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Die Zukunft, 5. März, Bd. 46.

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Academic year: 2022

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Berlin,"sden 5.März t904.

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Meyer5.·

MaxH.Meyerhatte seinMaklerkontor dichtnebenderBörse.Keine

« großeFirmaundkeineLeuchteinIsrael.EinBischen Bohåme;doch in gutemGeruch.DerPatriziat nahmdenMann,dereineTänzeringehei- rathet,kein-eMitgiftbekommenundvondenKognatenderFraukeine Erb- schaftzuhoffen hatte, nicht fürvoll. Abererwurdeauf zweiMillionen ge- schätzt;obersichselbstso hoch einschätzte,,weißdieVermögenssteuerliste,die imAmtshausderGemeinde Grunewald liegt. Dawohnteer;neben den Mendelssohn,Fürstcnberg,RolandkLücke,BernhardDernburg; Wertheim, Neuburgerein kleiner Mann. An der EckederHubertusbader-undDuncker- straße;ineinemfürdasBedürfnißkinderloserLeutefast allzu großenPrunk- steinkasten.EinvontüchtigerHandwerkskunstgemitzterKeller mit mäch-

·

tigen Gewehren ruhtvordemHaus,allerleiwunderlicheArabeskenputzen dieFrontundbishinaufzurGlaskuppcldesOberlichtsaales wiederholt sichdieSchrulleeinesKegelornamentes.EinHaus-,dasjedemWanderer auffällt,jedemwohlauffallensollte.Und imKegelpalasteinePracht,alshätte derBesitzertäglichalleNeunumgeworfenJmSommerdietheuerstenPflanzen

ander-Straße,im WinterGeselligkeitinwcstöstlich-berlinischemStil. Vor

-derThürvatraiteurwagen;in den Sälen mittlereIndustrie,mittlereLi- teratur,Börse, Barkeau, Theater, Presse,alsTafelaussatzeinblinkendes StückchendeklassirtenAdels;imErdgeshoßwahrscheinlicheinePersekte KöchinmitLandgerichtsdirektorengehalt.Gesammteindruckvon draußen:

modischlackirte Unkultar wurzelloserMenschen.WarumsetztSinlbeklkvek 28

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360 DiefZukunft-

Fondslnakler,derauf Kreditaktien,UnisizirteTürken oder Rio Tintobirscht, sichvorsHauseineGrobeSau,dieihm doch nichtalsWappenthierver- liehenward? Warum bautersichzwischenKiefern,in denmärkischdürfti- gen Wald eineRiesenkegelbude,die mitihrem unorganischenSteingefchnörkel demBetrachtereinFeudalherrn schloßvortäuschenmöchte?Weilihndie Wirk- ungausdieGasser wichtigerdünkt als daseigeneBehagen;weilihm diePer- sönlichkeitfehlt, auchdieKrücke derTradition underinVerlegenheitkäme,wenn ersichnachindividuellem Bedürfnißeinrichtensollte;weilerselbstnur Fassade ist,nurnachmachenkann,was, in ganz anderenVerhältnissen,reicheLeutevor- gemachthaben.Einmafsiger Bau; Steinmetzenarbeit,diedenBlickanlockt,der Garten zurTropencoulisfegekünstelt,ausdemTischAlles,wasdieJahreszeit geradenicht bietet; spieltzwischenschlechtprotzendenRenaissancemöbelngar nocheineZigeunerkapelle,preist nachdenTrüffelnein insSchreiberprole- tariatverschlagenerJunkerdieholdeWürde dervonEros demReichTerpsicho- rensentsührtenHausfrau,dannists fabelhaft fein.Wennamunteren Tafel- endeEinerfragt, welcherConcern denn Erosemittirt habe, so schadetsnicht;

ProfessorGrünfeldfeiltszumDinerwitz fürdieetwashöherenStände. Der kultivirte Menschwillnie,derGanzbetliner stetsmehrscheinen,alserist;

sitzter.mitgeschorenemHauptaufeinemtrakehnifchsrisirten Gaul, so röstet ersichandemWahn,vonden Vorüberwandelnden füreinenLeibgardchusa- renin Civilgehaltenzuwerden;räkelt dietraute Gattin sichmitrundem Ausschnittin derFremdenloge, so glaubtderParquetpöbelsicher,sie gehöre zurHosgesellschast.KeinBroker, auchkeinanEngland akklimatisirterSohn SemshättesichMeyers Eberburg gebaut;erwäresonstausgelachtworden.

Dochsoschöne-Häuserwie im berlinerWesten giebtesebennirgendwoinder Welt;nirgendwoMenschen,diehinter solchenSchwindelfassadenwohnen,solche in billigemStucknachgestammelteFlorentinerherrlichkeit TagvorTager- tragen möchten.Meyers blühtensichübrigensnichtetwain derGemeinde;

ruhigeLeute,dieman nur aufdemRad oder inderElektrischensah.Und vondemManne sagten DienstbotenundSubalterne,ersei »eineSeelevon einemMenschen«-.AlsEinzelwesenvielleicht rechtgut zuleiden;nurder Typus ist unerfreulich. Heute noch;dieAuslesewirdihnbald läutern.

Max H.Meyer galt für reich, FritzMeyerfür fein.Erselbst gehört zu dervornehmen Sippe,die derThiergartenals»dieGroßeMeyerei«von demallfarbigenGemeyerringsum unterscheidet,undist gutenberliner und

wienerHäusernverschwägert.ErhießderschöneMasern-Höheraufgeschaffen alssonst Abrahams Same;derKopfeineshübschenMakkabäerlieutenants.

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Meyer-s. 361

Ueberallgerngesehen,doch nichtüber denDurchschnitt geschätzt;wederals Intelligenz nochalsKapitalist.Manwußte,daß seineFraueinansehnliches Stück Geld in dieEhe gebrachtundneulich sechshunderttausendMark ge- erbt hatte,kannteihnalspfiffigenSpekulantenundwargewiß,daßdieBer- wandtschast ihm helfen würde,wenn dieWitterungihneinmaltrog. Diesem Fritzwürdeesnichtergehenwie weiland demJnfelixSommerfeld,dervordem viele Millionen schwerenSchwiegervatervergebensflehenddieHänderang.

Er lebteauchnichtwiedieser Dcpoträuberhauptmann,demdieHinterblie- benen inseinemBörsencourierdamals nachflennten,ersei »durchSelbst- tüuschungundOptimismus«insUnglückgerathen. Fritz Meyer saßin derstillenCorneliusstraße,fielniedurch besonderenLuxusausundwurde nichtzudenwildenWaghälsenvomStamm derBorchardt,Kirchheim,Hanau gezählt.Eingutes GeschäftundguteVerbindungen. FritzensHauptstärke war dieStellage,die double opti0n,dasputandcallderlondvnerBörse.

Dasisteinesolide, saubere Sache.DerStellagekäufer hatdasRecht,am vereinbarten Termin« einenbestimmten Betragentwederzum verabredeten höherenKurszufordernoder zum verabredeten niedrigerenKurszuliefern, undverdient,wennamErfüllungtagdieKursnotizüberdenhöherenTermin- kursgestiegenoderunter denniedrigeren gesunkenist.Einharmloses Prä- miengeschäft,das nichtwahrP—- nur denZweckhat,dasRisikoeinzu- schränken,dieGefahr fürdenSpekulantenzuschmälern.Wer zumStellagen- baunichtschlechtesMaterial verwendet, brauchteigentlichnurvorplötzlichen Kursschwankungenzuzittern. Fritz Meyer zitterte nicht.Wassollte,konnte dennschließlichgeschehen?PolitikwirktaufdieBörsebekanntlichschonlange nichtmehr. DieTagederTrübsal nahendeinEnde. England erholt sichvom Burenkrieg,Amerikaist nochnichtsogefährlich,wiemangefürchtethatte;sind erstdieHandelsverträgeunterDachunddieBörsenchicanenbeseitigt,dann kommt einAufschwung,daßallenFixernderAthem vergeht.MitVolldampf alsoin dieHausse;Russen,Türken undReichsanleihemüssensteigen, spä- testens,wennanderSpreedieBäumegrünwerden.DieKühnheitdesMan- neswuchs.UnterSchlotternden standererhobenenHauptes,riefmit einem SiegerlächelnaufnochsteilereHöhenundrißim AdventdieFührungder Hausseparteiansich.NurkeineSchwarzseherei,sagteer;wirmachendas Rennen. Und Alleswarihmunterthänig.DerEinzige,derLeben in die Budebringt, flüstertendieMackler;undbeiseinenBeziehungenkannernicht UUffalscher Fährte sein«DerEinzige, hießes im KreisderbeiHupkafrüh- stückendenBankdirektoren,der nochaufdieBörse wirkt,zumKan unserer

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3 6 2 DieZukunft.

,-

Renten ermuntert unddieFlaumachermattsetztzdenMannmüssenmiruns natm halten.Siehielten ihn sichwarm. TieMächtigen,dieihreStaats- renten vorderBilanzzeitnoch gernzuhöhercmWcrthgesteigertsehenwolltr1", botenihm jedeerdenllicheUnterstützungan.T i(Naller dieRiesenckurtagen anihm verdienten, scharwenzeltenvorihremFritz.Undwahrscheinlichsah selbstderBörsenkommissarschmunzelnd aufdenschönenRittersmanmder demFiskns so stattliche Stempelgibührcneinbrcchte.MaxHMeyermachte dasüblicheMaklergeschäs-t.Fritz Meyer wollte, daßHaussesei,undHausse

warinAlldeutschland.Er recktedenArm: unddie Sonne standmittenam

-

Himmelüber Gibeon und verzog,unterzugehen, beinaheeinenganzenTag.

Jeder weißesjetzt,Jeder erzähltlaut,erhabedenRegisseurderHerrlichkeit immer gekannt. JnderVossischenZeitungwurdederehrbarenBürgerschaft ausgeplaudert:»Die beinahe ununterbrocheneAufwärtsbewegungderKurse auffastallenHauptgebietenwar häufig gerade MeyersWerk Undtäuschte denOptimismus dergroßenMengeüberdieVerhältnissedesEffektenmark- tes.«Sehrnett.Weraber hattediePflicht,diegroßeMengezu warnen, zu wecken,zulehren?Undwerhatihrtäglichgekündet,derKurs spieglenur greifbare Wirklichkeitunddie Sonne müssemorgennoch höhersteigen?

DerJanuarbrachteGemitterwolken. Schwarzzog esvonOsten her- auf. Scharfe Ohren hörten schoninweihnächtigerStilledasferneGrollen.

Japan kaufte Kreuzer, Kohlen, Proviant. Rußland ließdieBefestigungen undEisenbahnen inspizirenundoerfrachtete inkleinenPortionenneuechajr åcanon für Port ArthurundWladiwostok. Jndenersten Februartagen mußtederMikado mitseinenVorbereitungen fertig sein;undderblödeste Börsier ahnte,was einKrieg zwischenRußlandundJapanfür die Welt- wirthschaftbedeutenwürde.Nochaberblieb Allesruhig...Krieg? Unsinn!

Wenn wir unsvonsolchemGeredejedesmal schreckenließen,wären wirlängst imWurstkesseLDiegelbenBengelriskireneinenbluti)werdensichaberhüten, imErnstmit den Moskowitern anzubinden. Dringendere Drohnotenkamen ausTokio.DochdieWeisenausdemberlinerWestenzogen dieSchulternhoch, lächeltenverächtlichundsprachen: Spaß;sierüstenzumSpaß;wir bekommen denStahlwerkverband, langfristigeHandelsoerträge,starkeSyndikate,den Turhinenprofitzwirbehaltengutes Wetter. HerrvonMendelssohnhattedie intimsten MittheilnngenausPetersburgzderZar führeunter keinen Um- ständenKrieg, habe oorgestern ersteinemGroßfürstenseineFreudeüber den friedfertigenTonderVerhandlungen ausgedrücktundweigeresich,auchnur dieersten SchrittezurMohilmachtingzuhefehlen.-Herr Fürstenberghöhnt

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Meyers. 363 dieAengstlichenundbürgtfürdieBaltanruhe.DasAuswärtigeAmtläßt inseinenBlätterndasKriegsgeschreialsKarnevalsulk verspotten.Diean- geblichunabhängigePresse schiltdieBriten argeHetzerUndweißganzgenau, daßdieenglischenDepeschen,die denKriegalsunvermeidlich schildern,ge- fälschtoderwenigstensinsKohlschwarzegefärbtsind.SollderschlichteDif- ferenzgeschäftsmannklügersein,alssämmtlicheGroßinächteimReich?Sagte DirektorMantiewitz nichtJedem,dershörenwollte,nurNarren könnten die Kriegsfurie fürchten?MaxH.-Meyerblieb inderHausseposition.UndFritz Meyerwarsofelsenfestvonderlange währendenLeuchtkrastseinerJosuasonne überzeugt,daßerseineEngagementsnichtmitgroßemProfitlöste,sonderndie fetten Stellgeldgewinne aufdemPapier stehen ließundfröhlichaufwärts schritt.WennAlle untreu würden, sobliebeerdochtreu;mußesauch.Ver- dienenistgut ;dochwenn erjetztvondenKundenErfüllungfordert,werden die Anderen nervös,dieKurse geratheninsSchwankenundderstolzeStellagens baustürztzusammen.Nurheran,meineHerren! Rufsen,Unifizirte Türken, Reichsanleihe,—wasJhrHerznur begehrt. Gerüchtesind fürdieDummen, die dranglauben; sind siediesmal erst verhallt,dannwerdetJhr sehen,wie heiterder-Himmelist.Nurheran also!Erkonntenichtanders handeln·Ein Windstoß:underhatteDifferenzenzuzahlen,die auchdiebegüterteSchwicger- schaftihm nicht vorstreckenwürde.HatteernichtsolangedieHaussegemacht?

Er wirdsie nochweiterhalten;nur heran.Sielamen, stürmten ihm hastig dasHaus.DerMann,dervorein paar Monaten einDurchschnittsmakler gewesenwar,häufteEffektenimWerth vonsiebenundzwanzigMillionenMark.

DenBürger überläufts,wennerdieseZicffer liest. Fritz Meyertruglächelnd dieLast, plaudertemithellem Augeüber denAufschwung,denderSommer derdeutschenBörse bringen müsse,undklagtehöchstensüber dieallzu große ZahlderDiners,denenerseineHochgestaltnicht entziehenkönne.

« Da kam dieHiobspostübers Gelbe Meer.MitjähemRuckhatJapan diediplomatischenBeziehungenzuRußlandgelöst.Friedlich,wieerwargeson- nen,saß-HerrNikolaiAlcxandrowitichimOpernhaus-;erwurdeschveeblcich, alserserfuhr.Das hatteernichtgewollt,nichterwartet.Jmmerhinist der-Krieg nichterklärt undmankannnochhoffen.MitdemSelbstherrscherallerReußen hoffteimWesteneineunübersehbareSpekulantenschaar. Nicht lange.Vor PortArthur trachtenSchiffsgeschütze:undderKrachwirktebisnach Paris, Berlin, Petersburg,Madridfort. NichtJapanerundRufsennur:auchChi- nesen, Türken,Argentiner, Spanier, Oesterreicher, Serben, Rumäncn,deut- scheundfranzösischeRente, fastalleBanlaktienundJndustriepupieresielen,

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864 DieZukunft.

fielennungleichso klaftertief,wieselbst derdüsterer Baissier nicht vermuthet hatte. DieWuthderEnttäuschtenmehrtedieWirrniß.Millionen wärenzu verdienen gewesen,wenn man nur einenleisenWink bekommenhätte.Wir sindsystematischbelogenundbetrogenworden. Diese Regirungt Nichtzu SechzignehmeichBülow.Dieser Fürstenberg!Geht jetztmitPhilosophen- mieneherumundmurmeltWortesinnigerWeisheit. »DasGlasderSpe- kulationwar ebenlängstvollundmußtebeiderallergeringften Schwankung überschwippen;wieviel dannherausliiuft,kannNiemandimVoraus ermessen.«

Undsoweiter. Wirdnächstens,Gottsoll"hüten,amEndeauchnoch ,,Jmpressio- nen«vonsichgeben.Wer aberbezahlt unsere Ultimodifferenzen?Visdahin kann die Welt inFlammen stehen,zwischenEnglandundFrankreichderKrieg ausgebrochen,Fraanoseph nachSalonikimarschirt,derZarin dieLuftge- sprengtsein,—- und wir könnensehen,wowir bleiben.UnsereHeldenmachten dasGewinsel nichtmit.MaxH.Meyererschoßsich.Niemandweiß,warum.

ErhattevielGeld verlorenundSpielervonfast nochfeuchtemAdelsollenihm mit demDifferenzeinwandgedrohthaben. DochdiewichtigstenKundenwaren ihm sicherundin dendreiWochenbis zum Ultimotermin ließManches sichar- rangiren.ErerschoßsichinseinemKegelpalast.Vielleichtwar erdesSpieles müdegewordenundhoffte nicht mehr, jemalswiederalle Neunumzuwerfen.

VielleichtscheuchteihndieFurchtweg,nocheinmalvonvorn anfangenund da dienernzumüssen,woerbefohlen hatte.OedliegtnundasHaus; leinLebenregt sichhinterdenverhängtenFenftern,vondenFrontarabeskentropst schmelzen- derSchneeundder grauesteinerneKeileramThor gleicht,mit der wie ge- dunsen erscheinendenSchwarte,demjapanischenFalten schwein(ssus plicieeps Gray),dasmitscharfen-HauerndenerstenwesteuropäischenTotendesAsiaten- kriegesbewacht.Fritz Meyer lief,,siebenTagevorUltimo, davon;Niemand wußte,wohin, Jeder,warum. ErhättemindestenszweiMillionenanDiffe- renzenzuzahlen gehabt.Als dasSchlimmste abgewandtwar,kam er,noch vordemZahltag,ausseinemSchlupswinkelin denGerichtsbereich zurück.

Fast zweiJahrhunderte vorherwarJohnLaw,derErfinderdesPrä- miengeschäftesundAhnallerMeyer,ausParis nachVenediggeflohen.Die Börsierkönntenjetztein kleinesJubiläum feiern. NachLawsZusammen- bruchwurden alle ZeitgeschäfteinFondsdenFranzosenverboten;1724.

Jm Prairialgesetzvom JahrX erneuteVonapartedasVerbot. Undjust vorzweiJahrzehntenschrieb,nachdemBontouxkrach,die dritteRepublikin ihrGesetzbuchdenstrengen Satz:Nulnepeut, pourseSoustraire aux obligations quienresulteniz,8e prevaloir deParticle1965 duCode

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Meyer-. 365 cjvil(EinwandvonSpielundWette)lors måme qu’ellesseråsoudraient parlepaiementd’une simpleditkårence Jn jeglichemLandhatman aufjeglicheWeiseversucht,dasHeerderDummen vor Ueberrumpelungzu schützen;immervergebens.Seit Mirabeau gegen dieAgiotage wetterte, hat sichEuropens Antlitz gesurcht; seitin Berlin HerrAlbertBorchardtmit riesigenPosten Lombarden, FranzosenundLaurahiittezuFall kam, sindder Spekulation engereGrenzengesetztworden.Dennochwird munter fortgespielt.

UndnochlebenLeute,diewähnen,mitBörsengesetzensei mehrzuerreichen als eineAenderungderMachtverhältnisse und eineModernisirungderTaktik.

Meyerskonntengerettetwerden. Sogut wie,durchdieBank,andereMak- ler,denendieAllumfasserderBehrenftraßejetztSubventionenzahlen;dieGene- ralversammlungmerktwohlnichts,manmachtihr auchwasvorundWechsel- papier hältlange. Meyerswärensichergerettetworden.Die Bankenkonnten neuen Schrecken nichtbrauchen; sie mußten helfen.UndwennMankiewitz undGenossendieKonsols,RassenundTürkenausMehers Stellagenbis zurErholunginihrPorteseuille legen,nennts die liebePresseobendrein noch »Opserwilligkeit«.WirklicheOpferwerdenerstzubringen sein,wenns aufdemBalkan zublitzenanfängtundnachdenersten Russenschlappen,die unvermeidlich scheinen,dieFranzosen ihre.russischeRenteschamhaftaufden berliner Marktschmuggeln.WirdPort Arthur gestürmt,irgendwoin der MandschureieineGleisstreckezerstört,dannwerdenwir andereErdstößeer- leben.Warten wirsab...Meyerswaren eigentlichnobel.Der Einegreift soruhig nachderKugel,alsgelteeseinenKegelschub.DerAnderegeht stramm insGefängniß.Kommt einneuer Adelheraus?StarkeGehirne habendie Leute,die mitzwanzig, dreißigMillionen operirenundnachts ohneTrio- nalsanftentschlummern. Unsere Minister,StaatssekretäreundHofgranden machen esihnen nicht nach.Jeden PostenimKopf haben; jedenWechselder internationalen Diskontpolitik, jedeCoulissenstxmmungvorausberechnen, animiren, pariren, schieben,—- magman solchesBeginnenlöblichnun oder widrig heißen:alsHirnleistungistsderRedewerth.UnddieseflinkenEr- obererkönnensogar schonFußball spielen,RauenthalervonForsterunter- scheidenundihrem LiebcheneinanständigesKorsetaussuchen.Nur einBischen lächerlichwarnochihr Luxusleben WennsiejetztdieschwereKunst gelernt ha- ben,geräuschlosundwürdigvomLichtzuscheiden,dannwirdkeinBauernbund ihre flüggeBruthindern,die ErbschaftderQuitzowundZitzecvitzanzutreten.

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366 DieZukunft

- Keramika.

emMenschen,derdieheutigeKultur besitzt, gefallen Gebrauchsgegen:

ständeaus Glas, Porzellan, MajolikaundSteingutam Besten, wenn sieundekorirt sind.AusdemTrinkglaswillichtrinken. ObWasser oderWein,BieroderSchna:«s:dasGlas sei sobeschaffen,daßmirdas Getränkam Besten schmeckt.Das istdieHauptsache.Undaus diesem Grunde opfere ichgern alle altdeutschen Sprücheoder sezessionistischen Ornamente. WohlgiebtesMittel, das Glas so zubehandeln,daß die FarbedesGetränles erhöht, verschönertwird. Das selbe Wasserkannin einemGlase schalundmatt, ineinemanderen frischwieausderBergquelle aussehen.Daskannman durch gutesMaterial unddurchdenSchliff erreichen.

BeimGläserkaufenläßtman sich daherdievorgelegtenGläser mit Wasser füllenundwähltnun dasbesteaus. DeshalbbliebendieGläser,dieso dekorirt sind,alsschwämmengrüne Blutegeldrinherum, unverkiuft

AberdasGetränksoll nichtnur gutaussehen:essoll auch gutge- trunken werden. Die Gläser, die in denletztendreiJahrhundertenange- fertigtwurden,erfüllen diese Forderungen fastimmer. UnsererZeit—- nein, ichwillunsereZeit nicht schmähen—: unseren Künstlernwaresvcrbehalten, außer unappetitlicheniDekorauch nochGlasformenzuersinden,aus denen

man nichttrinkenkann. Es giebt Wasserglässer,aus denen Einem das Wasserrechtsund linksbei den Mundwinkeln herausrinnt. Esgiebt Liqueur- gläser,dienur zurHälfte geleertwerden können.’«)Beineuen Formen seiman dahervorsichtigundwählelieberdie alten.

Genauso istesbeimTeller. Wir fühlenfeiner alsdieMenschen der Renaissance,dienoch ihr Fleischauf mythologischen Darstellungen schneidenkonnten. Wir fühlen auch feineralsdieMenschendesRokoko, diesich nichtsdaraus machten,wenn dieSuppe durchdasblaueZwiebel- mustereineunappetitliche grüngraue Farbebekam. WiressenamLiebsten vonweißemGrunde. Wir DieKünstlerdenkendarüber anders.

AberdieObjektederKeramik dienen nichtnur zumKochen,Essen undTrinken. Das Glas dientuns alsFensterscheibe, Thonwaarenals Fliesen,WandundTischplattenoerkleidung,alsOfenoderKantin,als Blumen- die)FürLiqueurgläserhabendieschnapskundigenHolländereineklassische Form gefunden:eineWindenblüthenform.DakannderschwerflüfsigeLiqueur leichterherausfließen.Eswar daher selbstverständlich,daßdie wienerSezession dasumgekehrtePrinzipfürLiqueurgläserbeschloß:dieMandarinenform Nur Schlangenmcnscheu,diesich soweitzurückbeugenkönnen, daß siemitdemKopf dieErdeberühren,könneneinsolchesGlas leeren.

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Keramika 367

vaseoderSchirmständer.Und endlichkann sichderKünstlerdesThones bedienen,um ihnzuformen,zuglasirenund zu brennen, weilerdenDrang insich fühlt,MenschenundThiere, PflanzenundSteine so darzustellen, wieersiesieht-

Einst saß ichmiteinigen »angewandtenKünstlern«imKaffeehause.

Man sprachdavon, einekeramischeVersuchsanstaltin derKunstgewerbeschule zugründen. Jchwar gegenAlles,wasdieHerren vorbrachten,undAlle waren gegenmich. Jchvertrat denStandpunktdesMeisters,deseinfachen Arbeiters. Undsievertraten denStandpunktdesKünstlers.

Jemand hatteeine wunderbare rothe BlüthemitsammtenenBlättern mitgebrachtDie standineinecnWasserglas aufdemTisch.UndEiner sagte: SehenSie,HerrLoos, Sieverlangennur, daßman Töpfe macht.

Wiraber wollen versuchen,eineGlasurzuerzeugen, die dieselbeFarbe hatwiediese Blume hier. Man war Feuer undFlammefür dieseIdee.

Ja, alleBlüthenderWeltsollten ihreFarbe fürneue Glasuren hergeben.

Mansprachundsprach.. ..

Nunhat michaberdie Naturmit einerkostbarenGabebeschenkt.Sie hatmich schwerhöriggemacht.Undsokannichdennunter lautstreitenden unddebattirendenMenschensitzen,ohne verurtheiltzusein,dasBlech«zuhören.

DannhängeichmeinenGedankennach.Damals fielmirmeinMeisterein.

KeinKünstler.EinArbeiter. Blumen siehter nicht.Erliebtsieauch nicht.Erkenntihre Farben nicht«AberseineSeele istvon Farbener- füllt,diesichnur inGlasur auf Thon darstellen ließen. Jch sehedenMeister vor mir. Ersitztvor demBrennofenundwartet. Farbenhatevgeträumt, diederSchöpferzuträumen vergessenhat«KeineBlume,keinePerle, keinErz hateineähnlicheFarbe. Und diesollennun Wirklichkeitwerden, sollen funkelnundstrahlen,dieMenschenmitLustoderMelancholieerfüllen.

DasFeuer brennt. Brennt esfür michoderbrenntesgegenmich?

Giebtesmeinen Träumen festeFormen oderfrißtesmeineTräume auf?

JchkenneJahrtausendevonWerkstatt-TraditionenWasirgenddemTöpfer frommt: ich weißes,ichhabeesangewandt. Aber wirsindnoch nichtam Ende. Der GeistderMaterie ist nochnicht·überwunden.

Mögeeresnie werden. MögendieGeheimnissederMaterie immer fürunsMysterien bleiben. Sonst stißenichtderMeister inqualvollemGlück vordemBrennofen, harrend, hoffend,träumendvonneuen FarbenUndTönen- dieGottinseiner Weisheitzuerschaffenvergaß,umdenMenschenander herrlichenLustdesSchöpferstheilnehmenzulassen-

,,Alsowas meinenSiedazu, HerrLoos?«fragtederEin-.

meintenichts.

UnsereKünstler sitzenam Reißbrettund machen Entwurfe fürdie 29

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368J DieZukunft-

KeramiksfSie theilensichinzwei Lager.Die Einen entwerfeninallen Stilarten,dieAnderennur »modern«. BeideLagerverachteneinandergründ- lich.Aberauchdiemodernen Künstlerhaben sich gespalten.DieEinen verlangen, daß das OrnamentfderNatur entnommen werde,die Anderen, daßdas Ornament nur derPhantasie entspringe.AberalleDreiverachten denMeister.Warum? Weilernicht zeichnenkann. DasschadetdemMeister abernicht.Kacheln,dieBigotinParis vorzehn Jahren geschaffenhat, haben noch nichtsvon ihrem Zauber eingebüßt.Aber dieMuster, fdiedie Künstlervorfünf Jahren ausden Marktbrachten,bereiten selbst ihnen heute schonNervenschmerzen.Dasgilt natürlichvonallenEntwürfendieserRichtung.

WerkeramischeProdukte kauft, möge sichDas stetsvorAugen halten.

Man giebt dochnicht seinGeld aus,umsichin dreiJahrendarüberzuärgern.

Gegenstände,diedasmeisterliche,schöpserischeGeprägetragen,-werden;ihren Werth stets behalten. Gegenstände,die mitsezessionistischemOrnament ver- sehen sind, sollen,wenn sieEinemauchgefallen,zurückgewiesenwerden. Sie gefallenEinem,nicht,weilsie schönsindoderunserem Empsinden entsprechen, sondern,weil man versuchthat,uns dieseRichtung aufzudrängen.Man verlasse sich auf sein Empfinden,dasman besaß,bevorHermann Bahrüber dieseDinge schrieb.

ReißbrettundBrennofenlEine Weltscheidet

"

sie.HierdieExaktheit desZirkelschlages,dortdieUnbestimmtheitdesZufalles,desFeuers,der Menschträumeunddas MysteriumdesWerdens.

Jch schreibenur für Menschen,die modernes Empsinden besitzen.Für Menschen,die derWeltordnungdankbar sind, daßsiesheuteundnichtin früherenJahrhundertenzu lebenhaben.FürMenschen,diesichinSehn- sucht nachderRenaissanceodernachdemRokokoverzehren,schreibeichnicht.

Es giebt solcheMenschen.Sie weisenimmer auf»dievergangenen Jahr- hunderte,indenenMaler undHBildhauer Entwürfe fürdenHandwerkerge- liefert haben.Sie weisenaufdieRenaissance,inderdieMenschenaus Krügentranken, in die eine ganzeAmazonenfchlachtmodellirtodergeschnitteu war. Sie weisen aus Salzfässer,die-wieeinSchiff Jus-sahen, das»von-Tri- tonen gehaltenundwodasRuders"«alsSalzlöffelverwendet wurde. Un- moderneMenschen.Undsie liefern Entwürfe fürdas Handwerk.Oder siemodelliren,wenn siezufälligvon ihrenEltern aufdieBildhauerschule geschickt« wurden,gleichAllesselber.

WolltJhreinenSpiegel? Hier ister: ein nacktesFrauenzimmer hält ihn. Wollt JhreinTintenfaß? Hierjistes: Najadenbaden um zwei Felsenrisse.«Jn einemist Tinte,in demsanderen Streusand. WolltJhr eineAschenschalePHier ist sie:eineSerpentintänzerinliegtvorEuchaus- gebreitetundanihrer NasenfpitzekönntJhr EuchdieCigarrenascheabstreifen.

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