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Der Bedarf nach Festigung der internationalen Wirtschaftsposition der Bundes

W dokumencie Katowice 2011 (Stron 53-59)

Kapitel I: Die Prämissen für das Interesse der Bundes republik Deutschland

3. Ökonomische Prämissen

3.2. Der Bedarf nach Festigung der internationalen Wirtschaftsposition der Bundes

Deutschland wird häufig durch das Prisma seiner Wirtschaftskraft als ein Han-delsstaat, der keine militärischen mittel zur Erlangung seiner Ziele auf der internatio-nalen Bühne einsetzt, betrachtet und bewertet.90 Dieser Staatentyp unterscheidet sich von den herkömmlichen Mächten wie den USA oder Russland. Nach Angaben des In-ternationalen Währungsfondsnimmt Deutschland im Jahr 1993 hinsichtlich des BIP den vierten Platz weltweit hinter den USA, Japan und China ein; es belief sich auf 1,6 Bio.

USD, was 5,21% des weltweiten BIP ausmacht. Diese hohe Position behielt Deutsch-land bis 1995. Im Jahr 1996 wurde DeutschDeutsch-land unwesentlich von Indien, das gerade einen enormen Wirtschaftsboom erlebte, überholt. Nach der EU-Erweiterung von 2004 und 2007 bleiben diese Tendenzen bestehen. Deutschland nimmt den fünften Platz in der Welt hinsichtlich der Höhe seines BIP ein, das sich im Jahr 2007 auf 2,7 Bio. USD belief, 3,75% des weitweiten BIP und 18,15% des BIP in der ganzen EU91; vor Deutsch-land liegen weiterhin die USA (19,07%), China (16,04%), Indien (6,53%) und Japan (6,03%).92 Das Prokopfeinkommen (BIP per capita) betrug 2007 über 32.000 USD, was um ca. 2.5000 USD über dem EU-Durchschnitt lag. Nach Volker Rittberger sind die Attribute des Handelsstaates vor allem: Interesse an den Problemen in der Region, Eintreten für den Ausbau wirtschaftlicher Wechselbeziehungen und des freien Markts, ein großes Wirtschaftspotenzial und ein großer Anteil am Welthandel.93

89Vgl.: N. Wieczorek, op. cit., S. 37.

90Vgl. eingehender: R. Rosecrance, Der neue Handelsstaat. Herausforderungen für Politik und Wirtschaft, Campus, Frankfurt am Main 1987.

91 Seit den Anfängen der EU ist der Anteil des deutschen BIP relativ zurückgegangen: 1993 belief er sich auf 20,81%, 1995 auf 20,53%, 2004 r. auf 18,53%. Eigene Berechnungen auf der Grund-lage: Word Economic Outlook, IMF, Washington DC, September 2007.

92 Im Jahr 1995 rückte China an Platz 2 hinsichtlich des BIP. Die angegebenen Daten beruhen auf eigenen Berechnungen auf der Grundlage: Word Economic Outlook, IMF, Washington DC, Sep-tember 2007, S. 204 u. a. Daten des Internationalen Währungsfonds, Quelle: http://www.imf.org/ex-ternal/pubs/ft/weo/ 2007/02/weodata/weorept.aspx?sy=1993&ey=2008&scsm=1&ssd=1&sort=cou ntry&ds=.&br=1&c=924%2C134%2C534%2C158%2C111&s=PPPGDP&grp=0&a=&pr.x=47&pr.

y=6, (November 2007).

93 V. Rittberger, Machtstaat, Handelsstaat, Zivilstaat?, [in:] W. Bergem, V. Ronge, G.

Wei-Von enormer Bedeutung für die deutsche Wirtschaft sind die Beziehungen mit dem internationalen Umfeld. Noch vor der deutschen Einheit war die Bundesrepu-blik ein „Wirtschaftsriese“ und „Exportweltmeister“. Heute steht Deutschland im Welt-handel an zweiter Stelle. Deutschland war im Export führend (9,3% Anteil am weltweiten Export) und lag hinter den USA an zweiter Stelle beim Import (7,2% des weltweiten Im-ports). Im zweiten Quartal 2009 China hat Deutschland im Ex¬port überholt. Deutsch-land ist zweiter Exportweilmeister. Die Zahlen der Welthandelsorganisation stellen Deutschland an Platz zwei im Export mit 9,2%, herausgeholt von China mit 9,9% Anteil am weltweiten Export. Der deutsche Export ist ein großer Teil des gesamten Exports der EU, auch wenn in den Jahren 1990 bis 2005 sein Anteil von 25% auf 22,2% zu-rückgegangen ist. Ähnlich stellt sich die Situation im Import dar, der in demselben Zeit-raum von 20,3% leicht auf 17,0% zurückging.94 Deutschland verfügt über die weltweit größten Finanzreserven (111,6 Mrd. USD 2006).95 Die Probleme mit der Vereinigung wirkten sich nicht besonders auf den Außenhandel aus. Dies hing vor allem mit der star-ken Position der westlichen Bundesländer, insbesondere Baden-Württembergs, Bay-erns und Nordrhein-Westfalens beim Export zusammen. Über 45% des BIP stammt aus dem Export deutscher Waren, vor allem Industrieerzeugnissen wie Kraftfahrzeuge, Elektrotechnik, Maschinenbau und chemische Produkte.96

Auf die Staaten der EU entfiel die Hälfte des deutschen Handels. Im Jahr 2006 wurden drei Viertel der deutschen Waren in die europäischen Staaten verkauft, darunter 62,3% in die Mitgliedsländer der EU. Den zweiten Platz im Export nahmen die asiatischen Länder ein mit einem Anteil von 12%, dicht gefolgt von Amerika mit einem Anteil von knapp 12%. Die Hauptabnehmer von Waren waren Frankreich (9,5%), die USA (8,7%) und Großbritannien (7,2%). Auch der größte Teil des deut-schen Imports kam aus Europa (70%), darunter 57,6% aus Ländern der EU; die wich-tigsten Importpartner waren Frankreich (8,5%), die Niederlande (8,3%) und China (6,8%). Nach Europa folgten Asien (17%) und Amerika (10%).97

ßeno (Hrsg.), Friedenspolitik in und für Europa. Festschrift für Gerda Zellentin zum 65. Geburtstag,:

Leske+ Budrich, Opladen 1999, S. 83-111. Vgl.: M. Staack, Handelsstaat Deutschland Deutsche Außenpolitik in einem neuen internationalen System, Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn 2000.

94Vgl.: International Trade Statistics 2006, WTO, Washington DC 2007, S. 18, 65; Inter­

national Trade Statistics 2009, WTO, Geneva 2009, S. 12. Günstiger wirken diese Indikatoren nach den Daten der EU selbst. Danach hatte im Jahr 2005 Deutschland 26,7% des Anteils am gesamten Au-ßenexports der EU-25 und 19,0% am Import der EU-25; vgl.: Eurostat Yearbook 2006-07, S. 199.

95 Daten nach The World Factbook, Central Intelligence Agency, Quelle: https://www.cia.

gov/library/publications/the-world-factbook/geos/gm.html, (November 2007).

96Vgl. eingehender: J. Misala, Cechy i tendencje rozwojowe handlu zagranicznego Niemiec ze szczególnym uwzględnieniem handlu wschodnich landów z Polska /Eigenschaften und Entwick­

lungstendenzen des deutschen Außenhandels unter besonderer Berücksichtigung des Handels der öst­

lichen Bundesländer mit Polen/, [in:] W. Małachowski (Hrsg.), Polska – Niemcy a rozszerzenie Unii Europejskiej / Polen – Deutschland und die Erweiterung der Europäischen Union, Bd. 2, Szkoła Główna Handlowa-Oficyna Wydawnicza, Warszawa 2004, S. 63-78.

97 Daten nach: Statistisches Bundesamt Deutschland, Quelle:

http://www.destatis.de/jet-Die geografische Nähe der Beitrittsländer der Norderweiterung war mit zahl-reichen Präferenzen und Prioritäten der deutschen Wirtschaft, Sozial- und Umwelt-schutzpolitik verbunden. Insbesondere die Aufnahme Österreichs sollte die Position Deutschlands in der Region festigen aufgrund der engen historischen Verbundenheit zwischen diesen beiden Staaten. Die Länder der EFTA waren mit der Bundesrepublik auch durch das Interesse an der Unterstützung der demokratischen Reformen in Mit-tel- und Osteuropa verbunden. Ein anderes Argument für den Beitritt dieser Länder war auch ihre starke Wirtschaft, ihre finanzielle Stabilität ihr gefestigtes demokrati-sches System. Die Bundesrepublik war und ist sehr stark wirtschaftlich und finanziell mit den EFTA-Staaten verbunden, deren wichtigster EU-Partner sie ist. Österreich und die Schweiz gehörten zur Zone der D-Mark und Schweden versuchte zu Beginn der neunziger Jahre eine restriktive Monetarpolitik mit festem, einseitig zum ECU festgesetztem Wechselkurs der Krone einzuführen.98

Während die Erweiterung der EU um die Staaten der EFTA hauptsächlich durch wirtschaftliche Beweggründe bedingt war, waren diese Prämissen Anfang der neunziger Jahre im Bezug auf die Staaten Mitteleuropas zweitrangig. Der An-teil dieser Staaten am Außenhandel der Bundesrepublik noch vor der Vereinigung war nicht bedeutend aufgrund der schwach ausgeprägten Formen der Kooperati-on und des Handelsverkehrs. ÖkKooperati-onomische Prämissen begannen erst gegen Ende der neunziger Jahre eine größere Rolle zu spielen, als es sich zeigte, dass der Wirt-schaftsaustausch und Handelsverkehr mit diesen Staaten sich positiv entwickelt.

Die Ergebnisse und die Aussicht auf weitere Profite bewogen die Deutschen zur Un-terstützung der Beitrittskandidaten.99 Dies zeigt eine Umfrage (Tab. 3), die Wolf-Die-ter Eberwein und Matthias Ecker-Ehrhardt im Jahr 2001unWolf-Die-ter den deutschen Eliten durchführten. Die Formulare mit der Frage „Was kann Deutschland durch den Bei-tritt Polens zur EU gewinnen?“ wurde an 1.130 Empfänger versandt, 439 ausgefüll-te Fragebögen kamen zurück.100 Dabei konzentrierten sich die Befragten vor allem auf wirtschaftliche Fragen.

Durch eine Erweiterung des Binnenmarkts der Union würde Deutschland als wirtschaftlich stärkstes Mitglied neue Absatzmärkte gewinnen. Diese Überzeugung wurde von 82,3% der Befragten bestätigt. Die wachsende wirtschaftliche Bedeutung in Mitteleuropa im Zuge der Erweiterung könnte auch zu einer steigenden politi-schen Einflussnahme in der Region führen, wovon 60% der Befragten überzeugt waren. Die Öffnung des Markts weckte auch Ängste der Deutschen vor einem An-stieg der Arbeitslosigkeit durch den Zustrom billiger Arbeitskräfte aus dem Osten.

speed/portal/cms/, (November 2007).

98 A. Michalski, H. Wallace, The European Community: the Challenge of Enlargement, Roy-al Institute of InternationRoy-al Affairs, London 1992, S. 56.

99 P. Achten, Die Osterweiterung der Europäischen Union. Beitritts­ und Erweiterungshin­

dernisse im Spiegel ökonomischer Kritik, Verlag Josef Eul, Köln 1996.

100Vgl. eingehender: W.-D. Eberwein, M. Ecker-Ehrhardt, Deutschland und Polen. Eine Wer­

te­ und Interessengemeinschaft? Die Eliten­Perspektive, Leske+Budrich, Opladen 2001, S. 28-42.

Tabelle 3. Würde Deutschland durch einen EU-Beitritt Polens gewinnen? Fünfstufige Antwortskala von 1= „definitiv nein“ bis 5= „definitiv ja“, Antworten 1 und 2 wurden zu „nein“, und 4 und 5 zu „ja“ zusammengefasst.

Quelle: W.-D. Eberwein, M. Ecker-Ehrhardt, Deutschland und Polen. Eine Werte­ und Inte­

ressengemeinschaft? Die Eliten­Perspektive, Leske+Budrich, Opladen 2001, S. 77.

In den Untersuchungen von W.-D. Eberwein und M. Eckera-Ehrhardt äußerte fast die Hälfte der befragten Deutschen (48,4%) solche Befürchtungen.101

Mieczysław Stolarczyk weist darauf hin, dass die ökonomischen Prämis-sen der deutschen Unterstützung für die Erweiterungen sich aus den zunehmenden Handelsbeziehungen mit den Kandidatenländern bei einer gleichzeitigen wirtschaft-lichen Disproportion zwischen der Bundesrepublik und den meisten Beitrittskandi-daten ergibt. Diese Asymmetrie hat einen objektiven Charakter und folgt vor allem aus den differenzierten Wirtschaftsniveaus (Mitteleuropa, Türkei) und der Aufnah-mefähigkeit der Märkte (neue Demokratien im Osten, Türkei).102 Die geografische Nähe (Österreich, Tschechien, Polen) sprach also für einen Anstieg der Auslandsin-vestitionen und eine Intensivierung der Handelsbeziehungen. Sehr verlockend waren auch die neuen Absatzmärkte Mitteleuropa und Türkei – schon aufgrund der geringen Wettbewerbsfähigkeit der örtlichen Erzeugnisse. Im deutschen Interesse lag und liegt die Unterstützung der EU-Erweiterungen aufgrund der Vorteile, die sich aus einem Anstieg des Handelsverkehrs und des Wirtschaftswachstums der Beitrittsländer ergibt, deren Auswirkungen die gesamte Union verspürt. Dies ergab sich aus den Erfahrungen des gemeinsamen Marktes, vor allem verbunden mit der Unterstützung des Staates und der EU, der Wettbewerbsfähigkeit der Erzeugnisse und der Anwendung von Han-delsrestriktionen und mitunter Dumpingverfahren gegen die assoziierten Staaten, wie etwa die Importsperre für Fleisch und Tiere aus Polen und Tschechien im Jahr 1993 im Zusammenhang mit dem Verdacht auf eine Epidemie der Maul- und Klauenseuche.103

Die zweite Norderweiterung um die skandinavischen Staaten weckte keine Befürchtungen bei der deutschen Bevölkerung, was eine eventuelle Arbeitsmigrati-on anging. Auf den Binnenmärkten dieser Staaten traten keine DisproportiArbeitsmigrati-onen

zwi-101 Ebd., S. 75.

102 M. Stolarczyk, Podział i zjednoczenie Niemiec… /Teilung und Vereinigung…/, op. cit. , S. 207.

103 S. Płóciennik, Europejska integracja gospodarcza w polityce RFN (1949-2000) /Die eu­

ropäische Wirtschaftsintegrationin der Politik der BRD(1949-2000)/, Wydawnictwo Uniwersytetu Wrocławskiego 2004, S. 301.

schen der Zahl der Arbeitssuchenden und der verfügbaren Arbeitsplätze auf. Dagegen weckten die großen Einkommensunterschiede zwischen Ost und West, die Probleme bei der Transformation der Wirtschaftssysteme, die erschreckend hohe Arbeitslo-sigkeit, ethnische und politische Konflikte in Mittel- und Osteuropa Befürchtungen vor allem in Deutschland als potenziellem Zielland der Migration.104

Im Jahr 1996 führte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) im Auftrag des Bundeswirtschaftsministerium Untersuchungen über die potenzielle Arbeitsmigration in der EU im Kontext der Osterweiterung durch. Dabei konzent-rierte es sich vor allem auf die Abhängigkeiten zwischen der Migration und den Ein-kommensunterschieden. Die potenzielle jährliche Zuwanderung in der ganzen EU aus den 5 Ländern der CEFTA (Tschechien, Polen, Slowenien, Slowakei, Ungarn) sollte 340.000 bis 680.000 Personen im Jahr 1996 betragen, aus allen 10 Staaten der Osterweiterung zusammen 590.000 bis 1.180.000 Personen. Der damalige Ar-beitsminister Norbert Blüm interpretierte diese Zahlen falsch und führte die öf-fentliche Meinung in die Irre, indem er die Vision von einem Massenansturm aus dem Osten zeichnete. Zu bemerken ist, dass diese Prognose sehr generell war, sich auf den gesamten Bereich der Europäischen Union bezog und die gesamte Be-völkerungsmigration umfasste (nicht nur die Arbeitsmigration). Nach Untersuchun-gen des DIW im Jahr 2005 schwankte diese Zahl zwischen 290.000 und 550.000 für die CEFTA-Staaten und der Zustrom auf den gesamten Arbeitsmarkt der Union belief sich auf 147.000 bis 278.000.105 Gestützt auf die Schätzungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung , die voraussehen, dass 40-50% der gesamten Zu-wanderung auf Deutschland entfallen, ließ sich annehmen, das im Zuge der Oster-weiterung der Zustrom auf den deutschen Arbeitsmarkt im Jahr 2006 etwa 59.000 bis 139.000 Arbeitssuchende zählen würde.106 Nach Prognosen von Rainer Münz und Ralf Ulrich von 1997 hingegen würden bis 2030 (!) nach Deutschland jährlich 30.000 bis 60.000 Immigranten aus den Staaten Mittel- und Osteuropas kommen (nicht gezählt die Staaten des ehemaligen Jugoslawien).107

104 A. Trzecielińska Polus, Wspólnota i sprzeczności interesów Polski i RFN w proce­

sie rozszerzania UE /Interessengemeinschaft und Interessenkonflikte zwischen Polen und der BRD im Prozess der EU-Erweiterung/ [in:] M. Stolarczyk (Hrsg.), Unia Europejska wobec dylematów integracyjnych na początku XXI wieku /Die Europäische Union gegenüber den Integrationsdilemmas zu Beginn des 21. Jahrhunderts/, Wydawnictwo Adam Marszałek, Toruń 2006, S. 510-513. Zur Pro-blematik der Migration nach Deutschalnd aus den Staaten Mittel- und Osteuropas in den neunziger Jahren sowie Prognosen in Zusammenhang mit der Freizügigkeit für Arbeitnehmer nach der Auf-hebung der Übergangsperioden vgl.: B. Dietz, Ost­West­Migration nach Deutschland im Kontext der EU­Erweiterung, „Aus Politik und Zeitgeschichte“ 2004, Nr. 5-6, S. 41-47.

105 F. Franzmeyer, H. Brücker, Europäische Union: Osterweiterung der EU – Konsequenzen und Abeitskräftemigraton, „DIW-Wochenbericht“ 1997, Nr. 5, S. 90-96.

106 C. Kunze, Die Auswirkungen der Osterweiterung der Europäischen Union auf den deut­

schen Arbeitsmarkt, [in:] S. Paraskewopoulos (Hrsg.), Die Osterweiterung der Europäischen Union:

Chancen und Perspektiven, Duncker & Humbolt, Berlin 2000, S. 141.

107 R. Münz, R. Ulrich, Die zukünftige Wachstum der ausländischen Bevölkerung in Deutsch­

Trotz der hohen Arbeitslosenzahlen, besonders in den östlichen Ländern (ca. 20% im Jahr 2006) zeigt der deutsche Markt einen hohen Bedarf an hoch qualifi-zierten Arbeitskräften. Die Zuwanderer aus Mittel- und Osteuropa sind überwiegend jung und im Vergleich mit anderen Arbeitssuchenden auf dem deutschen Arbeits-markt gut ausgebildet. Hinsichtlich des deutschen Sozialnetzes stellt die Zuwande-rung nicht nur keine Bedrohung dar, sondern kann ganz im Gegenteil eine Chance für die Aufrechterhaltung der bisherigen Sozialleistungen sein. Das hängt vor allem mit demografischen Erscheinungen in der Bundesrepublik zusammen. Die deutsche Bevölkerung ist überaltert, die Geburtenrate ist niedrig (1,4‰). Die statistischen Zahlen für 2003 zeigen, dass Menschen über dem 65. Lebensjahr 17% der Gesell-schaft ausmachen, während junge Menschen unter dem 15. Lebensjahr nur 14,9%

darstellen. Es wird geschätzt, dass bei der gegenwärtigen niedrigen Geburtenzahl und ohne Zuwanderung die Bevölkerungszahl von 82 Mio. auf 56 Mio. im Jahr 2050 zurückgehen wird. Dies hätte katastrophale Folgen für das Rentensystem, die Wirt-schaft (Rückgang des Verbrauchs), das Bildungssystems und die Staatsfinanzen.

Zum Vergleich betrugen die entsprechenden Werte für Polen: Geburtenrate 1,2‰;

Personen über dem 65. Lebensjahr 12,5%, unter dem 15. Lebensjahr 17,6% (in Un-garn gar 24,4%). Die Geburtenrate in der Türkei betrug im selben Jahr 2,4‰, der Be-völkerungsanteil über 65 belief sich auf nur 5,9% und unter 15 auf stolze 28,3%.108 Der großer Anteil an jungen Leuten in der Bevölkerung in den Ländern, die sich um Mitgliedschaft in der Europäischen Union bemühen, könnte ein gewisses Gegen-gewicht gegen die alternden Gesellschaften des Westens darstellen.

Mit der Aufnahme der mitteleuropäischen Staaten ist die Bevölkerungszahl in der EU bis 2007 auf 489 Millionen gestiegen. Der Anteil der Staaten dieser Region am Außenhandel der Bundesrepublik in den Jahren 1993-2001 ist von 4,8% auf 8,9%

gestiegen. Die deutschen Einnahmen aus dem Export in der Region sind im selben Zeitraum von 15 Mrd. EUR auf beinahe 54 Mrd. EUR gestiegen und die Einnahmen aus dem Import von beinahe 14 Mrd. EUR auf 51 Mrd. EUR.109 Die wichtigsten Han-delspartner der Bundesrepublik in Mitteleuropa sind Tschechien, Polen und Ungarn.

Die deutschen Direktinvestitionen in der Region allein in der Zeit von 1996-1998 sind von 15,3 Mrd. DM auf 28 Mrd. DM gestiegen. An der Gesamtheit der Direktin-vestitionen der EU-Staaten machen die deutschen InDirektin-vestitionen ein Drittel aus.

Im Dezember 2002 unterstrich Bundeskanzler Schröder im Bundestag, dass die Kandidatenstaaten Mitteleuropas hinsichtlich ihres Wirtschaftswachstums

land. Demographische Prognosen bis 2030, „Demographie aktuell“ 1997, Nr. 12, Berlin, S. 39.

Źródło: http://www.demographie.de/demographieaktuell/index.htm, (Oktober 2007).

108 R. Leunig, EU­Erweiterung, Arbeitsmigration und demographische Entwicklungen in Europa, [in:] I. Stawowy-Kawka (Hrsg.), Niemcy, Europa, Świat. Studia międzynarodowe /Deutschland, Europa, Welt. Internationale Studien/, Kraków: Wydawnictwo Uniwersytetu Jagiellońskiego, 2007, S. 200-203.

Vgl.: S. Kröhnert, F. Medicus, R. Klingholz, Die demografische Lage der Nation. Wie zukunftsfähig sind Deutschlands Regionen. Daten, Fakten, Analysen, Dt. Taschenbuch Verlag, München 2006.

109Vgl. die Daten des Statistischen Bundesamt Deutschland: http://www.destatis.de/.

zu den dynamischsten Weltregionen gezählt werden. Ihr Wachstum betrug im Jahr fast 4%, was über dem EU-Durchschnitt lag. Deutschland als einer der wichtigsten ausländischen Investoren und Handelspartner der mitteleuropäischen Länder liegt an einer Vergrößerung des deutschen Exports. Ganz richtig galt also die Auffassung, dass die Vergrößerung der Nachfrage in den Staaten, die sich um Mitgliedschaft in der Europäischen Union bewerben, und die Verbesserung ihrer Marktaufnah-mefähigkeit zu einem Wirtschaftswachstum in der ganzen EU beitragen werden.110 Für die deutschen Investoren erwies sich die EU-Erweiterung als ausgespro-chen attraktiv, schon allein aufgrund der niedrigeren Lohn- und Lohnnebenkosten in den Ländern Mitteleuropas.

Die ökonomischen Prämissen der EU-Erweiterung um die Türkei waren vor allem von der Sorge um Energierohstoffe bestimmt. In der Region des Kas-pischen Meers gibt es bedeutende Erdgas- und Erdölvorkommen und die Tür-kei liegt in der Nähe dieser strategisch wichtigen Region.111 Seit Inkrafttreten der Zollunion zwischen der Union und der Türkei Anfang 1996 hat ein dynami-scher Anstieg des Handelsverkehrs zwischen den Staaten des sich integrierenden Europa und der Türkei eingesetzt. Deutschland ist unter den EU-Mitgliedsstaaten einer der größten Handelspartner der Türkei. Im Jahr 2002 importierte die Türkei aus Deutschland Waren mit einem Gesamtwert von 7,5 Mrd. EUR, was 13% ihres gesamten Imports ausmacht. Der Export aus der Türkei in die Bundesrepublik betrug im selben Jahr 6,9 Mrd. EUR, das ist 17% des gesamten türkischen Exportvolumens.

Deutschland ist der wichtigste ausländische Investor in diesem Land, seit 2002 noch vor den Vereinigten Staaten.112

W dokumencie Katowice 2011 (Stron 53-59)