasser, farblosundgeruchlos,dasallgemeine gesundeGetränkfür Jedermann, heutewiegestern,morgenwievortausendJahren.«Würdeesjemals anders, wirhättenjämmerlichschlechtmit dem anvertrauten Pfunde gewuchert.Also auch hier findenwirunserenBruder ohne Fehl.Dashabe ichdemBe- schwerdesührernicht verschwiegen.SeitabereinhoherWillemich,wider Wunsch undNeigung,ausdemFriedendermadrider Nuntiatur auf diesen Platz rief, zwingt jeder Tag,zubedenken,daßunser Reich auchvondieser Weltist.Undichdarf nicht hehlen, daßderGesandte einleuchtende Argu- mentemitbrachte.DieRegirung habe Proben ihres gutenWillens gegeben undseidenstreng Lutherischenlängstschonverdächtiggeworden.Diestraß- burger Fakultät,dieüberragendeMachtdesCentrums,derEntschluß,den lästigstenTheildesIesuitengesetzes wegzuräumen:dasAlleshabepro- testantischeEiferer aufgerütteltund dieMasse erregt· Noch schädlicher

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seiendiefalschenGerüchtegeworden,diebehaupteten,RomsEinflußunter- spüleinBayern, Sachsen,Baden daspurpurne FußgebälkderThrone.

Doppelt verhängnißvollmüsseinsolcher Zeit jederallenAugensichtbare Konfliktwirken.DerWiderstandgegen dieRückkehrder VäterJesuwerde verstärkt, auchimBundesrathzUnddieVolksstimmungkönnte die Re- girendengewaltsamin andereRichtung drängen. Deshalbhoffeman, von derSella Frieden stiftendenRufzuhören. Zugestanden wird, daßin der DiözesedesBischofs Felix nichtAllesist,wie essein sollte,undversprochen,

»Unzuträglichkeiten,UnvollkommenheitenundMängel« nach Kräftenab- zustellen.NurmüssederKanzelerlaß,Vondemman überraschtwordensei, zurückgenommenundderScheinstaatlicherUnterwürsigkeitgemiedenwer- den.DieLage istschwierigundich hätte gewünscht,daßdieserSchatten nicht ausdieJubetfeierdesHeiligenVatersfiele. Nichtneuen Kulturkampf fürchte ich; dochderWiderhall wachsenderUnruhe klingtvonfern herin meinOhr.

DieModcschlagwörtersind abgenutztundüberalllangenleereHirnewie- dernachdemältesten,nachderKetzerlosung: GegenRom! Wiediezahme HaustaubezugewissenZeiten Wesenszügedercolumba liviazeigt, so regt sichinentzügeltenMenschennunnach langemSchlafderwildeAtavus.Mitbio- genetischenGesetzenmußauchdieKurierechnenEinErstarkendeswittenber- gerGeisteswäregeradejetztgesährlich,weilesdiefranzösischeApostasieermuthi- genmüßte.EinsziehtdasAndere;undderAusllärungwahnlockthochmüthigen Unverstand,vondenNachbarn sichnichtüberflügelnzulassen.Darin nurläge derWerth,wenn denVäternJesudiedeutschcGrenzegeöffnetwürde. Das Gesetzwar undistunwirksam,einSpielzeug sürgedankenloseKinder.Wich- tigwäreaber, daßwirjetztdenfranzösischenSektirern sagen dürften: Wäh- rendderChristenheit ältesteTochterdieKongregationen vertreibt, rustein protestantischerKaisermiteinstweilennochschüchternerStimme denverhaß- testenOrden insLandzurück.Dasistzuerwägen. SäßeAntonelli hier,er riethe vielleicht,denFeuerbrandüber dieAlpenzuwerfen. Dochwashat seinblindesWüthen vermocht?SeinletzterBlicksahdieTerritorialmacht verloren,dasGewichtdesApostolischenStuhles gemindert,dieHierarchie gelockcrt,saheinenNachfolgerPetri,demsogardermoralischeEinflußinsGe- bietderWeltereignissebestrittenwurde. DieSpurenschrecken;undnieweckte solcherRatheinEchoim SinnSeinerHeiligkeit.Nochistnichtsverloren. Daß diedeutscheRegirung, stattgegendenhochwürdigenBischofdieStaatshoheit roaltenzulasseminRomHilfesucht,ist iinponderablerGewinn und wäre ein

TriumphderKirche,wennihremGebieternichtsrüherschon,imKarolinenstreit,

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dasSchiedsrichteramtzugewiesenwordenwäre.Kliigelnder Menschenwitz findetinsolcherWirkung nicht leichtdierechteFährte.DerVerstand mahnt denPolitiker,denStreit nicht aufs Aeußerstezutreiben;denPriesterwarnt dasGefühlvorrascherNachgiebigkeit,die in die Weite wieSchwächewirken müßte.DasbischöflichelAnsehendarf nicht geschmälert,dieguteAbsichtder deutschenRegirung nicht unerhört zurückgestoßenwerden. Nuraufeinem Wegdünktmich dasZielzuerreichen.DemGesandtenwäre zu antworten:

DerKanzelerlaßfälltmitdemGegenstand;erwirdwiderrufen,wenn die Mißstände,dieerbedroht, durch staatlichen Eingriff beseitigt sind.

Der Papst: Klugundtreu sprachetIhr Beide, Du,meinSohn Felix,understrechtDu,Mariano. UndwährenddasOhr lauschte, krochen alteGedankenin tiefeGedächtnißfurchenzurück.EinJahrhundertviertelk DiesiebenteFebruarnacht nahteundgenSonnenuntergang standdasBett, wo,auf rother Seide, Pius lag.DenweißenSchleier mußteichheben,mit silbernemHammerdreimaldasHaupt ihm berührenundfragen:,,Schläfst Du,Giovanni Mastai?«Keinererwachte jeaussolchemSchlaf.AlsLetz- tersahichdasAntlitz;unddrücktedasKämmerersiegelaufdenSarg. Schon lebtein mir dieGewißheit:Dubist seinErbe. PappalettereundBonghi hatten michgenannt,ToteTräumenden verkündet,derKämmerer werde Papst sein,die Kardinäle ConsoliniundBartolini, ehe Pius nochin Tan- nenholz, Blei,Ulmenholz gebettetwar, mich ihrerStimmen versichert.Ore- gliaundPietrowaren im Konllave machtlosundaufkeinenanderen Kan- didatenhättesicheineMehrheitvereint. Seufzend mußtendieGegner sich fügenundsagen:1nregnocaecorum beatus monoculus. AlteZeiten! Carpineto,dieHeimath,derFriedeimJesuitenkollegvonViterbo,das GlückerstenWirkensinBenevento,inVrüssel—: wie weitlBöses sann, dochGutesthatAntonellimir,daseinHaßdenLandsmann fernvonRom hielt.EinOlivenhainunddieMußedesDichters: nichtAnderes erflehte meine Seele. WeheDemaber,derdemRuf aufdenhöchstenSitz nicht folgt; nochimSchattenreichspeitschtihnderZorneinesDante,wiejenen fünftenCoelestin,dernach fünf bangenMonden derStatthalterpflichtent- floh. NichtderleisesteZweifelkammir;nur wars,alsversagtedasAugen- licht, so oftausdemMunde desDekansmeinNameerklang.WasistMacht undHerrlichkeitdieser Welt?DenKerzen gleich, die, daß sie erloschen,die Diakoneaufmeinen Wegzur innerenLoggiawarfen.EinekurzeZeitspanne: dannliegteinPecci ausdemGoldtuchinderFlammenprachtderBasilika unddieMenge ziehtandemEisengitter,dasnurdieFüßemit denrothen

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Pantoffeln freiläßt,vorüber und murmelt dem Totendie Grabrede. »Stolz war er.EinharterHerr.EinGeizhals« Pius hatte besserenNachruf.Der gemeineMann liebte dengroßartigenBaucrnsinn dieses echtenOberhirten, denGlanz,dieFreigiebigkeit,denjähenZornunddieüberquellendeZärt- lichkeitDessen,derauchin seinen dunkelstenStunden immereinPappasin des Wortes volksthümlichsterBedeutungwar. Niefehltedemungestümen PhantastcndiefunkelndeRede. Undnach ihmeinwortkarger Poet!... Was,meinMariano,bestimmtedamals dieWahlmeinesNamens?

Der Kardinal-Staatssekretär: DieVerehrung,die der Kar- dinalPecciLeo demZwölften darbrachte.Soerzählteman.

DerPapst: Undsprach wahr.Nurvergaßman,zuunterscheiden.

NichtdenstrengenKetzerrichter,derdieGefängnissederanuisition wieder füllte,bewunderte ich, sonderndenReformatordesKirchenstaates,denBe- freierderbritischenKatholiken,denErzieher undelegermühsäligerMensch- heit.Werdurchschautesich ganz?WeilichinPerugiadieTotenmesse für Cavour nicht gehindert hatteundmanchen GünstlingdesQuirinals an meinemTisch sah, galt ichalsliberal,alsrotherJakobiner.DerWunsch, solcheThorheit abzuschütteln,magzuLeosgrausamer Strenge geflüchtetsein.

Dochwenn ichinSankt PetervordemSteinbild kniete,dasThorwaldsens Hand schuf, grüßtedasHerzdenmildenMann,deninvonihmerbauten Spitalen nochheutederSieche rühmt.Mildzusein, gelobteauch ich mir;

nichtsolaut,nicht soheftigzu reden wiePius.»WirsindnichtstummeHunde, sind KämpferdesHerrnundseineStimme sprichtuns ausdemSturm, derEichenundCedernentwurzelt.«Dashatte gedröhnt.Erselbstaberhatte gesagt,seinNachfolger müssevonvorn anfangenundeine ganzneuePolitik treiben.Allzu wahr; erstvonlichterHöhesah ichdieVerwüstung.Dochman war verwöhntundbaldhießes: EinVersschmiedzeinWirrkopf,dermit Streuzucker werthvolleBögelfangenwill ; einkleiner,mitthomistischerTünche bestrichener Politiker, dessenFlorentinersystemaus kurzathmigen Eintags- kombinationen besteht. Laßt sie, dachteich.Die Summa- theologiaeund JosephdeMaistre sind bessereFührer.DieUnfehlbarkeit brauchte nach Thomas nicht erstunter Getösebegründetzuwerden;undwarum erdie immaculata conceptjo verwarf, wußtedergroßeScholastiker wohl.Wo- zuohneNoth Dogmen bilden,gegendiealleErkenntniß lebendigerNatur sich sträubt? NichtgegendenStrom sollenwirunser Schifflein steuern.

AlleVorstellungenwandeln sich:undDieführenwollen,bliebenstets auf demselbenFleck? Deutlich sprachdieEncyklikavomFebruar1892 esaus;

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fürdenBereichderPolitikzunächst.EinKleid,andaskeinFadenuns bindet, istdieFormeinerRegirungzinMonarchienundinRepublikenkann unsereSaat aufgehen.DerUnklugenur stemmtsichderrerum novarum Semel excitata cupido entgegen,vonderich,imvierzehntenJahrmeines Pontifikates,amEingangdesHirtenbriefesandie Arbeitersprach. Auchda nochzulaut;bis insletzteBettlerntman nichtaus. Leisenur; langsam undleis. SolcheGreisenregelist freilichnichts für Euch, jungesVolk.

Der Bis chof:EuerHeiligkeitväterlicherTadel... Der Papst: NichtsvonTadel. Dukonntest nichtanders. Waszu glauben,zuthun ist, bestimmt, nach göttlichemRecht,dieKirche;unddaß wirvon diesemRecht nichteinesDaumens Breite opfern dürfen, habe ich inderEncyklika sapientiae Christianae betont. Lange hats gedauert, bisich leise sein lernte;wievermöchtetJhrkaumErgrauteesheuteschon?

DubrauchtestdenKanzelerlaßnicht:dieverschwiegenenWegederSeelsorge führtenschnelleransZiel.Aber dieKraftprobewarnützlich.DasSchiedsamt imKarolinenstreitschätzteichalseinKompliment; nicht höher:dennsolche Rolleüberträgtman sonsteinem kleinenKönigoderPräsidenten.Dieshier ist mehr,Mariano. DiesistuneingeschränkteAnerkennungderPontifikal- machtundsagtdemErdball: Nichtuns,nur demOberhauptederKirche stehtdasRechtzu,einemHirtendenPfadzuweisen.Dasist viel, ist, amice, sehr ponderabel. Und hundertfach istderNutzen,wenn kein Gekränkter aus derProbehervorgeht. Hildebrand triumphirte;dochdieSchmachvon Kanossabrennt bisauf diesen TagindeutschenHerzen. Nicht triumphiren sollman, sonderndieReibung vermeiden; nicht siegen, sondern versöhnen.

Welches Jubelgeschrei höbean,wenn ich,im StilMastais, scharfeWorte nachFrankreich hinriefe!DasWerkaber,dasMonsignore Czackieinstmit klugemTaktbegann,wärevernichtet.Demweltlichen Regiment lasseich diesezerstörendeKunst;dasmagheuteeinVolk,morgeneinePartei sichent- fremden.WirwollenKeinem denWegoderRückwegsperren.Wirsehen über dasSchicksaleinesCaesar,einerDynastieweithinaus.Deshalb: so- langeeineSymbiose irgend möglichist, mußsie gefichertwerden; auchunter Opfern. Euch schrecktnoch Luthers Schatten.EingroßerSchatten;aber haterSankt PeterinNacht getaucht? Schaut dochumEuch:wie klein der Gewinn nachvierJahrhunderten!Ein starker Wille,abereineschwache Vorstellung naherundfernerEntwickelungmöglichkeiten;undeinvölliger MangelanMenschenkenntnißOhnefestesGeländerfindetderarmeAdams- fohnnichtvorwärts,nichteinmal rückwärts ; nnd in demHaus, dessenMauern

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dieratiocinatio als Mörtelzusammensügte,srösteltesoMann wieWeib.

KeineFarbe,keinBild,keinSchmuckgeräthausdenSchatzkammernalter Kultur undnach buntemPutzsehnt sichimgrauenDasein dochjegliches Geschöpf—, wederBeichte noch Losspruch,keinKlerus,nichts,waszu den Sinnen spricht;einasiatischerGötze:dasWort. DasGanzedergroßartige Jrrthum eines Menschenverkenners.Siefühleneslängst. SehtihreKirchen jetztam römischeUeppigkeitdringtin diekahlenWände,undwosie nochfehlt, zerstiebtdieGemeinde. WasaufProteft gegründetwar,aquegation,kann sich ohne Staatsstützennicht halten.Gebt zumProtestkeineGelegenheit:und der Protestantismusentschlummert. Löst ihnvom Staat: unddieFahneder Freiheit wehtüber Ruinen VierhundertJahre! VernichtenwolltensieRom undnie wiedersollteeswagen,denRichterarmüber dieAlpenzurecken;

nun lebtesin alterPracht, reichtmitseiner Schlüsselgewaltweiter dennje, hatinIndienundAfrikaderHierarchiehelleWohnstättengeschaffenund der Feind ist froh,wenn wir gegenihn nichtzumSturmangrisf rufen. Jchwar schonKämmerer,als BismarckimHauspreußischerHerrendenPapst»den FeinddesEvangeliums«nannte undihmdieAbsichtunterschob,allenicht demSyllabus Gehorsamenzu martern undxaufScheiterhauerzuschlep- pen. Undheute?EinBischof giebtdenBerlinern Aergernißundsietragen ihre Klage behutsamnachRom. Wirdürften frohlocken,—- wenn Weis- heit nichtzumSchweigenriethe.Nein:nichtvondortdrohtunsdieGefahr.

Blast nichtindieFunkenundsiewerdensachtverglimmen.Wassehnsüchtig einJenseitserträumt undohneStillung metaphysischerBedürfnissenichtle- benkann,rücktmehrundmehrzusammen; klugeWeltleute könnten inihrer Sprachevoneinem kommenden TrustderTransszendentenreden.Nurdie Anderenfürchteich,dieentschlossensind,in derZeitlichkeitschondieLösung irdischerRäthselzusuchenund,dasiealsChristenhieniedennicht handelnd lebenkönnen,alsHeidendemLebenneueLehreanzupassenDenengenügt nicht,denNamenalterWerthe nachderMode zu ändern. Diesindnichtzufrie- den, wenn siedemHerrn und-HeilanddiejungfräulicheMutterzuerstund über ein Kleinesdannauch nochdieGottheit abgeschwatzthaben.Diegrabendie FundamentedesaltenGebäudes aufundheißensichhochgemuthWider- christen.Ehe siesiegen,liegeich längstinTannenholz,Ulmenholz,Blei;aber ich fühle,wieesunter derOberschicht sichin der Erde regt, wieesin dem gallischenVulkankocht,denKurzsichterschöpftglaubte.DasistmeineSorge;

Eure Saatsaktionen raubenmirnichtdenSchlaf.Kleiner-HabenNeminem laedel DieZeitkommtnichtzuuns;wirmüssenzuihr gehen.Keinen

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dürfenwirabstoßen,derinbrünstigeinenHimmel sucht.Das Gemeinsame finden, nichtdenwinzigentrennenden RißmitscharfemMessererweitern.

UndJedem,dergutenWillens ist,denScheinderHerrschaftgönnen, wennnur dasWesenunsbleibt. Waswollte DeinKanzelerlaß,meinSohn?

DemWunschdesEpiskopos Erfüllung bringen. Diese Erfüllung ist heute gewiß.DieRegirungdesDeutschenKaisers hat durchdenMund desLegaten zugesagt, GerechtigkeitsollewaltenundkeinMißstandzuJahrenkommen.

MitdemGegenstandfälltdieBeschwerde.Wer denerstenSchritt thun soll? Nun: derStärkere. EineWeilewerdensie höhnischlachen; nicht lange.

Habeant. Siebrauchenuns drüben,könnenohne unseretreueStreiter- schaarihrLebennichtfristen.KeineFurcht also, daß sieuns mitArglistbe- trügen.EinDeutscherwars,ihr Größter,derrief:

JstKonkordat undKirchenplan Nicht glücklichdurchgeführt?

Ja,fangteinmal mitRom nur an, Daseid Ihrangeführt!

Zwei schlechteReime,aberein,willsGott, ewig wahrerGedanke.Manch- mal, Oreglia, istsdoch ganzgut,wenn derrömischeBischof auchdasVers- schmiedenein Bischengelernt hat; schon,Spötter,weileinFuchsden anderen riecht. Dir, Mariano,bleibeErinnerungandieseStunde; nichtalsandie Geburtstunde politischlange nachwirkenderEntschlüsse:wichtigkann Dir der Blick in einaltesHerzwerden. Lieber alsjedemAnderen ließeichDirden Fischerring.UndbistDunichtignisardens, dieGluth, dieMaleachiüber meinem Grabe aufflammen sah? SchützesievorallzuwildemFlackern!

Sei leise,meinSohn,unter Lautenstolzimmer derLeiseste!Wervon diesem Sitzspricht, braucht nichtzuschreien;niemals. Gedenke derJubel- feier:vonallenEhrenderWelthattekeinehöherenWerthals diegerade,die jetztDeinemjungenAugewohlnocheineSchmälerungdesPapstkönigsrechtes scheint.EinDeutscherKaiser,einProtestant, suchtgegen einenihmpflichtigen Deutschenin RomseinRecht. Dessenerinnere Dich,wenn sie Dich,im weißenGewand, aufdieLoggia führen,wenn DuzumSegendieArme über die Stadt hinbreitest. JnderBasilika liegt aufdemGoldtuchdann Einer,dernicht fluchte,nichtVannbullen schleuderte,nicht mitMenschenhast neue Dogmen zurechtschnitt.Und die Völker derErde kamen zuihm.

W

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Buren undBriten. 419

Buren und Britenkf

qieverhältnißmäßiggroße ZahlderdieWaffen streckendenBuren hatAlleüberrascht,dieihre Kenntniffenur aus englischenBe- richten schöpften.TrotzderoffiziellenDarstellung handelteessichaucham Schluß nichtum tasbloßeVerzweiflungringenunorganisirterBanden, sondernum das wenn auch getrennte Auftretengefchloffener, energisch geführter Corps. Der zerklüfteteund unzugänglicheLijden- burg-Distrilt,dieZufluchtstättedesWiderstandes,war wiegeschaffen, denKampf nochum Monate zuverlängern.Daneben fehlteesnatür- lich auchnichtan wirkunglosen Putschen versprengter Abtheilungen.

DieBahnlinienwaren buchstäblichmitDraht verstrickt. Auf je hundert Schritt trafman aufdenwichtigstenStrecken einBlockhaus.

Dazwischenwaren noch primitive SchanzenundErdwerke ausgehoben.

Jn unermüdlicherKleinarbeit hattendieEngländerdasLandinDistrikte abgedrahtet,um dieBewegungfähigkeitder Buren zulähmen, ihre Vetpflegungbasis einzuschränkenund dastaktischeZusammenwirkenzu hindern. Jn Südafrika hat nichtderFeldherr gesiegt, sondernder

-Jngenieurund Organisator. Kitchener istaus denRoyal Engineers hervorgegangen. Was auf diesenGebietengeleistet wurde, verdient Bewunderungund gleichtzumTheildieSchwächederoperativen Krieg- führungaus. Draht ist jetzt billigim Transvaal. MitBefriedigung hörte ich, daßervorwiegend deutschen Fabriken entstammt.

EuropäischeTaktiker habendas Blockhausfyftemals einestra- tegischeRückständigkeitundalseinVerzweiflungmittel militärischerRath- losigkeitverdammt. Jeder Kriegsschauplatz erzeugtaber seine eigene Taktikund fordert seinerNatur entsprechendeMittel. DieSpanier hatten aufKuba nichtdieAusdauer und Gründlichkeit,dieEngland inSüdafrika zeigte.Siewärensonst, ohnedasEingreifen Nordamerikas, mit der Zeit auch wohlans Ziel gelangt. Wer dieAusdehnung südafrikanifcherSteppen,diespärlicheZahlder materiellen und tak- tischen Stützpunkte kennt,diesiedemAngreifer bieten,unddieEigen- thümlichkeitderBurenkriegführunginRechnungzieht,wirdmitder Berallgemeinerung strategischerGrundsätzevorsichtiger sei. OhneBlock- haussystemwäre dieUnterwerfungderBuren nicht durchfiihrbar gewesen-

’«·)S. »Zukunft«vom7.März1903: »Das britischeTransvaal«.

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men wieder zurückzunehmen, und es wird nicht, wie gehofft, an die Gewerkschaft RimasMurany übergehen. Die eben genannten huldschinskyschen Hüttenwerke haben die Königliche

vom Charakter der großenApostel und ihrer Schulen in Verwirrung. Döllinger nennt Fichte als den ersten,«der die Kirchengeschichte in die petrinischePeriode

4. Die Hauptsache: Auch Großbritanien hat sich das Recht vorbehalten, beliebig hohe Zuckerzölle auflegen zu dürfen, und es hat sich das Recht gewahrt, das durch die Konvention

Denn auch für Obrist spricht, daß er, wie der Franzose, seine ihm zuständigeBegabung durch die hohe Entfaltung des Handwerksgemäßen zu packendem Ausdruck gebracht, daß er mit eben

Ein Titularprofessor, Herr Meyer,der leidlicheZeitungartilel zu einem dickenBande vereint,über unzählige Bücher, die er nicht kennt, Urtheile gefällt,Klatschgeschichten und

Das Duell gehört zur Moral der : Kriege.rkaste, und da ein echter Liberaler dieser Kaste niemals angehören kann — es ,- sei denn, daß seine Eitelkeit ihm mehr gilt als sein Prinzip

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gen wir täglichausgesetztsind. Nochneulich hat der AbgeordneteRichter.. Und ichfinde es betrübend,daß man ihm immer die dankbare Rolle läßt. Auch ichvermisse bei Ihrer Aktion das