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Die Versuchung des Columba und die Königslegende in den Augen

und Zeitgenossen der Dichterin. Ein Vergleich

In seinen Skizzen zu einem Porträt verglich Ernst Molden die Columba-Novelle mit der Königslegende und kam zum Schluss, dass in beiden Texten „[…] Menschen einfacher und schlichter in ihrer Art, aber großer Linienführung in Erscheinung treten“.752 Er

asso-749 Horeb wird häufi g mit dem Sinaiberg gleichgesetzt.

750 Paula von PRERADOVIĆ: Die Versuchung des Columba, a.a.O., S. 863.

751 Ebd., S. 881.

752 Ernst MOLDEN, a.a.O., S. 75.

ziierte diese literarischen Gestalten mit den Skulpturen des Bildhauers Ivan Meštrović,

„dessen in Stein gehauene Figuren gleichfalls Trägern vorzeitlicher, […] wuchtiger Schicksale vergleichbar und von archaischer Größe sind“.753

Die beiden letzten Werke Paula von Preradović’ seien „getragen von dem Wissen um die Bedeutung des Satzes: »Dein Wille geschehe…«“754, schrieb der Journalist und Lite-raturwissenschaftler Werner Röttinger. Weiter heißt es in seinem Vorwort zu Meerferne Heimat: „Sprachlich, in Wucht, Kürze, Anlage und Aufbau der Ballade verhaftet, erweist sich die Novelle als Seelenstudie voll Eindringlichkeit und Größe […]“.755 Iona, der Ort der Handlung mag zwar eine Insel im Nordatlantik sein, doch „das Meer, das ihre Ufer umspült, gleicht der Adria, die Stürme, die sie umtosen, den Stürmen der Kindheit, die Vegetation scheint vertraut“.756 Röttinger zufolge weist also nicht nur die Problematik beider Texte Parallelen auf – diese seien auch in den Landschaftsbeschreibungen bemerkbar, deren Inspirationsquelle in der Kindheit der Dichterin liege.

Weiter deutet Röttinger darauf hin, dass die Sehnsucht nach der Heimat den gemein-samen Nenner beider Novellen bildet. Zwar stünde in dem Text über den irischen Heiligen das Versuchungsmotiv im Vordergrund, doch die wirkliche Bedrohung wurzle im Heimweh Columbas, das infolge der Begegnung mit Maurinn die Oberhand zu gewinnen droht. Die Versuchung käme von einer liebenden Frau, doch diese sei nur ein indirekt handelndes Element.757

Schließlich widmet Röttinger seine Aufmerksamkeit auch dem stark begrenzten Umfang der Novelle, welche die Königslegende an Knappheit und Konzentriertheit übertrifft.

Der Schilderung sei im Text „kaum Raum gewährt, der Stimmungsmalerei kein Platz gesichert. Stimmung und Milieu entfl ießen dem Gespräch des Mönchs mit der Frau.

Kurz und prägnant in Rede und Gegenrede, gedanklich von seltenem Reichtum […]“758 sei die Novelle, deren Handlung auf der einsamen Hebrideninsel spielt.

Auch der Literaturwissenschaftler Reginald Vospernik äußerte die Meinung, die Ver-suchung des Columba sei „konzentrierter, stilistisch suggestiver und einprägsamer“759 als die Königslegende. Beide Texte hätten jedoch eines gemeinsam – sie entstanden in einer Zeit, als die Schriftstellerin südslawische Volkslieder, die Dichtung Homers und die Heilige Schrift für sich neu entdeckte. Die Lektüre dieser Werke sei nicht ohne Wirkung auf die stilistische Ausprägung beider Novellen, besonders aber auf den letzten zu Lebzeiten der Dichterin erschienenen Text geblieben. Charakteristisch seien also in beiden Texten Vergleiche aus der Bibel, Wiederholungen, eine einfache und klare Sprache sowie der Verzicht auf alles Unwesentliche.760

Vospernik stellte die fragwürdige These auf, dass Die Versuchung des Columba lediglich das Thema der Königslegende, also den Verzicht auf die Heimat und die Ergebung in

753 Ebd.

754 Werner RÖTTINGER: Vorwort, a.a.O., S. 20.

755 Ebd., S. 21.

756 Ebd.

757 Vgl. ebd.

758 Ebd., S. 22.

759 Reginald VOSPERNIK: Paula von Preradović, a.a.O., S. 41.

760 Vgl. ebd., S. 161.

den Willen Gottes abwandle.761 Schließlich wies er – ähnlich wie Röttinger – darauf hin, dass das Meer, nach dem sich die Dichterin lange Zeit sehnte, der Schauplatz beider Prosawerke ist.762 Wie die obigen Ausführungen jedoch gezeigt haben, gibt es zwischen beiden Texten weitreichende Unterschiede, die Vosperniks These widersprechen.

Darüber hinaus erweitert Vospernik Paul Thun-Hohensteins These von den drei Sehnsüchten, von der bereits im Subkapitel über das christliche und humanistische Menschenbild die Rede war, auf die Königslegende. Er fragt: „Ist es nicht auch […] so, daß Slavatz dieses dreifache Sehnen kennt? Heimat, heimatliche Menschen und heimatlich-östliche Kulturwelt; und daß er lernen muß, auf all das zu verzichten“.763 Auch diese These ist zweifelhaft, denn man kann im Falle des Kroatenkönigs kaum von einer göttlichen Berufung sprechen, von der sich dieser überfordert fühlt, wie das bei Columba der Fall ist. Für die zweite Sehnsucht des irischen Abtes fi ndet sich also in der Königslegende keine Entsprechung, was Vospernik außer Acht lässt.

Einer der wichtigsten Unterschiede zwischen der Versuchung des Columba und allen anderen prosaischen Werken der Dichterin sei die besondere Rolle der Liebe. Nur sie mache es möglich die Sehnsucht nach der Heimat zu überwinden.764 Vospernik meint, dies sei das eigentlich Neuartige an diesem Text765, was aber genauso zweifelhaft erscheint, da in der Königslegende die Liebe eine ähnliche Rolle spielt. Auch habe Columba erkannt, dass die Liebe und der Tod Maurinns gottgewollt waren, damit er seine Sendung getreuer erfülle.766

Unter den Texten, die in der vorliegenden Arbeit analysiert werden, kommt der Columba-Novelle eine besondere Bedeutung zu. Bei ihrer Entstehung spielte wahrscheinlich Preradović’ Neulandgesinnung, aber auch ihre Faszination für das Urchristentum, welches die Dichterin überaus stark inspirierte, eine wesentliche Rolle. Die Versuchung des Co-lumba gibt dem Leser Aufschluss über das christliche und humanistische Menschenbild der Dichterin. Die Analyse der beiden zentralen Gestalten bewies deren Realitätsnähe und zeigte, dass auf Preradović nicht die idealisierten Heiligenfi guren, wie man sie in hagiographischen Texten vorfi ndet, sondern Menschen aus Fleisch und Blut, die trotz ihrer Schwächen ihr Vertrauen auf Gott zu setzen vermögen, anziehend und erbauend wirkten. Columba ist kein Fanatiker, er ist nicht unfehlbar und besitzt wie jeder Mensch Schwächen. Deshalb mutet er lebensecht an und weckt beim Leser eine gewisse Sympathie.

Er verweist auf das Humanistische im Welt- und Menschenbild der Autorin und ist in dieser Hinsicht eine der Schlüsselfi guren ihres gesamten Schaffens.

761 Vgl. ebd., S. 41.

762 Vgl. ebd.

763 Ebd., S. 65.

764 Vgl. ebd., S. 66.

765 Vgl. ebd.

766 Vgl. ebd.

autobiographischen Romans (1967)

In ihren letzten Lebensjahren wollte Paula von Preradović einen autobiografi sch und familiengeschichtlich geprägten Roman schreiben, der als Summa ihres dichterischen Lebens und Schaffens sowie ihres denkerischen und religiösen Weges geplant war.767 Dieser sollte den Titel Pelagia auf dem berstenden Stern tragen. Der Dichterin gelang es nie ihr Vorhaben zu verwirklichen, denn sie erkrankte schwer und starb im Frühling des Jahres 1951. Drei kurze Texte (Ewiges Land. Ein Vorgesang, Von Hassan, Saigon und der grünen Kugel, Die Weihnachtsbucht), die den Roman eröffnen sollten, erschienen erstmals in geschlossener Folge in dem Band Paula von Preradović. Porträt einer Dichterin (1955), anschließend in den Gesammelten Werken (1967) der Dichterin.768 Dabei wurden sie unter dem Titel Kindheit am Meer. Fragmente eines autobiogra-phischen Romans zusammengefasst. Kindheit am Meer ist zugleich der Titel eines Gedichtes aus dem Jahr 1930, außerdem trägt ihn als Überschrift der Versuch einer selbstbiographischen Skizze, den die Zeitschrift »Schönere Zukunft. Wochenschrift für Kultur und Politik, Volkswirtschaft und Soziale Frage« (Verlagsort Regensburg, Redaktion Wien) etwa Anfang der dreißiger Jahre bei der Schriftstellerin bestellte.769 Der unvollendete Text wurde zum ersten Mal in den Gesammelten Werken (1967) veröffentlicht und bildet heute eine Art Ergänzung der entstandenen Bruchteile des Pelagia-Romans.

Das autobiographische Werk sollte Ausdruck des menschlichen Kampfes gegen die Entwurzelung und Entfremdung770 sein. Den Übeln der Zeit könne der Mensch nur mit helfender Nächstenliebe sowie einer offenen und klaren Beziehung zu Gott und der Schöpfung begegnen.771 Ernst Molden beschrieb die literarischen Pläne seiner Frau in seinen Skizzen zu einem Porträt und fasste deren Essenz in folgende Worte:

Sie [also Paula von Preradović – Anm.: M.S.] sollte Pelagia getauft werden. Ihre Urgroßmutter tief drunten in Kroatien hatte so geheißen, und die Dichterin fand den Namen schön. Sie fand

767 Vgl. Kurt EIGL: Vorwort zu »Kindheit am Meer. Fragmente eines autobiographischen Romans«, in:

Paula VON PRERADOVIĆ: Gesammelte Werke. Herausgegeben, eingeleitet sowie mit Vor- und Nachwort versehen von Kurt Eigl, Wien 1967, S. 893.

768 Vgl. ebd., S. 894.

769 Vgl. ebd.

770 Diesem in der modernen Welt weit verbreiteten Phänomen soll im Kapitel über die Abhandlung Ein Jugendreich mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden.

771 Vgl. Reginald VOSPERNIK: Paula von Preradović, a.a.O., S. 50.

es auch richtig, daß ihrer jüngsten Heldin gerade dieser Name einer der harten und tapferen Frauen von der alten »Grenze« gegeben werde, richtig und symbolhaft. Denn diese neue Pelagia sollte ja in der Mitte eines Buches stehen, dem die Geschicke einer harten Gegenwart den Rahmen bieten würden, die eben erlebten Schicksale der eigenen Zeit. […] Sie wollte ihm nicht wenig von ihrem eigenen Erleben mitgeben, ihn auf breite Strecken zu etwas wie einer halben Selbstbiographie werden lassen. Er sollte sich dem Leser als die Geschichte eines Menschen darbieten, der in diese Welt, die aus den Fugen ist, hineingestellt, sich in immer höherem Maß von dem Wusch erfüllt fi ndet, den Brüdern und Schwestern auf der bebenden Erde die inneren Kräfte wecken zu helfen, um zu bestehen und zu überwinden.

Eines Menschen, der in jedem Augenblick bereit war, offenen Auges und offenen Herzens die Schönheit der Schöpfung in sich aufzunehmen, in jedem Augenblick aber auch bereit, dem Auferlegten gewachsen zu sein, hinter dem Gottes Wille steht. Pelagias Geschichte sollte auf diese Weise als ein richtiges Buch der Zeit, in ein Schicksal zusammengefaßt, ein Stück leidende und liebende, kämpfende, verzichtende und siegende Menschheit von heute für die Künftigen aufbewahren […].772

Kurt Eigl schrieb hingegen, dass „[…] apokalyptische Gefühle, die sich mehr oder minder laut in ihrem [also Preradović’ – Anm.: M.S.] Werk immer wieder zu Worte melden […] und ein seherisches Wissen vom Wandel der Zeit und von dem Abgrund, an dem sich der Mensch von heute seit dem Zerfall der alten sozialen, denkerischen und religiösen Ordnungen und seit den materiellen Auswirkungen der Atomphysik dahinbewegt […]“773, die Dichterin zu jenem Titel inspiriert hätten.

Preradović schaffte es nur Teile des geplanten Textes zu schreiben, in deren Mittelpunkt, ähnlich wie auch in vielen anderen ihrer epischen und lyrischen Dichtungen, das Erlebnis des Adriatischen Meeres steht. Eine schwere Erkrankung, die schließlich zum Tod der Autorin führte, hinderte sie an der Umsetzung ihres Vorhabens. Da aber der Roman „[…] das Buch eines Lebens werden sollte, in dem sich ein Stück Gegenwart, sonderlich österreichische Gegenwart so getreu wie in wenigen anderen Leben spiegelte, wird, daß es ungeschrieben blieb, nicht nur als ein literarischer Verlust zu beklagen sein […]“774, schrieb wenige Monate nach dem Tod seiner Frau Ernst Molden.

In den meisten autobiographischen Texten kommt es zu einer inhaltlichen Reduktion auf die Erlebnis- und Erfahrungswelt des Ich, wobei der Rezipient intuitiv annimmt, dass dieses mit dem Ich des Autors identisch ist. Die Literaturwissenschaftlerin Joan Kristin Bleicher stellte fest, dass solche Texte einen besonders starken Authentizitäts- bzw.

Wahrheitsanspruch besitzen.775 Deshalb werden sie auch von christlichen Schriftstellern,

772 Ernst MOLDEN: Skizzen, a.a.O., S. 11f.

773 Kurt EIGL: Vorwort zu »Kindheit am Meer. Fragmente eines autobiographischen Romans«, a.a.O., S. 893.

774 Ernst MOLDEN: Skizzen, a.a.O., S. 11f.

775 Bleicher wies auch darauf hin, dass fi ktionale Texte für die Vermittlung religiöser Inhalte schlecht ge-eignet sind. Stelle der Autor seinen Anspruch, religiöse Inhalte zu vermitteln, gleichwertig neben die Absicht, einen fi ktionalen Text zu verfassen, so komme es zu einem Konfl ikt der Wahrscheinlichkeit des beschriebenen Geschehens und der Glaubwürdigkeit der dargestellten Figuren mit dem Wahrheitsanspruch der eigenen Glau-bensauffassung. Dichtung könne nur innerhalb der dargestellten Fiktion »wahr« sein. Das Christentum erhebe

die ihre persönliche Glaubensauffassung überzeugend vermitteln wollen, bevorzugt verwendet. Pelagia auf dem berstenden Stern sollte – als autobiographisch geprägter Text – diese Funktion erfüllen. Bleicher unterscheidet ferner vier Formen autobiogra-phischer Wahrheit776 und räumt ein, dass Texte, die dieser Gattung angehören, oftmals Kombinationen jener Formen bilden.777 Im Falle des Pelagia-Romans kommen zwei Arten von Wahrheit in Frage – die »erinnerte« und die »unmittelbar erfahrene Wahrheit«.

Zwischen der autobiographischen Darstellungsform und der Religion gibt es einen wichtigen Zusammenhang, der darin besteht, dass für beide die Frage nach der Wahrheit einen Schwerpunkt bildet. Die Autobiographie scheint deshalb eine literarische Form zu sein, die der religiösen Fragestellung nach Wahrheit besonders entspricht.778 Dies ist möglicherweise der wichtigste Grund, weshalb Paula von Preradović ihr Lebenswerk mithilfe eines solchen Romans resümieren wollte. Die Wahl dieser literarischen Aus-drucksform, um religiöse Inhalte und Erfahrungen mit einem gewissen Wahrheitsanspruch zu vermitteln, ist durchaus häufi g zu beobachten.779 Bleicher geht in ihren Behauptungen noch weiter: Im Rahmen der religiösen Autobiographie stehe ihrer Meinung nach die auf persönlicher Erfahrung basierende subjektive Wahrheit des Gläubigen stellvertretend für den Wahrheitsanspruch seiner Religion selbst. Das Leben des Autobiographen erhalte für den Leser einen über das Subjekt hinausweisenden Zeichencharakter.780 Dieses Phänomen, welches in vielen religiösen Selbstbiographien der Gegenwart anzutreffen ist, tritt auch in den kurzen Texten der österreichischen Schriftstellerin auf, von denen in diesem Kapitel die Rede sein soll.

In der Autobiographie steht das Individuum im Zentrum des Textes. Dieses Individuum ist selten statisch und entwickelt sich auf die eine oder andere Weise. Die Pelagia-Fragmente lassen vermuten, dass – wäre das Werk jemals vollendet worden – das erzählende Subjekt einen sehr bewegten inneren Werdegang hätte. Die Dichterin hätte mit großer Wahrscheinlichkeit den christlichen Prozess der Identitätsfi ndung in der Beziehung zu Gott geschildert. Die zeugnishaft vermittelte Suche nach der Wahrheit, die Beschreibung des Glaubenswachstums und der Bekehrung bilden nämlich häufi g einen inhaltlichen Schwerpunkt der Autobiographie religiöser Autoren.781 In vielen Texten dieser Art versuchen Schriftsteller aus rückblickender Perspektive die Führung Gottes

hingegen den Anspruch, umfassende, allgemeingültige Wahrheit zu vermitteln. Im Rahmen der literarischen Darstellung werde jedoch die Wahrheit des Christentums in der Erfahrungs- und Refl exionsbegrenzung litera-rischer Gestalten relativiert (vgl. Joan K. BLEICHER, a.a.O., S. 194f.). Anders verhält es sich im Falle der auto-biographischen Texte, in denen Autoren ihre persönlichen Glaubenserfahrungen ohne die Vermittlungsinstanz einer fi ktiven Gestalt beschreiben, die Inhalte der Religion also in ihrer Person konkretisieren (vgl. ebd., S. 201).

776 Dabei handelt es sich um folgende vier Wahrheitsformen: (1) die erinnerte Wahrheit (Was stellt sich in der Erinnerung des Autors als wahr dar?), (2) die unmittelbar erfahrene Wahrheit (Was erlebt das Ich im Augenblick der Gegenwart als wahr?), (3) die rekonstruierte Wahrheit (Der Autor versucht sich anhand von historischen oder persönlichen Quellen einer »objektiven« Wahrheit anzunähern), (4) die rezipierte Wahrheit (Was wird dem Autor in der Gegenwart als wahr vermittelt?) (vgl. ebd., S. 38f.).

777 Vgl. ebd.

778 Vgl. ebd., S. 39.

779 Vgl. ebd.

780 Vgl. ebd.

781 Vgl. ebd., S. 201f.

in ihrem Leben zu erkennen und zu veranschaulichen. Der Prozess des Schreibens gibt oft den Anlass zu einer gründlichen Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit, zur Suche nach Momenten, in denen Gott in das individuelle Ergehen eingreift und dieses lenkt. Als Resultat des Schreibprozesses erhält die Existenz eine sinnvolle Ordnung und zeigt sich als ein Weg der subjektiven Hinwendung zum Glauben, ein Weg, an dessen Beginn Gott steht.782 Bei der Analyse solcher Texte muss die Frage nach der Auswahl der beschriebenen Lebensabschnitte gestellt werden. Beschreibt der Autor nur die Ereignisse aus seiner Vergangenheit, in denen er die Führung Gottes erkennt? Ignoriert er jene Lebensbereiche, die aus seiner Sicht ungeordnet wirken und zu dem Gesamtbild nicht passen?783 Eine derartige Untersuchung ist zwar im Falle der Fragmente, die in diesem Kapitel behandelt werden, nicht möglich, doch es wäre vielleicht eine andere Fragestellung sinnvoll: Weshalb wählte die Schriftstellerin jene und nicht andere Ereignisse als Einführung für ihren Roman?