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Juristische Wochenschrift : Organ des Deutschen Anwaltvereins, 1928.04.21 H. 16

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Academic year: 2022

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fccff 16 21. 1928. [57. 3al)rgattg.] 1017

3uri|ii|rl)c H1od)cn|rl)rtft

^evaM 5 0 C0 ei)cit uom Deutfd?en 2lm t>aitt>ercin*

S c h r i f t l e i t e r :

S u j ^ r a t D r . J u l i u s m a g n u s , S e rlin , Hecfjtscnwalt D r . * } d n r tc i> W it t e n b e r g e r , £etp3tg unter ZTtitoirFung uon Hedjtsanrualt D r. Tltay ijacfycnimfrt, ZlTarmfjeim.

D erlag: H ). Tttoefet? Sucfyfjanfelmtg, 3 ntK- ®scar Branbftetter, C e ip jig <£)(, Dresdner Strafe U / ( 3.

5

e r n ) p t e $ e r S a m m e l . U r . 7 2 6 6 6 / D r a t | t a n f c ^ t f f t : J m p t t m a t u t / p o ; t l< j) e c h t o n t o £ c t P 3 t g H t. 6 3 6 7 5 ._________________

Die 3 ID . erfeßetnt roödientlid). B ejugspreis monatlich HT. 4 .5 0 ; <Ein3dhefte lo jte n ben fa lb e n m on a ts b e tra g . $ ü r Studenten, D fc te n b a re unb flffefforen im Dorbereitungsbienft ift ein D oqugspreis non monatlich m . 3.— fe|tgefeßt; flu s fu n ft fjtcrüber e rte ilt der ü e rla g . — D er Be3Ug erfolgt am 3t»ecfiTmßigjten burd) bie P o ft, bod) nehmen and) bie Buchhandlungen und der D erlag

B ere itu n g e n an. Befd)toerben über m angelhafte 3 u fte llu n g finb bet p o jtb e 3ug ausjdjlteßlich bei ber p o ft an3ubringen.

O « . . : . Me 6 getpaltene i m a t m e le r ^ e 22 P f., f ü t ben S tcH en m a rtt 17 P f., > /i Sette m . 300.— , >/» Seite n t. 160.— , * / , Seite B t. 85.— . D er tln je ig c n ra u m m ir 6 in l i t t e t g e n M tE ö b e non trrc n n u n g i|ti:id ) 311 Ire n m in g s |tr itf) gerechnet. Bet ¿ t | t f f r e a n j e t g e n tom m en noch 75 P f. ü;cbüf;ten f]>r>3U. 3 a i ) l u n g e t t au snahm slos

a u f po |t|cB eätonto tt>. Itto e je r BudB ^anblung. ie ip ä tg 63673, o rte te n.

5 i l r b e n D e u t ) cf)en U n m a t t o e r e i n (in b 3 u td )tifte n nod; Ceip3tg 1 1, n ttll< t|p la ij 3, 3af)tu ngen a u f po|t|<ijec&Ionto Ecipätg 10102 311 rtd |te n .

Der 6» Wogung der tterdnigung der deuifdjen ©taateredjielefjm fn tX>icn

3 u r B e g r ü ß u n g *

Bon ifSrofeffor Dr. ©. T a ta rin » T a rn I)e t)b e n , SRoftod.

Unter befonberen Slufpisien fteljt biefe 6 . Tagung ber bcutfdjen ©taatSredjisleljrer. 2118 auf ber Btündjener Tagung im Bldra 1 9 2 7 über ben nädjften BerfammlungSort beraten trmrbe, burfte im § in b lid auf bie Tatfache, baß bet ben jlüei Ie6ten 3ufammen!ünften ber Borbweften (Blünfter 1 9 2 6 ) unb ©übbeutfdjlanb (Blüntfjen 1 9 2 7 ) 93erüd[ic^ttgung gefunden Rotten, junäd)ft bie bom Bcidje abgefdjnittene beutfdje D ftm art auf föitigSherg als nädjften Tagungsort ^offen. Stßentljalben

"’ dr ber SBunfdj lebendig geworben, gerade biefer fernigen unb um iljre SBertgeltung ringenden ©renzprooinz iijre fefte D ränierung im beutfdjen ©taatSgebanfen unb iijre engfte Söcrburtbenijeit m it altem WaS beutfdj ift fidjtbar Por Singen ju führen. Siber als bann S e ife n , SBien, bie Bereinigung an ben Tonauftranb einiub, erllärte S ö a lb e d e r, fönigSberg, oor öfterreich trete öftpreußen neibloS jurüd. Unb fo Wurde SBien zum diesjährigen Tagungsort. SBien — Wer Wüßte e§

nitf)t lieben! g w a r ift e§ nicht meljr baS äentrum eines mächtigen Betd)S, rtic£)t meljr bie faiferftab t, nidjt mehr ber po»

fttifdje Brennpunlt biefer ftülturen, bie hier ifjrert geiftigen ©djmcijtiegei fanden. SBaS dort im ©üboften gerftört wurde, beginnt bie SBelt erft aßmahlidj zu erlennen. Siber c§ gibt and) |eute „nur e in SBien". Unb für un§ Tcutfdje ift was öefdieijen ift bod) in einem ©inne gut: eS find alte f>emmenbe unb noi^ 1 8 7 0 unüberwindlich erfdjeinenbe ©chranfen gefaüen:

itotfdjen un§ unb nuferen öfterreichifcf)en Brüdern gibt eS leine ernftlid) trennende Blauer mehr. TaS T ilta t Bon BerfaiüeS unb bon

®t. ©ermaitt ift ebenfowenig eine bauernbe ©djrante für Teutfihianb unb Öfterreich, als e§ alle nadten Bladjtfprüdje ber

^eltgefdjichte geiftigen Botwenbigleiten gegenüber je gewefen find. 3Ba§ bie gWei iiaiferrei^e fchieb, fdjeibet bie jWei Be»

hüblilen nicht mehr, ©ie müffen zueinander lommen unb werben eS, denn fie find heute wie ein liebenb fjk a r erfüllt b°n dem Bewufetfein ihrer gufammengeljörigfeit, baS feine Bormunbfdjaft ¡u ertöten Bcrmag. SBien, baS einzige, ift heute bem Teutfdjtum, dem e§ berlorenzugehen brohte, gerettet unb foll einftmalS all feine geiftigen fultu tfdjäöe, all feine alt»

^ertliche Tradition, aß fein erlefeneS ©uropäertum Teutfdjlanb, feiner Blutter, wieberfchenlen, um bann in ihrem Sdjofje etue SBiebergeburt unb eine neue Blütezeit zu erleben.

Unb biefeS SBien, d a l jebem beutfdien §erzen unenblidh naheftetjt, wirb nun im erften grüljtingSglanze gaßlid) feine

^°re der B e r e in ig u n g b er beutfefjen © t a a tS r e d jtS le fjr e r öffnen, ©erabe biefer Bereinigung, bie leine B o litif treibt unb in bet noth uie Berfchiebenheit ber politifi^en ©infteßung ein §inberniS für fachli^e Berftänbigung gewefen ift, bie aber Bermöge l5rer Befdjaftigung m it ben ©runbproblemen be§ StaatsredjtS burch bie SBaljl SBitnS als ihres Tagungsorts ein einiges BefcnntniS 5u einem einigen Teutfchtanb ablegt. T ie beutf^en ©taatSreditStehrer — baS finb bie ©taatSrechtSlehrer aßer bentfdjfprad)igen t|uiberfitdten, aber innerhalb biefer ©emeinfdjaft fteflen eben bie ©taatSrechtSlehrer beS „Teutfdjen SReich§“ unb öfterreidjS

^ ne ganz hefonberS enge BerBunbenfjeit bar: in biefem Streife fennt man hier unb drüben fdjon heute feine ©renzen. § ie r [ft man, um m it © i e r l e zu reden, getragen Bon ber Borftcßung, „bafj jede Sunft unb jebeS ©ewerl burß) baS ganze Uinftige) beutfehe Sieidj nur eine große ©emeinfdjaft hübe". Bielieicijt ift eS in biefer § in |ld jt eine Befonbere Slufgabe Suriften, bahnbrechend z« Wirten. T e r am 1. Tez. 1 9 2 6 Begründete „BedhtSauSfdjuß ber Teutfdj=Öfterreid)ifchen Sir»

6eiíSgemeiní(í)aft',, ijat etttfdjloffen baS Brohleut beS SlechtSauSgIeid)§ zWifdjen ben Bruberftaaten aufgegriffen, unb hoffentlich

|uirb — trog ber Bflichtbergeffenljeit beS durch harteipolitifdjen §aber foeben in Dhnmadjt auSeinanbergegangenen bentfdEjen Reichstags — dennoch halb ein gemeinfamcS ©trafgefeßbuch ber z^ei ©taaten zur Tatfadje, womit ber erfte © d jritt zu einer 8emeinfamen SiedjtSentwidlung getan Wäre.

Siber ber ©cfjwerpunlt ber SBiener Tagung (2 2 .— 25. Slpril) muß auch biefeS B la l wie immer auf rein wiffenfehaft»

[['hem ©ebiete liegen, ©in reizBoßeS Program m ift Born Borftanbe (Borfißenber: Brof. T h o m a , §eibelberg, fteßbertr. Bor»

Henber; B rof. © n te n b , Berlin, Schriftführer: B *°f. S la w ia S lh . Blünchen) ber Tagung zugrunde gelegt worben. Slm erften DrhanblnngStage (2 3 . Slßril) foß baS Them a: „SiSefen u nb © n t w id lu n g ber © t a a t S g e r i c h t S h a r l e i t " bie Berfammlung

(2)

1018 ©rôfjere Siuffctjje [EfurffHfdje SBodjenfcljrift

befcgäftigen, toobei ficg in ber ißetfon ber gtoei Sericgterftatter

© r i e p e l unb S e i f e n bie ©täbte S3erlin unb 2Bien bie

§anb re ife n , gmeimal gaben äljnltdCje ißrobleme Bereits bie öffentli^redjtlicge Abteilung be§ „©eutfcgen guriftentagS"

bejcgäftigt, unb gmar 1924 in ¡geibelberg, mo „BulfiffigEeit unb fforrn öon SSerfaffungSänberungen ogne Shtberung ber SSerfaffitngSurfunbe" gur © isfuffion [tauben, uttb mo bung SSefcglug eine ©rgfingung beS Slrt. 76 St 33 er f. in bem ©inne geforbert morben war, baß öor SSerEünbung eines ©efegeS eine ©ntfcgeibung beS ©taatSgericgtSgofS über feine herein»

Barfeit mit ber S3erfaffung gerbeigefügrt merben fönnte, jo*

tote eine ©rgängung beS Slrt. 19 i. <3. einer SluSbegnung ber .gufiänbigEeit beS ©taatSgericgtSgofS auf SSerfaffungSftreitig*

fetten innerhalb beS SteidjS. © er 34. ©eutfcge guriftentag 1926 in Söln machte bie festere f?rage gum ©egenflanb eines Befonberen ©gcmaS, unb bie öffentlicf>=red^tli^e SCßteilung beäeicfjrtete eS, ben SEnfcgügfdgenSeitffigen folgenb, mieberum als erftreßenSmerteS Biel, bag bie Auslegung beS SleidgS*

berfaffungSrecgtS Beim ©taatSgericgtSgof bereinigt mürbe. Slber mie Befamtt, ift in biefer [frage Bisher nichts ©ntfcgeibenbeS gefdjegert unb aucg ber ingmifcgen bon ber SieicgSregiermtg eingebracgte fog. fiülgfcge ©efegentmurf, ber bie [frage i. © . jener [forberungen regeln mollte, ift im SBerfaffungSauSfdjug beS legten SleidjStagS, mie fo mancgeS anbere, Begraben mor*

ben. [fegt ftegt biefeS Problem, ba§ gu ben meittragenbften beS beutfcgen SkrfaffungSrecgtS gegärt, inbern eS fid) eng m it ber fcEjon 1922 auf ber 1. (^Berliner) Tagung ber ©taatS»

recgtslegrer beganbelten [frage beS „ricgterlidjen ißrüfungS*

recgtS" unb ber 1926 auf ber 4. (SRünfterer) Tagung er*

örterten [frage ber „©leicggeit öor bem ©efege" Berührt, er*

neut gur Sßerganblung, unb gmar im meiteren Stagraen ber

©taatSgericgtSbarEeit übergaupt. © r i e p e l erfcgeint bafür als ber berufene SBericgterftatter — fcEjon auf bem Reibet*

Berger [furiftentag mar er 1. Steferent, unb feine tieffdjür*

fenbe Slrbeit „© treitigfeiten gmifcgen Sieicg unb Sänbern" in ber ^Berliner jfeftgabe für S a g t , 1923, gat grunblegettb gur flä ru n g beS IßroblemS Beigetragen. ¡gier geminnt aber bie [frage nocg ein BefonbereS [fntereffe burcg bie ©egenitber*

ftetlung © r i e p e l * Ü l e i i e t t . [fft bocg natg ber öfterreicgifcgen IBunbeSberJaffung (Slrt. 89 unb 139), unter Slblegnung beS ri^terlicgett ArüfungSrecgtS ber materiellen S3erfaffungSmägig*

feit bon ©efegen, bie Stacgprüfung biefer legteren bem $8er*

faffungSgericgtSgof übertragen — eine Siegelung, bie für

©eutfcglanb borbiiblicg merben fönnte, morauf fcgon SB. [ f e i * I i n e f 1925 auf ber 3. ©taatSrecgtSlegrertagung in Seipgig gingemiefen gat. Über bie 33emägrung biefer Siegelung in ber ißrafis etmaS SiägereS aus bem Sliunbe § a n S S e l f e n S gu gören, ift an ficg fcgon bon bebeutenbem ^ntereffe. Slber biefe ©egenü&erftellung geminnt toeiter an Befonberem Sieig, meil gier ein ficg gum „ÜBerpofitiben" befennenber ©eiegrter bem ißofitibiften, Siormlogifer unb Sieufantianer S e i f e n , bem igaupt ber S B i e n e r S i e i g t s f d g u l e gegenüberftegt.

[freilieg mirb gier ber ©egenfag faum gu einem gugefpigten merben, ba ficg © r i e p e l ftetS burcg objeftioe unb allfeitige SIBmägung beS Pro unb Contra auSgegeicgnet gat unb biSger notg nicgt bie ejtremen SBege beS „mobernen SlaturredjtS"

befcgritten gat, mie folcge gum erften SDiale auf ber 4. (S M n*

fterer) Tagung beutlicg ficgt&ar mürben. Slber ba gerabe bie*

fer erfte iBeratungSgegenftanb tief in bie ©runbfrageit beS

©taatSrecgtS unb beS StecgtSgtaatS gineinfügren mug, fo ber*

fgricgt bie SSerganbiitng augerorbentlicg oiel ^rttereffanteS.

© eit SRünfter ift bie grofje ©cgeibung ber ©eifter innergalb be§ SreifeS ber beutfcgen ©taatsreigtslegrer offen gutage ge»

treten, g ie r bie reinen StecgtSgofitibiften, bie aucg ben © taat rein jurijiifcg erfaffen gu fönnen glau&en, bort bie ejtremen Vertreter beS „mobernen SiaturrecgtS", benen ficg aucg über ber gefcgriebenen SSerfaffungSurfunbe ein übergofitibeS Siecgt ergebt, baS ebenfo mie ber © taat als ein rein geiftigeS i$nt&

grationSerlebniS ficg allein aus ben ©innguf ammeng fingen eines Beftimmten geiftigen SuIturgefcgegenS m it eigener

„SBertgefeglicgfeit" ergeben foll. ©S ift baS SSerbienft S in « b o l f © m e n b S , baff er burcg fein bor furgem erfcgieneneS S3ucg „SBerfaffuttg unb SSerfaffungSrecgt" (1928) ber miffem fcgaftlidgen ©tellungnagme — gegenüber ben BiSgerigen nur bagen SSergeigungen ber neuen Sticgtung —• ein greifbares D bjeft gegeben gat (bgl. bagu meine furge SIngeige in ber SIB*

teilung „©ögrifttum " biefeS §eftS). ©in magrer Sern gegen"

über ber rein juriftifcgen ©taatSlegre ber SBiener ©cgule if4 in ber neuen Segre gmeifetloS entgalten, aber ber IBerfucg/

biefe Segre auf e p fte metgoöologifcge ©runblagen gu ftellen/

mirb alSbalb bie igr geftecften ©rengen aufbecfen müffen.

ift aber itnausmeiigiicg, bag biefe gmei berfdgiebenen ©runb"

ridgtungen ber genügen beutfcgen ©taatSrecgtSlegrer, gmifcg^

benen ficg freilieg eine Steige bon Smifcgengliebern geigt, igj Siingen aucg auf ber SBiener Tagung fortfegen merben, ma3 gmeifetloS gu meiterer Siarung unb gur ©rEenntniS, baff niegi alle SSIütentraume reifen, mirb fügren muffen.

ISaS gmeite STgetna, ein nicgt meniger intereffanteS -7

„ 5 )ie Ü b e r p r ü f u n g b o n S S e r m a l t u n g S a E t e n b u r i b i e o r b e n t i i e g e n © e r i e g t e " (SSeriigterftatter ißrof. SKoS S ä g e r , ©rag, unb ißribiDog. ©. o. § i p p e i , §eibeiberg) fügrt einerfeitS in bie ©runbfragen beS SSermaltungSrecgt^

ginein, leitet anbererfeitS gum Sgenta beS erften SageS gi«/

beffen bermaltungSrecgtlicge ©rgängung in gemiffem ©inne eS bilbet. ¡gier mirb mieberum ein ©runbprobiem beS Sleigt^

ftaatS berügrt. SBieberum ift gier Öfterreicg ben meiften Sä«"

bern beS S)eutfcgen SieicgS gegenüber in einer befferen Sage-

$ ie im größten S e il SJeutfiglanbS beftegenbe Siegelung ber facglicgen 3bftänbigEeit ber SiermaltungSgericgte nadg bei«

©runbfag beS ©numerationSfpftemS lägt einen großen beS „aiermaltungSunrecgtS" bireiter riegteriieger Siacgprüfunfl ettifcglüpfen, momit ber SiedgtSftaat praftifeg gum $ e il auf bem Rapier ftegeit bleibt, ©erabe aus biefern ©runbe aber mug bie gtage aufiommen: ift bie Siacgprüfung bon Ser) maltungSaEten burcg bie orbentlidjen ©eriegte — fei eS aucg incidenter — trog grunbfäglicger Stblcgnung ber jufiigftaat"

liegen SonftruEtion (Aburteilung alles, aucg beS bermaltung^

reegtiiegen UnreigtS burcg bie orbentiiegen ©eriegte) gegeben?

.Unb mie bergalten ficg bie ©prüege ber orbentiiegen unb &et SSermaltungSgericgte in ein* unb berfelben grage gueinanber?

®aS fügrt bann mieber gu bem fdgmierigen Sßrobtem: ©ab*

BeftanbS= unb geftftellungSmiriung ( © t e i n , S o r m a n n>

§ a t f d) eE). SlnbererfeitS aber entftegt bie grage, mo ba3 ftaatSrecgtlicge unb mo baS bermaltungSrecgtiidge Unrecg1 beginnt.

©S fei fcglieglidg ermägnt, bag auger biefen rein mifiea"

figaftlicgen fßrobiemen für ben legten ©ag nocg bie Sefpre"

cgung einer Steige bon praitifegen fra g e n — fo bie Sie"

f o r m beS S t e c g t S f t u b i u m S unb bie Siorbilbung ber amten, bor allem aber bie miegtige [fmage beS S 5 i f f e u "

f t o f f S b e r S 3 o r I e f u n g ü b e r a l l g e m e i n e © t a a t S "

l e g r e — borgefegen ift. ®aS legtere Problem ftegt i*1 engftem Sufammengang m it ben oben angebeuteten ©ruitb*

fragen beS ©taatSrecgtS übergaupt. § e i l e r gat nicgt utu*1 fonft bon einer „ f r if is ber ©taatSlegre" gefprodfen. SDtit bet

©rEenntniS, bag burcg ben „© ta a t als SiedgtSerfcgeinung^

baS SBefen beS ©taatS nicgt erfdjöpft merben fann, mugia aucg bie ©infiegt reifen, bag ©taatSlegre über ben Siagiue!1 einer 3ied;t8tegre bebeutenb ginauSragen mug. © arnit enP ftegt aber bie §rage naeg ben grunblegenben STcetgoben bet Sillgemeinen ©taatSlegre, naeg igrem SergältniS ju r ©oätb"

logie, §ur Sied^Smiffenfcgaft übergaupt, gur Sulturpgiloiopg'f

— ja gu einer naturmiffenfcgaftlicgen S3etradjtung ber bre*

„©taatSelemente".

@o ftellt benn biefe SBiener ©agung eine g ü lle boa Strbeit unb bon Stnregungen in SluSfitfit. ©aS öffentlich2 Siedjt ftegt geute im g m tru m pes jurigifdjen 3 nicre^ eg'

©roge ©trecien beSfelben finb gegenüber bem abgegrafte!i Sulturbobcu beS QibilrecgtS junges Sieulanb. 2BaS bie SJcr"

einigung ber beutfdjen ©taatslegrer auf igren biSgeriga«

©agungen gur Urbarmaigung beSfelben fügrenb geleiftet gab ift nid;t fo leidjt aufgumiegen. Sgua Serganblungen, ber eS

©rgebniffe in ben bier erften §eften ber „SBeröffentlicgungeu niebergclegt fiitb, geigen eine erlefene §ögen!age.

©aginter mirb 3Bien nid;t gurüefftegen. § m ©egeuteii

— ©agungSort, ISerganblungSprogramm berfpred)en eiue1*

©ipfelpunEt. ©o fiege benn biefe 3 ufammenEunft „an ber fegötten blauen © onau", bie im Beugen ber © e m e i 11' f c g a f t S a r b e i t r e i d j S b c u t f c g e r u n b b e u t f i g - ’ öf t er"

r e i i g i f c g e r © t a a t S r e c g t S l e g r e r ftattfinbet, unter einem BefonberS glücilidjen © tern!

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57. öagrg. 1928 §eft 16’ © rötere 2iuf)ä|e 1019

€ î n n e u e s a l l g e m e i n e s t ) e r m a l i u n g 0 c e d ) t Voit §ofrat «Prof. Dr. S a r i Vrocfgaufen, SBien.

I. ® ie S e g r e bont V e r t o a l t u n g S r e e g t , bie jüngfie enfe^ aftlicf) e ® ifgiplin, lonnte ftä) bisher einer bullen 'aBen&ürtigieit m it igren älteren ©cgweftern, inSbef. ber fßm*

batrec^>täleijre, leineSWegS rügnten, trog il)ter großen gort- 'd ritte feit gwei ßRenfcgenaltem. ©efegicgtlicg gatte fie fidg

fßüjjlicgfeitSlegren beS aiten ipoiijeiftaate^ eniwiefelt,

®effen Verwaltung legten ©nbeS auf SBißfür Berugte. ®ager legten ber „S$eg beS fRecgteS" n ur Bei ber ¡guftij beutlitg Jtfennbar, unb aueg ber fgätere IRecgtSftaat gat fug bon ber Überlieferung, baß in ber Verwaltung eine reegtsfreie ©ggüre Naturgemäß oorganben fei, nur langfam unb feines io eg ¡3 ooß- ftänbig frei gemaegt.

SRit bisger unergörter Sügngeit berfuegt eS ber Wiener VerwaltungSrecgtSlegrer, ißrof. S l b o l f S R e r f l , baS gange

«tegerige Segrgebäube beS VerwattungSrecgteS ttmguftoßen, alle §iitberniffe bo.tter ©leiegftcßung beS VerwaltungSrecgteS mit ben älteren fRecgtSwiffenfcgaften wegguräumen unb ein Neues ©gftem biefeS ScilBereicgcS ber fjutiSgrubeng auf*

äuriegten. SluSgangSgunlt ift bie ©taatSrecgtStgeorie R e i ­ f e n s , als beffen ©cgüler S R e r l i fieg Befennt. S e i f e n gat Ben S ta a t in ein ©gftem bon fRecgtSfägen aufgutöfen ber- lucgt, unb S t e r f f folgt igm, inbent er amg in ber Verw at- i«ng bon aßem abfiegt, was als ©runbiage ber Vegiegungen Stoifcgen DBrigfeit unb S^bibibnum Biäger galt — nämtieg ent ©ewaltoergältniS, unb inbem er an beffen ©teile auS- Mjließlid) fReegtSöergältniffe fegt. ® ie gange Sügngeit biefeS ßnternegmenS wirb an gwei einfaegen Veifgielen Har: ber

®aie Begreift eS auf ben erften V lic l fegmer, baff ber „gegorfam- i'fiicgtige U ntertan" unter S R e r l l S iganben ebenfo ber- ugwinbet, Wie ber g u rift erfegrieft, wenn ber fsagrgunberte mte Unterfdgieb gwifegen öffentlichem unb jwibatem SRecgte Verfliegt.

©cgwerwiegettbe giftorifege unb recgtSgolitifcge SSebenfen Serben gegen bie bon S e i f e n Begriinbete unb bon feinen g ijü le rn , bor allem bon SJi er E £, weitergefügrte „reine pecgtslegre" angefügrt, beren logifcEje ©egärfe e&ettfo gemun­

d e t wirb, wenn igr fRabilaliSmuS fegarfe Ülbwegrbemegmtgen feulegt bon fprof. ©. © c g w i n b , ©ntnblagen unb © ruitb- UQgen beS SRccgteS 1918) gerborrief. VSenn affo SR e r f 13 ne«efteS SSerf, fein 1927 Bei S pringer erfcgieneneS „2lß- 9emeineS VermaltuugSrccgt" fieg auf eine beftruftioe, ger- Se6racgte öegriffe üeruiegteube SiufräumungSar&eit befcgränlen lDürbe, bann muffte einer Vefprecgung biefeS VSetfeS not- QeBrungen eine eingegenbe ÜluSeinanberfegung gwifegen S e l ­ l e n s ©taatSlegre unb igren ©egnern borangegen — eine

^orarBeit, bie aßerbingS ben Vaginen biefer ßeitfegrift über- Itgreiteit würbe. g u m ©lücl überwiegt öorliegenbenfaßS ber M itib e Sngait in S R e r i l S SÜBerfe, weldjeS bor atiem. eine anbere, unb naeg beS BerfafferS ST&ficgt BiSger urtgelöfte

^'ufgabe Bewältigen w ill, „eine ®arfteiiung beS gofitiben

^eiWaitungSrecgteS . . . unter ftrenger Sibftraftion bom

|einen gofitiben Siedft", beffen ©inriegtuugen freiiieg „aiS J^eiege unb Beifgiele für bie aßgemein gültigen 9iecgtSfiguren

"faum finben" — alfo Beileibe fein fRaturrecgt, fonbern „ein

^ e0enftücf p btm auf baS ©taatSganje Bcjogenen allgemeinen

^ißatSrecgt". ® a biefe ¿weite SlujgaBe wagrgaft Bagnbredgenbe

^ r 3ebniffe gegeitigt gat, barf bie Setracgtung beS borliegen*

„Stßgemeineu S5erwaltung§redgteS" fieg — ¿iemlicg un*

“ffümmert um bie recgtSgßilofoggifdgen ©treitfragen — auf 'efe§ ©gejialgebiet Befcgränlen. Snbem fie auf bie S e i f e n i$en georien nur infoweit S3ejug nimmt, als e§ für baS

^mftänbniS bon S J i e r t l s ©ebaitfengängen unbebingt nötig 1't- Will fie berfuegen, legieren m it möglicgfter DBjeftibität

folgen.

. I I . © oß ba§ SSerWaltungSrecgt als eBeitBürtigeS ©lieb m übrigen SiecgtSwiffenfcijaften beigefeßt loerben, fo Bebarf toie 9Ji e r E l m it Siecgt fagt, einerfeitg einer genauen SBe-

®.r 'fisa&grenäung, anbererfeitl einer richtigen Sinorbnung in tn BeftegenbeS ober neu ju crricgtenbeS ©gftem biefer ißiffen- miaften. ® ie gerrfegenbe ßegre nim m t eine ® reiieilung bei

©taatStütigleit bor in ©efeggeButtg, ©ericgtSBarleit unb V e r­

waltung, unb Ü R e r f l geigt in faft ergöglicger SBeife, Wie fie ba&ei immerfort auf erratifige Vlöße ftögt, bie fieg trog aller SRüge nirgenbwo reegt eittfigieBen taffen, bager bie gerrfegenbe Segre meg'r ober minber berfdjamt „ein überflüffigeS bierteg fReicg neben ben brei überlieferten ßieiegen ber © taatstatig- feit" lonftruiert, um bort bie SBiberftre6enben untergubringen unb fo beiffneismeife ber §errfcgergewalt be§ SRonarcgen ober üBergaugt ber ©taatSregieruitg eine ©onberfteßung ein*

guräumen. ®emgegenü6er bertritt f O i e r i l eine iarbinale 3ioei*

teilung ber © taatifunltionen, fe natg igrer unmittelbaren ober mittelbaren Slbgangigteit bon ber grunblegenben ©taatSorb*

nung, ber Verfaffuttg; fomit fegeiben fieg bor aßem ©efeg*

gebung unb Voßgiegung als ÜRntter- unb Socgterfunltionen, unb bie Voßgiegung ¿erfaßt bann wieber in gwei ©cgweftw- funitiohen: ©ericgtS&arieit unb Verwaltung, Sllfo „Bleibt als eingigeS UnterfcgeibungSmerimal gwifcgeit ©efeggebung unb Verwaltung, baff bie Verfaffung für bie ©efegge&ung bie unmittelbare, für bie Verwaltung bie mittelbare . . . bureg bie ©efeggebung bermittelte ©runblage i f t " . . . „ ® a m it wirb ber als abfoiut gebaegte Unterfigieb gwifegen ©efeggebung unb Verwaltung relatioiert; bamit wirb ferner bie Verwaltung ber ©efeggebung fuborbiniert." @3 fügrt alfo eine ©tufe oon ber Verfaffung gur einfaegen ©efeggebung unb bon biefer gut Voßgiegung.

iSSie aber fijeiben fieg ©eriegtsbarieit itnb Verw altung?

SRit gergerquiefenber S r onie beEämgft S R e r i l jene Sgeorie, bie in ber ©ericgtS&arleit eine VerwirHicgung ber fRecgtSorb*

nung, in ber Verwaltung hingegen eine VerwirHicgung öffent­

licher Sntereffen erbliclt: „Qnbem bie ^bftig bie ßiecgtSorb- nung berwirilicgt, bient fie bocEj offenbar bem öffentlichen Sntereffe, unb bie VerwirHicgung beS öffentlichen SntereffeS bon feiten ber Verwaltung fcgliegt boeg offenbar niegt auS, bag bieS bitrcg baS SRebium ber VecgtSorbnung g e fig ie g t...

Slber ber S u rift, ber bei ber Vetracgtung ber Verwaltung ben Suriften berabfd)iebet, fann ben als recgtlicg relebant borauS*

gefegten Unterfcgieb ber Verwaltung bon ber Suftig unmög­

lich erfennen." SRit biefen SBorten ift gugleiig ber Sern ber S e l f e n - S R e r l l f c g e n Sgeorie gelenngeirgnet, bie eS für eine ©ünbe wiber beit geiligen ©eift beS fRecgtSftaateS er*

Hört, wenn man einen $eiibereicg ber ©taatsfunitionen außer­

halb beS fRecgteS gu ftefien berfuigt; unb gerabe bieS ber*

meibet jene gerrfegenbe ®georie niegt, ob fie eS nun Wagt ga&eit w iß, ober oerfegämt berfcgleiert.

V&er aueg aße fonft übliegen, gerrfegenben ober fdjort berblagten ®georien, Betreffenb ben ©egenfag gwifegen Quftig unb Verwaltung, faßen ber ntefferfegarfen S r itil Ü R e r l l S gitm D g fe r; er weift naeg, baß fegr Vieles, ja baS ÜReifte bon bem, WaS bie gerrfegenben Segren als fetBftberftänblicg unb unbeftritten ber Suftig guweifen, gerabe bei igrer folgerißßigen Slnwenbung ber Verwaltung gufaßen Würbe, unb umgefegrt.

§ögnenb ru ft er biefen marltgängigeit Sgeorien naeg: „2Ran gat gar niegt bie V&ficgt, eine gang neue ©inteilung gu Be*

grtinben, fonbern Wiß nur ben © in n ber beftegenben ©in*

teilung oufbeßen." SR e r f f anerleitnt nur ein eingigeS Unter*

fcgeibungSmerfmal gwifegen ©eriegtsbarieit unb Verw altung:

bie SReßjtSfteßung igrer Organe, „fgn ber Suftig. gerrfegt bureggängige ©leißifteßung ber O rgane; in ber Verwaltung feboeg neben ber ©leicgfteßung aueg Öber- unb Untexorbnung.

® ie Suftigorganifation ift ein bureg Soorbination gefenngeieg- iteter Organfom plej, bie VerwaltungSorganifation eine bureg

©uborganifation gefenngeiegnete OrganifationSgieraregie."

Sllfo: „O b eine Slngelegengeit ber ©eridjtsbarf'eit ober Ver*

Waltung iß, gangt bemnaeg baoon ab, ob fie baS iRecgt in ben SSirlungSlrciS eines . . . Don SBeifungen una6gängigen ober . . . abgängigen VoßgugSorgaiteS fteßt." fReftloS befriebigt biefe

©renglinie igren Slutor beSgalb niegt, Weil bie oberften Organe ber Verwaltung niegt megr Don anberen Verwaltungsorganen abgangig fein tönnen, unb bennoeg bereu „©rengfunltionen"

gur Verwaltung geredgnet werben; aber nüt geregtem ©tolge

128*

(4)

1020 © rötere filuffäße

fSuriftifcEie SBodjenfdjrtfl

berühmt fic^ SR e r f l , baß eine auf feiner ©renggießung

„fußenbe SSermaitungSrechtSleßre Bor attberen bisher aufge«

ftelltert unb bislang benfbaren 58eftimmungen biefer SSegriffe ben SSorgug hat, baß ißr fpegififcß juriftifcße ©rfemttniffe offenfteßen". Ober um es m it anberen S o rte n gu fagen: ©rft jeßt ftef)en m ir gum erften äRale Bor einer „befonberen fu « r i f t i f c f ) e n Sifgiplin, ber S S erm altung»recßtsleßre". ©e*

ridEjtSbarleit unb SSermaltung Reffen gleichberechtigt neben«

einanber; bei ben gemeinfam ift, baß fie SSoIlgießung beS [RecßteS finb.

I I I . @o bat 2 R e r f l — unb es fann ißm hier nießt miber«

fprocßen ioerben, fonbern man muß e§ anerfennenb gugeben

— ein S o r eröffnet, buriß meines ein neuer ©proß ber JRedjtSmiffenfcßaft eingießt in einen S aum , ber bislang auS«

gefüllt mar oon einem tnüften Songlomerat. gurisprubeng unb Bieierlei tec^nifc^e ©ebilbe maren bisher hier gu finben;

5üBif[enfßaftier unb RSraftifer hinterlegten ßier Äenntniffe, ohne gu einer fpftematifcßen ©rfenntniS burcßgubrütgen. 2)a«

ber [teilt S t e r i l bie grunblegenbe gorberung auf, baS SSer«

tnaltungSrecßt Bon aller SSermaltungSpoIitif gu reinigen, bie im Sßoligeiftaate mangels recbtikber ©urcßbringung beS

©toffeS ben fRecßtSinhalt Berbuntelte, fa übermog. ©ein Seit«

gebanfe ift eS, „ein Sßftern tbeoretifcber Slbftraftionen aus ber [Realität beS pofitioen SSermaltungSrecßteS" gu fcßaffeit, unb gugieicb m ill er — barin liegt bie Kühnheit feines Unter«

fangenS — m it einem gemaltigen ©prunge „bie S3ermaltung in ein bloßes ©ßftem Bon fRecßtSfunftionen auflöfen . . . um bie gange SSermaltung, bie im .Süßte' fo mancher guriRen gerabegu als baS Smmntelfelb Bon ©emalthanblungen er«

fcE)eint, . . . reftloS Bon ©emalttiraben gu fäubern".

Um biefe reBolutionierenbe Stnberung ber geltenben SSer«

loaltungSrecbtSiebre begreiflich gu machen, muffte ber erfte Slbfcßnitt beS inhaltreicßen SäerfeS „ S ie ©runbbegriffe" ans«

fübrlidfer beßanbelt roerben. ©leicße SluSfüßrlicßfeit ben tnei«

teren Slbfcßnitten gu mibmen, melcbe bie [RedjtSorbnung, bie SütigfeitSformen, bie Organifation, bie ©elbftnermaltung unb bie Kontrolle ber SSermaltung betreffen, mürbe hier gu meit führen. «Doch fei ßerOorgeßoben, baß gerabe in biefen ©ingel«

auSführungen bie eigentlichen grüdjfe jener begrifflichen S3or«

arbeit gutage treten. S3eifpielSmeife fei S t e r i l 8 Sehre Bon ben fubjeftioen öffentlüßen Pflichten angeführt. 'Sie heim*

fcßenbe Sehre leitet fie aus einem ©emaltBerßältniS beS Sijerr«

fcßerS © taat gegen feine Untertanen unb aus bereu ©ehor«

[amSpflicßt ab, unb bebient fidj babei Berftecft naturrecßtlicßer

©ebanfengänge. S t e r i l hingegen fagt: „SSarurn fo in bie gerne fcpmeifen, ©emaltBerhältniffe aller SIrt unb . . . Unter«

tanenpflicßt fonftruieren . . . , [tatt fidh m it ber geftfteHung ber naheliegenben gefeßlicßen ©runblagen gu befcßeiben, bie nach bem SegalitätSpringip als SSorauSfeßung rechtlicher

^flicht erforberlicß, aber auch genügenb finb?" „©elbft bie Bielberufene Untertanenpflicht gum atecßtSgeßorfam befteijt nießt a p rio ri, fonbern nur a posteriori, gufotge ber rechte«

orbnungSgemäßen Slnorbnung."

© in anbereS SSeifpiel möge geigen, mie umftürglerifdj S t e r i l S Sluffaffung manche bisher ßocß unb heilig geachtete

„©rurtbrecßte" beßanbelt. Sach ihm enthält bie gefeßlicße ©ta«

tuierung ber «Sulbung ungeftörten SlufentßalteS eines ©taatS«

Bürgers im ©taatSgebiete lebigticß einen „unberbinblicßen

©efeßeSinßalt"; benn eS „bebürfte im ©egenteil einer aus«

brücflicßen gefeßlicßen ©rmächtigung, menn eine SluSmeifung guläffig fein foll". ®em [RecßtSleßrer alter ©cbiule befchleicht baS ©efüßl, als ob ©ötterftatuen Bon ihren £ßronen geftürgt mürben.

Unb um noch ein britteS 23eifpiel angufüßren, fo finft bie gange Bielumftrittene Sehre Born „©rmeffen" auf ben einen ©aß gurücf, Bon bem burcß ben Sormengeber aufge«

[teilten SSergicßt auf eine S3efcßränfung gugunften beS han«

belnben Organes, ©eitn burcß bie oorßin angebeutete ftufen«

meife ©rgeugung beS [RecßteS mirb notmenbigermeife ein ©piel«

raum für baS ©rmeffen jenes unteren Organes bebingt, baS bie Born oberen Organe gcfeßte Rornt öermirflicßen [oll.

«Die SSerfaffung ift abftraiter als baS einfache ©efeß, biefeS ab«

,ftrafter als bie SSerorbnung, biefe mieberum abftraiter als ber ©ingelaft ber SSermaltung, unb jebe biefer ftufenmeifen Stonlrettoierungen fann bem ©rmeffen [Raum geben. S a , eS m u ß biefeä © rm e ffe n e m tre te n , w o im m e r b ie fjö fje re iC iornt

eine SDtehrheit Bon SSermirflichmtgen geftattet. Siefe, Bort SRecßtS megen gegebene SBahlmöglichfeit, ift eben baS ©r”

meffen, ein Vergießt auf ©dhranfeit unb „bie reine ©rfenntm^

barf fieß biefer oietteießt unermünfdhten ©infießt nidft sei*

fdjließen — SBiHfür". golgerecßt gelangen m ir gu einem feft*

umrijfenen, einheitlichen ©rmeffenSbegriff, unb bie fo siel iüopfgetbrecben Berurfacßenbe Unterfcßeibung Bon freiem urtb gebunbenem ©rmeffen gerftiebt: „freies" ©rmeffen ift ein fßnonßmer SluSbrud unb jebeS „gebunbene" ©rmeffen fällt überhaupt außerhalb beS ©rmeffenSbegriffeS.

IV . SSerlaffen m ir biefe ©ingelfolgerungen unb fuche,t mir ben optifdjen fßunft, Bon bem aus SR e r f l bie SSenoal*

tung betrachtet miffen miK. S R e r f l S allgemeine SSermaltung.^

leßre fenngeießnet ißn m it ben [¡Sorten: „ ® e r SRenfdß b a t f Bon [RecßtS megen altes, maS ißm nießt auSbrüdflicß recßtlid) Berboten ift. S)aS O rgan, leßtlicß ber © taat f a n n nur baS, maS ißm recßtlicß auSbritcflicß erm öglißt, maS in feine Stomps teng geftellt ift." Unb: „©taatiicßeS §anbeln fann als folcße^

nur banf eines fRecßtSfaßeS, ber ben SSilten beS ©taateS ä11 foldjem auSfpricßt, erfannt merben." ©p fann aueß „ber ß i^

gugrunbe gelegte SSermaltttngSbegriff nur als [RecßtSfunftioB, b. ß. als 3lnmenbung Bon [Recßt, Berftanben merben". SSerroal*

tungSrecßt ift bie SorauSfeßung ber SSermaltung; bie 58er*

maltung ift Slnmenbung beS 58ermaltungSreßteS. „® aS 58er*

maltungSrecßt ift nießt bloß bie conditio sine qua non, fort*

bern bie conditio per quam ber 5Sertoaltung."

5KuSgeßenb Bon bem ©runbfaße ber SReßtmäßigfeit ber 58ermaltung beßanbelt S R e r f l ben fehlerhaften SSermaltung?*

aft ebenfo übel, mie S e i f e n ben fehlerhaften © taatSaft; bei geßlerhaftigfeit ift hier fein ©taatSaft, bort fein SSermaltung?*

aft gefeßt. 58eibe merben unbarmßergig elim iniert; Unga*

ftänbigfeit, SSerfaßrenSmängel, SSerftöße gegen baS materiell5 [Reißt, fie alle füßren fRicßtigfeit herbei, unb eS „fä llt naß richtiger Sluffaffung baS erroäßnte SRajimum m it bem ÜRitti*

mum (beS SSorftoßeS) gufammen", morauS fiefj nun fteilicß eine „ungeheure 58ereinfacßung ber n oß immer ßerrfeßenbert SDiängelleßre" ergibt. Säen biefer [RabifaliSmuS einfeßüßtert/

ben tröftet SDR e r f l bamit, baß baS pofitioe [Reßt — „nieß*

auß bie fRecßtSmiffenfßaft" — folcße geßler rabifalieren unb tolerieren fann, unb ©eßorfamSpflicßt auß gegen ©cßeinafte gu ergeugen Bermag, unb baß baS pofitioe [Reßt Bon biefer äRöglicßfeit reißlid)ft ©ebraueß maeßt.

Um S R e r f l S graubiofer Sluffaffung Bon ber „5Recßt*

mäßigfeit ber SSermaltung" in allem folgen gu fönnen, muß man fidß fre iliß maneßer eingemurgeiten ©ebanfengänge ent*

äußern, ©o überrafeßt eS gemiß, menn er gtoar biefen ©runb*

faß ber [Redjtmäßigfeit ber SSermaltung als felbftoerftäubiiw unb baßer gar feiner befonberen Siobififation bebürftig ßim [teilt, hingegen erflärt, eS müffe „ber ©runbfaß ber ©efeß*

mäßigfeit fobifigiert merben, menn unb foroeit er gelten fo ll'■

SDR e r f l begrünbet bieS bamit, baß ja baS ©efeß nidßt bi5 alleinige, fonbern nur eine eingelne Bon mehreren möglich511 fRecßtSquetlen fei, toaS er in bem Stbfßnitte Bon ben [RecßtS*

quellen beS 33ermaltungSrecßteS auSfüßrt. ©aßer rühmt 5C ben Slrt. 18 ber öfterreißifßen SäunbeSberfaffung: „S)ie 05*

famte ftaatlicße SSermaltung barf n ur auf ©runb ber ©efeß5 auSgeübt merben." „3R it biefer gerabegu flaffifßen gormuK5*

rung beS ©runbfaßeS ber gefeßmäßigen SSermaltung ift te*

gum g n ftitu t beS pofitinen [RecßteS gemorben. g ü r baS [Bereich beS öfterreidjifßen üiedjteS ift bamit ein formelles ©efeß •••

notmenbige SSorauSfeßung jeglidjer SSermaltungStätigfeit f!r morben". . . , momit gugleicß bie §errfcßaft beS Born ffiolf?*

miHen ergeugten ©efeßeS üöer bie SSermaltung unb fomit bt5 jßemofratie feftgelegt ift.

V . ©S ift auSgefcßloffen, ßier ben gangen Slufbau be_5 S R e r f l f ß e n SSermaltungSreßtSleßre gu Berfolgen. ® r feml1 ßat in bem befonberen Seile, anläßlidj ber SSeßanblung SätigfeitSformen ber SSermaltung unb ißrer O rgam fati0^

baS Borßin ffiggierte ©ßftem nur brucßftüdEmeife auSgearbeit5t unb, maS ja begreiflich ift, noeß längft nid)t alle 58 au [teuf?

gufammengefügt. Slber feßon ift eines fießer: unerbittlich, ^ in alle ©taub« unb ©ßrnußminfel, bie eine pfeubo«redjtliar unb ßalbpoligeiliße Sluffaffung ber SSermaltungSfunftionen bi?*

ßer feßamhaft Berbedfte, ßineingeleucßtet morben, unb üb5i*

rafßetib Biel Unhaltbares ftürgt rettungslos gufammen. ^lü*

b e re rfe itS ab e r if t e in S teubau a u f fa ft a ü e n S iecptS toiffm *

(5)

57. g-afirß. 1928 ©eft 16] Größere 9Iuffä§e 1021

fünften als notwenbig erwtefen. ©S geht nid)t meßr an, Bon Ottern grunbiegenb gefonberten fßerfaßren für ©ericßtS» unb

^erwaltungSfadjen p ffsretfjen; bie genteinfamen «Prinzipien Seiber tjat «Dt e r f l fo fcEjarf formuliert, baß nunmehr Bor bie

®onberbar.fleIiung eßeftenS eine «Beßanblung biefer gemein»

fatnen ©runbfäße treten muß. Sine bisher ungeahnte 8 U*

iantmenfaffung unb zugleid) SSereinfaifiung ber öetfdjiebenen

•Sifziplinen beS Bisher getrennt beßanbelten priBaten unb öffentlichen Siebtes toirb fidt) unBermeiblicß ergeben.

T a rn it gtanbe id) and) ber naßeliegettben Mrage borge»

ßtiffen ju haben, ob «Dt erf l S allgemeine SSerwaltungSleßre mit S f e l f e n S (Staatslehre ftet)t unb fällt. S ie ift, fo feijr fid) SOterfl banfbar als Sdjüler R e i f e n s bezeichnet, ben»

noch nicht fo einfach p bejahen, wie es auf ben erfien 58ücE idjetnen fönnte. Nicht bloß beä^alb, weil S N c r f t fid^ getegent»

Sd) meitgeljenbe aibweicßungen bon feines «EReifterS Sehre (Z- SS. bei ber Drganleljre) geftattct, fonbern bor allem aus bent tieferen ©runbe, Weit er troß ber gewottten unb einbe»

kannten Nachfolge fein Nachtreter ift unb als origineller Sfopf fein Spezialgebiet immer wieber ganz bon bonte, ab ovo auf iogtfdjen «Prinzipien aufbaut, beren ©runblagen, eben Weit fie nad) Sogil ftreben, immer wieber p fetbftänbigen ©rgebniffen kommen unb eine gefonberte 58eurteitung geftatten. ©ine ein»

ßehenbe SSeantwortung biefer grage Bebürfte eines ebenfo eingeI)eitbeS ¡BergleidjeS beiber ¡jjauptwerfe SEel fenS unb S R e r f l S , bie jebod) nicht Sache biefer Tarfteflung beS all»

gemeinen SSerwaltungSredjteS ift. § ie r genügte eS n a d jp * weifen, baß «Dt erf l w irflid) neue unb BetheißungSBoIie©tunb»

lagen biefeS NedjtSzWeigeS gefcfjaffen uttb ben tieferen $u»

fammenhang unb bie engere SJerWanbtfdjaft ber 3ied^tS=

Probleme Bon S u ftij unb 58erWattung flargelegt hat- ©ineS atterbingS barf über ber gtanjenben logifdjen $ergtieberung, bie « N e r f l ben NedjtSbegriffen unb Munitionen ber 58erwal»

tung angebeihen läßt, nicht Bergeffen werben; bie fontreten

©rfdjeinungen beS SebenS, m it benen bie Tätigfeit ber 5Ber»

maltung auSgefüttt ift, werben Bon ihm bewußt bürftig be»

Jßanbelt — er-fetbft gibt bie Sü rftigfeit biefer ©rfenntniffe getegenttid) S . 44 p . S ein SBerwaltungSrecfjt bebarf, um ber «prapiS beS SebenS nicht bloß NechtSfäße, fonbern and)

^Richtlinien für ihr 5ßerhalten zu geben, ber ©rgänjung burcß einen anberen, uns Bon atterSher wohlbefannten SBiffenS»

ZWeig, wetdjer S3erwaltungStehre unb SßerwaltungSpoIitif um»

faßt. T I e r f t fcf) eibet beibeS bewußt unb m it fRedjt aus feinem 58erwaltung8red)te auS; aber ohne biefe S3orfenntniffe würbe baS reine SBerwattungSredjt blutleer erfcheinen unb «Dt erf l tut Bietleicht unrecht, biefe für bie fonfrete SSerWattung fo Wich»

tig e n , ©rfenntniSzweige, ba er fie bod) nicht gänzlich Ber»

meiben fattn, gar fo bon oben hetab zu beljanbeln. Stber anbererfeitS ließt turmhoch über fotchen 58ebenfen bie Tat»

fache, baß SKR er f IS SSerE eine in ihrer 2trt neue juriftifche T ifz ip lin beS reinen 58erWaltungSrecßteS grunblegenb Bor»

bereitet, ja eigentlich erftmalig gefchaffen hat»

Der |$t$ vertriebene eifo^lot^ringif^e Kister* Das Kefc^egefe^ vom

!!♦ Januar unb ber perfenolobbau.

S$on jfßrofeffor D r. ©erma nn S a ß r r e i ß , Seipgtg.

$ a S unten S . 1036 abgebruefte U rt. beS «R@. B. 8. NoB.

1927, I I I 1 5 6/27, muß ber wiffenfdjafttichen StuSeinanber»

feßung zugeführt werben.

O b ba§ U rteil auch nur gerecht ift i. S . jenes ©e*

lecßtigfeitSmaßftabeS, ber fid) hier borbrängt: Treue um G reu el1), wirb nicht n ur ber SM. bezweifeln. T a m it müßte ntan fief) abfinben, wenn baS U rteil recE)tSricE)ttg wäre;

unrichtiges «Recht mag ber ©efepgeber Befeitigen. T>a8 Urteil Mttfpricßt aber nicht bem geltenben 5Recßt.

I. T a S 91®. meint, eS fönne „baßingefteUt bleiben", ob Ber SM. „als elfaßMothringifdjer ÄanbgeridhtSbireftor nad) Ber Abtretung Bon ©lfaß»£otßringen an Mranfreid) ©eßatts»

uufprücße gegen ba§ Teutfdje fReich befiße". Unb hoch hängt bon biefer fjjrage ab, ob baS fReichSgefeß 0. 11. $ a n . 1922 berfaffungSmäßig zuftanbe gefommen ift unb weihe 58ebeu»

tung fonad) bie ©rneitnung beS SM. zum DberregierungSrat hattej 8 n SBaßrheit entfe^eibet benn auch baS 5R®. impli»

fite bie g-rage, unb zn>ar — oßne 58egrünbung! — negatio,, tnbem es bie Sßeitergewäijrung beS ©eßalteS an bie Ber»

triebenen etfaß»Iothringifchen 58eamten bureß baS fReicß nach jßter SSertreibung als bloßen Ülft ber Mütforge bewertet unb ibäter baS ©efeß einfach als „gültig " oßne Prüfung troß

^tnerfennung ber gmeifelßaftigfeit ber SRecßtStage, wo bas mr ben SM. ungünftig ift, ßinnimmt. Qm erfteren 5f?unft 'flie ß t fih alfo ber ©erihtShof bem ©ebanfengang ber in

®mn. 1 erwähnten NegierungSbegrünbung an, ber aueß bie

®tunblage für bie Igno rieru ng ber 3Ud)ter»Sonberred)te Q6gibt.

ISiefer ©ebanfengang aber berußt auf einer weitBerbrei»

teten, bureß bie Terminologie erleichterten 58egriff§Berwechf»

tung. ©eutfdjeS «Reich tarnt nämlich bebeuten: 1. beutfeßer

® taat im Unterfhieb zum franzöfifeßen, japanifdjen ufw.

(bgl. bie Überfcßrift be§ I. §auptteilS ber «R58erf.: „Slufban unb Aufgaben beS fReicßS"); 2. innerhalb ber räumlich (unb zugleich facßlicß unb perfönlicß) bezentralifierten O rganifation

x) 99lan~ iprießt fre ilid ) m eift n u r Bon ber Treupflicßt beS fe a m te n gegenüber bem S ta a t; ba§ iß ganz richtig, folange bie ' f l b ft b e r ft ¿ ¡ü b lic h e Treue be§ S ta a t? gegenüber bem «Beamten Uitfjt in g-rage geftetlt m irb. T ie «RegierungSbegrünbung ju m 9l®ef.

b- U . S an. 1922 (® rudci. beS S tT. 9 lr. 23G7) fept b i e f e T re u b flid jt

ö ö r a u g , t v iU if ) r o d e r a n fc fy e in e n b f y i e v k e in e v e d j t t i d j e

uoige geben!

biefeS beutfeßen S taats fobiel wie 8 entratapparat im Unter»

fdjieb zu ben TezentralifationSapparaten, ben ,,58unbe3»

ftaaten", jept „Sänbern" (Bgl. bie überfcßrift beS 1. 2lb»

fcßnittS beS I. §auptteils ber 5R58erf.: ,,3teicß unb Sänber")2).

SSenn nun in unferer fyiage m it ber ©rörterung be»

gönnen Wirb, ob bie elfaß»Iothringifchen 58eamten SReidjS»

ober SanbeSbeamte waren, unb Bon ber ©ntfdjeibung eine SMärung erwartet wirb, wie baS bie fRegierangSbegrünbung in ißrem Born 5R®. einfach übernommenen ©ebanfengang t u t 3), fo ßat bie erwähnte 58egriffS0ertaufcßung ftattgefunben.

§ i e r ßanbelt eS fieß nämlich zunäcßft nur barum, ob ber SM. als etfaß»lotI)ringiidjer SanbgericßtSbireftor n a ß bem SSerfuft ©lfaß»£otßringenS für Teutfcßlanb gegen baS 5Reiß als ben beutfeßen S ta a t fReßtSanfprücße (auf ©eßalt inSbef.) ßatte ober hat. SBirb baS befaßt (unb bie ©ntfdjeibung bar»

über ßat, wie w ir feßen werben, m it 9lrt unb ÜRaß ber innerbeutfßen Tezentralifation gar nißtS zu tu n ; ßängt gar

2) T h p ifd ) bet geßler im Schreiben ber Stbteilung fü r Slfaß»

Eothringen im SReiißSminifterium beS Q nnern an bie Qentralftette ber U n io e rfitä t S tra ß b u rg in ffre ib u rg t. S r . B. 13. f j u li 1 9 2 0 : „ ® a bie SanbeSbeamten Beine fReid)§beamten finb unb baä SReiiß auch uießt buteß ben MriebenSBertrag bie Setpflicßtungen beS SanbeS gegenüber ben Berbrängten Seamten übernommen ßat, ift ißm fü r bie Ser»

forgung berfelben freie ©anb gelaffen, oßne baß eine S in b u n g an bie in 6 Ifaß»£otl)ringen fü r einzelne Siategorien Bon Seamten getroffene

¡Regelung anzuerüennen w äre." S o würbe e in Senftfeßler zum S cß i& fa l biefer ¡Beamten! (Bgl. zum © runbfäßliihen S a ß t r e i ß , SerecljenBarüeit unb fRecßt, S . 4 9 /5 0 , Slbf. 4 ber 2lnm. 103). »*L S erträge, bie ein £anb n a ß ü lrt. 78 3 tS e rf. m it einem ausw ärtigen S ta a t fdjließt, finb Verträge beS SReicßS a ls beS beutfeßen ^ S ta a ts , unb baS ülbfcßlußorgan biefeS S ta a t? ift ein auS gunlctionären beS TezentralifationSapparateS „£ a n b " unb (fü r bie g u ftim m u n g ) beS gentralapparateS „fReicß" zufammengefeßteS.

3) T ie Bon ber recßtS» unb jia a tS w iffe n fß a ftliß e n g a fn tltä t ber U niB erfität S re ib u rg i. S3r. im (SnbergebniS weitgeßenb m it «Redjt ge*

b illig te „(Sutaißtlicße fu ß e ru n g " Ü R e r l i S B. 25. g e b t. 1919 über bie fRedftSanfprüße ber fßrofefforen ber U n iB e rfitä t S tra ß b u rg gegen ba§

Teutfcße tReidj geßt aueß fo Bor unb muß beSßalb in einem ©nb»

abfeßnitt auf einem Umweg ba§ SRecfjt finben. ©anz äßnliiß nerßält eS fieß m it G e r w i n ¡ Ru d t S gebanbenreießem SReßtSgutaßten in Sacßen ber SRccßtSanfprüße te iß S lä n b ifß e t ¡Beamter gegen baS SReicß (in „® te ©emeinfebaft", SiuSgaBe K , 2. SCaßrg. fflt. 22— 24 D. 20. ® ej.

1920

,

SBerlin, SBerlag ber ©emeinfeßaft).

(6)

1022 ©töfjere SKufjage [Surifiifcße 25od^enfdC)rifi

nicht baBon ab, welche fiaat§re<f)titele ©teßung Eifaß»£otij»

rin g e n im ©efamtgefüge beS beutfdjen Staats gehabt bat; iß gar nicht bantit gegeben, baß man gtoifdjen ^ReicE;^ unb SanbeSgefeßen als ber SRedjtSqueße unterfcß eibet), wirb aifo bie grage Bejaht, fo ift eS ¿weite Frage, ioeid)e ©teile im heutigen © taat biefe Slnfpriicße erfaßen hat; nnb foßte ber SSerlnft Eifaß»£othrmgenS felbft in biefem Sßnnit eine otganifatorifcße Sücie gefcEiaffen haben, fo muß ber beutfcße S ta a t feine D rganifation eben nunmehr fo regeln, baß biefe Sinfprücße erfüllt werben lönnen.

28ie aifo: hatte ber Sil. im SRugenblicf ber Stbtretung Elfaß»£oti)TingenS an fjranfreidh ©eljaltSanfprüdje gegen ben beutfdjen © ta a t unb welche, unb Würben biefe ^tnfprücfje burdi) bie SDötretung berührt?

'Erwerb unb SSerlnft Bon Staatsgebiet bebeutet nichts anderes als SluSbeßnung ober Einengung beS ¡QerrfdjaftS»

Bereichs ber ©taatSgewalt nach räumlichem K rite riu m 4 5).

Elfaß»£othringen ift 1871— 1918 Oeil beS ©ebieteS beS beut»

fd)en ©taatS gewefen; bie Organe, bie an O rt unb ©teile ge»

mäß ber organifatorifdjen ©lieberung beS beutfdjen ©taatS bie ©taatSgewalt auSlibten, Waren Organe beS Reichs als beS beutfchen ©taatS. SBer als S tifte r in Elfaß»£otl)ringett eingefeßt war, War beutfcher SRidjter, Sichter beS Oeutfcßen SeicßS als beS beutfchen Staats. SRit ber Abtretung beS Sandes an jytanfreidj (fpäteftenS!) hörte bie beutfcße ©taatS»

gewalt in Eifaß»£othxingen auf; bie beutfchen ©taatSorgane Waren, fcweit fie SSeamte waren, nunmehr Beamte ohne Statt6).

O b biefe Oatfacße auf bie SRedjtSßeßung biefer Beamten p m beutfchen © taat Einfluß hatte, fonnte m it SBirlung für Oeutfcßlanb geregelt fein im SSölIerredjt ober (unb) im b e u t f c h e n 6) ©taatSredjt.

Oabei ift h i e r bie Frage nic^t für a l l e jene SSeamten geftellt, fonbept nur für biejenigen, bie ber beutfcßert Staats»

m iffion wegen nad) Elfaß»£otl)ringen geiommen w aren7) ; ihretwegen entßeßt ja überhaupt erft baS ißroblem, baS man wohl nidjt aufgeroßt hätte, wäre bie beutfcfje Staatsgew alt, foweü fie an O rt unb ©tefie auSjuüben war, Bott Anfang an Söhnen beS SanbeS übertragen worben; baS Problem, baS hoch eben wegen b i e f e r Sonfteßation Bon Bomberein bie V e r m u t u n g bafiir m it fid) bringt, baß ber beutfdje © taat (minbeftenS auch) r e c ht l i c h biefen „S iiffionare n" gegen»

über gebunden w ar unb ift.

a ) Eine oölferrecßtlidje Segelung ber f^ag e ift nidjt gegeben. OaS S8ölferred)t weiß nichts Born U n t e r g a n g ber llnfprüdje biefer SSeamten gegen baS SReid) als ben beutfchen

© ta a t; ebenfowenig iönnte man, hätte baS SSerfaifler O iita t nid)t ohnehin jebe Haftung FranfreidjS fü r biefe Slnfpriiclje auSgefdjloffen, nach gemeinem Völferredjt fagen, baß ber erwerbende © taat b i e f e (gan$ ficßer n i c h t 8) „relatioen") .Sinfptfidje ¿ur Erfiifiung ü b e r n o m m e n habe. Unb anderer»

feitS wirb man frei!idj Weber im gemeinen SSölferrecfjt noch 4) 3 a ß t r e i ß , SerecßenBarkeit unb S eiht © .7 4 , 9 7 f.

5) ©te konnten ftanjoftfcße Beamte werben, wenn ber fran»

gofifcße © ta a t nach feinem Siecßt fie al§ ©taatSorgane Bcrwanbte. S1IS b e u t f cß e Seamte w aren fie im Stugenblick be§ gttrückwetcßenS ber beutfcßen © taatSgew alt ohne Statt. O a ra n w irb nichts geändert bnrd>

bie 21rt, wie franjöfifcife SBtttkür biefen Slngenblick beftimmie. — Eine etwaige „Übernahm e" beutfcher ^Beamter burch Frankreich w a r n u r fo möglicß, baß beftimm ie fßerfönlicfjfeeiten ben beutfchen © ta a lS f bienft berließen unb in ben franjofifchen eintxaten.

6) Sticht im f r a i t g ö f i f c ß e h , wie bie „S tebifionsbcgrünbuitg"

fü r borfteöbar ju ßalteu fcßeint, wenn fie fa g t: „O ie ©eßaltSgaßlung (seil, burch Frankreich) iß »ielm ehr eingefteilt worben, w eil nad) ber ffltaßgabe fraii§öfifdßer ©efeßgebung oa3 SSeamtenbienftoerßältntS, auf bem fie begrünbet w a r, aufgelöft Worben ift. Stßit biefer S luflöfung beS OienftnerßaitntffeS fin b auch etwaige wohlerworbene SRedjte ber Beamten erlofdjen." F ü rw a h r, es ift nichts unm öglich!

7) Unb auch Bon biefen Beam ten Wären biejenigen auSguncßmen, bie bon F rankreich „ü bernom m en" w ürben, fa lls eS foldje gegeben haben folite.

8) ®aS Wirb man fdßort be^ßalö fagen müffen, Weil eS fid) nach ber ra tio beS SSerfaißer O ik ta tS hier eben um bie 2tnfprücße 1 a n b » f r e m b e r F u n k tio n ä re beS E r o b e r u n g S f t a a t S hanbelt; baS iß gerabe keine d e tte lo ca le im © in n ber S lntw ort ber aßiierten unb affogiierten 3JiäcE)te B. 16. Q u itt 1919 auf bie (Bemerkungen ber beut»

fh e n Friebensbelegation (P a rtie s I I e t I I I s e c tjo n V ). S ie jRcbiftonä»

begribtbmtg geht hier bötttg fehl.

in ben S3eßimmungett beS SSerfaißer O iftatS eine (Regelung darüber finden, wie fid) Oeutfcßlanb m it biefen feinen 23e»

amten auSeinanberjufeßen fja&e. ES beßeßt unb beftanb Slnlaß, in b i e f e r g-rage bie D techtS feßungS fom petenä beö beutfchen Staats Bölfexred)tlid) materieß jn Binben.

b) 9?ad) beutfehem ©taatSrecht muß heute bie ffrrage wie jebe gegenwärtige ^Rechtsfrage ¿ott ber SSeimarer SSerfaffung als ber ©pftemgrunblage auS geprüft werben. f£ie ?Iufprücfle beS ®1. gründen fid) auf b e u t f a j e S ©efe|eSrecf|t beS Bor"

reBoIutionären fRedjtSacftanbeS. ES ift nicht erfindlich, wief0 biefeS ©efe|eSred)t ber i8 erfaffung wiberfpred)en foß, die gerabe bie entfeheibenbett fßriujipien im 2trt. 104 ju Ber»

faffungSmäßiger S3eßanbSiraft erhoben hflt- ift 9Irt. 178 2tbf. 2 ©aß 1 übernommen. Stuf feiner ©ntnblage erworbene BermögenSredjttiche IRedjie finb fhon deshalb wohi"

erworbene fRedjte i. © . beS ?lrt. 129 fRSSerf. 9tun iönnte man aßerbingS erwägen, ob nidjt bie jReoolution als S'tife ber ©taatSgewalt felbft junt SSerlnft ber bis dahin woljietwor»

benen fRcchte geführt habe. 2)aß bergleichcm möglidj wäre, foßte jebettfaßS Bon einer fRedjtSiehre nicht beftritten werben, bie auf bie ijtflorifd^e 93ebingtl)eit jeder fRedjtSnorm hinweiß- Slber dies SSebenien erübrigt fid) Iji^-* Snfoweit nämlid) Be»

ftel)t lein Unterfchieb gwifdjen ben eIfaß»lothTingifdjen S f amten unb ben übrigen S3eamten beS beutfchen Staats. ® ie SSeiterjahlung ber ©ehalter an fie durch ben beutfdjen Staat War fein SKt ber bloßen g-ürforge, fein ©efeßenf, fortberit felbft eine jener Handlungen, bie in jenen Sagen beS Eh«0^

die SSeamten in ^Pflichttreue Bornahmen und beren SBebentunS feine geringere war, als baß Bon hier aus die ®onfolibiernng ißren StuSgang naljm ; in biefem uncrfdjütterlidjcn SSeiter*’

fnnftionieren beS SeamtenapparateS auf © rund ber ©efepr, die einfach als weitergeltenb gehanbhabt würben, liegt ja g^

rabe ber Bielerörterte große ?(ft ber iRejeption beS Botteop»

lutionareu beutfdjen fRedjtS aller ©ebiete9). ©oßte eS fein (ber ©1. beftreitet biefe S3el)auptung ber SteBifionSbegrünbung)/

baß bie ©ehaltSjahlungen nicht tn Boßer §ölje erfolgt feiert und „n u r Borfdjußweife unter SSorbehalt ber Verrechnung ntjt granfreiclj", fo würbe baS nur beweifen, baß bie über die

^■aljlung entfdjeibenben ©teßen nicht über ben © rund beö StnfpmcljS, fonbern über andere, Ijier nicht intereffierenbe SRomente eine irrtiim lidje Sluffaffung Ijatten; wenn wart feijon an eine SSetredjnung m it. y-taufreidj glaubte, fo ntuß!(

biefer ©laube boclj Woßl fpäteftenS m it ber Unterjeidjitung beS SSerfaißer ÜDiftatS begraben werben unb fegte im übrigen rabe BoranS, baß bie SSeamten fR echtSanfprüdje fjattert-

® aß bie SSilbung Oon ©ewohuheitöredjt auf einem beftimmtfff fRecßtSgebiet „aller Erfahrung unb Übung wiberfpridjt", ift möglidj, befagt aber nur die iReuartigfeit Bon ©emoßttljeitp1 redjt auf biefem ©ebiet unb nichts gegen feine SRöglicßfeit/

wie baS 9f@. offenbar annimmt.

ISie SBeitergetoaljrnng beS ©eljalteS an bie (elfafplotfp ringifdjen) bcutf^en SSeamten, m it benen w ir uns hier bo»

fcßäftigen, w ar aifo fo ober fo Erfüllung einer jRedftspflicßt-

© tre it fonnte nur batüber befteßen, weldje SPaffe im SR ei“) als bem beutfdjen © taat gn saßlen hatte. O ie SBaljl blieb ui!i jwifdjen SReicßSfiSfuS unb g'iöfuS ber Sander, aifo

f

e i rte SBaßl angefießts ber Söebeutung beS Erwerbs unb SBieb^

BerluftS Bon Eifaß»£otljringen als einer aneß organifatorifa) gefamtbeutfdjen Slngelegenljeit.

I I . O a m it ift aber ftargefießt: jebenfaßS foweit untet jenen SSeamten SRidjter ber orbentlicßen ©eridjtsbarfeit wartrt, mußten für baS 3 uftanbefommen 5eg fRetcßSgefeßeS °- 11. Satt. 1922 bie SßorauSfeßnngen beS 2Irt. 76 ßlSSerf. et>>

fitßt fein, © ie find nidjt erfüÖt10 *).

OaS ©efeß iß aifo auf jene SRicßter, wenn überhaupt, \°

jebenfaßS infoweit nießt anwendbar, als eS in wohlerworbene SRecßte eingreift. O e r S I. blieb aneß naeß Erlaß be^ ©efep^

9) V g l- F a f j r r e i ß , OaS ßSroBiont ber recßtlidjeit ijiqutbatiott beS SBeltkriegS fü r O eutfdjlanb © . 74 /7 5 .

10) OoS ©efep ift angenommen m it „SDiehrßeit"; eilte F ef«

Rettung, baß bie SÄeljrijeiten beä 2 lrt. 76 Düßerf. gegeben waren, w uteßt e rfo lg t; fie W a r e n aifo fü r baS SJedjt nießt gegeben; beim W1?

bem E rforberniS ber ßieeßtsfießerßeit unb bem Eßarakter beS ® r t - , ^ SRSSetf. als ber S a p i t a 1 beftitnmung ber V erfaffung im bollert © t’11 beS SBorteS fo lg t bie Uumögticßkeit anbereu ©eßtuffeö.

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jagung einer B e rtoirfung gelangen ntug. ©g hanbett fich nnch hier toieber um einen umftanb, beffen Bejahung gugunften beg S t fpricht, m it beffen Berttetnuug

¡RütftrittSrecßtS noch möglich ift, jebergeit m it ber ©ntftehung biefer ©erpflidßung redjnen. ¡Sie§ rechtfertigt feine ftrengere Vaftung. 3 n biefem entmeber

ßflicßtet ift, fü r ben Berbieib ber ©acßen berhaftet. Beftreitet ißnen aber bag 9tecßt. tBie fR ebifion blieb erfolglos. näm licß bann gegeben, wenn bie

rieptungen gelten. erwäpnt auglättbifcpe ©cpiebgfprücpe nicht. M a g fein, baj) fie üon ber Sluffaffung auggegangen finb, ber ©epiebsfprud) fei, ba niept auf

rechnen fein würbe, gerner füll bem Gericht bie S R ö g W ” 1 gegeben werben, ben ©rlaß beS VoIlftredungSbefdhfuffeS 000 einer ©icßerheitsleiftung abhängig gu

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