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Aus der Heimath. Ein naturwissenschaftliches Volksblatt, 1859, No. 6.

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(1)

Ein naturwissenschaftlichen Volksblatt Berauigegetirii

iinii

E. I. Roßmäszleix Wöchentlich

1

Bogen. Durch

alle

Buchhandlungen

und

Postämter für vierteljährlich

15

Ngr. zu beziehen.

Der Rieg. zum Geiste

I-

beiden Jungen zuwendete, einein blondeu Lockenkopfe, dein

Jn jeder größeren Stadt giebt es allwöchentlich ein die

muntern

rothen Wangen allerdings nicht in der Frische paar mal eine kurzeZeit,

wo

sichjedes Haus

der

Abfälle der Sauberkeit leuchteten.

des täglichen Lebens entäußert. Aus jeder Hausthüre »Warum bedauerst du denn die Jungen?«

tritt

um

diese Zeit entweder ein schmuckesDienstmädchen ,,Soll ich sie nicht bedauern? Könnten sienicht lieber hervor,

um

in möglichster Eile diesen lästigstenTheil seiner in die Schule gehen und ein ordentliches Handwerk lernen?

Obliegenheiten abzumachen und dabei

um des

Himmels Es ist doch unverantwortlich, wie manche Eltern ihre willen nicht etwa

von

einem seiner Anbeter gesehen zu Kinder vernachlässigen.«

werden; oder

der

gefälligeHausmannverrichtet dieses Amt. »Ich glaube Du urtheilst zuschnell, meine liebe Regina;

mit weit weniger Gefühksquat Es ist jetzt sechs Uhr Nachmittags, also brauchen die Jun-

Um diese Zeit promenirte ein junges elegantes Ehe- gen über ihrer allerdings nicht beneidenswerthen Arbeit paar durch die fashionabeln Straßen einer großen Stadt. keine Schule zu versäumen. Ja,

was

sage ich, ,,nicht be- Als sie eben

an

einem großenvierstöckigen Hause vorüber- Ueldenswekkh!« Ich habe sie ja manchmal beneidet« setzte schritten- fuhr behende eine Magd daraus hervor und

er

lachend und seine junge Frau schelmischansehend stülpte

im

Nu ihren nach Möglichkeitsauber gehaltenen hinzu.

Kehrichtkastenauf den

von

ihren Colleginnen bereits auf- »Aber ich bitte Dich, August, wie kannst DU so Was geschüttetenansehnlichenHaufen

um

und huschte darauf sagen!«

«

eiligst wieder zurück. Noch ehe sie wieder verschwunden »Es ist mein voller Ernst.«

·

war, sielen zwei Knaben wetteifernd über die unsaubere ,,Pfui! sage das nicht noch einmal, daß ist ja gar zu Fundgrube her. Sie

waren

mit Mordgewehreu bewaff- abscheU11ch-«

,

net; der eine mit einein

an

der Spitze zum Haken umgebo- »Nun,

nun,

du brauchstnicht zu fürchten,daßich Dich genenBajonnet, der andere mit einem eben solchenRappier- hier stehen lassen und michjenen beiden Jungen als Dritter

s stück; jenes vielleicht noch ein Ueberbleibsel

von

dem

im

Bundezugesellenlwerdef

s Schlachtfelde des Befreiungskrieges

und

auf das Vererben Sie waren inzwischenfürbas gegangen und

vor

ihnen

z

des verachteten Erwerbes

vom

Vater auf den Sohn deu-

-

lag

ein

ahnlicherHaufen, ein wahres Sammelsurium

von

-

tend, dieses ohne Zweifel die Beute aus einer Studenten- Lunkpen und Papieren und hunderterlei anderen nichts-

l stUbe-

wo

des Jungen Vater wahrscheinlich »Wichsieur«

war.

nutzlgen Dingen, wie sie sich

etwa

beider gründlichen Auf- z,Die

armen

Jungen!«rief die junge Frau aus, indem raumuiig

einer

großenWohnung ergeben.

;

sie einen Augenblick

am

Arme ihres Mannes stehen blieb »Sieh Dir einmal diesenbabylonischenHaufen an—«

s Und Ihr Bedauern wahrscheinlichwesentlich dem einen der »Ach,

was

fällt Dir ein« drängte Regina, zuletzt doch

U

(2)

»83

auch über die Schrulle ihres Mannes lachend, vorwärts,

,,am

Ende bleiben die Leute noch stehen.«

»Nein nein, mein-Schätzchen, ich spaße nicht. Jch habe schonmanchmal aus dem Fenster eines Cafe«’ssolchen californischen Goldsuchern zugesehen,.oder vielmehr zuge- hört. Solche Lumpensammler sind in gewissem Sinne Geschichtssorscher

en

miniature, ä

la

myståre

de

Paris-«

»Wie so denn?«

,

,,Siehst Du, mein Kind, jeder solcher Kehrichthaufen, die Dir bald nicht blos ein Bild der Unflätigkeitsein werden, ist gewissermaßen eine kleine Geschichtsquelle sei-

nes

Hauses,

von

der Du auf Manches entweder mit Sicherheit schließen kannst,

was

in dem Hause vorgegan- gen ist, oder was wenigstens Deinen Gedanken ein necki- schesVermuthungsspiel vorgaukelt. Du merkst sehr leicht, aus welchem Stockwerke die Beiträge kommen. Bald siehst Du einmal aristokratische Austerschalenund-für die Armuth noch ganz brauchbare Kattun- oder Leinwand- lappen, oder auch ein Porzellangefäß, dem nichts weiter als der Henkel fehlt; oder Du siehst die bis«auf das Aeußersteabgenutzten Fetzen eines Kinderkleidchens

unter

einem dürftigenHaufen Kartoffelschalen. Du solltest

nur

die beißenden Bemerkungen

der

Lumpensammler über ihre unbekannten Kunden hören. Jhr pikantes Geschäft hat auch ihnen ein gut Theil

des

Straßenwitzeszufallen lassen. Neulich hörte ich einen solchenBurschen zu seinem Kameraden sagen: höre du, das Geschäft wird doch immer fauler. Die Lümpchen

werden

immer kleiner und die Knochen hören bald gar auf. Jch glaube hier oben die geizige Kommerzienräthinträgt ihre Paar Knöchelchen im Strickbeutel selbst in die Knochenmühle. Der Andere ließ seine Galle gegen die Köchinnenlos, »die aus gesam- melten Lumpen und Wirthschaftsknochenihre Krinolinen aufbauten.

«"

Ihr Weg hatte sie

vor die Stadt

geführt,

aber

nach einer kurzen Promenade durch die· lindenduftende Allee kehrten sie durch ein

anderes

Thor wieder in das Innere

der

Stadt zurück. Absichtlich lenkte August den Weg durch ein wenig,

von

Regina vielleicht noch niemals betre- tenes Seitengäßchen. Ungefähr in der Mitte desselben machte

er

seine Frau auf ein kleines Haus aufmerksam, über dessen niedriger Thür eine Firma ankündigte,daß

man

hier Lumpen und Knochen und allerhand andere Ab- fälle einkaufe. Ein Blick in den Hausflur ließ rechts

ne-

ben einer kleinen Brückenwagegroßeuns aubere Haufen

von

Lumpen und Knochen sehen,

vor

denen sich die elegante Frau schier entsetzte. Indem sie sich aber abwendeke,

trat

aus

dem

Vorrathsraume ein junges Weib in die Haus- thür, welches eben soschnell wieder Reginas Augen fesselte.

Es

war

das vollkommensteWiderspiel

von

der Umgebung·

Unter einem blendend weißen Häubchenschmiegtensich zwei glatte glänzendeScheitel rabenschwarzenHaares

au ein

feines Gesichtchen,so daß Regina ihrem Manne hastig zuflüsterte:

»Sieh einmal August das hübscheFrauchen!

denn das die Lumpenhändlerin sein?«

»Warum soll sie es denn ni

t

ein?

O vermut e

gatethb Lchmujcvketsd Aussehen,chdasß sie obeiih ein nettks

aen ir,in ' '

vyrkommen würde-« dem

es

Dir vielleichtbehaglich

»Das kamt ganz gut sein« Aber i bed daßihr Mann kein appetitlicheres Geschclåft HEFT-sie doch"

«Papperlapap!appetitlich oderni t, esitein

«

ges Geschäft, was Du, meine liebeckgeistigesRegjthlckåtäl

allerwenigsten in Unehrenhalten mußt.«

Sollte

84

»Was hat denn das mit mir zu silsaffen? Ich bitte Dich!« lautete die Antwort in beinahe etwas empfindli- chem Tone:

»Komm nur!

»

Du wirst es schonsehen, was das Ge- schäft mit Dir zu thun hat.«

Er führtesie in der angenehmen Abendfrische,obgleich die Sonne noch Tag machte, wieder in die Vorstadt in eine ziemlichentlegeneStraße mit dem schnellerenSchritte, mit dem wir einem bestimmten Ziele zuschreiten. Nach einem über das allmälig rein gegenständlichgewordene

.und

dadurch seiner Niedrigkeit enthobene Metier der Lum-

pensammler verplauderten Viertelstündchenschritt zuletzt

das

junge Paar gerade auf ein geräumigesGeschäftslokal zu, über welchem eine ähnliche aber viel stattlichere Firma prangte, als über

dem

eben verlassenen.

Jn einem weiten Raume saßen links im Hintergrunde mehrere junge Mädchen, mit Sortiren großerHaufen

von

Lumpen beschäftigt, während

der

ganze vordere Raum bis fastheraus auf die Straße

von

einem ungeheuren wirren Haufen

von

Büchern erfüllt

war.

Staunend blieb Regina

vor

den Büchernstehen

und

bückte sichunwillkürlich nieder

um ein

niedlichesDuodezbändchen im goldverzierten Ein- band aufzuheben.

Jhr Mann lachte laut auf.

»Du kommst ja auf meine Sprünge!«

»Wie denn das?«

»Nun, denkst Du denn, daß das da Bücher sind, was vor Dir liegt

»Nun was denn anders?«

»Wenigernoch als Lumpen. Nichtwahr Herr Starke ?«

,,Gewissermaßen ja,« erwiederte der gefragte Geschäfts- in"haber, »denn aus jenen Lumpen dort wird weißes Pa- pier gemacht. Diese Bücher aber werden eingestampft zur Pappenfabrikation oder höchstens zu ordinären Papier- sorten.«

»Was! auchhier dieser Band

von

Goldoni’s Comödien?«

»Warum nicht?«fragte dagegen lachend der nüchterne Geschäftsmann.

»Nein das leide ich nicht« erwiederte die Verehrerin Goldoni’s, »was kostet das Buch?«

Starke warf

es

auf die allzeit bereitstehendeWaage und sagte dann:

»Ich mache mir’s zum Vergnügen,

es

Ihnen zu offeri-

ren,es

wiegt ja

nur

einige Loth.«

»O Sie Barbar!« rief Regina mit komischer Ent- rüstung, denn sie besann sich, daß hier ein anderer Bücher- preis gelte, ,,Goldoni’s Comödien lothweise zu verkaufen!«

Sie hob noch mehrereBücher auf, noch eins und immer noch eins und warf sie

dann

wieder auf den Hausen zurück.

Als sie dann sich wieder aufrichtete begegnete sie dem lächelnden Blick ihres Mannes, und indem sie mitlachen mußte,sagte sie:

»Ache mich immerhin aus- du loser Mann! meine Neugierde ist immer etwas Anderes, als die historischen Studien Deiner Schützlinge Ja, ich kann-s nicht resu- nen;« setztesie mit einem Blick auf die Bücherhaufen hinzu,

»ich möchFe Buch fUr Buch durchsehen,

um

vielleicht ein Gelstesprodukt

Vom

Untergange zu

reten.«

«Die Sonne geht anf- die Sonne geht unter; das ist so der Welt Lauf« tröstete sie ihr Mann«

Jndem

trat

ein Gerichtsdiener in den Laden

und

sprachhalblaut Starke, indem

er

eine ganz

neu

aussehende Broschüre einhändigte. Diese Erscheinung

erregte in hohem Grade Reginas Aufmerksamkeit Was

wollte der Mann mit dem Buche? Starke gab es dem

(3)

85

Gerichtsdiener zurück und indem dieser ging sagte jener zu ihm,

er

solle die Sachen

nur

morgen früh bringen.

»Ach bitte, Herr Starke,

wenn

es kein Geschäftsge- heimnißist, sagen Sie mir,

was

der Ihnen für ein Buch brachte? Ia? Ich bin erschrecklich neugierig geworden auf Alles, was Ihr

—-

Ihr Geschäftbetrifft.«

»

»Ja, das sollen Sie erfahren, das ist kein Geheim- Mß-« erwiederte lachendHerr Starke. »Der Gerichtsdie-

ner

bot mir im Auftrag der Behörde einige Eentner Bü- cher

anundda

brachte

er

mir eine Probe mit.«.

»Die Gerichtsbehörde? Hat denn die Bücher zu

ver-

kaufen? Das Buch schienja ganz

neu

zu sein. Doch ja!

richtig,«setztesie sich verbessernd hinzu, ,,wie konnte mir das nicht gleich einfallen! Nicht wahr

es war

ein Exem- plar einer eonsiscirten Schrift? Was

war es

denn? Ge- wiß etwas Politisches.«

»Ich habe nicht danach gesehen,« erwiederte der Ge- fragte,»ichsehe

nur

nach der Qualität des Papieres,

was

darauf gedruckt ist kann mir gleichsein. Es wird ja ein- Maxemgestampft und zwar

von

Rechts wegen,

d.

h. im Beisein einer Gerichtsperson, damit ja nichts

am

Leben bleibt

und sich in das Volk schleicht. Jch komme mir alle- mal wie ein geistiger Scharfrichter vor,

wenn

die

neuen

dunnleibigen Heftchen,

denn

meist ist es solchleichte Waare, in

meine

Bütte zum Einstampfen geschüttet

werden.

Es Ist oft Jammer

und

Schade

um

das schöneweißePapier, daß

es

bedruckt worden ist,

und

daß

man esnun zu

nichts weiter als zu Pappendeckel gebrauchen kann.«

Jn diesem Augenblicke fuhr

ein

großer zweirädriger Handkarren

vor

die Thüre, —an

dem

zwei ungeheure

dick

vollgestopfte Säcke lagen. Sie- schienen für ihre Größe leicht

zu

sein, denn zwei kaum über vierzehnjährige Knaben fuhren ihn ohne große Mühe. Die herkömmliche Schürze

von

dunkelgrüner Leinwand und die Hemdärmlichkeit be- zeichnetesie als «Buchbinderlehrlinge, welche aus der Werk- statt ihres Meisters Papierspähnebrachten. Dieser

neue

Fall des Zurathehaltens

von-

anscheinendwerthlosen Ab- fällen, die neben Lumpen, alten und confiscirten

neuen

Büchern hier zusammenkamen, erregte Regina’s Interesse

Immer

mehr. Hier sah sie den sammelnden Strom sich

theilen. Knochen und alte Metalle

waren

bereits ausge- schieden. Bedauerte sie auch die Mädchen, welche in einem anstoßenden Gemache die Lumpen in leinene, baumwollene, wollene, weiße

und

gefärbte sortirten, so wurde ihr doch durch das darin sichaussprechendeGeschäftsmäßige die

un-

saubere Arbeit, deren Ansehen schon ihrem Gesicht den AusdrucksdesAbscheusgab, gewissermaßen geadelt. Ihr Mann schien dies in ihren Gesichtszügen zu lesen,

denn

er

sagte:

«

»JU unserer Stadt und in allen Städten kannst Du sehr vielfältig das sehen, was Du hier siehst. Wir Kauf- leute

nennen

manchmal ein kleines unbedeutendes Geschäft geringschätzend ein Lumpengeschäft. Du ahnest jetzt, daß Pas wirkliche Lumpengeschäft kein solches Lumpengeschäft Ist— Hier nimm Deinen geretteten Goldoni und laß uns

In

die Güter-Expedition des Bahnhofs gehen. Ein Be- amter, den ich kenne, wird Dir durch einige Zahlen dies noch anschaulichermachen.«

·

Sie verabschiedetensich

von

dem Lumpenhändler und

UU

Gehen sagte Regina:

»

»Ich fange

nun

wirklich

an,

wie Du vorhin Dich aus- dVUcktest- auf Deine Sprünge zu kommen. Ich begreife oderahne wenigstens die Größe in einem Dinge, welches Ich blsher verachtete. Jch empfinde auch heute zum ersten- Male den Vorzug im amerikanischenCharakter

vor

uns Deutschen, der sich in dem schönenGrundsatze ausspricht-

»

ßen Bequemlichkeit

daß keine Arbeit schändet. Mit welch unbrüderlicher Ge- ringschätzung sieht bei uns oft der Reiche und Vornehme- der vielleicht selbst nie etwas axbeitet, auf den Arbeiter herab!

—-

Sag mir

nur,

mein August,

wo

steckt

nur

eigentlich der böseDämon, der dem Namen Arbeiter durch seinen Gifthauch den Ehrenglanz geraubt

und

ihm beinahe die Makel eines Vorwurfs ausgedrückt hat?«

»Lassen wir heute diese bösen Geister, denn

es

sind

deren

mehr als einer. Folgen wir heute

der

Spur des guten Geistes auf dem betretenen Wege weiter. Sieh

da

kommt schon wieder eine Zufuhr

und

dort bringen meine kleinen Geschichtsforscher ansehnlicheLumpenballen, wahr- scheinlich die Aehrenleseder ganzen Woche. Die Knaben bringen

nun

der Mutter einen nicht unbedeutenden Beitrag zu

dem

wöchentlichen Bedürfniß.

»

Diese Kinder stehen be- reits im Getriebe des großen Mechanismus, der das öffentliche Leben umtreibt

und

was noch mehr sagen will- sie sind nicht unwichtige Arbeiter

an

dem Bau desWeges, auf dem der Geist seinen Triumphzug hält. Sie gleichen

den

kleinen Schneebrocken, die sich

vonder

Firste

der

Alpe ablösen und den Kernpunkt der immer größer werdenden Lauine bilden;

nur

daß die Lauine, die sie bilden helfen- keine zerstörende sondern eine aufbauende Macht ist. ,Iede erzeugende oder die Erzeugung unterstützende Arbeit Ist

ein

Glied in

dem

Ringe, der die menschlicheGesellschaft zu einem gesitteten Staate macht. Eins dient darin dem An- dern. Selten verfehlt eine

neue

Erfindung oder eine Ver- besserung eines älteren Verfahrens auch nach entfernteren Seiten hin Nutzen zu verbreiten, die scheinbar zu ihr in

gar keiner

Beziehung stehen. Die geringfügigste Arbeit kann dadurch eine tiefe Bedeutung gewinnen und

es

ist für einen Jeden,

der

mit Bewußtsein sich

zur

menschlichen Gesellschaft zählt,

eine

Quelle

edeln

Genusses,

den

gehei-

men

Fäden nachzuspüren, wodurch

das

geschäftige,

an-

scheinendnach allen Richtungen auseinandergehende Trei- ben der Menschenarbeit zu einem großen,gewaltigen Gan- zen verknüpftist. Du ahnest jetzt vielleicht nicht, in welch inniger Beziehung die Vervollkommnungunserer Feuer- zeuge mit

dem

steht, was uns jetzt seit einer Stunde be- scheinst-«

»Nein, in der That,« erwiederte Regina, ,,da kann ich mir keine Beziehung denken; Du machstmich neugierig.«

»Wenn Du älter wärest, würdest Du

es

wahrschein- lich errathen. Auch mein Alter ragt kaum in jene Zeit

des

Wendepunktes,

den

ich Dir gleich angeben will, und der Dich sicher nicht blos überraschen, sondern auch zu

dem

Ausrufe veranlassen wird: ja wirklich, Eins dient

dem

Andern! Vor

etwa

dreißigIahren glaubte

man

aus dem Gipfelpunkte der Kunst des Lichtanzündens zu stehen, als

man

gelernt hatte, mit den sogenannten Schwefelhölzchen und mit Schwefelsäure Licht zu erzeugen. Die Zeitungen

waren

damals

vollvon

Nachrichten, daß namentlich in England mit der Fabrikation der Schwefelhölzchen große Reichthümer erworben worden

waren.

Jene Feuerzeuge hatten ihre Mängel, aber

man

übersah sie über ihrer gro-

Da

kamder

Phosphor, jenes

wun-

derbare Element,

an

dessen Geburtsstätte engherzige Ge- heimnißkrämerei hindernd saß. Es dauerte nicht länger als einige Jahre und die Schwefelhölzchen waren-ge- stürzt. Ietzt streichen wir mit einer leichten Handbewe- gung das Hölzchen über eine rauhe Fläche

und

haben im Nu die Prometheus-Gabe in unserer Gewalt.«

»Aber was hat das Alles mit den Lumpen zu thun?«

,,Geduld! Vor den Schwefelhölzchen

und

deren Amts-

Uachfolgekn,

den

Phosphorstreichhölzchen thronte

der

gött-

liche Funke in der finstern Küche allein. Dort ruhte

er

(4)

87

eingeschlossen in der schmutzigenZunderbüchse und sprang hervor wie Pallas Athene aus Iupiters Haupt,

wenn

Stahl und Stein im scharfenAneinanderschlagen sich

ver-

mählten und ihr Erzeugter fiel dann

in die schwarze Windel des Zunders. Der Schwefelfadenentzündetesich

an

dem flüchtigen Götterkinde und die Lunge der

armen

Magd, die dem träge brennenden Schwefel mit Pusten nachhelfenmußte, hatte

von

seinen erstickendenDämpfen viel zu leiden. Wahrlich,« setzte

er

lachendhinzu, »wenn

man

alte und

neue

Zeit malen will, so darf

man

Zunder- büchse

und

Streichhölzchen als Attribute nicht vergessen.

Meine Großmutter, die sich wie Du weißt, mit jugendli- cher Lust der

neuen

Zeit und ihres Fortschrittes freut, hat mir ergötzliche Küchenseenen erzählt. Denke

nur «

»Aber

wann

kommt- denn die Hauptsache

—-

»Geduld! Denke

nur, wenn

einmal durch einen bö- sen Zufall ein Paar Tropfen Wasser in die Zunderbüchse gerathen

waren,

oder

wenn

der Zunder beim Tappen

Im

Finstern aus der Büchse unbemerkt herausgeschoben

wor-

den

war, oder wenn

der Feuerstein zuletzt nirgends eine scharfe Kante mehr hatte und keine rechten Funken mehr geben wollte, oder

wenn

die hastige

odervonder

hinter ihr stehenden Gebieterin angetriebene Magd anstatt den Stein ihre Finger gegen

den

groben Stahl oder

an

den scharfen Ecken

der

blechernen Zunderbüchseblutig schlug,

was für komische Scenen muß das gegeben haben!

Nun komme ich zur Hauptsache Fast alle leinenen und baumwollenen Lumpen, welche in

der

Haushaltung absie- len, fraß die Zunderbüchse.Rechne

nur

im Durchschnitt auf jeden Kopf vierteljährlich eine Geviert-Elle; das macht auf Deutschland jährlich

128

Millionen Ellen Lumpen, welche der Papierfabrikation verloren gingen.

Schwefelhölzchen und Streichhölzchen haben sie ihr erobert.

Der Phosphor, die Seele

der

letzteren, hat hier seinen Namen zum zweitenmale verdient-«

»Was heißt

denn

Phosphor auf deutsch?«

,,Lichtträger oder Lichtbringer. Recht eigentlich hat

der

Phosphor das Licht

der

Geistesbildung gefördert, in-

demer

dem Papier,

dem

Träger und Verarbeiter des Ge- dankens, eine Unmasse

von

Stoff erhält, der ihm früher verloren ging. Und.doch, 128 Millionen Ellen Lumpen

88

land. Wir sind jetzt

am

Bahnhofe. Der Buchhalter der Güterexpeditionhat mir versprochen, mir eine Zusammen- stellung des Lumpenverkehrs auf den Bahnhöfenunserer Stadt zn besorgen. Wir wollen sehen, ob

er

es gethan hat und Du wirst daraus ohne Zweifel abzunehmenha- ben, daß die Lumpen eine nicht uubedeutende Ziffer im Eisenbahn-Verkehrbild·en.«

«

»Wer dächte

von

uns Frauen wohl daran,« bemerkte Regina, »daß diese Ueberreste des verbrauchenden Lebens doch noch beachtet,sorgfältiggesammelt werden und zuletzt sogar einen erheblichenHandelsgegenstand bilden. Ich begreife

nun

auch die Bedeutung und das Interessante einer Wissenschaft, welche es

nur

mit Zahlen zu thun hat, und die ich deshalb bisher immer für eine höchst trockne gehalten habe.«

»Du meinst die Statistik. Ei, und ob das eine ge- wichtigeWissenschaftist! Die Zahl ist ja ein Glied

der

gewaltigen Dreiheit, Zahl, Maß und Gewicht, welche Verständniß in

das

Getriebe des Natur-

und

Völkerlebens bringt. Du weißt,ich sprechenicht gern

von

sogenannten Wundern, weil sie so viel Unheil und Verkehrtheiten in die Welt gebracht haben. Aber

wenn

in einem zulässigen Sinne

von

Wundern geredet werden darf, so ist es in

der

Statistik der Fall; denn sie hat in

der

neuestenZeit,

na-

mentlich durch die großartigen Arbeiten

des

Belgiers Quetelet und einiger Anderer, gezeigt, daß in

den

Zahlen- verhältnissen der alltäglichstenDinge, die wir dem ord- nungslosesten Zufall anheim gegeben glauben, wahrhaft wunderbar zu nennende Gesetzmäßigkeit

und

Festigkeit herrscht. Daher ist auch in

neuerer

Zeit die Statistik eine Macht, eine Großmachtgeworden, welche die mächtigsten Regierungen zwingen wird, und damit schon begonnen hat, ihren Geboten gehorsam zu werden. Ich freue mich darauf, Dir nächstens einmal Beweise dafür vorzulegen, die, ich weiß es im voraus, Dich mit Staunen erfüllen werden«

Während sie nach diesen Worten eine menschenleere Vorhalle durchschritten, gab die schönejunge Frau ihrem Herzensfreund einen flüchtigenKuß und sagte:

»Ich danke Dir, mein August, daß Du den Kreis meiner kleinen eiteln Frauengedanken in würdigereBahnen scheinen Dir gewiß eine großeMasse, es ist aber doch

nur

lenkst.« (F01'tsetznng folgt-) ein kleiner Theil des jährlichenLumpenbedarfs in Deutsch-

W

Yie Gestalten der cEöne

In allen Beziehungensetzt

man

das Leben in die Be- wegung,

nennt

Bewegungslosigkeit Tod,

und

wie so oft findet hinterher die halbbewußtlose That des Sprachge- brauches die bestätigende Weihe der Wissenschaft.

Es isklein hervorragender Erfolg der Naturforschung Ukkferer»Ze1t, welcher fast jeden Tag

neuen

Zuwachs ge- winnt,

in

der Bewegung eine Grundbedingung des Lebens zu erkennen

Und

dadurch

den

Unterschiedzwischen dee soge- nannten belebten und unbelebten Welt aufzuheben.

Zwischen dem unsere Muskeln be ei i ende

-

strome und dem elektrischen Strome, ZerstuxiiseretGOetdeckxan

mit mehr als Blitzesschnelledurch die Telegraphendrähte leitet, besteht fast

nur

noch der Unterschied des Stoffes welcher dort eben der Nerv, hier das Kupfer ist« Dort

wie hier ist es Bewegung der kleinsten Massentheilchen des Stoffes,

was

die Erscheinung hervorruft.

Bewegung ist es- Was zwei oder mehr verschiedene Körper in

den

Lösungen oder Verbindungen des Chemi- kers zur Vereinigung treibt; Bewegungen der manchfaltig- sten Art bemächtigensich der genossenen Nahrungsstofse,

um

sie durch die Verdauung in Blut zu verwandeln; Be- wegung

des

Aethers zeugt das Licht, in dem das Leben

der

Erde gedeiht, wie das bunte Heer der Farben, wie die

von

fern her kommende Kunde, welche als Schall

an

Unser

Ohr schlägt.

.

Heißt es daher aUch Nicht- das Grundwesen des Le-

bens, welchessich in seinem höchsten Ausdruck zum philoso-

phirenden Gedanken erhebt, erkannt zu haben, indem

man

(5)

89

es überall

an

Bewegung geknüpftfindet, so ist es doch sicherlich eine der allerwichtigstenAufgaben des gebildeten Laien wie des Forschers, die Bewegungserscheinungen zU studiren. Man sindet dabei in auffallendster Weise jenen Ausspruch Newtons bestätigt: die Natur treibt mit den Ursachen keinen Luxus.

Es darf gewiß nicht eine Ernüchterung des Genusses genannt werden,

wenn

wir

esuns vor

Augen halten- daß eineMusik, welche uns auf ihren Wellen in Entzücken zum Himmel emporhebt, in gesetzmäßigster Weise auf

den

Schwingungen der Stoffe beruht,

aus

welchen die tönen- den Instrumente verfertigt sind;

wenn man

sich daran

er-

innert, daß jener Humbug, welcher die gesprochenen Re- den

einer

Deputirtenkammer sich durch einen »Phonotyp«

selbstniederschreibenlassen wollte, in gewissem Sinne doch Fig.

1.

Fig.

4.

auf Wahrheit beruht, in dem Sinne nämlich,daß

man

die Tonschwingungen in festen Figuren dem Auge wahrnehm- bar machen kann, währendsie doch nur-in das Bereich des Ohres zu gehörenscheinen.

Jst auch die Erfindung der Klangfiguren durch den 1756 in Florenz geborenen und

1827

in Breslau gestor- benen E. F. Chladni bereits veraltet, so ist doch erst in neuerer. Zeit durch Savart, Seebeck und Cagniard La

our

die Lehre

von

den Tonschwingungen und

von

deren Zslhlen- und Formengesetzen weiter ausgebildet worden.

Die Allmacht der Bewegung, welche das ganze Reich der Stoffedurchdringt und beseelt, ist

am

tiefsten und persön- llchsten imfGebiet der Töne zu begreifen.

Daß

eine

tönende Paß-Saite eines Pianofortes oder

90

einer Baßgeigesichtbar schwingt, hat wohl Jeder einmal wahrgenommen. Auf Schwingungen, also auf Bewe- gung, beruht jeder Ton, wenngleich wir dieselben mit

dem

Auge meist nichtwahrnehmen können. Das durch beson- dere Mittel bewirkte sichtbare

und

dauernde Hervortreten der Tonschwingungensind die Klangsiguren.

Eine tönende Saite durschreiten die Schwingungen in Wellenform, d. h. die Saite selbst macht wellenförmige Bewegungen. Diese sind aber je nach dem Tone verschie- den und dabei stets

an

bestimmte Längenverhältnisse ge- bunden. Fig.

1.ab

sei eine durch zwei Wirbel straff ge- spannte Saite. Der Steg (s) schneidet genau ein Drittel

der

Saite ab, so daß der Theil

der

Saite rechts

vondem

Stege doppelt so lang ist, als der Theil links

von

demsel- ben. Wenn

man

das kürzere Stück

der

Saite mit einem

Flei-

Violinbogen anstreicht,so geräthnicht blos dieses, sondern auch

das

längerejenseits des Steges rechts in Schwingung und zwar so, daß die Krümmungen des letzteren genau so groß sind, wie die des angestrichenen Drittels Daher fällt zwischen die beiden Schwingungsbogen des längeren Stückes ein nicht schwingenderPunkt (k),

denman

Kno-

ten

nennt, während die Schwingungswölbungen

der

Saite (an der Fig. durch Punktlinien angedeutet) Bäuche heißen.

Schiebt

man den

Steg mehr nach links, so daß

er

ein Vier- tel

der

Saite abschneidet, so entstehen beim Anstreichen rechts drei Bäuche und zwei Knoten

u.

s.

w.

Dabei wird

der

Ton immer höher,

woraus

hervorgeht, daß je höher ein Ton ist, desto zahlreichere

und

kleinere Schwingungen

der

tönende Körper macht. Daß eine tönende Saite in den Knotenpunkten wirklichnicht schwingt kann

man

leicht erweisen. Man hängt

den

längeren Theil entlang auf die Saite sehr kleine zusammengebrochene Stückchenfeinen Papieres (Papierreiterchen). Streicht

man

dann den kürzerenTheil der Saite

an,

so werden durch die Schwin- gungen die sämmtlichenPapierchen herabgeworfen, die auf

den

Knoten jedoch bleiben ruhig liegen.

Diese regelmäßigeVertheilung der schwingenden und der ruhenden Stellen sindet in jedem tönenden Körper statt Und

an

tönenden Platten

von

Glas, Metall und Holz Vde auch

an

Glocken kann

man

die Knoten und

da-

durch mittelbar die schwingendenTheile sichtbar machen.

»

FIgUr

2.

zeigt die einfache mit jeder Schraubenzwinge,

wie

sie der

Frischler und Glaser hat, aussähe-have Bottich- tung,

umeine

Glas- oder Metall; oder Holztafel schwin-

"

gen (vibriren) zu machen. Zwischen die mit dickem Leder

umwickelte Spitze der Schraube und einem mit Siegellnck

(6)

91

auf den Tisch gekitteten, oben ebenfalls mit Leder oder Kork überzogenen kleinen Holzcylinder spannt

man

die Tafel möglichstfest ein. Dann streicht

man

mit dem Violinbogen eine Kante der Tafel

an

einer beliebigen Stelle, während

man

gleichzeitig eine andere Stelle mit einem leichten Fingerdruck berührt.«Sowohl durch die Abwechselung

der

gestrichenen Und der berührten Stellen, als auch durch ein Wechseln des Einspannungspunktes so wie durch starkes oder leichtes, langsames oder schnelleres Streichen kann

man

aus derselben Tafel die verschiedensten Töne hervorlocken. Von dem Schwingen

der

Tafel sieht

man

kaum etwas, viel weniger bemerkt

man

einen Unter- schied der Schwingungen nach

den

verschiedenen Tönen und dennoch durchströmt bei jedem anderen Tone die be- bende Bewegung in anderen Richtungen und Abständen die Tafel.

Um dies sichtbar zu machen, bepuderte Chladni die ganz rein abgewischte Tafel dünn mit sehr feinem und trocknen Sande

und

brachte sie dann mit

dem

Violinbogen in tönende Schwingung. Es geschiehthier dasselbe wie mit

den

Papierreiterchen der Saite. Von

den

schwingen-

den

Stellen werden die Sandkörnchen empor

und

nach den Knotenlinien zu deren ruhend bleibenden Körnchenhin ge- schleudert.

Savart hat auf diese Art auf einer und derselben Ta- fel mehrere hundert solcher Klangsiguren hervorgebracht, entsprechend eben so vielen wechselnden Tönen. Fig.

3.

giebt uns

von

ihnen einige Proben.

Jeder. der dies zum erstenmale erfährt und sieht muß staunen über diese Wirkung der Bewegung, über dieses Sichtbarmachen der Töne, wobei jedem anderen Tone ein anderer Gestaltausdruck der Bewegung entspricht.

Diese Bewegung kann durchaus keine einfachsichfort-

92

pflanzende, die ganze tönende Masse gleichmäßigdurch- schreitendesein. Sie muß vielmehr die kleinstenTheilchen der Masse (die Atome) nach einander und gewissermaßen unabhängig

von

einander und doch mit Gedankenschnelle in Schwingung versetzen. Wahrscheinlichist es die Elasti- zität

der

Stoffe, welche die Schwingungen vermittelt, in-

»

dem die Theilchen in einer bestimmten Reihenfolge eine Störung ihrer Gleichgewichtslageerfahren. Unelastische Körper, z. B. Bleiplatten, können daher nicht in tönende Schwingungen gebracht werden.

Um

das

kreuzförmige Zusammenrücken der Sandkörn- chen (Fig. a) zu erhalten, hat

man

die Mitte einer Kante mit dem Finger zu« berühren

und

nahe einer Ecke mit dem Bogen zu streichen. Fig.

b.

erhält

man, wenn man

Fin- ger und Bogen umgekehrt verwendet.

Fast noch verwickelter

und

zierlicher erscheinen die Klangfiguren auf kreisförmigenScheiben. Sie bilden sternförmigeFiguren, wennman die Scheiben im Mit- telpunkte einspannt, kreisförmige

wenn man

sienäher dem Rande einspannt undmit dem Bogen

am

Rande eines weiten Lochesstreicht, welches

man

im Mittelpunkte der Scheibe gemacht hat.

Fig.

4

soll

uns

die Bewegung der Tonschwingungen einer gläsernen Käseglocke zeigen. Wir sehen diese mit

dem

Knopse in eine feststehendeUnterlage eingekittet.

Von

dem

Drathringe, welcher

an

zwei Drathstäbin über

der

Glocke schwebt,hängen in gleichenAbständen

an

feinen Fäden kleine

etwa

IJHZoll großeHolzkügelchen so herab, daß sie die äußereFläche

der

Glocke gerade berühren.

Streicht

man

mit dem Bogen dicht neben einer Kugel

den

Rand der Glocke, so werden alle vier sogleichlebhaft

von

derselben hinweggestoßen, weil sie sich gerade

an

Stellen der lebhaftesten Vibration befinden

,-—-

Zsinterschläfeu Vinterflüchtlinge und Vinterljelden

Von

Errthold Bisse-wund

l.

Der Winter ist für die Thiere so gut, wie für die

un-

bemittelten Menschen, eine Zeit der Entbehrung und. des Leidens, denn

er

entzieht ihnen außer der Luftwärme auch die Gelegenheit, sich leicht und reichlichdiejenigen Mittel zu erwerben, welche die innere organische Temperatur

un-

terhalten, nämlich die Nahrungsmittel Niemand friert und erfriert leichter, als der Hungrige. Da

nun

aber im Winter die Pflanzenwelt keine

neue

Nahrung erzeugt und die meisten genießbaren Früchte und Wurzeln entweder verbraucht oder unzugänglich sind: so würden fast in jedem Winter einzelne Thiergeschlechter aussterben,

wenn

nicht Anstalten vorhanden wären,

um

die Thiere, wie in einer Arche Voäh über die Nothzeit hinwegzubringen.

erlllch list

es

anmuthiger zuzuschauen,

wenn

im Som- mer

die

Thiere

an

vollen Tischen schmausen, zechen und jubeln-, aber die Beobachtung des Winterlebens, welches sie beI knappskOder ganz mangelnder Kost wenig freudig verbringen, ist nicht blos ein nothwendiges Gegenbild, sondern sie bietet auch des Anziehenden und Tröstlichen nicht wenig. Anziehend, weil

man

findet daß jedes We- sen nicht ohne» Erfolg strebt- sich die herbe Zeit so erträg- lich als möglich zu machen und ihr wohl gar einige Com- forts abzugewinnen;tröstlich deshalb, weil

man

im Vor-

aus weiß,daß,

wenn

auch Einzelne leiden oder gar erliegen,«

doch im Frühjahr alle Geschlechter zu frischem, fröhlichem Leben erwachen und das vergangene Leid leicht vergessen.

Die Ueberschriftgiebt

das

verschiedeneVerhalten

an, an den

Thieren im Winter beobachtet. Bei weitem die Mehrzahl gehört zu

der

ersten Abtheilung der W inter- s chläfer. Die meisten unserer einheimischenThiere, welche

den

Herbst überleben, scheinen sich ihren Wahl- spruch aus Göthe gewählt zu haben:

»Hast

Dudie

böse Zeit geruht, Thut

Dirdie

gute doppelt gut!«

Sie verschlasen die böseZeit, wie die Menschen ein Un- wohlseinverschlafen.

Unter

der

Zahl

der

Winterschläfer ist kein einziger Vo-

gel, (denn die Erzählungen

von

Rauchschwalben, die in

Sümpfen überwintern, beruhen auf leicht erklärlichen Täu-

schungen), wohl aber nicht wenige Säugethiere Der Ham-

ster liegt im Winter in seiner Kammer, deren Zugänge

er

wohl verstopft hat, zusammengekugelt, wie scheintodt;

man

merkt fast keinen Athem und sein Herz schlägtselten und

äußerstleise. Wahrscheinlicherwacht

er

beim Mildwerden

der Witterung zeitweilig,

umetwas von

seinenVorräthen

zu

genießen. Der grämlicheDachs ruht in seinem rein-

lichen, mit Laub gepolstertenKessel;

er

ißt nichts (rvenn

(7)

93

er

im Winter einmal den Bau verläßt,soll

ernur

trinken) Und zehrt buchstäblich

von

seinem Fette. Der Jgel scharrt sich,

wenn

im Herbst die Luftwärme auf

etwa

—s— 60 fällt, Unter einer Hecke eine Höhle, streut Laub darein und deckt sich beim Schlafengehndicht zu. Ich fand einmal in einem Graben einen solchenSchläfer,

um

den das Laub zu einer

Hrvdlaibähnlichen Masse zusammengefroren

war.

Stach Ich ihn, so äußerte

er

keinen Laut, sondern rollte sich

nur

etwas fester zusammen; öffnete ich sein Augenlid, so sank es. wieder zu, ohne daß das trübe Auge Lichtempsindung zelgtez hielt ich ihm Ammoniak

vor

die Nase, so«bewegte

er,

ohne zu erwachen, den Kopf weg. Sein Athem

war

fast unmerklich, zuweilen stand

er

längereZeit ganz still.

Als ich ihn ins

warme

Zimmer brachte, streckte

er

sich, gähnte, öffneteblinzelnd die Augen

und

bewegte sich

an-'

fangs unsicher, fast taumelnd.

Die zierlicheHaselmaus schlaft

vom

Oktober

an,

in einen Knäuel gerollt, zwischen den Steinen einer Mauer oder in einem hohlen Baume,

und

erwacht, wie der Igel,

wenn

das Wetter mild wird, Um bei

neuer

Kälte wieder in Starrsucht zu verfallen.

Fledermäuse,welche ihren Winterschlaf in hohlen Baumen oder Gebäuden und Höhlen halten (ihre Blut-

warme

soll

von 240

auf

4o

sinken) zeichnen sich durch die

sonderbare Haltung aus, die sie im Schlafe einnehmen- Sie»hangen sichnämlichkopfunter

an

den Krallen

der

Hin- terfußeauf. In den Fugen des Gemäuers einer Woh- nung,

wo

sie ziemlich

warm

stecken, hörte ich sie wiederholt noch im November zwitschern;

dann

aber,

wenn die

Kälte so stieg, daß die Straßen wasserhart wurden, verstummten sie.

Dies sind Winterschläfer

unter

unsern Säugethie-

ren, an

denen die Wissenschaftschon Manches gelernt

und

noch Viel

zu

erforschenhat.

Unsere Reptilien sind sämmtlich Winterschläfer·Schlan- gen und Eidechsenschlafen in Felsspalten oder

unter

dem Laube, Frösche,Molche und Salamander im Schlamme der ·Teiche, in denen

man

schon Frösche festgefroren fand und doch wieder zum Leben brachte. Diesen Thieren kommt gewiß das Einschlafen

am

leichtesten

an,da

sie aUch Im Sommer bei sonnlosen Tagen starr und träg sind und

Im

wachen Zustande Monatelang hungern können.

Fast unzählig ist die Zahl der Winterschläfer Unter

den Insekten. Vielleicht die meisten Arten dieser Klasse uberleben den Winter in der allerleisesten Form des Le- bens, im Eizustande. Auffallenderweise vermag

der

Le-

benskeim in vielen Fällen mehr zu ertragen, als das aus- gebildete Wesen; Pflanzensamen und Insekteneier halten Unbeichädigt Temperaturen aus,

denen

die daraus hervor- gehenden Wesen erliegen würden. Die überwinternden

Insekten liegen in einer wahren Todesstarre (Lethargie)—

Sie haben die Beine eng

an

den Leib gezogen, manchmal brechendieselben eher ab, als sie sichbeugen lassen. Das starre Insekt äußert keine Empsindung; Und dochkehrt es- wenn

man

es kräftig anhaucht oder in ein warmes Zim-

mer

bringt, rasch

aus

seinem scheinbarenZustande

der

Verwünschung oder Verzauberung zum Leben zurück,

es

VegF Fühler und Beine und fängt

an

zu zappeln.

Die UJUsten Infektenschläfer versorgensich im Winter mit treff- llchen Bettchen

unter

Baumrinden, im Holze mulmiger

-

hohler Bäume, im Moose, in Erdlöchern, in kleinen Höh- len

Wer

unter den Steinen

von

Mauern und unter Geröll. In

»Steinrütsche« (wie

man

jn Thüringen die Haufen der

von

den Feldern abgelesenen Steine nennt) findet

man

UJMV dein einen Steine einen erstarrten Laufkäfer, dort esne haarige Raupe oder Puppen verschiedener Art, unter emer andern Steinplatte sieht

man

einen ganzen Staat kleiner gelber Ameisen, die ich schonbei-s- 10R. starr fand.

-—x——·

94 Tief im Moose begegnet

man

zuweilen einer erstarrten weiblichen Hummel, welche der schönenZeit der Stachel- beer-Blütheentgegen schläft,

um

dann einen

neuen

Staat zu gründen. Wasserkäfergefrieren nicht selten mit dem Wasser ihres Tümpfels ein, ohne daß dadurch ihr Leben erlischt. Manche Schmetterlingebenutzen als außerordent- lichenGlücksfall die Innenwand einer Höhle, einer Scheure oder eines Gartenhauses zur Schlafstätte und überstehnso den Winter, dem sie im Freien erliegen müßten. Das Pfauenauge und der Frühlingsheroldsind diejenigen Fal- ter, welche

von

solchen Winterasylen

am

häufigsten Ge- brauch machen,

umuns

in den ersten schönenTagen des Mai als holde Vorboten der Veilchen zu umflattern. Die größte Kälte erträgt der Frostschmetterling, der gegen Ende Oktobers, in meiner Heimat regelmäßig

um

.das Refor- inationsfest, in der Abenddämmeruiig

um

Baumstämme flattert,

um

das flügelloseWeibchen aufzusuchen. Ich sah im Jahre 1858 nach den kalten Novembernächten, die

uns

durch Fröste

von 170

R. Schlittschuhbahnbrachten, einige

an

milden Abenden flattern.

Gewähr-en viele Winterschläfer Interesse durch die Kunst, mit der sie die Erdwärme und den Schutz schlechter Wärmeleiter aufsuchen, so sind doppelt anziehend diejeni-

gen

Schnecken, welche sich nicht

nur unter

Steine und Moose verbergen, sondern auch ihr eignes tragbares Haus durch einen Deckel luftdicht verwahren. Sie schwitzen im Herbst ein Kalkplättchen oder eine

von

Kalk durchdrungene Schleimhaut aus, welche die Mündung ihres Gehäuses so gut verschließen, wie die beste Thür

den

Eingang einer menschlichenWohnung.

Die niederens

den

Klassen

der

Würmer und Insusorien angehörigenThiere, welche

im

Wasser oder in

der

Erde leben, verbringen wohl sämmtlich

den

Winter im Scheintode.

Während

unter

den Winterschläsern,

deren

Leben jähr- lich eine Pause macht, kein einziger Vogel sich befindet, bilden

von

der zweiten Abtheilung, welche die Ueberschrift nennt, die Vögel die Mehrzahl. Als eigentliche Winter- flüchtlinge haben wir

nur

die Vögel. Denn die Orts- veränderungenmancher Säugethiere, z. B. des Fuchses, der im Winter

aus

den Gebirgsforsten herabrückt, kann

man

nicht Wanderungen, sondern höchstensBerufsgänge

nennen. ·

Die Wandervögel zerfallen in zwei Klassen. Die Strichvögel vertauschen

nur

die rauheren gebirgigen Gegenden ihres Vaterlandes mit niedriger gelegenen, mil- deren Landschaften. So kommen im Spätherbst

von

den Höhen des Thüringer Waldes mancherleiMeisen schaaren- weise in die Fluren des Gebirgsfußes; so begeben sich viele Baumrutscher

und

Spechtmeisen

an

die Bäume

der

Obstgärten und der Alleen milderer Fluren.

Die Zugvögel entfernen sich nicht

nur von

ihrer Heimat, sondern auch

von

ihrem Vaterlande; auch reisen sie nicht in kleinen Tagemärschen, wie die Strichvögel, welchesich gleichstromernden Handwerksburschen

an

jeder hübschen Station so lange aufhalten als die Nahrung reicht und das Wetter erlaubt, sondern wie Eisenbahn- reisende, die täglich viele Meilen im Fluge zurücklegen und

nur

so lange rasten, als zu des Leibes Nothdurft unent- behrlichist. Wenn

man

einen keilförmigen Zug

von

Saat- gänsen Pder Kranichen hastig und lärmend dahinsausen sieht- WIVd Inan Unwillkürlich

an

die Züge der Eilreisenden

erlztxcethä dkes LTahnhofe fast so hastig und ängstlich

erq ,a ie aa

än

e

Na

e

reien

Saatfelde thun. g s chts auf

emem

schnef

Die Zugvögel theilen wir,

von

unsrem Standpunkte

der heimatlichen Naturbeobachtung aus,« in zwei Abthei-

(8)

95

lungen: in solche, die nach Deutschland ziehn und in solche, die

von

Deutschland auswandern. Die ersteren sind nordischeWinterflüchtlinge, die den deutschen Winter für Spaß halten im Vergleich zu dem ihrer Heimat, und

des-

halb als Wintergäste in Deutschland einkehren, das ihnen so mild-bewintert erscheint, alsuns etwa Nizza

vor-

kommt. Manche dieser Wintergästefinden sich bei

uns

alljährlich ein, z. B. der Krammetsvogel und der Quäker (Fringilla montifringilla)· Andere, wie

der

Zetscher oder Leinfink (Frjngilla 1inaria) kommen in manchen Jahren selten oder bleiben wohl einmal ganz aus; zuweilen dage- gen

die Vogelsteller meinen irrig, daß sie feste 3-,

5-

oder 7jährigeZeiträume innehalten

—-

kommen sie in Schaaren. Noch andere Wintergäste erscheinen weit selt-

ner

und

nur

in ungewöhnlichstrengen Wintern. Dazu gehört der schönbesiederteSeidenschwanz. Zuweilen treffen nordische Gäste bei uns ein, die wahre Seltenheiten sind und seit Menschengedenkensich nicht eingefunden haben.

—---- —»-- -—--.—-—.1--» — --

Kleinere Mittheilungen.

Die

Chemiker sind durch ihr rastloses Zerlegen

und

Prü- fen

mitihren

Reagenzen

zu

Entdeckungen geführt

worden, die den Laien in

Erstaunen setzen.

Die

seit

der Londoner

Jn- dustrie-Ausstellung so berühmt

gewordenen

angenehm nach

ver-

schiedenen Früchten riechenden

und

schmeckendenFruchtessenzen,

dieman zuBonbons verwendet,

gewinnt

man —

aus

dein

Fu- selöl,

was dem

Kartoffelbraudwein seinen widerwärtigen Geruch

und

Geschmack giebt. Deutsche

und

französische

Chemiker liber- bieteneinander inder

Gewinnung

von

Weingeist

aus »-Sä-

gespähuen

undQuecken. Die

Likörfabrikanten

und

Parsümisten

verwenden

Bittermandelöl, welches

aus

Theeröl gewonnen

wird.

Wie

unsichtbar

kleine

Pflänzchen großeSteinmassen

bilden können

zeigt sich

z. B.anderSaline Nauheiin in Kur-

hessen.

Dort wird diean

Kohlensäiire

und eben

durch diese

an

aufgelöstem

KaltreicheSoole

durch

einen

einige Tausend Fuß langen

Graben in

einen-großen Sammelbehäliergeleitet.

Jn diesem

Graben

wachsen große Meiigen äußerst zarter Fa- den-Algen (Conferven),

dieaber

so

fein

sind,·daß

man

sie

nur alseinen

schlüpfrigenSchleim

bemerkt.

Diese Algen entziehen

derSoole alsein

unentbehrliches Nährmittel

die

Koh"lensäure, wodurch jene

die

Fähigkeit verliert,

denKaltin

Lösung

zuer-

halten. Dieser fällt also

als

feines Pulver

zu Bodenundver- bindet

sich allmälig

zu einer

festen Masse.

Binnen

fünf

Mo- naten

setzen sich auf diese Weise

—-

also

einWert

unsichtbar

I

feiner Algenfäden

über 2000

Kubitfuß

Kaltab.

Längs

den

Nordsee-Marschen

werden von denWellen

fort

und

fort großeMeiigen

von

Muschelschalen

und

Schnecken- gehäiisen

von denMeereswelleu

auf

das

Watt,

den

Laudstreif zwischen

dem

Meeressauuie

undden

Deichen, gespült,

dieman zuKalt brennt. Beidem

Holsteinischen

Orte

Ueterfen liegen

6

Kalköfen dieser

Artneben

einander, welchen zahlreiche Schiffe ganze Laduiigen solcher Gehäuse Jahr

aus

Jahr

ein

zuführen,

ohne

daß

der

Vorrath

davon

auf

deniWatt der

Elbmarschen,

woman

sie holt, sichtbar

abnimmt. Einer

dieser Qefen

kann

jährlich

gegen

10,000

Tonnen

gebrannten

Kalt

liefern.

Allen

diesen

Kalt

haben vielleikhterst» wenige Jahre vorher jene Weich-

thiereaus dem

Meerwasser

aufgenommen. Das

thierische

Leben

sammelt hier

in

einzeln winzig klein,

in der Summeaber

so groß erscheinender Menge diesen Stoff,

an demes

außerdem

dennord-

deutschen Niederungen niangelu

würde. EskommeninderNa- tur

mehrere solche Fälle

vor, in

welchen

das

organische

Leben

iJUö

dem

Boden

und

noch häufiger

ausdem

Wasser Stoffe aus- Iammelt-

diedarin invielzu

geringer Menge enthalten sind, als» daß

der

Mensch

im Stande

wäre, sie

dort

selbst

zu

sammeln.

Thiere

Und

Pflanzen sind seine Gehüisen Die. Väölichkeitstheorie

ist der

größte Hemm'chuh für Die» Ckspklchlmg

des

Uksachlichen Zusauiinenhanges

und

fder

Ein- heitin

der Natur. Diese

oder

jene klimatische

oderBodenbe-

schasiznhekx ist nicht ddesbalih daWrzsamit diese

oder

jene Wesen

gedei

enonuenz onern iese een

gedeihen

weil " kl«ma-

tische oder Bodenbeschaffenheit

da

ist.

lene

l

C. Flemming’s Verlag Glogau.

96 Außer mancher seltenen Entenart verflogen sich in meine Heimath schon isländische Möven (Larus trjdactylus), die Spornammer (Plectr0phaniås nivalis)

u.

A. Den Bewohnern des unwirthlichsten Nordens mag unser Land selbst in seinem traurigsten Zustande immer noch schön ge- nug erscheinen. Wie lassen sie sich die deutschen Früchte schmecken! Wachholder-

und

Ebereschen-Beeren (Vogel- beeren), Erlen- und Birkensamen, wie betrachten sie die als Leckerbissen! Der Seidenschwanz verzehrt sogar die Bee-

ren

des Faulbaums und Weißdorns, welche

von

so vielen andern Vögeln ganz verschmäht werden. Die

armen

Nordländer müssen für die genosseneGastfreundschaft lei- der meist sehr theuer bezahlen;

man

rupft sienicht

nur,

(wie man das wohl russischen Badegästen thut),

man

tödtet und verzehrt sie auch in so großerMenge, daß oft kaum der zehnte Theil heiinkehrt in die heimathlichen

Einöden. (Fortsetzung folgt·)

»Alle großartigen Vorgänge

inder

Natur sind klein,

alle

Größe beruht

inden

kleinsten, unbemerktesten Vorgängen.«

(Vvlger,

Erdeund

Ewigkeit S.4lt.) Dieser scheinbare

Wider-

spruch

wirdeine

Wahrheit,

wenn man

sich

der

geologischen

Wir-

kuni

en

mikroskopischer Pflänzchen

und

Thierchen

und

ähnlicher Fä

e

erinnert,

indenen die

kleinsten Wesen Berge bauend

und Meere

ausfüllend austreten.

Der

Humusgehalt

des

Bodens,

worunter wirdie vermoderten

Ueberreste thierischer

und

pflanzlicher Körper

ver-

stehen,

ist zwarin

seinerNützlichkeitfür

dasLebender

Pflanze«') unbeiweifelt:

alleinüber die Artund

Weise,

wieer

sich

ander

Ernährung

der

Pflanzen betheiligt, herrschen noch manche

Mei-

nuiigsverschiedenheiten

und

Dunkelheiten.

Einen mittelbaren

fördernden Einfluß

übt der

Humusgehalt dadurch, daß

erden Boden

feucht

undwarm

erhält. Dies zeigen folgende Beobach- tungen.

Man hatte von

nachbenannten

Bodenarten

je

1000 Gran zueiner

Fläche

von50

Quadraton

nebeneinander aus-

gebreitet

undbei

-s-

12bis150R.Wärmeeinermit

Feuchtig-

keit

gesättigten Luft ausgesetzt.

Von

dieser Luftfeuchtigkeit hatte.in

12Stunden

derreine

Quarzsand

0

aufgesogen

Kalksand

2Gramine »

Ackererde 16 » »

lettenartiger Thon

21 » »

feine

Kalkerde 26 ,, »

Grauer reiner

Thon

37

feine

Bittererde 69

Humus

80 » »

Wenn man eine

beliebige

Erdart

künstlich weiß färbte, so

er- erwäkmte

sie sich

bei

—j—

20o

Luftwäruie

auf 33bis340

R.;

färbte

man

sie dagegen schwarz, so

erwärmte ie

sich auf —j—

39 bis400R. Da nun der

Humusgehalt fast

alleindie

Ursache

der

dunkeln Farbe

derBodenarten

ist, so geht

daraus

sein Er- wärmungseinfluß deutlich hervor.

st)DasLebenderPflanzeistauchinseinenHaupt üendemVolke sehr

wenig bekannt»

undes

ist

auchselbst

wissenschaftlishggpch

Manch-s darin

dun«el. .Theils

aus

diesemGrunde,

theilsweilvondem

Pflanzen-

lebenunser eigeneszumgrositenTheile

abhängig

ist, sollenandzkskk Stelle

unseres

Blattes

vorläusizs»abg·eschlossene

Grundlehren desPflau-

zenlebens

die»sich sv Dem

Vetmxldmß

leichtereinpräqen—voretraen werden. AusdiesenkleinenBaustecnensollspäter ein

übersichtli

«

erOau

zusammengestellt

werden-

Für Haus und Werkstatt.

Einen Kitt,«um Metall auf

Glas oder

Porzel-

laii

zu kitten theilt Clsner

in

seinen

überaus

verdienstlichen

»chem1sch-techm·schen Mitthetlungen«

aisganz

ausgezeichnet

niit

nnd

dener,wie

»er sagt, wiederholt mittheilt, obgleich

der

Er- finder Hekbkkgek lbU scholl Vpkmehreren Jahren mitgetheilthabe,

da

sehr oft Nachfrage nach esuem solchen

Kiii

sei.

2

Loth

Leim

weran

zllk

steler Lösung »e!U,Sskvcht

und

hierauf 1Loth

Leinöl-

sikUilz ODFV ZA Loth »VeU,ekWUlchek»Terventin zugesetzt

und das

Ganze lle

zUk

»12Pllst(llldlgen Vekmlschung gekocht.

Die

gekitteten Gegenstande müssen

48—60

Stunden lang zasammengebunden ruhig stehen

bleiben.

Druck

von

Ferber

er

Seydel

in

Leipzig.

—-

Cytaty

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Einer beschaulichenRuhe der Sichtung und Verarbei- tung seiner Reiseausbeute konnte sich also der heimgekehrte Entdecker wahrlich nicht hingeben! Und dennoch ist in

der sogenannte Maischproceß statt, das heißt, es werden hier die ge- mahlenen Kartoffeln mit Wasser und Malz möglichst innig vermischt und dadurch folgender chemischer Vorgang

lich. Sodann lockert er mit dem Schnabel das ganze Ge- fieder auf und schüttelt es wieder ab, Und fährt hiermit so lange fort, bis ihm sein Federkleid den geeigneten Grad

Andere, namentlich die Schwalben und fliegenden Seevögel, trinken im Fluge, indem sie dicht über dem Wasserdahin- streichen und den Schnabel rasch einmal eintauchen, oder aber,

Wir setzten uns auf einer natürlichenFelsenbank an unserem schattigenPfade nieder, um ohne Besorgniß zu strauchelti hinüberschauen zu können nach der schönen- im

Die Grundfarbe ist sehr verschieden und theils nach dem Alter, theils nach dem Geschlechtesehr veränderlich, so daß die allgemeine Färbung nicht ausreichend sein würde, den Feind

uckbildilng, indem Theile einer höheren Rangordnung in Theile nie- derer Nangvkdnllng Ilmgeblldet llnds Wir haben ein Bliitheiikätzchen vor uns« ob ein«weibliches oder ein

Da die Luftbewegungen in der Haupt- sache von Störungen der Wärmeverhältnisse in dem Luft- kreise herrühren, so begreifen wir, wie die Erde sich nicht blos dadurch an der Bildung